Auf ernsthafte Fragen ernsthafte Antworten.
1. Ein für bemannte Flüge zum Mond geeignetes Raumschiff muss wegen der hohen Wiedereintrittsgeschwindigkeit robust gebaut sein. Das
Orion-Raumschiff wiegt beim Start fast 30 t, die
chinesische Mondrakete kann 25 t in einen Transferorbit zum Mond befördern. Die 8,6 t der Ariane 64 reichen bei weitem nicht aus. Und bedenke, das ist nur für ein Raumschiff! Für einen Lander brauchst Du eine zweite solche Rakete.
2. Die Chinesen entwickeln ihre Mondrakete seit 2017, wobei sie zum Teil auf existierender Technologie wie den
YF-100-Triebwerken und den Raketenröhren der
Changzheng 5 aufbauen. Die CZ-5 entspricht mehr oder weniger der Ariane 6. Die chinesische Mondrakete soll 2027 ihren Erstflug absolvieren und 2030 eine Mondlandung ermöglichen. Wenn man sich also bei der ESA nächste Woche aufrafft, könnte raketenmäßig 2036 ein deutsch-französisches Pärchen auf dem Mond stehen. Bedenke: durch das System der
Zentral Verwalteten Unternehmen (vulgo "Staatsbetriebe") sind die Chinesen wesentlich effizienter und kostengünstiger als der Rest der Welt. Bei der ESA wandert das Geld aus den Staatskassen in die Kassen der ArianeGroup, bei der CMSA wandert das Geld in einem Wirecard-mäßigen Kreislaufgeschäft aus der Staatskasse in die Staatskasse und generiert unterwegs Bruttosozialprodukt. Die CMSA bekommt mehr Raumfahrt für den Euro als die ESA.
3. Die ESA hat mit dem Servicemodul des Orion schon mal ein Stück Raumschiff. Das wirkklich schwierige Problem ist der Hitzeschild. Dafür braucht man viel Erfahrung. Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob man so etwas für Sonden baut, oder für Menschen. Amerikaner, Russen und Chinesen haben Jahrzehnte gebraucht, um sich das zu erarbeiten.
4. Beim bemannten Lander verwenden die Chinesen das vom
Chang’e-3-Bus her seit 2013 bewährte
YF-36-Triebwerk. Das hat bei unbemannten Missionen bis jetzt dreimal einwandfrei funktioniert. Die Hindernisvermeidung etc. ist auch von den unbemannten Chang’e-Sonden übernommen. Die ESA ist bis jetzt noch kein einziges Mal auf dem Mond gelandet. Unbemannte Sonden zur Technologieerprobung könnte man durchaus mit der Ariane 6 hochschicken. Die Chinesen haben 2006 mit der Entwicklung unbemannter Mondlander begonnen und wollen wie gesagt 2030 bemannt landen. Wenn sich die ESA nächste Woche aufrafft, könnte landermäßig 2047 ein italienisch-spanisches Pärchen auf dem Mond stehen. Bedenke: bei einer Mondumkreisung sind die Chancen für eine Rückkehr relativ gut (siehe Apollo 13). Wenn Du auf dem Mond strandest, weil die Triebwerke wegen Einstaubung nicht zünden, hast Du ein ernsthaftes Problem.
5. Das kostet alles viele viele Milliarden. Zur Einordnung: die Chinesische Raumstation, so wie sie momentan um die Erde fliegt, kostete 30 Milliarden Yuan, die Entwicklung der schweren Trägerrakete
Langer Marsch 9 kostet 100 Milliarden Yuan. Für ein europäisches Mondprogramm musst Du mindestens das Gleiche in Euro rechnen. 100 Milliarden sind das Sondervermögen für die deutsche Bundeswehr. Wenn man bedenkt, dass sich das Ganze auf mehrere Jahrzehnte verteilt, wäre das durchaus machbar. Der politische Wille muss jedoch bezweifelt werden.
6. Zur NASA kann ich nichts sagen, aber die Chinesen würden 2047 eine bemannte Station mit oberirdischen Wohnmodulen besitzen, von wo aus drei Personen während des Polarsommers die Radioteleskope und Prospektionsroboter beaufsichtigen. Eine unterirdische Station ist geplant, da muss man aber die seismologischen Untersuchungen von
Chang’e 7 abwarten. Die Chinesen sind sich von zuhause her der Erd- bzw. Mondbebenproblematik sehr bewusst.
7. Was Europäer auf dem Mond machen sollen, wenn sie schon Probleme haben, die allererste Landung zu finanzieren, vermag ich nicht zu sagen.