Die Darstellung von Aliens i.V. mit einem falschen Bild von Kolonialismus

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Offline tul

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Das Thema ist für manche ein bisschen heikel , aber es gibt nun mal ein falsches Bild von Kolonialismus dass sich mittlerweile auch in der Darstellung von Aliens wiederspiegelt.
Es gibt die Meinung, dass eine technologisch hochstehende Macht Kraft ihrer Technologie es geschafft hat andere Völker zu erobern, kolonialisieren und über längere Zeiträume zu unterjochen. Gerne wird dabei auf das Beispiel des Untergangs der Azteken durch das Eintreffen der Spanier verwiesen. Diese Meinung wird dann auf das theoretisch mögliche Eintreffen von Aliens übertragen.
Das Problem ist nur so hat Kolonialismus nie funktioniert. Die Spanier hatten gegen die Azteken Verbündete vor Ort, bei denen die Azteken verhasst waren. Nur aus diesem Grund haben die sich den Spaniern angeschlossen. Sonst hätte die Eroberung nicht funktioniert. Ein anderes Beispiel ist Indien. Wie haben es maximal ungefähr 50000 Briten geschafft ungefähr 200 Millionen Inder zu kontrollieren? Ein potentielle Kolonialmacht muss versuchen die Elite des Landes zu spalten bzw. auf seine Seite zu ziehen. Das hat aber nichts mit Technologie zu tun. Sonst wären zahlreiche Staaten auch heute noch Kolonien.

Es gab/gibt auf N24 eine zweiteilige Dokumentation über einen theoretischen Angriff von Aliens. Die geht der Frage nach wie so eine Invasion ablaufen könnte. Wenn die mindestens monatelang hierher unterwegs sind, können die nur beschränkt Material transportieren. Vor allem wenn es sich nur um ein Raumschiff handelt ... . Als Folge hieraus bräuchten die mehrere Produktionsbasen auf der Erde und das ginge nur mit lokalen Verbündeten. Die Darstellungen sind daher falsch.

McFire

  • Gast
Ich finde, das ist ein bissel zusehr an irdische Denkweise angebunden. Was ist , wenn diese Leutz sich durch eine unendliche Geduld auszeichnen?
Motto : "Ok, in 2700 (Jahren, xyz, sonstwas) ist es aus mit unserem Stern. Bis dahin bauen wir in aller Ruhe 5600 Raumschiffe der 4000 (Tonnen) Klasse, rüsten sie mit Lebenssicherungsalgen in dreifacher Sicherheit aus und nehmen kräftig was zum Ballern mit. Möglichst etwas Größeres als die normalen Planetensprenger".

Die dürften auch schlau genug sein, nicht mal ansatzweise mit Bewohnern zu rechnen, die man als 5. Kolonne einsetzen kann. Weil, es wäre eh unökonomisch, in die Erforschung der vorhandenen Bewohner Zeit zu investieren.
Nämlich - Wer es überhaupt schafft , ein Raumschiff für Interstellar zu bauen, wäre geradezu blöd , wenn er wirklich nur eins losschickt.....

« Letzte Änderung: 12. Mai 2015, 17:54:03 von McFire »

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Offline ZeT

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Ich denke auch das der Vergleich etwas hinkt. Klar hatten die Spanier einen Technologievorteil, aber halt nicht so groß das man auf Verbündete hätte verzichten können.

Man stelle sich vor die hätten damals die Technik von heute gehabt - da braucht es keine Verbündeten wenn man mit einem Flugzeugträger vor der Küste rum schippert.

Offline TWiX

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Ich glaube, das ganze Konzept von wegen Alien-Invasion ist ein falsches Bild. Da dürfte die Kolonialvergangenheit durchaus als Vorlage genommen worden sein, so sehr, wie sich die Motive in den Science-Fiction-Werken und der Kolonialzeit ähneln (Ausbeutung und Ausrottung unterlegener Völker, Beanspruchung ihres Landes und ihrer Ressourcen), Paradebeispiel dürfte da "Independence Day" sein.
Aber realistisch betrachtet, dürfte eine Zivilisation, die in der Lage ist, über Lichtjahre hinweg zu reisen, sich sicherlich nicht die Erde unter den Nagel reißen wollen, da es hier so gut wie nix gibt, was man woanders nicht billiger bekäme. Rohstoffe dürften sich für eine raumfahrende Zivilisation viel eher über Asteroidengürtel abbauen lassen und wer in der Lage ist, eine interstellare Expedition auszurüsten, wird wohl kaum kommen, um die Erde als verlängerte Werkbank zu verwenden. Im Vergleich zu deren Produktion dürfte alles, was wir denen zu bieten haben nicht mehr als ein Witz sein. Einziges einigermaßen realistisches Szenario, in dem Aliens die Erde kolonialisieren, wäre eine ausserirdische Zivilisation aus direkter Nachbarschaft, die mittels ihrer Technologie nur einen einzigen habitablen Planeten im Umkreis erreichen kann, eben die Erde.
Das ist eben der große Unterschied zum Kolonialismus: da hatten Eroberte und Eroberer im besten Fall ein Produktivitästunterschied vom Faktor 2, was wirtschaftliche Ausbeutung durchaus noch lohnenswert macht. Der Unterschied dürfte im Vergleich zu raumfahrenden Zivilisationen deutlich höher ausfallen, was bei Ausbeutung einfach nicht den Nutzen rechtfertigt. Und eine weit genug fortgeschrittene Zivilisation sollte eigentlich über die Mittel verfügen, Terraforming oder den Bau großer Raumstationen durchzuführen, wodurch Landnahme auch als Motivation wegfällt.
Zusammengefasst hat das populärkulturelle Bild von Alien-Zivilisationen in vielen Fällen Ähnlichkeit mit kolonialistischen (und sehr Irdischen) Mächten, wohingegen man bei genauerem Nachdenken zu der Hypothese gelangt, dass all die Motive für Kolonialismus, die so gerne auf Aliens übertragen werden, für diese aus aufgeführten Gründen wohl eher nicht zutreffen.

Aber ich schätze, die viel größere Gefahr durch Aliens lauert in der versehentlichen Sprengung der Erde, wenn mal wieder ein transstellarer Highway gebaut werden muss. Aber zu unserer Verteidigung: das Planungsbüro ist echt verdammt weit weg  ;) ;D
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Offline Sensei

  • Raumcon Moderator
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Naja. Auch für sehr weit fortgeschrittene Zivilisationen zählen physikalische und chemische Grenzen.

Wenn nicht doch noch ein Warpantrieb o.ä. erfunden wird wird nur ein bruchteil der startenden Raumschiffmasse als Nutzlast hier im Solsystem ankommen.

Um mal irgend eine Zahl in den Raum zu werfen: mehr als einige zehntausend Tonnen Nutzlast werden diese 'Kolonisten' nur sehr schwierig hier her bekommen. Und damit eine komplette eigene Wirtschaft (oder gleich O'Neill cylinder) aufzubauen ist zumindest alles andere als einfach.

Das wird wesentlich einfacher wenn man sich bei der ankunft auf IRGEND ETWAS stützen kann. Und wenn es auch nur'Ameisen' sind die rohstoffe von rings um den Planeten abbauen und vorraffinieren.

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Offline Lumpi

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Das ganze Thema ist doch an den Haaren herbeigezogen...

Falls es eine Invasion von "Aliens" auf der Erde zu erwarten ist, oder sie es womöglich schon gab, dann doch eher durch Mikroben oder ähnliches, die per Anhalter auf einem Kometen anreis(t)en. Das heißt nicht, dass das nicht minder gefährlich für uns Erdlinge werden könnte...

Ansonsten ist ein bisschen Kolonialgeschichte im Raumfahrt-Forum....... nett.  :)
Das Bekannte ist endlich, das Unbekannte unendlich.