Buch: Atlas - The Ultimate Weapon

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Martin

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Buch: Atlas - The Ultimate Weapon
« am: 07. November 2014, 15:27:55 »
Titel: Atlas - The Ultimate Weapon
Author: Chuck Walker with Joel Powell
ISBN: 1-894959-18-3
Jahr: 2005

Chuck Walkers Buch ueber das Atlas Waffenprogramm kann gewissermassen als das Gegenstueck zu "Titan II - A Cold War Missile Program" gesehen werden. Die Atlas war die erste Interkontinentalrakete der USA und eines der groessten und teuersten amerikanischen Technologieprogramme ueberhaupt mit Kosten von mehr als 6 Mrd USD und mehr als 100,000 Beschaeftigten zu Hochzeiten. Obwohl sie von der sowjetischen R-7 geschlagen wurde, was den ersten Testflug anging, wurde sie doch zur ersten Einsatzbereiten ICBM der Welt im Jahr 1959. Ausgemustert wurde sie schon wieder im Jahr 1965, aber das Atlas ICBM Programm legte den Grundstein fuer die wichtigste amerikanische Traegerraketenfamilie, deren Geist mit der Atlas V und Centaur Oberstufe noch heute weiterlebt.

Walkers Buch besteht aus 2 Hauptteilen mit insgesamt 20 Kapiteln sowie Anhang. Das Besondere an dem Buch ist (Vor- und Nachtteil zugleich), dass es von einem Beteiligten des Atlas Programmes geschrieben wurde. Walker war von 1958 bis 1963 Program Planning Control Manager fuer das Atals Program bei Convair-Astronatuics, dem Entwickler und Hauptauftragnehmer fuer das Atlas Programm.

Dadurch hat das Buch eine sehr persoenlich Note mit vielen persoenlichen Anekdoten und Einblicke in die Organisation des Programmes. Durch diesen Insider Blickwinkel geht aber auch manchmal die Uebersicht verloren und es fehlt in den einzelnen Kapiteln oftmals der Leitfaden und auch groessere Kontext. Walker will mit diesem Buch vor allem den Beteiligten des Programmes ein Denkmal setzten, und es kommen unglaublich viele Namen von Programmmanagern, Ingenieuren und USAF Personal vor mit vielen Originalzitaten. Aber man verliert als Aussenstehender da schnell den Ueberblick.

Das Buch ist auch auschliesslich aus Sicht von Convair geschrieben, dadurch fehlt der groessere Rahmen und wie das Atlas Programm sich in die damalige militaerische und technische Situation der USA und Welt einfuegt. Dafuer erhaelt man aber unglaublich viele Details zu Beschaffung, Organisation, Recruitment, Convair-USAF Beziehungen, Leben der Beteiligten auf den teilweise entlegenen Testbasen usw. Es gibt auch interessant Einblicke in die Fruehzeit der Cape Canaveral Air Force Station aus den 1950er Jahren.

Im zweiten Teil des Buches geht es dann um die Atlas als Traegerrakete von der Atlas B mit Score 1958 bis zur Atlas V, mit der Centaur Oberstufe als Schwerpunkt. Die Centaur wurde aus der Atlas Hauptstufe heraus entwickelt und war die erste grosse Stufe welche H2/LOX verwendete.

Das Buch enthaelt viele Bilder, Tabellen, technische Graphiken und Karten, welche das ganze abrunden. Sehr befremdlich sind dabei einige Farbaufnahmen von Atlas ICBM, welche fuer Test auf ihren Einsatzbasen aufgerichtet dampfend in der Praerie stehen. Man kennt diesen Anblick ja von den CC oder VAFB, aber so mitten auf der Kuhweide mit einigen Scheunen im Hintergrund wirken der Anblick der Raketen doch sehr fremd.

Insgesamt ein sehr interessantes Buch, aber wie oben beschrieben nicht einfach zu lesen. Vor allem fuer solche Leser interessant, welche einen Einblick in den Alltag der Manager bzw die Umsetzung frueher Raketenprogramme erhalten wollen.

Martin

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Re: Buch: Atlas - The Ultimate Weapon
« Antwort #1 am: 08. November 2014, 04:30:37 »
Das schoene Zitat aus dem Buch will ich dann doch nicht vorenthalten. Es geht um die Leute, welche am Atlas Programm auf der Edward Rocket Base gearbeitet haben:

Zitat
Of course, they were well paid for the hours, but it was easy come, easy go. If the hours seemed to get too long, they could always pop a pill. To this end, some got their wives' reducing pills and took them as waker-uppers. They were never above making a fast trip to Las Vegas, which was over 200 miles away after working a full day at the test stand. As a matter of fact, I recall one incident where a car load of people got off work at about 11PM, drove to Las Vegas, and were back at work the next morning.

That's the spirit.