Endlich mal Zeit und Muse einen Reisebericht zu China zu verfassen.
Meine erste Station war das kleine
Astronautics Museum des
Institutes of Technology in Harbin (viele Absolventen von dort geben in der chinesischen Raumfahrt heute den Ton an).
Leider muss ich gleich einmal gestehen, dass mir in Harbin aus Akkugründen nur eine geliehene Digitalkamera zur Verfügung stand, deren Qualität wohl mittlerweile von vielen Handys übertroffen wird...
Hier eine kleine Übersicht ausgetellter Triebwerke nebst einem YF-20-Triebwerk einer Langer Marsch 2C (danebenstehendes Bild):
Vor der Ausstellung gab es ein noch größeres Triebwerk als das YF-20...leider ohne Beschriftung, daher keine Ahnung, um was es sich dabei handelt.
Ein kleines Nebenstromtriebwerk war in Schnittansicht ausgestellt. War sehr interessant die Injektorplatte, die BK und die Pumpen anzuschauen.
Es gab auch ein relativ großes hängendes Modell der ISS, allerdings mit Komponenten, die nie realisiert wurden (z.B. mit der russischen Science Power Plattform) und Komponenten, die ich gar nicht kenne (z.B. das NASDA-Modul gegenüber des gestrichenen Zentrifugenmoduls). Generell vermute ich, dass man es mit der Genauigkeit nicht so ernst genommen hat. Spaßig fand ich das bügeleisenförmiges Gebilde anstelle des japanischen EFs…hier wird also die vakuumgetrocknete Wäsche der Astronauten gebügelt...
Fasziniert hat mich auch ein Poster, auf dem die Probenrückkehrmission Chang’e-5 als Chang’e "dritter Schritt" bezeichnet wurde. Scheinbar waren die Planungen mal anders. Chang’e-3 wiederum war Chang’e "zweiter Schritt". Ein sehr altes Poster also.
Wenn man der Beschriftung glauben darf ("Chángzhēng 1, dritter Speicher"), ist dies die dritte Stufe einer Langer Marsch 1:
Da ohne Beschriftung habe ich auch beim folgenden (mannshohen) Bauteil keine Ahnung, um was es sich hier handelte (Ideen?), aber so sieht es nach dem Flug aus
und so von innen:
Es gab generell viele Raketenmodelle. Hier eine ganze Sammlung an Chángzhēng-Raketen (Langer Marsch). Neuere bzw. geplante Typen sucht man jedoch vergeblich.
Hier kleine Modelle militärischer Interkontinantalraketen (z.B. Dongfeng 5A).
Auf den Tafeln fanden sich nur Angaben zu den realen Gegenstücken. Wenn das aber Modelle waren, wundere ich mich weshalb da erkennbare Sensorik und Flüssigtanks drin verbaut war, da die Interkontinentalraketen ja auf Feststoff beruhen. Waren das am Ende flugfähige Modellraketen der Studenten?
Und noch ein Rätsel: Dieses Bauteil lag unter einem Poster zu russischen Raketen (R7, Sojus, etc.) und Buran (!), Es gab zwar eine Plakette darauf, aber leider kann ich kein Russisch und es gab wie bei den meisten für mich interessanten Exponaten keine erklärende Beschriftung. Hier sind die Russlandexperten gefragt.
Was gab es noch? Aluminiumverschalungen, ein Modell der Changkong Drohne, ein Tankdom aus Kompositmaterial (heftigst delaminiert durch den Aufprall beim Sturz zur Erde), sehr viele militärische Kleinraketen und einige Satellitenmodelle.
Sehr viel mehr hatte ich mich jedoch auf das Raumfahrtmuseum im Stadtteil Fangtai in Peking gefreut (an der dortigen Uni sollte auch ein kleines Museum sein).
Hatte ich mich vorher schon bemitleidet, die letztjährige IAC in Peking mit meiner Reise fast auf den Tag genau um ein Jahr verpasst zu haben, erwischte es mich nun voll!!
Ich war natürlich genau in den Tagen in Peking, als das 65-jährige Jubliäum der Gründung der Volksrepublik gefeiert wurde. Beide Einrichtungen waren somit geschlossen…
Vielleicht klappt's ja nächstes Jahr...
Zumindest durfte ich ein Ehepaar kennenlernen, das aktiv (nicht an einer Uni) in der chinesischen Raumfahrt beschäftigt ist.