Michael J. Neufeld: Wernher von Braun: Visionär des Weltraums - Ingenieur des Krieges.
ISBN 978-3-88680-912-7
Gebundene Ausgabe, 688 Seiten, 2009, 1. Auflage
Englischer Originaltitel: Von Braun: Dreamer of Space, Engineer of War, 2007
Hallo,
Wernher von Braun ist zweifelsohne eine der bedeutendsten Persönlichkeiten in der Geschichte der Raumfahrt. Fasziniert von Hermann Oberths „Die Rakete zu den Planetenräumen“ kam er über den Raketenflugplatz Berlin nach Kummersdorf, wo er die Aggregat 1, 2 und 3 entwickelte. Nach Jahren des ständig professionelleren Experimentierens und Entwickelns in Kummersdorf arbeiteten schließlich tausende von Menschen unter seiner technischen Regie in der neugeschaffenen Heeresversuchsanstalt Peenemünde an der Realisation der Flüssigrakete. 1942 erreichte die Aggregat 4 erstmals als eine von Menschen geschaffene Maschine den Weltraum.
Im Anschluss an den verlorenen Krieg emigrierten von Braun und gut 100 seiner Mitarbeiter im Rahmen der Operation Paperclip in die Vereinigten Staaten. Anfang der 1950er Jahre nahm die USA die Entwicklung von Großraketen auf, von Braun nahm wie schon in Deutschland abermals eine zentrale Rolle ein. 1957 schoss sein Team mit einer von ihnen entwickelten Jupiter-C den ersten US-Sateliten in den Orbit. Krönender Abschluss seines Lebenswerks war 1969 die bemannte Mondlandung.
Hierzulande sorgt vor allem seine Karriere in der Zeit des Dritten Reichs, seine Mitgliedschaft in Partei und SS, und seine Verwicklungen in die NS-Zwangsarbeit für Diskussionen.
Um es kurz zu machen, für mich ist Neufelds Werk eines der besten Raumfahrtbücher überhaupt. Es behandelt die Beginne der Deutschen Raketenforschung in den frühen 1930er-Jahre bis zum Beginn der Shuttle-Aera Anfang der 1970er Jahre aus der Sicht eines Mannes, der nicht selten die Fäden in der Hand hielt. Das Buch enthält viele akribisch recherchierte Details zur Technikgeschichte und dem Umfeld von Brauns. Stellenweise mag es für manche zu ausführlich geraten sein, für mich sind es gerade diese kleinen Details, die eine gute Einsicht geben in die Verhältnisse von damals.
Neufeld reiht sich in eine ganze Liste Biografien zu von Braun. Alle anderen sind jedoch entweder zu oberflächlich, zu wenig technisch fundiert, oder in die ein oder andere Richtung subjektiv gefärbt. Wer von Brauns Tun und Handeln wirklich selbst beurteilen möchte, für den führt kein Weg an dem Buch vorbei.
Ich habe mir damals die Deutsche Ausgabe besorgt, aber wer sein Englisch verbessern möchte ist sicherlich auch mit der Originalfassung gut bedient.
Freundliche Grüße
WvB77