Tobi, es ist ja schön, dass du so begeistert von Enders bist. Aber eventuell solltest du dich auch mal wirklich mit seinen Aussagen beschäftigen.
Bei seiner so wunderbaren IAC Keynote meinte er zwar, dass sowohl von institutioneller Seite als auch bei Airbus Fehler gemacht wurden, aber als er dann im Einzelnen auf die Fehler einging, war das einseitig auf die Länder bezogen. Auch, was sich auf Industrieseite ändern muss, wurde nicht wirklich erklärt.
Die Länder sollen also auf ihren Geo-Return verzichten. Ja natürlich ist er ineffizient. Aber wie will man denn ein Land dazu überzeugen, hunderte Millionen zu investieren, dass nichts davon haben wird.
Die Lösung dazu wurde übrigens von Jan Wörner während eines anderen Panels geliefert, als ein AiraneGroup Vertreter das gleiche wie Enders gemeint hatte: Der Geo Return wird nur verlangt, weil sich AiraneGroup die Entwicklung finanzieren lassen will. Wenn sie das selbst zahlen, dann dürfen sie auch gerne in Brasilien produzieren. Überraschenderweise gab es darauf hin keine Antwort.
Auch die von dir schonmal genannte Idee, z.B. an ein 3-Länder-Eck zu gehen für die Produktion (z.B: Deutschland, Frankreich, Schweiz mit direkten Zugang zum Rhein) muss von Industrieseite kommen.
Enders sagt, die Wiederverwendung ist die Zukunft. Und trotzdem warten sie, bis die ESA für irgendein Projekt die Mittel bewilligt bekommen hat, anstatt proaktiv zu werden. Auch dazu hat Wörner was gesagt: Es ist ihm egal ob Airbus die Raketen wiederverwendet, er will, dass sie günstiger werden. Das zu lösen, ist Aufgabe der Industrie, deshalb hat man ja die Design-Hoheit der Industrie übergeben.
Seit mindestens 2 Jahren versucht Airanegroup massiv und konzentriert einen Schuldigen zu finden. Bis vor kurzem hat jeder, der irgendwo ein Interview gegeben hat, betont, wie unfair der Nicht-Zugang zum US Govt Markt ist und buy-european gefordert. Seit paar Wochen ist es der Geo Return und der Euro/Dollar Wechselkurs. Jetzt ist auf einmal zusätzlich Wiederverwendung das neue Steckenpferd, dass die Regierungen verschlafen haben. Aber trotzdem investiert Airbus nicht einen Cent.
Sie könnten auch jetzt schon anfangen, die black Upper Stage zu entwickeln. Dann könnte man die so 2021-2022 flugbereit haben. Stattdessen wartet man aber, bis man das ESA Geld hat und ist dann im 2025-2030 Zeitrahmen. Prometheus wird man auch nicht über TRL 6 hinausbringen, wenn es keine Finanzierung der nötigen Infrastruktur geben wird (man hat ja auch erst 75 Mio € dazugeschossen). Callisto/Themis sind CNES, JAXA und DLR, nicht Airbus oder ArianeGroup. Ein regelbares Triebwerk für lagerfähige Treibstoffe musste übers FLPP finanziert werden. Jetzt hat man den Demonstrator fertig, aber wenn ESA nicht für "GAMMa" bezahlt, wirds wohl in der Ecke Rost ansetzen und nie über TRL 6 hinauskommen. Die Liste ließe sich ewig weiterführen.
TLDR: Enders mag eventuell die richtigen Buzzwords gesagt haben, aber das ändert nichts an der Arbeitsweise von Airbus. Und seine Rede hat auch gezeigt, dass er weder Ahnung von dem Raumfahrt-Segment seiner Firma hat, noch dass es ihn wirklich interessiert. Jetzt, wo er kurz vorm Abgang steht und man ihn nicht mehr an seinen Worten messen kann, kommt er aus der Versenkung gekrochen und erzählt allen, was sie für Idioten sind. Zum Held macht ihn das noch lange nicht.
Aber die Lösung für all die Probleme, ist natürlich in Prag eine EU Raumfahrtagentur aus dem Boden zu stampfen.