Wenn ein Eisenapfel aus enorm großer Höhe auf den Mond fällt, hätte ich auf eine fast "unendlich" große Geschwindigkeit getippt, wenn das Ding von niemandem abgebremst wird (Atmosphäre).
Jaja, die Wunder der Integral und Differentialrechnung
. Um die kinetische Energie beim Auftreffen zu errechnen, muss man die Kraft über den Weg integrieren. In dem trivialen Fall, dass die Kraft konstant bleibt, ist das eine einfache Multiplikation, wo dann z.B. beim freien Fall in der Nähe der Oberfläche
E
kin = m * g * h
herauskommt, was dir sicher bekannt vorkommt. Wenn die Kraft veränderlich ist, wirds komplizierter. Im Fall der Gravitation geht diese im Unendlichen gegen Null, was zur Folge hat, dass selbst bei der Integration von unendlich weit weg noch ein endliches Ergebnis herauskommt. Dieses Ergebnis ist die kinetische Energie, die ein Körper bei Fluchtgeschwindigkeit hat. Alles was langsamer ist, fällt früher oder später zurück. (Oder beschreibt einen Orbit). Alles was schneller ist, verlässt den Zentralköper auf nimmer Wiedersehen. Der Körper wird zwar selbst in sehr großer Entfernung noch von der Gravitation gebremst, er fliegt aber an jedem Punkt schneller weg, als dass die Gravitation ihn jemals endgültig stoppen könnte. Alles, was genau Fluchtgeschwindigkeit hat, wird im Unendlichen auf Null gebremst. Umgekehrt würde ein Körper, der im Unendlichen zu fallen beginnt, genau Fluchtgeschwindigkeit beim Auftreffen erreichen.
Daraus folgt, dass alles, was aus geringerer Höhe Fällt, maximal Fluchtgeschwindigkeit haben kann. Ich habe mir mal die Mühe gemacht, dass für den Fall vom Lagrange-Punkt genau auszurechnen. Für die kinetische Energie beim Fall vom L1, habe ich diese Formel verwendet:
E
kin/m = Integral
rLrM - dM / 2 ( - G * mE / r
2 + G * mM / ( r
M - r)
2 + ω
2 * r )
Wobei
G: Gravitationskonstante
rL: Entfernung L1- Erdmittelpunkt
rM: Entfernung Mondmittelpunkt - Erdmittelpunkt
dM: Durchmesser des Mondes
mE: Masser der Erde
mM: Masse des Mondes
ω: Winkelgeschwindigkeit des Gesamten Systems (Also Mond um Erde und "Apfel" um Erde)
Der Erste Term im Integral beschreibt die Beschleunigung durch die Gravitation der Erde, der zweite durch die des Mondes und der dritte ist die Radialbeschleunigung infolge der Drehung um die Erde.
Heraus kam mit v = Wurzel (2 * E
kin ) =
2,32 km / s. Das ist bemerkenswert nah an der Fluchtgeschwindigkeit (2,38 km / s) und zeigt, dass man große Fallhöhen annähernd mit Unendlich gleichsetzen kann.
Was mir beim Nachdenken über das Problem noch aufgefallen ist: Wenn der "Apfel" auf einer angenommenen geraden Linie zum Mond fallen würde, müsste er eine nicht unerhebliche Koriolis-Beschleunigung erfahren. Das zu überwindende DeltaV wäre ungefähr 150 m/s. Da der Apfel jedoch keine Triebwerke hat, fliegt er also eine Kurve. Die Frage wäre also: Reicht das, damit der Apfel den Mond überhaupt nicht trifft und dran vorbei fällt? Dazu müsste man das Problem 2-dimensional betrachten, mir war meine stark vereinfachte eindimensionale Betrachtung aber schon kompliziert genug.
Beim Start von L1 oder L2 ist es vermutlich größenordnungsmäßig gleich, bei L3 landet man am falschen Platz, und L4/L5 als Startpunkt wird vermutlich eine niedrigere Endgeschwindigkeit erzielen.
Fast richtig, bis auf die Sache mit dem L4/L5. Diese Punkte sind im gegensatz zu den anderen
stabil, d.h. ein Stupser gegen den Apfel führt zu einer Kraft, die diesen zum Lagrange-Punkt zurückbringt.