Wenn man das preislich und technisch hinbekommt, wäre das wirklich eine sehr gute Leistung. Auch der Preis geht in Ordnung. Wenn man nicht jedes Triebwerk einzeln kauft, sondern eine vernünftige Blockabnahme vereinbart, sind 20 Mio durchaus möglich. Viel billiger würde es auch in Russland nicht. Aktuell zahlt ULA 10 Mio für das RD-180. Das ist aber schon lange kein realistischer Preis mehr, sondern liegt durch die jahrelange hohe Inflation in Russland mittlerweile sogar unter den Herstellungskosten. Zumindest hat der Hersteller des RD-180 im letzten Jahr Verlust geschrieben, der zu einem nicht unerheblichen Teil auf das RD-180 zurückzuführen ist. Verlängert man den Vertrag und lässt weiter in Russland fertigen, steigt der Preis für das RD-180 deutlich.
Die Leistungsdaten des Triebwerks dürften möglich sein. Das RD-180 ist zwar immer noch Spitze, die Technik ist aber auch schon 30 Jahre alt, immerhin stammt das RD-180 vom RD-170 ab, das für die Energija entwickelt wurde. Dank computergestützter Entwicklung und moderner Fertigungsverfahren halte ich eine moderate Leistungssteigerung bei einem komplett neu entwickelten Triebwerk wie dem AR-1 durchaus für möglich. Interessant ist auch, dass es sich offenbar um komplett getrennte Triebwerke handelt. Das RD-180 ist dagegen EIN Triebwerk, das lediglich zwei Düsen besitzt.
Ob Rocketdyne gegenüber SpaceX konkurrenzfähig ist, lässt sich kaum einschätzen. Wir kenne die Herstellungspreise des Merlin nicht. Wenn man aber davon ausgeht, das die Triebwerke das teuerste an einer Rakete sind und die NASA und das DoD schon jetzt ca. 100 Mio für eine Falcon 9 hinlegen müssen, kann es durchaus sein, das der Abstand geringer ist, als viele glauben. Allerdings lassen sich die Kosten nur sehr schwer vernünftig vergleichen, weil SpaceX im eigenen Haus fertigt, ULA das AR-1 aber zukauft. Aktuell kann auch noch keiner sagen, ob die Fertigung von bis zu 20 AR-1 Triebwerken Auswirkungen auf die Preise des RL-10 hat.
Was das jetzt mit Lobbyarbeit zu tun hat, ist mir nicht klar. Wenn hier Lobbyarbeit betrieben wird, dann zu aller erst von SpaceX, die gerne hätten, das ihnen das DoD die Entwicklung ihres Raptors bezahlt. Wenn sich das DoD aber dagegen entscheidet und das AR-1 entwickeln lässt, dann hat das nichts mit besserer Lobby zu tun, sondern ist ausschließlich eine Frage des gesunden Menschenverstandes. Methan ist eine Sackgasse. Natürlich wird SpaceX nach einer Entscheidung für das AR-1 ganz, ganz traurig sein und wieder gegen Gott und die Welt klagen. Denn ohne DoD wird aus dem aggressiven Raptor nur ein zahnloser Pinguin, weil sich SpaceX die Entwicklung des Raptor gar nicht leisten kann.