Mich hätte aber vielmehr eine weiter Aussage dazu interessiert, dass inzwischen der genaue Standort von Philae bekannt sein soll... (siehe #328)
War jemand vielleicht bei seinen Vortrag gestern in Bonn dabei?
Ja, ich war da. Der große Hörsaal der alten Bonner Sternwarte war übervoll - die Haustür musste zum Schluss verriegelt werden, weil die Leute schon im Flur vor dem Saal dicht an dicht standen und immer noch weitere Interessenten kamen.
Dr. Ulamec hat diese Äußerung in den Medien mit dem "genauen Standort" von Philae auf der Veranstaltung nicht aufgegriffen. Er hat Folien mit Ellipsen zum Landegebiet aufgrund verschiedener Messungen gezeigt sowie Folien mit Abschätzungen, in welchem Monat Philae wieviel Energie bekommen wird und für welche Aktionen (Booten/Kommunikation/Batterie laden) diese Energie reichen könnte - das kann man aus den letzten übertragenen Housekeeping-Daten zwar wohl jetzt schon recht sicher abschätzen. Die Kontaktaufnahme ist freilich trotzdem nicht selbstverständlich, da dafür noch andere Faktoren eine Rolle spielen.
Nach dem interessanten Vortrag, garniert mit vielen Folien, darunter einige bisher unbekannte Ansichten des Kometen, gab es noch eine bestimmt 30 Minuten lange Frage- und Antwortrunde. Die interessanteste Frage eines Zuhörers war meiner Meinung nach, ob der Komet wohl noch bei dieser Sonnenumrundung zerbrechen werde. Mir schien die Vorstellung allzu "populärwissenschaftlich", aber Dr. Ulamec fand das gar nicht so abwegig. Er meinte, die hohe Aktivität am "Hals" deute darauf hin, dass sich die Sonneneinstrahlung dort regelrecht in den Kometen "hineinbrenne". Er hielt es zwar für unwahrscheinlich, dass der Komet noch bei
dieser Umrundung vor Rosettas Kameras zerbrechen wird, aber vielleicht bei der übernächsten oder über-übernächsten Umrundung...
Mit jeder weiteren Umrundung steigt trotz des relativ großen Perihels des Kometen von ca. 1,2 AE die Wahrscheinlichkeit, dass der Komet dann zerbricht, darauf läuft es wohl hinaus.
"Tschuri" ist ja erst seit ein paar Jahrzehnten so "nahe" an der Sonne wie jetzt. Ich hätte daher gerne noch gefragt, ob diese paar Jahrzehnte Sonneneinstrahlung für die enorme zu beobachtende "Aushöhlung", die der Hals demnach ja wohl darstellt, schon ausgereicht haben können. Ich bin mit der Frage aber nicht mehr dran gekommen.
Mein Eindruck: Die anfängliche These, dass "Tschuri" ein "contact binary" sei, ist vom Tisch. Man geht jetzt wohl davon aus, dass der Komet ein einziger zusammenhängender Körper ist, der seine bizarre Form durch die Sonneneinstrahlung erhalten hat.