Kam die Ungenauigkeit beim CEP durch die längere und schräge Passage beim Eintritt, im Vergleich zu einer schnell und sehr steil eintauchenden ICBM-Nutzlast?
Hi,
ich bin wieder bei meinen Buechern, habe aber zu der genauen Ursache nichts gefunden. Die nromale R-36 Variante trug auch einen rund 20Mt starken Sprengkopf, die FOBS Variante "nur" einen 3Mt schweren durch das hoehere Gewicht und die zusaetzlich benoetigte Gewschwindigkeit. Wie gesagt, ich denke mit moderner Technologie kann man das CEP Problem loesen, allerdings machen nukleare Weltraumwaffen trotzdem keinen Sinn.
Zu den Wasserstoffbomben:
Diese sind nach dem stufenweissen Implosionsdesign ("staged radiation implosion", Teller-Ulam oder auch Sacharows 3. Idee) tatsaechlich mit unbegrenzter Sprengkraft baubar. Zum zuenden der naechsten Stufe wird die Roentgenstrahlung der vorangehenden Stufe genuetzt (daher "radiation implosion"), welche schneller ist als die schwere Materie (die verdampfende Bombe).
Dabei gilt, das die primaere Stufe eine etwa 100fach staerkere zweite Stufe zuenden kann. Also mit einer 10kt Primaerstufe kann man eine 1Mt starke Zweitstufe zuenden. Und dann soweiter.
RDS-220 (der "Grosse Iwan") mit einer nominalen Sprengkraft von ueber 100Mt bestand aus insgesamt 3 Stufen. Die erste beruhte auf Kernspaltung, welche eine sekundaere Kernfusionsstufe zuendete, welche wiederum eine tertiaere Kernfusionstufe zuendete.
Fuer die tatsaechliche militaerische Waffe waere die 3. Stufe mit abgereichertem Uran ummantelt gewesen (mglw. auch die zweite Stufe), welches durch die bei der Kernfusion freigesetzten schnellen Neutronen gespalten worden waere. Das Uran hat man aber bei der Testbombe gegen Blei ausgetauscht, wodurch die Sprengkraft halbiert wurde. So kamen beim Grossen Iwan 97% der freigesetzten Energie (50Mt) aus Kernfusion, anstatt nur etwa 50% bei der tatsaechliche 100Mt Waffe.
RDS-220 war aber nur ein Propagande Projekt, auf Nikita Crustschows Wunsch in 16 Wohen zusammengezimmert (normalerweise dauerte ein neuer Entwurf zu dieser Zeit etwa 2 Jahre). Die Bombe wurde parallel zum Zeichnen der Entwuerfe auf einem Eisenbahnwagon zusammengebaut, auf dem sie dann auch verschickt wurde. Der finale Bericht zum Entwurf wurde erst 6 Tage vor dem Test fertiggestellt.
Dadurch war die Bombe ein sehr konservatives Design, da man auf Nummer sicher gehen wollte das er funktioniert. Man ist also nicht an die Grenzen des machbaren gegangen. Die zweite und dritte Stufe bestanden aus Clustern von kleineren Fusionsstufen, um keine einzelne Grosse entwickeln zu muessen (nicht unaehnlich wie bei den Triebwerken von N1 vs Saturn V).
Dadurch wurde die Bombe auch so gross und schwer. Bei 100Mt Sprengkraft hatte sie ein Gewicht von rund 27t, also etwa 3.7 kt Sprengkraft je kg Bombengwicht. Das von amerikanischen Bombenentwicklern errechnete Limit (dem man in den USA auch ziemlich nahe kam) lag bei 6kt/kg, das entspraeche bei 100Mt rund 17t. Man muss hier aber auch bedenken, dass es sich um eine Bombe handelt, also schwere Teile beinhaltet sind welche eine Weltraumwaffe nicht braucht, z.B. wog der Fallschirm und sein Gehaeuse schon einiges.
Andere sowjetische Entwicklungen sind in dieser Hinsicht aber vielleicht interessanter. Die UdSSR betrieb ein grosses Programm fuer sogenannte
friedliche oder industrielle Kernexplosionen. Im Gegensatz zu den USA ging dies ueber das Versuchsstadium hinaus und sie kamen tasaechlich fuer Industrieprojekte wie Kanaele, Bergbau, Kavernenerzeugung etc zum Einsatz. Im Erzbergbau hat man auch Praktiken entwickelt, die Explosion ein eine Richtung zu lenken um Erz gezielt zu brechen und zu bewegen. Diese Erfahrungen koennte man vielleicht auch zur Ablenkung von Asteroiden verwenden.