Inflation

Guten Abend, ich hatte schon in einem anderen Thema dies gepostet: vielleicht passt es hier. Ich habe mir am Mittwoch einen Vortrag von Sr. Roger Penrose ueber seine in Cycles of Time geäußerten Ansichten angehöet.Starker Auftritt. Ist es eigentlich richtig, das die Inflationstheorie bisher keine prüfbaren Voraussagen gemacht hat sondern einfach eine bequeme Anpassung an die Messwerte ist, die noch dazu den 2. Hauptsatz der Thermodynamik ausser acht laesst?
Gefühlt ist ja die Inflation zu 95% die Theorie und herrschende Lehre. Ich wollte fragen, wie man es hier sieht? s
.o.

Hallo,

Inflation ist ein grundlegendes Prinzip, fuer das es eine grosse Anzahl von Modellen gibt. Man kann also nicht von pruefbaren Vorhersagen von Inflation im Allgemeinen sprechen, sondern nur von pruefbaren Vorhersagen der verschiedenen Modelle fuer Inflation. Da ist man nun mit Planck ein ganzes Stueck weiter und hat den Parameterraum der moeglichen Modelle stark eingegrenzt. Siehe Planck 2013 results. XXII. Constraints on inflation.
Insofern ist die Aussage "das die Inflationstheorie bisher keine prüfbaren Voraussagen gemacht hat", nicht richtig.

Die Vorstellung, dass Schwarze Loecher im Zentrum von Galaxien diese zu leuchtkraeftigen Objekten machen, war auch lange Jahre umstritten, wurde dann aber mit weiterer Beobachtung und theoretischer Forschung zuerst in der Wissenschaft und dann auch in der Bevoelkerung akzeptiert. Inflation stellt sicherlich eine sehr nicht-intuitive Theorie dar. Sie loest aber gleich drei Probleme eines Universums ohne Inflation auf einmal:

• Warum ist die Temperatur im gesamten kosmischen Hintergrund nahezu Konstant, auch zwischen Punkten die niemals Kontakt miteinander hatten?
• Warum ist das Universum exakt flach (na, ich weiss nicht ob man das in Deutsch so sagt, also, warum ist Omega=1)?
• Warum gibt es keine magnetischen Monopole?
  

Gruss,
Volker

Hallo Volker,

die Punkte 1 und 2  kenne ich. Kannst du das mit den magnetischen Monopolen erklären? Was hat deren Nichts-Existenz mit der Inflation zu tun?

Hallo,

Hallo Volker,

die Punkte 1 und 2  kenne ich. Kannst du das mit den magnetischen Monopolen erklären? Was hat deren Nichts-Existenz mit der Inflation zu tun?

Die Ausgangsdichte der magnetischen Monopole wird durch die Inflation so gering, dass ihre Dichte im heutigen Universum zu niedrig ist, um eine Detektion zu ermoeglichen.
Zur Zeit der Entstehung der magn. Monopole (bei t = 1e-36 Sekunden) war ihre Dichte etwa 10^82 pro Kubikmeter mit einer Energiedichte von 10^94 TeV pro Kubikmeter (das ist aber noch immer einen Faktor 10^10 geringer als die Energiedichte der Strahlung zu diesem Zeitpunkt). Die heutige Dichte von magnetischen Monopolen waere dann nur ein Monopol auf 10^61 Kubik-Megaparsec.

Gruss,
Volker

Ah ... das beschreibt also nur, warum wir sie nicht entdecken (falls es sie gibt), nicht warum es sie nicht gibt (falls sie verboten/ausgeschlossen wären).

Ah ... das beschreibt also nur, warum wir sie nicht entdecken (falls es sie gibt), nicht warum es sie nicht gibt (falls sie verboten/ausgeschlossen wären).

Verboten sind sie keineswegs. Nur eben doch sehr selten anzutreffen.

Gruss,
Volker

Ich meinte es eher so, dass es keine derzeitige experimentelle Prüfung fuer die I. gibt. Man hat nur elegant bisher bekannte Parameter mit diesem Feld abgedeckt. Oder gibt es in absehbarer Zeit irgendeine Nachweismoeglichkeit? Das etwas nicht da ist (3.) kann ja nun auch andere Ursachen haben.

Hallo,

abgesehen von vielen theoretischen Fortschritten in der Inflationstheorie, gab es durchaus auch Vorhersagen, die durch Beobachtung bestätigt wurden. Zum Beispiel sagte die Inflationstheorie voraus, dass die Abweichungen in der kosmischen Hintergrundstrahlung im thermischen Gleichgewicht miteinander sein sollen. Das wurde von WMAP und jetzt von Planck durch Beobachtungen bestätigt. Des weiteren sagt die Inflationstheorie eine Abweichung von der Skaleninvarianz voraus. Der Spektralindex sollte demnach zwischen 0.92 und 0.98 liegen (und nicht bei 1, wie im Fall der Skaleninvarianz). WMAP hat hier 0.96+-0.01 gemessen. Nach Planck liegt dieser Wert jetzt bei 0.964+-0.004 (siehe Planck 2013 results. I. Overview of products and scientific results).

Es gab also Vorhersagen der Theorie, die durch Beobachtung bestaetigt wurden, das sollte eigentlich auch Roger Penrose nicht ignorieren. Es gibt aber natürlich, wie überall in der Wissenschaft, auch andere Modelle und Erklärungsversuche.

Gruss,
Volker

Hallo und danke für die Antwort, leider fehlt mir viel zu viel Grundlagenwissen, um hier wirklich im Detail mitreden zu können. RP hatte wenig gegen die Inflation zu sagen, ausser dass er davon ausgeht, das es auch anders gewesen sein kann und dass die I. seiner Meinung nach bestimmte Ausprägungen der Entropie ignoriert.
Für mich als Laie wirkt dieses Inflatonfeld einfach sehr willkürlich, es soll einst gewirkt haben, jetzt ist es weg, wird rekonstruiert aus den messbaren Parametern, aber ist nicht irgendwie prüfbar wie die SRT. Sollten Messungen auftauchen die am bestehenden Modell Zweifel aufkommen liessen, so lässt sich das sicher auch anpassen wie in der Stringtheorie. Ich möchte nicht unbelehrbar erscheinen, ich bin auf jeden Fall gespannt, ob sich für RP`s Theorie etwas aus den Planck-Daten erhärten lässt...

Für mich als Laie wirkt dieses Inflatonfeld einfach sehr willkürlich, es soll einst gewirkt haben, jetzt ist es weg, wird rekonstruiert aus den messbaren Parametern,

So wie die Dinosaurier? 

Hallo Zusammen,

zu dem Thema Der erste direkte Nachweis der kosmischen Inflation sind in dem folgenden Thread ab den Beitrag 21 von @Doc Hoschi ,um 08:53:04   alle neuen Infos zu lesen.
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=9424.msg283219#new

Zu dem Thema auch der Beitrag Nachrichten vom Anfang des Universums aus dem Portal von Hans Lammersen.

Mit den besten Grüßen
Gertrud