Eigentlich eine Antwort auf den Thread "Deutsche Raumfahrtpolitik" , passt es besser hier herein:
1. Auch wenn alle staatlichen Nutzlasten in Europa allein mit der Ariane 6 fliegen würde wäre sie am Markt nicht konkurrenzfähig.
2. Deutschland bedient sich halt am Weltmarkt und kann so Steuergelder sparen.
Regierungsstarts geben einem Raketenhersteller eine Grundauslastung, damit hat der Hersteller eine gewisse Sicherheit und kann durch höhere Stückzahlen geringere Kosten erreichen.
Klar ist, dass die deutschen Starts auftrund ihrer geringern Anzahl alleine nicht ausreichen, aber einen kleinen Beitrag würden sie schon leisten. Und es ergibt nur wenig Sinn, mit viel Aufwand einen souveränen Zugang zum All aufrechtzuerhalten, nur um ihn dann nicht zu nutzen.
Das mit der Konkurrenzfähigkeit ist so eine Sache: Der Trägerraketenmarkt ist wahrscheinlich einer der starresten Überhaupt. Ein wirklich freier Wettbewerb existiert nur in einem kleinen Teil des gesamten Startmarktes, nämlich den frei ausgeschriebenen Starts von nichtstaatlichen Auftraggebern und einem geringen Anteil von staatlichen Starts. Und um diese Aufträge konkurriert eigentlich keine Firma, der nicht ziemlich wohlwollend durch die eigene Regierung mit garantierten Aufträgen, Subventionen, Forschungsunterstützung, Steuernachlässen etc. unter die Arme gegriffen wird. Zusätzlich hat man noch Firmen, die von Investoren mit viel Geld ausgestattet wurden, und daher zeitweilig Verluste hinnehmen können.
Die Frage nach der konkurrenzfähigsten Rakete müsste eigentlich nach Herausrechnen dieser ganzen Effekte beantwortet werden.
Wenn man sich die Auftragseingänge auf dem frei/nicht politisch verteilten Anteil des Startmarktes ansieht, dann steht Arianespace und die Ariane 5 in der letzten Zeit gar nicht schlecht da.
Und die Ariane 6 hat nun gegenüber der Ariane 5 einige Vorteile:
-in der größeren Version vermutlich eine größere Nutzlast->gut für Doppelstarts (die bisherigen Nutzlastangaben erscheinen etwas pessimistisch, wenn man bedenkt, dass es sich vom Konzept um eine Ariane 5 mit deutlich verbesserten Boostern und einer besseren Oberstufe handelt)
-wiederzündbare Oberstufe, dadurch mehr Flexibilität und Zugang zu neuen Märkten
-gewisse Modularität, mit der Ariane 62 stößt man auch in den Markt etwas unterhalb der Ariane 5 vor
-Optimierungen in der Produktion, damit vermutlich geringere Kosten pro Träger bei gesteigerten Fähigkeiten
Die ersten 8 Ariane 6 sind laut Spacenews auch schon gebucht:
https://spacenews.com/arianespace-wsbw-2019/ Wenn sie keine Fehlstarts hat (was natürlich immer vorkommen kann), sollte sie keine Totgeburt sein.
Ob sie ähnlich lange wie die Arianes davor behaupten kann, hängt natürlich von der Entwicklung des Startbedarfes und den Konkurrenten ab: Falls die Russen sich mal wieder sammeln sollten, könnten sie dank geringerer Lohnkosten eine Konkurrenz werden. Wenn die Hochtechnologieexportbeschränkungen nach China gelockert werden, hat man mit ihnen die selbe Situation.
Dann gibt es natürlich noch die US-Firmen: Die nicht wiederverwendbaren neuen Träger (je nach Verlauf der Ausschreibung Vulcan, Omega) sind vom Konzept her sehr ähnlich, aber in der Vergangenheit konnte Arianespace sich gegen diese Wettbwerber durchsetzen.
Wenn das Starship die angekündigten Nutzlasten und Preise liefert, hat man natürlich keine Chance. Aber über dem Starship schweben von technischer Seite und zeitlicher Seite her noch einige kleinere/mittlere Fragezeichen und von wirtschaftlicher her ziemlich große, also ist das nicht ohne weiteres ein Totschlagargument gegen die A6 und Konsorten.
Das selbe gilt, wenn auch in abgeschwächter Form, für die New Glenn.