Hab in letzter Zeit mehr mitgelesen als mitgeschrieben, aber meinen Frust muss ich doch mal niederschreiben...
Das Konzept der Ariane 6 (A6) ist ein Witz und weit von der Realität des Satelliten und Raketenmarkts entfernt. Es ist sowohl wirtschaftlich, politisch, wissenschaftlich und technisch völlig unsinnig - außer dass sich Politiker rühmen dürfen "ihrer Industrie" Aufträge zuschieben zu können. Ob nun die Politiker oder die Wirtschaftslobby für diese Rakete maßgeblich verantwortlich zeichnen... who knows...
Der Spektrum-Artikel hat da schon sehr viel wahres enthalten und deckt sich mit meiner Meinung.
Wirtschaftlich ist die A6 nicht zu rechtfertigen. Das Einsatzspektrum mag im Bereich vieler kommerzieller Satelliten liegen, aber man verzichtet beispielsweise auf Modularität. Eine "Heavy"-Version ist steht derzeit ja nicht mal als Option an. Modularität würde Kosten senken und die Wirtschaftlichkeit erhöhen. Die Verwandtschaft zur Vega mag allerdings etwas bringen, bleibt die Frage wie viel. Irgendwann werden wir Sätze lesen wie "Trotz der Verwandtschaft zur Veega, hat die Stufe kein Bauteil mit ihr gemeinsam."
Man verlässt sich, um auf den Kostendruck des Satellitenmarktes zu reagieren, allein auf die Feststoffstrategie und "bau primitiv" (überspitzt ausgedrückt). Eine solche Wegwerfrakete könnte unterm Strich immernoch viel zu teuer sein, wenn am Ende SpaceX es mit der Wiederverwendtbarkeit schaffen sollte...
Politisch und technisch ist die A6 kein Aushängeschild. Man möchte Europa als Hochtechnologie-Ort sehen, als Ort wo "Die Zukunft erfunden wird" ? Bei der A6 haben wir eine Rakete die so im Grunde schon in den 70ern oder 80ern hätte fliegen können. Bisschen Verbundwerkstoff macht noch keine Hochtechnologie
Ein echtes Aushängeschild wäre Skylon... die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass das Konzept sehr wohl realisierbar wäre. Aber eine wahre Zukunftstechnologie wird lieber mit Mini-Förderunggeldern (in Relation zur A6) abgespeist. Skylon wäre dazu ein waschechter Gegner für ein SpaceX, das die Wiederverwendung schaffen könnte...
Dazu ist politisch doch gerade Umweltschutz so in der Mode. Da macht es sich super (Vorsicht Sarkasmus) eine umwelt- und klimaschädliche Dreckschleuder als Rakete zu bauen, die dazu im tropischen Regenwald startet...
Die wissenschaftliche Perspektive. Was will die ESA mit der A6 ins All schaffen? Für jede größere Raumsonde / Planetensonde müsste man in Russland oder Amerika buchen... die Wissenschaftler der ESA dürfte das auch nicht gefallen...
Fazit: Ich bin trotz der leidigen politischen Probleme ein Fan der ESA und der europäischen Raumfahrt allgemein... aber was da als Rakete der Zukunft kommt enttäuscht auf ganzer Linie.