Dennoch habe ich es geschafft, an allen drei Tagen auf der Astrophil zu sein.
Ich war beeindruckt, wie viel Material die Philatelisten zum Thema Raumfahrt haben.
Selbst technischen Details, wie die Abtrennung der Sojus-Nutzlastverkleidung beim Start wurde eine Briefmarke gewidmet.
Die ganze Geschichte der Raumfahrt ist dokumentiert und leidenschaftlich präsentiert.
Es waren seltene Stücke dabei, die im Weltraum geflogen sind.
Auf Video konnten wir sehen, wie ein Sonderpostamt auf der Raumstation eröffnet wurde.
Mit einem Sonderstempel wurden Marken und Briefe entwertet, bzw. verziert.
Anschließend wurde der Stempel zerstört, um die Stückzahl zu limitieren.
Sigmund Jähn hat uns ein paar Stücke aus seiner Sammlung gezeigt, wie etwa dieses:
Dann gab es noch die Vorträge der beiden Raumfahrer.
Siegmund Jähn erklärte uns nochmal, wie es "nach oben" geht...
... und wie immer hatte er auch einige lustige Episoden auf Lager!
Er zeigt viele Fotos in seinem Vortrag, von denen er mindestens eins selbst im Weltall geschossen hat.
Nachdem sie mit Sojus 29 von der Station abgedockt waren, fotografierte er Saljut 6 im All.
Anschließend gab es noch den Vortrag von Wladimir Kowaljonok, der simultan von Herrn Unger übersetzt wurde.
Er erklärte uns seine Biografie und hatte auch einige Episoden zur Untermalung.
Für mich war das sehr interessant, die damaligen Umstände von einem der Pioniere der sowjetischen Raumfahrt erklärt zu kriegen.
Es war doch noch eine andere Zeit und man kann deutlich zwischen sowjetischen Kosmonauten und den jungen russischen Raumfahrern unterscheiden.
Die angekündigte Gesprächsrunde zur Zukunft der bemannten Raumfahrt und planetarer Forschung fiel allerdings sehr mager aus.
Dafür waren die beiden wohl auch nicht die richtigen Gesprächspartner.
Interessant waren aber die Fragen an Wladimir Kowaljonok:
So war er z.B. von der schnellen Annäherung von Sojus TMA-08M an die ISS (in 6 Stunden) nicht so begeistert.
Er sagte, er halte den schnellen Anflug nicht für besser.
Es gibt ein russisches Sprichwort: "Besser ist der Feind von gut".
Es hat schon seinen Grund, warum die Annäherung 2 Tage dauern sollte:
Technische Sicherheit und notwendige Gewöhnung der Raumfahrer an die Schwerelosigkeit.
Auf die Frage, warum die Sowjetunion und Russland bei ihren vielen Starts bisher nur 3 Frauen einsetzten, wandte er sich Kowaljonok direkt ans Publikum:
"Meine lieben Damen: Das ist nichts für Euch!
Wir lieben Euch und wollen, dass Ihr auf der Erde glücklich seit.
Wir beschützen Euch!
Aber bleibt lieber zu Hause!"
Er räumte zwar ein, dass bei einem kurzen Flug des Space Shuttles mit relativ vielen Leuten an Bord, auch mal eine Frau mitfliegen könne, um mit gefühlvollen Fingern den Kran zu bedienen, aber für Langzeitflüge wären sie nicht geeignet.
Wladimir Kowaljonok, ehemaliger Kommandant der Raumstation Saljut 6
Zur ISS sagte er, dass er von Anfang an dagegen war, mit den Amerikanern zusammen eine Station zu bauen.
Er meinte, die Amerikaner und die anderen Nationen würden dann ihre schönen Experimente machen und die Russen würden dabei zum Dienstleister verkommen und müssten sich nur um die Station kümmern.
Und genauso wäre es nun schließlich auch gekommen.
Er meint, die ISS war eine Fehlentscheidung und das Programm sollte möglichst schnell beendet werden, denn es koste Russland sehr viel Geld.
Als er viele verständnislose Blicke im Publikum sah, fügte er noch hinzu:
Man solle ihn nicht falsch verstehen, auch er wäre für internationale Zusammenarbeit, aber nicht so wie auf der ISS.
Fotos: Jörg Knaack