Guten Tag
Im Rückblick würde ich Fehlkonstruktion als angemessene Beurteilung ansehen.
Kommentare zum Ergebnis der Entwicklung des Shuttles, also zu dem was "es" geworden ist, hatten wir hier doch schon oft. Und so harte Meldungen kommen auch immer wieder, und ich würde sie ja am liebsten unkommentiert lassen, aber es lesen ja auch viele Leute, die das Thema Shuttle vielleicht nur am Rande gestreift haben, und für solche Leute kann das dauernde Wiederholen einer solchen, meiner Meinung nach eklatant falschen Aussage irgendwann auch meinungsbildend werden.
Ich möchte die Leute die diese Meinung immer und immer wieder runterpredigen nicht kritisieren, möchte aber ersuchen dieses Thema nicht so einseitig zu betrachten.
Das Shuttle war keine Fehlkonstruktion. Alles Andere als das.
Man hatte einen gewissen Anforderungskatalog. Ob die zu verwirklichenden Forderungen "man" als sinnvoll ansieht oder nicht, liegt im Auge des Betrachters, hat aber nichts mit einer Bewertbarkeit der Konstruktion zu tun.
Selbstvertändlich hatte man einen Budgetrahmen. Ob dieser mit der Verwirklichbarkeit der Anforderungen vereinbar ist, bzw. war, ist im Vorhinein sowieso, inbesondere für Außenstehende, kaum abschätzbar.
Technische Lösungen müssen auch immer im Kontext mit der Zeit in der sie verwirklicht wurden gesehen werden. Ich stelle in den Raum, das die Verwirklichung der Anforderungen technischische Lösungen erforderte (vielleicht waren auch Manche der Meinung, daß es möglicherweise ZU schwierig ist, also fast schon unverwirklichbar) die am Rande des technisch Möglichen waren. Die Herausforderungen an Triebwerke, Thermalschutz, Funktionalitäten waren augenscheinlich so hoch das in weiten Bereichen technisches Neuland, mit entsprechenden Entwicklungsrisiken und der Ungewißheit ob die Forderungen erfüllbar sind, betreten werden mußte. Man hat es aber trotzdem gemeistert und die Lösungen sind sogar heute, in weiten Bereichen, noch nicht überholt, und zählen zu den technischen Meisterwerken.
Im besten Falle erhält man das was in den Forderungen ausgedrückt wurde. Dies dann als Fehlkonstruktion zu betiteln, nur weil man "persönlich" möglicherweise etwas "anderes" wollte (was eigentlich? Und gilt es eigentlich Jahrzehnte nach Fertigstellung "festzustellen" das man doch was "anderes" besser gefunden hätte) rechtfertigt in keinem Fall den Ausdruck Fehlkonstruktion,
da ja das "Andere" gar nicht das Entwicklungsziel war.
Aus meiner Sicht haben die Techniker die an diesem Projekt gearbeitet haben, eine phantastische Leistung erbracht.
Ich sage dies im Wissen, das mir möglicherweise die persönliche Einschätzungskraft fehlt, denn ich war weder "dabei", noch habe ich genug Wissen um die Schwierigkeiten dieser Entwicklung, und auch nicht um die Herausforderungen beim Betrieb.
Ich vermute aber, das dieses Wissen möglicherweise auch manchen Personen fehlt, die dann trotzdem sehr leichtfertig ein sehr abwertendes Urteil abgeben.
Wir leben nun in der Zeit nach dem Shuttle, zumindest von "diesem" Shuttle, und ich finde es richtig das wir den Blick nach vorne richten. Es sollen die Möglichkeiten bestmöglich ausgenützt werden. Es wird neue Raumfahrzeuge geben. Aber eines ist für mich auch sicher. "Würdigen" werde ich das Werk Shuttle auf alle Fälle.
mit freundlichen Gruß an alle Mitbeteiligten und Interessierten in "unserer" Raumfahrt und Astronomie
James