Acetam - russischer Raketentreibstoff

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Gast-N

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Re: Acetam - russischer Raketentreibstoff
« Antwort #25 am: 11. Dezember 2012, 18:33:22 »
Thermo-physikalische Eigenschaften von Acetam

Durch die Besonderheit der Ammoniakdämpfe werden die Chancen einer toxischen Kontamination der Startrampe praktisch eliminiert. Aus der Tabelle können wir sehen, dass die Dampfbildung von Acetylen und Ammoniak deutlich niedriger als für Methan und vor allem für Sauerstoff ist. Wir können daher ausgehen, das die Betankung von Trägerraketen relativ sicher sein wird als z.B. mit Methan.



Es ist bekannt, dass in offenen Raum vom H2 keine explosive oder Feuergefährliche Konzentrationen entstehen, er verflüchtig sich sofort ohne Probleme. Die gleiche Eigenschaft hat auch Ammoniak. Methan und Acetylen setzen sich zuerst und ihre Verdunstung wird durch die Geschwindigkeit der Erwärmung bestimmt die für Acetylen aber hoch ist. Wir haben also eine Schlussfolgerung, die uns vermuten lässt, das Acetylen und  Ammoniak als Treibstoff wesentlich sicherer als Methan aus der Sicht vor und während der Betankung sind.



Das obere Bild zeigt uns die Analysen der Brand- und Explosionsgefahr bei einer kryogenen Trägerrakete beim betanken mit flüssigem Treibstoff. Besonders wenn sich die schweren Dämpfe von Methan mit Sauerstoff vermischen, können explosive Situationen entstehen. Bei MRKN Trägerraketen wird an der Problematik gearbeitet. Die Acetylendämpfe vermischen sich aber sehr schnell mit der Umgebungsluft.



Sauerstoffdämpfe sind im ganzem Temperaturspektrum schwerer als die Umgebungsluft und fallen auf die Startplattform. Wasserstoffdämpfe sind vom Anfang leichter als Luft und steigen nach oben was ihre Vermischung mit Sauerstoff und zum Feuer mit explosiven Situationen ausschliesst.
 
Durch die stabile Lagerung mit einen Temperaturspektrum von -30/50 Grad  in allen Flugphasen einer Trägerrakete, kann Acetam in allen Raketenstufen eine Verwendung finden. Analytische Studien haben auch gezeigt, das die Umstellung der Raketentriebwerke mit einen Schub von 2 bis 7,5 Tonen mit gesamten Design und technischen Daten ohne grossen Aufwand möglich sein wird. Für Beschleunigungsstufen ergeben sich mit einen Impuls von rund 400s und der sehr hohen Dichte, hocheffiziente als auch kostengünstige Transportmöglichkeiten von Nutzlasten auf hohe Umlaufbahnen.

Quellennachweis: D. Grebenjuk und  A. Woronkow von NPO Energomasch

Gast-N

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Re: Acetam - russischer Raketentreibstoff
« Antwort #26 am: 16. Dezember 2012, 20:38:02 »
A. Lichwajcew Interview zu Acetam

Am 6 Dezember hat Radio Stimme Russlands, mit dem Direktor des Zentrums für Innovation der NPO Energomasch A.Lichwajcew, ein Interview über das neue Treibstoff Acetam gesendet.

Kerosin als auch Methan (?) haben ihre Dienste versehen. Acetam ist eine Mischung aus Acetylen, eines der energieeffizientesten Kohlenwasserstoffe und mit Ammoniak als ein bemerkenswertes kühl- und Lösungsmittel. Eine explosive Mischung die nach den Eigenschaften alle Brennstoffe in der Luft- und Raumfahrt übertrifft.

Dazu die folgende Übersetzung: 

Es gibt verschiedene Faktoren die die Nutzlasten beeinflussen. Dies ist der spezifische Impuls, Konstruktionsmasse und die Dichte des Kraftstoffs. Es ist deutlich höher (bei Acetam- Gast-N) als bei den Hochleistungs-Wasserstoff Triebwerken von heute.   

Je Dichter der Treibstoff, desto geringer sind die Beschleunigungsstufen, kleinere Abmessungen und das führt zu geringen Gewicht der Rakete. Dazu noch der Vorteil: keine Notwendigkeit für die Wärmedämmung. Nach unseren Berechnungen, durchgeführt gemeinsam mit dem Zentrum Keldysch, werde sich die Nutzlast um 30 Prozent erhöhen.   

Die erste Serie von Acetam hat bestätigt das der Brennstoff nachhaltig und stabil ist. Nach den Tests der Flammen beginnen die ersten Arbeiten an dem Triebwerk.

Wir müssen alle thermische Eigenschaften, Gesamtenergieeffizienz, Interaktion mit Materialien genau überprüfen. Diese Arbeiten sind bis etwa Mitte des Jahres 2015 geplant. Wir überprüfen wie die Treibstoffkomponenten in den Pumpen und Turbinen unter Druck arbeiten.

Mitte 2015 beginnen Arbeiten an dem Triebwerk und die weitere Entwicklung hängt dann von der Finanzierung ab. Wir können den Triebwerk in zwei Jahren entwerfen, es ist möglich auch in fünf.

http://www.npoenergomash.ru/about/news/news2_826.html
« Letzte Änderung: 16. Dezember 2012, 23:01:04 von Gast-N »

Offline Hegen

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Re: Acetam - russischer Raketentreibstoff
« Antwort #27 am: 17. Dezember 2012, 13:21:07 »
Für die die sich an Tabellen und Kurven nicht begeistern können hier mal ein anschaulicher Link über Effekte der Treibstoffwahl:

http://www.sei.aero/eng/papers/uploads/archive/SEV-L2-Lander-Presentation_1Oct2012.pdf

Ist etwas off-Topic (gehört eigentlich zu Methan-Triebwerken) und vielleicht auch eine Wiederholung, aber ich war verblüfft welche Auswirkungen derartige Überlegungen haben.
Gruß
Hegen

Gast-N

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Re: Acetam - russischer Raketentreibstoff
« Antwort #28 am: 17. Dezember 2012, 18:19:18 »
Für die die sich an Tabellen und Kurven nicht begeistern können hier mal ein anschaulicher Link über Effekte der Treibstoffwahl:

http://www.sei.aero/eng/papers/uploads/archive/SEV-L2-Lander-Presentation_1Oct2012.pdf

Ist etwas off-Topic (gehört eigentlich zu Methan-Triebwerken) und vielleicht auch eine Wiederholung, aber ich war verblüfft welche Auswirkungen derartige Überlegungen haben.
Gruß

Hier gibt es eine Tabelle auch ohne Kurven, findest detaillerte und umfangreiche technische Angaben für Beschleunigungsstufen mit unterschiedlichen Treibstoff und deren Abmessungen. Methan ist nicht aufgelistet, ist schwächer als Acetam.

websquid

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Re: Acetam - russischer Raketentreibstoff
« Antwort #29 am: 30. Januar 2013, 01:55:13 »
NPO Energomash hat in Zusammenarbeit mit FGUP RNC "Angewandte Chemie" eine zweite Menge Acetam zu Testzwecken produziert.

http://www.npoenergomash.ru/about/news/news2_906.html

Gast-N

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Re: Acetam - russischer Raketentreibstoff
« Antwort #30 am: 30. Januar 2013, 10:45:56 »
Patent für Acetam



Die Tabelle zeigt uns mehrere wichtige Werte zur Beurteilung von Kerosin, H2 und Acetam mit unterschiedlicher Mischung. Ein weiteres Kriterium zum Vergleich ist das ganz wichtige Entspannungsverhältnis bei Triebwerken der Beschleunigungsstufen, hier handelt sich um r=6 und r=25.
Bei Acetam Verhältnis von 70/30 liegen die Werte bei Impuls von 380s und 421s und einer sehr hoher Dichte von 833 und 859kg/m3, dadurch erreichen wir radikale Verkleinerung der Tanks. Die integrale Berechnungen bezogen auf die mögliche Nutzlast zeigen uns, das Acetam praktisch fast dem Wasserstoff gleichwertig ist. Das entscheidende ist aber, die einfacheit der Triebwerke, was zur einer sehr hohen Zuverlässigkeit der Systeme führen wird und die extrem billigen Kosten des Treibstoffes zum Wasserstoff.

Quelle: Russisches Patent, 2442904, eingereicht am 21.05.2010
Autoren:  W. Tschwanow, W. Chazow, L. Sterin, A.Gubertov, S.Mosolov, I.Fatujew, S.Skibin, S.Konovalow
« Letzte Änderung: 30. Januar 2013, 12:53:51 von Gast-N »

Roba

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Re: Acetam - russischer Raketentreibstoff
« Antwort #31 am: 02. September 2013, 16:33:31 »
Da lt.den Aussagen hier die umstellung von Kerosin auf Acetam relativ einfach sein soll, stell ich mir gerade die Leistungssteigerung der Erststufe einer Saturn V vor.

Offline Ruhri

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Re: Acetam - russischer Raketentreibstoff
« Antwort #32 am: 03. September 2013, 00:31:21 »
Wieso denn? Das ist rein theoretisch, denn diese Stufe gibt es nun einmal nicht mehr.

GerdW

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Re: Acetam - russischer Raketentreibstoff
« Antwort #33 am: 07. September 2013, 11:43:05 »
Da lt.den Aussagen hier die umstellung von Kerosin auf Acetam relativ einfach sein soll, stell ich mir gerade die Leistungssteigerung der Erststufe einer Saturn V vor.

Ich glaube nicht, daß es so einfach ist. Acetylen (Ethin) kann technisch weder unter Druck, noch verflüssigt gelagert werden.
Da es zum explosiven Selbstzerfall neigt. Deshalb wird es in Aceton gelöst in Flaschen gelagert.
Bei Acetam wird statt Aceton flüssiges Ammoniak verwendet und das Acetylen darin gelöst.
Diese Lösung wird dann verbrannt.
Nun gilt es rauszufinden, unter welchen Bedingungen diese Lösung stabil bleibt,
und nach dem Verdampfen das Gasgemisch aus Acetylen und Ammoniak niemals zum Selbstzerfall neigt.
Ich bin aber kein Chemiker.

http://de.wikipedia.org/wiki/Ethin#Sicherheitstechnische_Kenngr.C3.B6.C3.9Fen

McFire

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Re: Acetam - russischer Raketentreibstoff
« Antwort #34 am: 26. Februar 2014, 13:19:14 »
Ist recht ruhig geworden um Acetam hier  ;) Gibts nix Neues von unseren Insidern? Ist ja schließlich ein interessantes Zeugs...


Was mich immer wieder wundert - seit der Zeit, seit dem man Acetylen kennt und anwendet, ist viel mit der Speicherung experimentiert worden. Insbesondere daß Anwendungssicherheit nicht die guten Eigenschaften beeinträchtigt. Das ist nun inzwischen ja schon Historie. Ich kann mir nicht vorstellen, daß man damals außer mit Aceton und Formid nicht auch mit vielen anderen Dingen experimentiert hat. Und erst jetzt (nach 2005) ist jemanden aufgefallen, daß Ace/Amm ein toller Treibstoff wäre? Ok, da gibts sicher im Hintergrund noch geheime Zusätze, die die Stabilität verbessern. Aber auch damals hat man sicher vieles probiert. 
Dieses "erst jetzt" verwundert mich sehr....

*

Offline Klakow

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Re: Acetam - russischer Raketentreibstoff
« Antwort #35 am: 26. Februar 2014, 16:00:02 »
Falls die Lösung aus den beiden Stoffen nicht sicher bei ALLEN Betriebsbedingungen gelagert werden kann, ist das Zeug leider gestorben.
Der Artikel bei Wikipedia ist schon heftig, mich wundert nicht das mit dem Zeug noch keine Raketen gebaut wurde.
Ich denke man kann eher mit einem Stoff wie Wasserstoff leben, der sehr tiefe Temperaturen braucht, aber NUR zum verdampfen neigt, als mit einem Zeug das beim kleinsten Fehler durch die Decke geht.
Ob sich das zuverlässig in einer Mischung verhindern lässt ist sicher die Gretschenfrage.
Da kommen dann gleich weitere Fragen auf, was passiert wenn das Zeugs z.B. bei einer MCT verwendet wird und die ganze MCT mit vielleicht 13000t zerlegt es am Startplatz?
Ich fürchte den Knall bekommt man auch dann mit, wenn man 20km vom Startplatz weg ist.
Falls wirklich mal sowas wie ein Massenverkehr in den Orbit kommt, ist es vielleicht sicherer einen Startplatz hoch oben in den Anden auf 5500m Seehöhe zu bauen.
Da hat man schon mal 50% der Luft unter sich und nun ja, man muss die 5500m auch nicht mit dem Treibstoff hochschaffen.
Aber egal, das ist wohl ein anderer Treat

Re: Acetam - russischer Raketentreibstoff
« Antwort #36 am: 26. Februar 2014, 17:25:20 »
Azetam ist interessant, aber ich würde eher auf Methan tippen. Nukleare Startstufen werden wir wohl auf absehbare Zeit nicht sehen.
„Die Erde ist die Wiege der Menschheit, aber der Mensch kann nicht ewig in der Wiege bleiben. Das Sonnensystem wird unser Kindergarten.“ K. E. Ziolkowski

-

Stolzer Träger einer Raumconverwarnung wegen Schreibens unbequemer Wahrheiten.

McFire

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Re: Acetam - russischer Raketentreibstoff
« Antwort #37 am: 26. Februar 2014, 18:13:23 »
Zitat Klakow
Zitat
Der Artikel bei Wikipedia ist schon heftig, mich wundert nicht das mit dem Zeug noch keine Raketen gebaut wurde.
Hab grad mal geschaut - weder in english noch in deutsch gibts "Azetam". Auch mit C geschrieben nicht. Hat man den Artikel evtl. entfernt?

Jedenfalls scheint nach allem, was ich (auch anderswo) gelesen habe , das Zeug doch recht problembehaftet zu sein.

Man kann ja auch eine Verbindung herstellen, die quasi flüssiger Sauerstoff bei Zimmertemperatur ist. Sieht sehr schön aus, ist einfach zu erzeugen, reagiert sofort explosiv mit Kohlenwasserstoffen, aber zersetzt sich halt langsam von selbst oder bei starker Erschütterung. Da brauchte man auch NUR einen Stabilisator...

*

Offline Schillrich

  • Moderator
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Re: Acetam - russischer Raketentreibstoff
« Antwort #38 am: 26. Februar 2014, 20:35:40 »
Die Beiträge zur Diskussions- und Moderationskultur habe ich zu unserem Thread für Kritik verschoben:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=428.485

Lasst uns hier bei Acetam bleiben.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

McFire

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Re: Acetam - russischer Raketentreibstoff
« Antwort #39 am: 26. Februar 2014, 20:52:23 »
Yep !

Führerschein

  • Gast
Re: Acetam - russischer Raketentreibstoff
« Antwort #40 am: 26. Februar 2014, 20:53:45 »
Atsetam als Suchbegriff bringt einige Ergebnisse. Allerdings ist Google unwillig und sucht erst, wenn man den genauen Begriff nochmal bestätigt. Zuerst wird irgendwas anderes von Google geratenes gesucht.

McFire

  • Gast
Re: Acetam - russischer Raketentreibstoff
« Antwort #41 am: 26. Februar 2014, 20:57:24 »
Ja, das freilich. Da hab ich auch schon hier und da gelesen. Aber ich wollte den oben erwähnten Artikel bei Wikipedia lesen. Und eben dort im Suchfeld - nix...
Naja nicht so wichtig :)

Jura

  • Gast
Re: Acetam - russischer Raketentreibstoff
« Antwort #42 am: 23. Februar 2015, 16:23:39 »
Acetam Aspekte,

eine kompakte Zusammenfassung:

Acetam wurde zwischen 2008/10 bei NPO Energomasch entwickelt und analysiert für unterschiedliche RB (Beschleunigungsstufen), Triebwerke und Trägerraketen. Ballistische Berechnungen und Simulationen wurden im Keldysch-Institut für angewandte Mathematik durchgeführt, die später auch von der RKK Energia bestätigt wurden. Im Institut für angewandte Chemie wurden auch thermophysikalische und thermodynamischen Eigenschaften des Acetam berechnet.

Das technische Resultat ist, das bei der Verbrennug Oxide (ohne feste Fragmente) mit sehr hoher aerodynamischer Qualität bilden. Der daraus resultierende Gewinn in spezifischen Impuls liegt zwischen 15 bis 25s. Der Vorteil liegt aber in der Dichte, beträgt hohe 0,7g/cm3 ( bei H2 nur 0,07g/cm3) und das ist der Schlüssel für die hohe Effizienz des Acetam. Dadurch werden die Abmessungen der Stufen um 150 bis 200% kleiner und die Trockenmasse um mehrere Tonnen leichter. Bei der Angara-5 RB um 1000kg und bei MOB-2 um mehrere Tonnen leichter. Berechnungen bezogen auf die Sojus-2.1b Trägerrakete zeigen auch, das die Nutzlast auf eine GEO Bahn um rund 30% sich erhöht. Wir müssen also die nächsten Arbeiten abwarten und mit den ersten Brennversuchen als auch den ersten Start.

Das Acetylen bis heute keine Beachtung fand, liegt daran das er in flüssiger Form nicht vorkommt, wurde aber schon 1932/33 (veröffentlicht 1936) von Ziolkowski erwähnt. Die Mischung mit Ammoniak wurde bewusst ausgewählt um die Explosivität zu reduzieren. In Acetam hemmen sich Acetylen und Ammoniak gegenseitig ihre negativen Eigenschaften. Acetylen reduziert radikal die Toxizität von Ammoniak, und Ammoniak unterdrückt drastisch die Neigung des Acetylens für explosive Zersetzung. In Acetam haben wir eine Symbiose von Acetylen, hat die größte Energieeffizienz unter Kohlenwasserstoffen, und mit Ammoniak der sehr hohe Dichte als auch wärmereduzierende Eigenschaften hat. Somit haben wir eine harmonische Einheit und ein Komplex mit einer hohen Produktqualität.

Ammoniak hat auch starke wäremreduzierende Eigenschaften. Bei der Kühlung der Brennkammer übertrifft somit Acetam 50/50 den Treibstoff RG-1 um 300 bis 400% und liegt im Bereich von Methan. Durch die Eigenschaften der Ammoniak Dämpfe, wird auch eine toxischen Kontamination des Startplatzes praktisch eliminiert. Die Daten zeigen auch, dass die Verdampfung von Acetylen und Ammoniak deutlich niedriger als für Methan sind und insbesondere für Sauerstoff. Wir können also davon ausgehen, das die Betankung der Trägerrakete relativ sicher sein sollte, viel sicherer als bei Methan.

Zu Thermodynamischen ISP. Auch hier liegen Berge von Daten, Zeichnungen und Tabellen vor. Im Institut für angewandte Chemie, in Petersburg, wurden schon mehrere Partien von Acetam erzeugt als auch an die Unternehmen geliefert. Dazu kann ich folgendes sagen, die Ergebnisse haben die früheren theoretischen Studien bestätig und zeigte auch die Wirksamkeit der Technologie für den neuen Kraftstoff als auch deren Stabilätät. Gegenwärtige Arbeiten, nur eine Auswahl:

– Analyse von Materialien und deren Interaktion mit Acetam.     
– Festlegung von Parameter für Brand- und Explosionsschutz-Sicherheit.
– Erarbeitung von Technologien für die für industrielle Produktion.
– Vorbereitung eines Brennstandes und anschliessende Versuche mit einen experimentellen Triebwerk.
– Danach die Fertigstellung des RD-161AC für Trägerrakete, hat einen Isp von 395s.
– Später erfolgt die Umstellung des RD-120 auf Acetam.

McFire

  • Gast
Re: Acetam - russischer Raketentreibstoff
« Antwort #43 am: 23. Februar 2015, 17:29:18 »
Warum machen eigentlich die Amis nix mit Acetam? Ich mein, eine russische Erfindung ist es ja nicht.

Offline Hegen

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Re: Acetam - russischer Raketentreibstoff
« Antwort #44 am: 23. Februar 2015, 17:45:01 »
@ Jura - Danke für die Zusammenfassung
Hegen

Offline proton01

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Re: Acetam - russischer Raketentreibstoff
« Antwort #45 am: 23. Februar 2015, 17:58:10 »
Acetam Aspekte,

eine kompakte Zusammenfassung:
Das technische Resultat ist, das bei der Verbrennug Oxide (ohne feste Fragmente) mit sehr hoher aerodynamischer Qualität bilden. Der daraus resultierende Gewinn in spezifischen Impuls liegt zwischen 15 bis 25s. Der Vorteil liegt aber in der Dichte, beträgt hohe 0,7g/cm3 ( bei H2 nur 0,07g/cm3) und das ist der Schlüssel für die hohe Effizienz des Acetam.
Die 15-25 s Isp-Gewinn sind gegenüber Kerosin. Dann gibt es aber keinen Vorteil der Dichte, sondern einen Nachteil, da Azetam eine geringere Dichte hat als Kerosin (0,7g/cm3 für Azetam ggü. 0,83g/cm3 für RG-1). Außerdem hat eine LOX-Azetam Treibstoff ein geringeres Mischungsverhältnis  ggü. LOX-Kerosin (siehe Beitrag vom 30. Januar 2013, 10:45:56), sodaß die geringere Dichte von Azetam ggü. LOX stärker ins Gewicht fällt. Bezogen auf den gesamten Treibstoff ist die Dichte von LOX-Azetam ca. 6-7% geringer als die von LOX-Kerosin.

Ammoniak hat auch starke wärmereduzierende Eigenschaften. Bei der Kühlung der Brennkammer übertrifft somit Acetam 50/50 den Treibstoff RG-1 um 300 bis 400% und liegt im Bereich von Methan. Durch die Eigenschaften der Ammoniak Dämpfe, wird auch eine toxischen Kontamination des Startplatzes praktisch eliminiert. Die Daten zeigen auch, dass die Verdampfung von Acetylen und Ammoniak deutlich niedriger als für Methan sind und insbesondere für Sauerstoff. Wir können also davon ausgehen, das die Betankung der Trägerrakete relativ sicher sein sollte, viel sicherer als bei Methan.
Eine gute Kühlung ist immer willkommen. Aber hier muss man klären ob eine deutliche Aufheizung in der Kühlung die Stabilität der Acetylen-Ammoniak-Mischung negativ beeinflusst. Für die Sicherheit ist eine gute Verdampfung am besten, da dann durch Lecks austretende Treibstoffe schnell wegdampfen und nicht am Boden rumkriechen und eingeatmet werden können.

Zu Thermodynamischen ISP. Auch hier liegen Berge von Daten, Zeichnungen und Tabellen vor. Im Institut für angewandte Chemie, in Petersburg, wurden schon mehrere Partien von Acetam erzeugt als auch an die Unternehmen geliefert. Dazu kann ich folgendes sagen, die Ergebnisse haben die früheren theoretischen Studien bestätig und zeigte auch die Wirksamkeit der Technologie für den neuen Kraftstoff als auch deren Stabilätät. Gegenwärtige Arbeiten, nur eine Auswahl:

– Analyse von Materialien und deren Interaktion mit Acetam.     
– Festlegung von Parameter für Brand- und Explosionsschutz-Sicherheit.
– Erarbeitung von Technologien für die für industrielle Produktion.
– Vorbereitung eines Brennstandes und anschliessende Versuche mit einen experimentellen Triebwerk.
– Danach die Fertigstellung des RD-161AC für Trägerrakete, hat einen Isp von 395s.
– Später erfolgt die Umstellung des RD-120 auf Acetam.
Solange es keine Experimente gibt die die Verbrennung von Azetam mit LOX demonstrieren und dabei einen hohen Verbrennungswirkungsgrad zeigen (>98%), ist der angegebene hohe spezifische Impuls leider nur eine Hoffnung. Erst in Tests sieht man ob diese Treibstoffkombination nahezu vollständig und auch ruhig verbrennt. Das kann man nicht berechnen. Und wenn es mit kleine Brennkammern auf experimentellen Prüfständen gut funktioniert kann es im Großmaßstab immer noch neue Probleme geben.

Jura

  • Gast
Re: Acetam - russischer Raketentreibstoff
« Antwort #46 am: 23. Februar 2015, 18:24:35 »
@ proton01

Deine Schlussfolgerungen zu Acetam als auch der Vergleich zu Kerosin sind nicht korrekt als auch unsachlich, angebracht ist der Vergleich zu Wasserstoff, so die russischen Wissenschaftler. Dadurch werden die Abmessungen der Stufen um 150 bis 200% kleiner und die Trockenmassen der Beschleunigungsstufen um mehrere Tonnen leichter, so habe ich gepostet. Nutzlastgewinn um die 30% gegenüber Kerosin, reicht fast an Wasserstoff. Siehe auch die umfangreichen Fachpublikationen von NPO Energomasch.

Siehe auch die Beschleunigungsstufen für die Angara-5:

1) KVTK mit Wasserstoff
2) Acetam Stufe
3) Briz-M
4) DM-03

Schon seit Jahren stehen die Parameter der Methantriebwerke fest, für Acetam gilt das gleiche. In einer industrielle Pilotstudie wurden die ersten Chargen von Acetam gewonnen, die ersten Versuche haben auch die bisherigen Daten vollständig bestätigt.

http://www.arms-expo.ru/news/science/poluchena_promyshlennaya_partiya_novogo_raketnogo_topliva_atsetam/

Zitat
Баллистические расчеты, проведенные Центром инновационной деятельности (ЦИД) совместно с Центром Келдыша, показали, что для РН "Союз-2.1б" замена кислородно-керосинового двигателя РБ на кислородно-ацетамовый позволит увеличить массу полезной нагрузки на 30-40 %.
« Letzte Änderung: 23. Februar 2015, 19:36:33 von Jura »

Offline proton01

  • *****
  • 1950
Re: Acetam - russischer Raketentreibstoff
« Antwort #47 am: 23. Februar 2015, 22:34:32 »
@ proton01
Deine Schlussfolgerungen zu Acetam als auch der Vergleich zu Kerosin sind nicht korrekt als auch unsachlich, angebracht ist der Vergleich zu Wasserstoff, so die russischen Wissenschaftler. Dadurch werden die Abmessungen der Stufen um 150 bis 200% kleiner und die Trockenmassen der Beschleunigungsstufen um mehrere Tonnen leichter, so habe ich gepostet. Nutzlastgewinn um die 30% gegenüber Kerosin, reicht fast an Wasserstoff. Siehe auch die umfangreichen Fachpublikationen von NPO Energomasch.
Ich bin ja immer sehr zurückhaltend darin, die Beiträge anderer zu beurteilen. Das erwarte ich dann auch von anderen. Dafür bin ich begründeten Gegenargumenten sehr aufgeschlossen, da man diese sachlich klären kann.

@ Jura
Du widersprichst Dir selbst:  "angebracht ist der Vergleich zu Wasserstoff, so die russischen Wissenschaftler." und "Nutzlastgewinn um die 30% gegenüber Kerosin". Soll nun mit Wasserstoff oder doch mit Kerosin verglichen werden ? Die russischen Wissenschaftler (wohl eher Ingenieure) vergleichen Azetam mit N2O4-DMH (AT-DMG), mit Wasserstoff und mit Kerosin.
Ich habe nur Deine Zahlen/Argumente genommen, siehe:
Der daraus resultierende Gewinn in spezifischen Impuls liegt zwischen 15 bis 25s.
Dieser Gewinn an spezifischen Impuls gilt nur gegenüber Kerosin.

"..., so habe ich gepostet", da beziehe ich mich mal auf den Post vom 21. November 2012, 09:19:14 und gehe davon aus daß Gast-N und Jura dieselbe Person ist. Aus den Daten können wir ersehen:
  • Nach den Publikationen von Energomash ist in den dargelegten Konzepten die Nutzlast mit Azetam 4,6 t, mit Kerosin 3,79 t und mit Wasserstoff 5,09 t, jeweils in GEO. Also bringt Azetam eine 21% höhere Nutzlast als Kerosin (nicht 30%), aber weniger als Wasserstoff.
  • Der Durchmesser der Azetam-Stufe ist 4,0 m, die Länge ist 5,8 m. Der Durchmesser der Wasserstoff-Stufe ist 4,1 m, die Länge ist 9,3 m. Also ist bei der Azetam-Stufe der Durchmesser 2,4% kleiner und die Länge ist 38% kleiner.
  • Die Trockenmasse der Azetam-Stufe ist 2,78 t, die der Wasserstoff-Stufe ist 3,85 t. Also ist der Unterschied 1,07 t, nicht mehrere Tonnen.

Schon seit Jahren stehen die Parameter der Methantriebwerke fest, für Acetam gilt das gleiche. In einer industrielle Pilotstudie wurden die ersten Chargen von Acetam gewonnen, die ersten Versuche haben auch die bisherigen Daten vollständig bestätigt.

http://www.arms-expo.ru/news/science/poluchena_promyshlennaya_partiya_novogo_raketnogo_topliva_atsetam/
Zitat
Баллистические расчеты, проведенные Центром инновационной деятельности (ЦИД) совместно с Центром Келдыша, показали, что для РН "Союз-2.1б" замена кислородно-керосинового двигателя РБ на кислородно-ацетамовый позволит увеличить массу полезной нагрузки на 30-40 %.
Das Zitat sagt ja nur daß Berechnungen der Nutzlast durchgeführt wurden, gibt aber keine Testergebnisse. Vielmehr wird in dem verlinktem Artikel der Energomash-Chef Solntsev dahingehend zitiert, daß das Projekt noch in der Forschungs-Phase ist und die wissenschaftliche Durchführbarkeit erst noch gezeigt werden muss. Und es gibt noch viele Fragen zum Kühlung.

http://www.arms-expo.ru/news/science/poluchena_promyshlennaya_partiya_novogo_raketnogo_topliva_atsetam/
Zitat
"Несмотря на то, что этот проект еще  находится на стадии научно-исследовательской работы и нам еще предстоит доказать его научную способность, мы возлагаем на него большие надежды. Тут ведется очень большая расчетная работа, поскольку режимы у двигателя гораздо выше, есть пока много вопросов по системе охлаждения, по получению реакции самой тяги и прочие нюансы. Но работа ведется беспрерывно", - цитирует Солнцева   ИТАР-ТАСС. 
Darauf hatte ich ja auch schon hinweisen wollen. Ich gehe also davon aus daß Energomash sehr wohl die offenen Punkte weiß und daher sagt, daß daran kontinuierlich gearbeitet wird. Daß ist für mich auch der einzige Weg, die Fragen zu klären und zum Schluss zu wissen, ob Azetam hält was man sich davon verespricht.

McFire

  • Gast
Re: Acetam - russischer Raketentreibstoff
« Antwort #48 am: 23. Februar 2015, 23:05:02 »
Jura, Du mußt ein bissel gelassener werden ;)

Nebenbei ist mir beim Nachlesen aufgefallen, daß in den Threads immer wieder mal von entweder Azetylen oder Ammoniak die Rede ist.
Da keine der beiden Komponenten jemals einzeln eingesetzt werden, bitte ich, wirklich immer
nur von Acetam zu reden bzw. Werte zu bringen. Es geht doch um die speziellen nur in der Kombination erreichten Eigenschaften .
Ich halte das Zeugs auch für potentiel brauchbar. Aber ich denke mal, das jetzt bekannter Werden von Acetam liegt nicht an der "Erfindung", denn die liegt lange zurück. Es wird doch eher so sein, daß erst heutzutage die Möglichkeiten bestehen,
- Testeinrichtungen größeren Ausmaßes zu bauen
- Industrielle Herstellung so langsam zu beherrschen
- das Handling großer Mengen in den Griff zu kriegen.
Hier gibts also die Arbeit.
Und zu testen ist noch 'ne Menge, glaub ich. Die von Proton angeführten praktischen (!) Kühleigenschaften z.B.
Mich tät auch interessieren, ob die gegenseitigen positiven Wirkungen bei der Sicherheit auch noch gegeben sind, wenn da mal einige 10 Tonnen am brennen sind. Und wie stabil ist die Dreifachbindung des Acetylenanteiles bei Stoßwellen?

Ok, ein bissel Jubel und Erfolge in der Presse müssen sein. Aber vorläufig ist noch Skepsis und Nüchternheit angesagt.

Jura

  • Gast
Re: Acetam - russischer Raketentreibstoff
« Antwort #49 am: 24. Februar 2015, 15:01:07 »
@ proton01

Ich habe nur eine kurze Objektive und sachliche Darstellung zu Acetam dargelegt. Ich brauche auch keine Zahlen von dir, kenne genau die Entwicklung mit samt den Berechnungen als auch das Patent mit seinen Analysen zu Acetam. Statt zu poltern, stelle Bitte lieber sachliche Fragen. Auch zu Zukunft habe ich deutlich geschrieben, wir müssen also die nächsten Arbeiten abwarten als auch die ersten Brennversuche als auch den ersten Start. Somit ist die Aussage eindeutig, bedarf keine Nachbesserung.

Noch ein Wort zu den russischen Links, da russisch meine Muttersprache ist, verstehe ich den Inhalt sehr genau auch ohne deine Belehrung. 

Zitat
Ich bin ja immer sehr zurückhaltend darin, die Beiträge anderer zu beurteilen. Das erwarte ich dann auch von anderen. Dafür bin ich begründeten Gegenargumenten sehr aufgeschlossen, da man diese sachlich klären kann

Dazu folgendes, ich habe schon letztes Jahr gesehen, das du mitunter sehr arrogant und überheblich kommunizierst wie kein anderer Teilnehmer hier im Forum, Ssory.