Die Weltformel

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rolli

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Die Weltformel
« am: 24. Juli 2006, 13:56:24 »
Schon lange sucht die Wissenschaft nach der sogenannten "Weltformel", mit der man jedes Geschehnis im Kosmos erklären könnte.

Hier mal ein neuer Beitrag dazu:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltraum/0,1518,druck-428007,00.html

Daraus ein interessanter Aspekt:

Zitat
Sehr viel gewagter und auch deutlich umstrittener ist der so genannte teleologische Ansatz. Die Idee scheint einem Science-Fiction-Roman zu entstammen: Irgendwo, so die Vorstellung, gibt es einen kosmischen Ingenieur, der das Universum gezielt geplant und so entworfen hat, dass seine Bedingungen für das menschliche Leben optimal sind. Dieser planende Konstrukteur könnte eine überirdische Macht im religiösen Sinn sein oder auch eine intelligente Lebensform außerhalb unseres Universums - eine Idee, die selbst renommierte Kosmologen wie Edward Harrison von der Universität von Massachusetts vertreten, wie "Bild der Wissenschaft" berichtet.

Ja, wir möchten schon gerne einen "Sinn" sehen, auch für unser Leben

 :-?
« Letzte Änderung: 24. Juli 2006, 13:58:42 von rolli »

H.J.Kemm

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Re: Die Weltformel
« Antwort #1 am: 24. Juli 2006, 17:43:10 »
Moin Rolli,

jetzt wird´s aber richtig philosophisch: der so genannte teleologische Ansatz

In der Teleologie wird doch eine Begründung dafür hergeleitet, Prozesse innerhalb der Natur nicht über Wirkursachen, sondern über Zielzustände zu erklären.

Da wird also die Evolution voll und ganz ausgehebelt.

Also, mit diesem Thema werde ich mich mal beschäftigen und dann mein Statement abgeben.


Jerry


rolli

  • Gast
Re: Die Weltformel
« Antwort #2 am: 24. Juli 2006, 21:27:59 »
Hi Jerry

ich bin da auch gar nicht sattelfest und werde mich auch ein bisschen schlauer machen.

Hier noch ein Grundsatz-Link:

http://www.bertramkoehler.de/Bio2.htm

immerhin, ein paar gute Denkanstösse sind alleweil vorhanden.
Mehr dazu später


qinty

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Re: Die Weltformel
« Antwort #3 am: 03. August 2006, 22:57:29 »
Hallo - Also, der Sinn (des Lebens/Seins) ist ja konkret vorhanden - genau genommen mehrere Sinne (Augen, Ohren, etc. - aber auch unser Bewusstsein) - also eigentlich ganz simpel!... ::)

Genau wie die scheinbar "sensationelle" Fügung günstiger Voraussetzungen - denn wenn es irgendwie möglich ist, dann wird es "irgendwo" "irgendwann" (hört sich an, wie ein Song von Nena... 8-)) einmal so sein - und das ist dann jeweils halt hier und jetzt für das Sein...

Letztlich wird auch alles nichts weiter als soetwas wie eine +/- Schwingung und Rotation um das Nichts sein (aus den Zuständen "IST" und "ISTNICHT" haben wir in der "Computer-Welt" ja auch schon so einiges "erschaffen"...)! Gruß, qinty
« Letzte Änderung: 03. August 2006, 23:10:08 von qinty »

tsukagoshi

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Re: Die Weltformel
« Antwort #4 am: 07. August 2006, 21:05:38 »
Zitat

In der Teleologie wird doch eine Begründung dafür hergeleitet, Prozesse innerhalb der Natur nicht über Wirkursachen, sondern über Zielzustände zu erklären.

Da wird also die Evolution voll und ganz ausgehebelt.

Jerry


hmm, das ist nur _eine_ teleologische Kompaktdefinition.
Und zwar die "statische", wie schon aus der Bezeichnung "Zielzustand" ersichtlich ist.
Aber auch sie hebelt Evolution nicht aus, sondern gibt nur den Grund für Evolution an, der darin bestehen soll, dass Prozesse einen bestimmten Zielzustand anstreben. Etwa maximale Entropie.

Daneben gibt es aber auch eine "dynamische" Definition, wonach der Prozess selbst das Ziel ist, es also gar keinen vorher definierbaren Zielzustand gibt.
Anders gesagt, die Evolution selbst ist das Ziel.
Oder, wie es im Zen heisst: "der Weg ist das Ziel"

Über die physikalische Interpretation dieser philosophischen Überlegungen lässt sich freilich trefflich streiten  :-/

rolli

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Re: Die Weltformel/Matrix ?
« Antwort #5 am: 13. Dezember 2006, 10:22:14 »
Jeder von uns hat wahrscheinlich die Matrix-Filme gesehen (wobei für mich der erste der beste war). Man sagt ja, dass auch die verrücktesten Theorien einen wahren Kern haben; also lassen wir mal einen "Matrix-Experten" zu Worte kommen:

http://www.focus.de/wissen/odenwalds_universum/ifrage-von-michael-a-kouklakis-i_aid_26489.html?drucken=1

Daraus:

Zitat
Auch manche Wissenschaftler halten es für denkbar, dass die Welt nichts als eine große Illusion ist. Einer davon ist der 2001 verstorbene britische Astronom Fred Hoyle, der den Begriff vom Urknall prägte. Eine Superintelligenz „müsse Physik, Chemie und Biologie manipuliert haben“, schrieb er 1954 in einer Astronomie-Fachzeitschrift. Insbesondere die Gesetze der Kernphysik müssten absichtsvoll konstruiert sein, um die Kernfusions-Reaktionen in den Sternen so ablaufen zu lassen, dass sie Kohlenstoff erzeugen – den Grundstoff des uns bekannten Lebens.

Und:

Zitat
Die Rolle der Schöpfer

Der Ökonomie-Professor Robin Hanson von der George Mason University in Fairfax (US-Staat Virginia) zieht daraus einige lustige Schlussfolgerungen. Für den Fall, dass wir entdecken würden, dass wir nur eine Figurensammlung in einem Supercomputer sind, entwarf er ein paar Verhaltensregeln. Zuerst sollten wir versuchen, den Zweck der Simulation herauszufinden. Würde sie zum Amüsement ihrer Schöpfer dienen, sollten wir das Spiel mitmachen und unser Leben möglichst dramatisch gestalten, mit viel Sex, Drogen und Rock´n´Roll. Wollten die Programmierer zusätzlich in ihre Simulation eintauchen, würden sie vermutlich in die Rolle der Reichen und Schönen schlüpfen. In diesem Fall sollten wir die Nähe solcher Berühmtheiten suchen, um wiederum am Spiel teilzuhaben. Käme es den Erschaffern der Kunstwelt aber darauf an, Gott zu spielen, der die Unwürdigen bestraft, sollten wir ein tadelloses, sündenfreies Leben führen. Gelängen diese Mitwirkungen nicht, könnten die Erschaffer das Interesse an ihrer Simulation verlieren und den Stecker ziehen.

Na ja, ist schon ziemlich extravagant gedacht, aber schliesslich ist ja die menschliche Fantasie auch REAL, oder ? :o


H.J.Kemm

  • Gast
Re: Die Weltformel
« Antwort #6 am: 13. Dezember 2006, 10:30:49 »
Moin Rolli,

Fred Hoyle ist doch der, der behauptet hat, daß der Kern von C ein Eigenniveau besitzen müßte.

Jerry


rolli

  • Gast
Re: Die Weltformel
« Antwort #7 am: 13. Dezember 2006, 10:56:04 »
Hi Jerry, JEP !

Hm, hier mal:

http://de.wikipedia.org/wiki/Fred_Hoyle

Und:

Zitat
Eine seiner frühen Arbeiten machte auf interessante Weise vom anthropischen Prinzip Gebrauch. Beim Versuch, die Abläufe der stellaren Nukleosynthese auszuarbeiten, stellte er fest, dass eine bestimmte Kernreaktion, der 3[ch945]-Prozess, bei dem Kohlenstoff erzeugt wird, voraussetzt, dass der Kohlenstoff-Kern dafür ein sehr spezifisches Energieniveau besitzen muss. Basierend darauf machte er eine Vorhersage über die Energieniveaus im Kohlenstoffkern, die später tatsächlich experimentell bestätigt wurden.

Dumm war der Mann wahrlich nicht

 ::)

Albert

  • Gast
Re: Die Weltformel
« Antwort #8 am: 13. Dezember 2006, 18:56:37 »
Jo

das mit der Matrix ist mir natürlich auch schon durch den Kopf gegangen; irgendwie menschelt es dabei zu fest.

Ein superintelligentes Wesen beschliesst in seiner unergründlichen Weisheit, eine neue Welt zu schaffen, mit Lebewesen, die am Ende der Entwicklung die göttliche Gestalt und die Intelligenz des besagten Wesen entwickelt, mit gewissen Freiheiten....

 :o :o :o

Und?

Das haben wir doch schon mit den vielen Religionen die da sind:
Juden, Christen, Muslime, Budhisten etc.

Was unterscheidet den dieses superintelligente Wesen von den diversen, menschlichen Göttern?

Also mein Gefühl sagt mir: In Wahrheit ist es komplet anders, und zwar völlig anders als wir Menschen denken.

Und eigentlich bin ich ganz froh darüber, so ist mein atheistisches Denken für mich nicht für die Katz...

Miiiiauu !

Astronomie-lady

  • Gast
Re: Die Weltformel
« Antwort #9 am: 13. Dezember 2006, 20:47:00 »
Also ich glaube, dass ich in diesem Universum so existiere wie ich existiere. Mit all den Kohlenstoffatomen, Wassermolekülen und was sonst noch alles in meinem Körper ist. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass jemand die Rahmenbedingungen der Physik so konstruiert hat, meines Erachtens eben Gott.
Auf irgendeine höhere Intelligenz will ich nicht hoffen, klingt doch etwas zu... *labormäßig*

Martin

  • Gast
Re: Die Weltformel
« Antwort #10 am: 13. Dezember 2006, 21:53:10 »
Von diesem Matrix-philosophie halte ich nichts, aus dem ganz einfachen Grund, auch diese würde unsere Welt nicht erklären. Wie bei der Frage "Wer hat Gott erschaffen", kann man genausogut danach fragen, wer hat die Simulationsschöpfer erschaffen. Man kann dann zwar immer einen Gott/Programmierer oben drauf setzten, aber das bringt es nicht wirklich.
Für mich ist die Multiversenhypothese mit ihren Unterarten immer noch die eleganteste Lösung, aber wie in der Religion oder Philsophie wird sich dies wohl der Überprüfung entziehen. Schade.

Martin

rolli

  • Gast
Re: Die Weltformel
« Antwort #11 am: 13. Dezember 2006, 22:19:26 »
Hi Martin

Die Multiversenhypothese

 " Die Multiversen – These von Leslie ist als Erklärung der Feinabstimmung, physikalisch gesehen wertlos, da sie weder falsifizierbar noch verifizierbar ist. Auch sein Einwand bezüglich des Potentials von Quantenfluktuationen in der Frühzeit des Universums auch viele Universen zu schaffen, hat keinen Erklärungswert bezüglich der Feinabstimmung, da er hypothetisch ist. Die Wissenschaft wird höchstwahrscheinlich niemals in der Lage sein, solche Prozesse in Teilchenbeschleunigern zu simulieren, da sie zu viel Energie benötigen."

Na ja, hypothetisch ist eigentlich alles, wobei, man soll die Genfer-Wissenschaftler im Teilchenbeschleuniger nicht unterschätzen: NIEMALS

" Dabei ist jedoch zu beachten, dass in der heutigen modernen Physik kaum eine Theorie noch verifizierbar oder falsifizierbar ist. Auch die Urknall-Theorie ist so vielfältig auf Falsifizierbarkeit hin überprüft worden, dass es sehr unwahrscheinlich aussieht, das sie jemals falsifiziert werden kann."

So weit so gut.
Das scheint mir zu pessimistisch. Geduld ist angesagt.

" Somit sollte man auch die Multiversen – Theorie nicht gleich von vorneherein verwerfen, nur weil sie nicht falsifizierbar ist. Sie ist jedoch nicht einmal verifizierbar und damit völlig immun gegen eine wissenschaftliche Überprüfung mit empirisch-experimentellen Methoden. Poppers Kriterien für eine gute Theorie würde die Vielweltentheorie damit nicht genügen. Die These von Leslie, dass die Feinabstimmung und die Existenz des gesamten Universums allein durch die ethische Notwendigkeit des Guten erklärbar ist erscheint noch abstruser als die Multiversenhypothese."

Puh, jetzt wirds kompliziert, auf Leslie später.

" Wie kann er aus einem, physikalisch betrachtet, durch Menschen geschaffenes hypothetisches Konstrukt des sittlichen Zusammenlebens die Existenz und sogar die Schöpfung des gesamten Kosmos erklären? Physikalisch gesehen ist diese These nicht haltbar, da sie nicht beweisbar ist. Philosophisch gesehen, besonders neuplatonisch gesehen, kommt dieser Auffassung jedoch eine gewisse Relevanz zu."

Eben. Das scheint mir ausserordentlich wichtig. Was ist eigentlich beweisbar, und was ist wünschenswert beweisbar?

" Plotin ist der bedeutendste Schüler des Neuplatonismus."

OK. über Plotin vielleicht später.

" Abschließend ist festzuhalten, das sich die Neuplatoniker nicht mit den Physikern einig werden können, da sie sich zwei völlig verschiedene Herangehensweisen bedienen und dadurch aus zu keiner Übereinstimmung kommen können:
Man kann es vielleicht mit einem Sehenden, der taub ist vergleichen und einem Hörenden, der blind ist. Der Sehende aber Taube ist der Naturwissenschaftler, der dem Blinden erzählt, was er sieht.
Der Hörende aber Blinde ist der Neuplatoniker, der dem Naturwissenschaftler von seinen mystischen Wahrnehmungen erzählt.
Beide nehmen verschiedene Aspekte desselben wahr, erzählen einander davon, was sie wahrgenommen haben, aber keiner versteht den Anderen wirklich, das sie sich durch ihre unterschiedliche Methodik der Rezeption nicht in den anderen hineinversetzen können.
 Die Beschränkung der Methodiken verbietet die allumfassende Einsicht in die „wahre“ Natur des Seins. Durch eine offene Kommunikation kann jedoch sicherlich eine gegenseitige Anregung erfolgen, die der jeweils anderen Seite die Grenzen und Möglichkeiten ihrer Sichtweise aufzeigen und damit auch zu einer perspektiven-reicheren und vielfältigeren Untersuchung der Feinabstimmung führen. "

So ist es. Lasst uns weniger beschränkt an die Sachen herangehen.  8-)

Also liebe Raumcon-Leser, wenn Euch das zu hoch ist, zweimal lesen; ist es nicht, auch ich habe es begriffen, und wer bin schon ich...?

 ;D

Oh, sorry
ich habe natürlich Leslie zitiert.
Mehr hier:

http://de.wikipedia.org/wiki/Anthropisches_Prinzip#John_Leslie

 ::)

 
 
 
« Letzte Änderung: 13. Dezember 2006, 22:34:56 von rolli »

Martin

  • Gast
Re: Die Weltformel
« Antwort #12 am: 13. Dezember 2006, 23:09:21 »
Jaja, die moderne Physik. Bin ja auch ein großer Stringfan, obwohl ich von der hinterstehenden Mathematik keinen Schimmer habe. Aber die beinhaltet ja auch irgendwie die Multiversentheorie, ich glaube die nennen sich da Branen. Aber wieder mal nicht falsifizierbar. Ich habe letztens mal wieder auf Arte diese wunderschöne Doku von Brian Green gesehen, und die Theorie kann ja wirklich alles, außer sich beweisen lassen.
Zum Glück bin ich nur Geologe, ich muß mich derzeit mit der Entstehung einer kleinen Baryt-Kupfer-Gold Lagerstätte herumschlagen, und das strengt schon an. Wenn ich da an ein ganzes Universum denke...

Martin