Schwerlastträger oder Mehrfachstarts mittlerer Träger?

  • 47 Antworten
  • 18118 Aufrufe
Re: Schwerlastträger oder Mehrfachstarts mittlerer Träger?
« Antwort #25 am: 29. September 2011, 11:01:03 »
@Nutzlastenpreis:

Hier hat B. Leitenberger kürzlich einen interessanten Artikel dazu geschrieben.

http://www.bernd-leitenberger.de/blog/2011/09/22/mythos-steigende-startkosten/

Basileios

  • Gast
Re: Schwerlastträger oder Mehrfachstarts mittlerer Träger?
« Antwort #26 am: 30. September 2011, 11:36:36 »
Hi,
reden wir doch mal über ein paar Zahlen.

Beispiel - Startkosten der Falcons:
(Quelle Wikipedia)
   kg LEO   $   $/kg
Falcon 1  420   8000000   19048
Falcon 9  10500   35000000   3333
Falcon Heavy  53000   125000000   2358

Man sieht sehr deutlich, dass der spezifische Nutzlastpreis mit der Größe des Trägers deutlich sinkt.
Damit sollte eigentlich klar sein, dass Konzepte, die auf viele kleinere Transporte setzen, schnell teurer sein können als welche, die auf wenige Großtransporte setzen.

Weiterhin kann man daraus ableiten:
- die Startfrequenz eines Großträgers darf durchaus niedrig sein, er kann dennoch günstiger sein.
- Treibstoffdepots im Orbit sind reine Geldverschwendung, da zusätzlich zum Treibstoff noch das Depot selber hochgeschossen werden muss (=zusätzliche $ ) und nicht lagerfähige Treibstoffe regelmässig nachgefüllt werden müssten (= zusätzliche $ ). Wenn schon im Orbit betanken, dann bitte mit einer einzigen, großen Tankrakete. Aber auch das ist teurer als das Raumschiff vollgetankt mit einem entsprechend großen Träger zu starten (so es ihn gibt).

Natürlich kann man die Tabelle oben noch deutlich ausweiten, um eine breitere Zahlenbasis zu bekommen, mir erschien die Beschränkung aber bezogen auf dieses Thema durchaus angemessen.

DK

Das ist eine Milchmädchenrechnung.

SLS: 2,5 Mrd pro Jahr (wird wohl mehr), 3 Starts a 130t, macht ~6400$ pro kg ... dabei sind die horrenden Entwicklungskosten (anders als bei den Falcons) übrigens nicht eingepreist. Mit Delta IV Heavy und Falcon Heavy könnte die NASA pro Jahr viel mehr in den Orbit schießen, als wenn sie das SLS entwickeln würde ...

Ein Schwerlastträger ist nur dann billiger als eine kleinere Rakete, wenn die Startrate ebenfalls hoch ist. Die Startrate ist der Schlüssel zu niedrigeren Preisen. Natürlich heißt dass nicht, dass wir alles in 100kg Portionen hochschießen sollten, aber es gibt für jede Gesamtmasse pro Jahr einen "sweet spot". Ist diese gering, empfiehlt es sich, auf existierende MLVs zu setzen, die man sich mit dem Militär und Privaten teilt. Schießt man hingegen zehntausende Tonnen pro Jahr in den Orbit, dann empfiehlt es sich eine Schwerlastrakete zu entwickeln.

Für die von der NASA angepeilte Startfrequenz ist das SLS schlicht und einfach der totale Overkill. Ein sinnloses verbraten von Geld. Die Depottechnologie ist viel wichtiger, wir müssen so oder so lernen, kryogene Treibstoffe im Weltraum zu lagern, ob mit HLV oder ohne ...

runner02

  • Gast
Re: Schwerlastträger oder Mehrfachstarts mittlerer Träger?
« Antwort #27 am: 30. September 2011, 13:39:41 »
Zitat
wir müssen so oder so lernen, kryogene Treibstoffe im Weltraum zu lagern, ob mit HLV oder ohne ...

Geht man den Weg von VASIMR, dann nicht...

Basileios

  • Gast
Re: Schwerlastträger oder Mehrfachstarts mittlerer Träger?
« Antwort #28 am: 30. September 2011, 16:08:01 »
Zitat
wir müssen so oder so lernen, kryogene Treibstoffe im Weltraum zu lagern, ob mit HLV oder ohne ...

Geht man den Weg von VASIMR, dann nicht...

Meines Wissens verwendet man bei VASIMR ebenfalls Wasserstoff, den man kryogen über längere Zeit lagern muss.

Wir werden um diese Technologie nicht herumkommen, wenn wir es ernst mit der Erforschung und Besiedlung des Weltraums meinen.

Wie aus der Architektur der ULA zu entnehmen ist braucht man übrigens keine aktive Kühlung. Der Boil-Off wird einfach zum Station Keeping und zur Lageregelung eingesetzt. Im LEO ist der Boil-Off sogar geringer als die Masse Treibstoff, die das Depot für Reboosts und Lageregelung braucht, am EML2 gleicht sich das Ganze ziemlich aus.

*

Offline noidea

  • *****
  • 2341
Re: Schwerlastträger oder Mehrfachstarts mittlerer Träger?
« Antwort #29 am: 30. September 2011, 16:16:05 »
Meines Wissens verwendet man bei VASIMR ebenfalls Wasserstoff, den man kryogen über längere Zeit lagern muss.

Nicht nur Wasserstoff sind für einen VASIMR-Antrieb geeignet, sondern auch Argon oder Lithium (wobei H2 natürlich am besten geeignet wäre). Aber für die Lagerung von LH2 gibt es ja wieder Konzepte, wie etwa bei den ACES- / Delta IV-Oberstufen- und Centaur-basierten Treibstoff-Depos, die einen Sonnenschutzschild haben, nutzen.

Ich denke aber, dass diese Diskussion nicht hierher gehört, sondern in den passenden Thread.
MfG
sf4ever

Kommt doch auch mal in den Chat

*

Offline tomtom

  • Raumcon Moderator
  • *****
  • 8057
Re: Schwerlastträger oder Mehrfachstarts mittlerer Träger?
« Antwort #30 am: 06. Oktober 2011, 01:04:12 »
Der Hauptunterschied zwischen HLV und Mehrfachstarts mit Treibstoffdepots ist wohl der, dass (auch weil es die SaturnV schon gegeben hat) wohl jeder davon ausgehen kann, dass ein HLV realisierbar ist, während bei Treibstoff-Depots das Risiko besteht, dass das Ganze gar nicht funktioniert. Zudem sind solche unbekannten Entwicklungs-Risiken teuer (sh. zb. JWST).
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

der_meister

  • Gast
Re: Schwerlastträger oder Mehrfachstarts mittlerer Träger?
« Antwort #31 am: 06. Oktober 2011, 01:31:35 »
Der Hauptunterschied zwischen HLV und Mehrfachstarts mit Treibstoffdepots ist wohl der, dass (auch weil es die SaturnV schon gegeben hat) wohl jeder davon ausgehen kann, dass ein HLV realisierbar ist, während bei Treibstoff-Depots das Risiko besteht, dass das Ganze gar nicht funktioniert. Zudem sind solche unbekannten Entwicklungs-Risiken teuer (sh. zb. JWST).

Ja, die Saturn V gab es. Und ist auch aus gutem Grund wieder verschwunden: zu teuer. Niemand bezweifelt ernsthaft die Realisierbarkeit von Depots. Wenn die nasa das nicht hinkriegt, kann sie auch gleich ganz einpacken. Und ihre Entwicklung würde mit Sicherheit nicht mehr kosten als die eingeplanten 11 Milliarden für das sls (wird noch teurer, s. Ares V). Die nasa hat eine entsprechende 200-300 Millionen Dollar teure technology demonstration mission vorgeschlagen. Damit ließen sich alle Bedenken ausräumen - wenn sls nicht allen anderen Projekten die Butter vom Brot nimmt... >:(

*

Offline tomtom

  • Raumcon Moderator
  • *****
  • 8057
Re: Schwerlastträger oder Mehrfachstarts mittlerer Träger?
« Antwort #32 am: 06. Oktober 2011, 11:00:24 »
Niemand bezweifelt ernsthaft die Realisierbarkeit von Depots.

nja, selbst unser "letzter Optimist" ;) sieht im Thread Treibstoffdepots da noch einige Probleme.
Bis es soweit ist, müssen natürlich noch mehrere Probleme gelöst werden, z.B. die Langzeitlagerfähigkeit von LH2, Treibstoffransfer von kryogenen Treibstoffen etc....

In dem Wust der NASA Technologie Roadmap ist das Thema schwer zu finden, unter 2.4.2 wird man dann doch noch fündig:
Stand der Technik zeigen heute die Oberstufen, die eine Lagerfähigkeit von 9h aufweisen und einen Verlust von 30% pro Tag haben. Gefordert sind aber nahezu verlustfreie Lagerzeiten von >6Monaten. Nächster Schritt wäre lediglich Reifegrad TRL 6 (technology readiness level), eine Demonstration der Technologie, mehr ist erstmal nicht drin, dann müßte man weitersehen.

Diese Demonstration war nur eine von mehreren Projekten, jedoch fehlte dazu das Geld, zumindestens dann, wenn man die Orion weiterentwickeln wollte und die Einsicht dazu kam selbst im Weißen Haus ziemlich schnell. Aber vielleicht findet man im Technology Budget dennoch Geld dafür.
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

ilbus

  • Gast
Re: Schwerlastträger oder Mehrfachstarts mittlerer Träger?
« Antwort #33 am: 06. Oktober 2011, 11:13:38 »
Wobei die Oberstuffen eben aktive Racketenkomponenten sind, mit entsprechend dünnen Wänden und einer verschwänderischen Gasdruckregelung. Evtl. kann man für ein Depot eben dickwandige Tanks verwenden, die den Überdruck standhalten werden. Man kämme dadruch in ein Bereich geringerer kryogener Hürden. Das konditionierte Umpumpen wäre, dass zu lösende Problem.

Grüße.
« Letzte Änderung: 07. Oktober 2011, 08:32:16 von Ilbus »

*

Offline tomtom

  • Raumcon Moderator
  • *****
  • 8057
Re: Schwerlastträger oder Mehrfachstarts mittlerer Träger?
« Antwort #34 am: 06. Oktober 2011, 18:59:37 »
Bevor SpaceX bei der nächsten Ankündigung erklärt, dass deren Oberstufe nunmehr als Treibstoffdepot verwendet werden könne, melde ich die Idee hier selber an. ;)

Wobei es ja auch mal so frühe Ideen gab, ob nicht der ET vom Shuttle als Depot verwendbar wäre. Was ist denn daraus geworden, bzw. könnte das eine Anforderung an ein neues Design sein?
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

knt

  • Gast
Re: Schwerlastträger oder Mehrfachstarts mittlerer Träger?
« Antwort #35 am: 06. Oktober 2011, 19:48:39 »
Man sieht sehr deutlich, dass der spezifische Nutzlastpreis mit der Größe des Trägers deutlich sinkt.
Damit sollte eigentlich klar sein, dass Konzepte, die auf viele kleinere Transporte setzen, schnell teurer sein können als welche, die auf wenige Großtransporte setzen.
Gegenbeispiel: Die Shtil mit 0.9t LEO kostet 200$/kg.

Daraus lässt sich nun allerdings natürlich nicht ableiten das die kleinsten Träger immer "die billigsten sind" - es zeigt nur das ein solcher Vergleich wie du ihn versuchst keinen Sinn macht.

Quelle: http://docs.google.com/viewer?a=v&q=cache:A0kZAAtccaAJ:www.futron.com/upload/wysiwyg/Resources/Whitepapers/Space_Transportation_Costs_Trends_0902.pdf+futron+launch+cost&hl=de&gl=de&pid=bl&srcid=ADGEESg1I-LshpnPvZZWPSymp86q65OMQf43Ek3zVYpEmZron9-xPolGIgtIQyUVdFXFzohKmy_xUUtfASWf-1Ux-LiWUDwIcoRXGXSr94ZfE1IBl9Gq2ic_IGhfI4Zq2NRD4JoWfqJ1&sig=AHIEtbRQaW_bJyMYVf-7MSO9wrxcSjyCqQ

*

Offline MR

  • *****
  • 2112
Re: Schwerlastträger oder Mehrfachstarts mittlerer Träger?
« Antwort #36 am: 11. Oktober 2011, 11:43:06 »
Ich sehe selber keinen Nutzen in einem Schwerlastträger, solange es kein festes Programm gibt. Ich hab aber keine Zweifel, dass der Schwerlastträger entwickelt wird, wenn die Politik das Projekt nicht vorher wieder einstellt. Mit diesem Schwerlastträger wären dann ohne Probleme Flüge zum Mond oder anderen Zielen möglich. Die Startkosten werden sicher hoch sein, aber mehr als 2 - 3 Starts im Jahr werden eh nicht möglich sein. Und wenn man für diese Starts genügend Nutzlasten zusammenbekommt, dann halte ich den Schwerlastträger für einen sinnvollen Weg.

Von Treibstoffdepots im Orbit dagegen halte ich aktuell zumindest nichts. Hier kommen aktuell nur lagerfähige Treibstoffe mit mittlerem Energiegehalt in Frage. Die Langzeitlagerung von LH2 ist weiterhin ein ungelöstes Problem. Man kann zwar mittlerweile Helium recht lange im Orbit flüssig halten (z.B. bei Infrarot - Teleskopen), dafür benötigt man aber eine Vakuum - Isolation, die bei den bei einem Depot verwendeten Treibstoffmengen aus Gewichtsgründen nicht in Frage kommt. Zudem vermag Wasserstoff anders als Helium sehr einfach Metalle zu durchdringen. Dazu kommt auch noch die Gefahr der Perforation durch Weltraummüll oder Mikrometeoriten. Hier sind noch so viele offene Punkte zu klären, dass ein derartiges Depot die nächsten 20 Jahre keine realistische Option ist. Hier ist erst noch viel Grundlagenforschung nötig, um es produktiv einzusetzen.

Alternativ gebe es Wege, die Komponenten z.B. für einen Mondflug einzeln in den LO zu bringen und dort zu montieren, mit Delta 4 Heavy eventuell. Aber auch das ist aktuell noch nicht ganz spruchreif. Hier kann einfach zu viel schief gehen. Für bemannte Missionen außerhalb des LO wird die nächsten Jahre ein Schwerlastträger der einzige gangbare Weg sein. Alle anderen Wege sind im Moment noch zu unsicher und teuer oder benötigen noch Jahre der Grundlagenforschung.

Die Saturn ist übrigens nicht verschwunden, weil sie zu teuer war, sondern weil es nach dem Ende des Apollo Programms keine Nutzlasten mehr gab. Zudem wollte man zu dieser Zeit weg von den Einwegträgern und hat deswegen die komplette Technik der Saturn zu den Akten gelegt. In meinen Augen noch heute der größte Fehler der US Raumfahrtpolitik. Nach dem Ende der Saturn hat man in den USA die Treibstoffkombi Kerosin / LO2 praktisch zu den Akten gelegt und keine weitere Entwicklungsarbeit mehr hineingesteckt. Deswegen musste man z.B. für die Atlas 5 ein russisches Triebwerk kaufen. Mit einem ausgewogenen Programm hätte man die Saturn 5 noch Jahrzehntelang nutzen können. Mit Feststoffboostern hätte sich die Nutzlast bis auf über 200 t steigern lassen. Aber leider setzte die US Politik alles auf den Shuttle, der sich am Ende als Sackgasse erwiesen hat.

Auch sollte man keine so großen Hoffnungen auf SpaceX setzen. Einige hier spielen sich auf, als wäre der Erlöser erschienen, dabei hat SpaceX bisher noch kaum etwas geleistet. Sie haben einen Kleinträger entwickelt, für den es im Markt keine Nutzlast gibt (Falcon 1) und haben 2 Flüge mit der Falcon 9 absolviert (ein Träger in der Nutzlastklasse der Delta 2 H), bei dem noch lange nicht alles glatt ging. Sie haben zwar große Pläne, aber was davon überhaupt umgesetzt werden kann, das weiß heute noch keiner. Alle kritisieren den geplanten Großträger der NASA und argumentieren, dass es für diesen Träger nicht genug Nutzlasten gäbe. Aber hat schon mal einer die Falcon Heavy hinterfragt, wo die Nutzlasten für diesen Träger herkommen sollen? Wer hat aktuell Bedarf an einem Träger mit 50 t Nutzlast? Angeblich sind die Auftragsbücher von SpaceX voll mit kommerziellen Nutzlasten, aber wenn das so ist, warum haben wir dann im ganzen Jahr 2011 keinen einzigen Start von SpaceX gesehen? Zudem sagen NASA als auch DoD in Übereinstimmung, dass die Falcon für ihre Nutzlasten noch nicht sicher genug ist. Erst ab 2014 hält die NASA die Falcon für sicher genug, dass man damit Raumsonden starten könnte. Billig ist halt nicht alles. Es gibt hier ein Sprichwort, das immer wieder passt: Wer billig kauft, kauft zwei Mal. Die EELVs und Ariane 5 mögen teuer sein, aber sie sind zuverlässig. Dagegen haben die seit Jahren eingeführten Modelle Proton und Zenit immer wieder mit Fehlstarts zu kämpfen. Wie sich SpaceX hier einreiht, weiß noch keiner. Die Falcon 9 hat gerade mal 2 Flüge hinter sich und als zuverlässig kann man diesen Träger daher noch nicht ansehen. Die Ariane 5 hatte bei den ersten 10 Starts einen Fehlstart und zwei Teilerfolge, die Delta 3 bei drei Starts zwei Fehlstarts und ein Teilerfolg. Fehlstarts sind bei einem neuen Träger nicht ungewöhnlich. Was passiert, wenn einer der ISS Flüge schief geht? Hat SpaceX genügend finanzielle Reserven, um das wegzustecken? Was passiert dann mit den kommerziellen Kunden?

der_meister

  • Gast
Re: Schwerlastträger oder Mehrfachstarts mittlerer Träger?
« Antwort #37 am: 13. Oktober 2011, 00:49:48 »
Was für eine Überraschung: Die nasa selbst ist zu dem Schluss gekommen, dass ein Depot-Missionsplan günstiger und schneller zu verwirklichen wäre als der aktuelle (politisch motivierte) sls-Plan. Wer hätte das gedacht? Sicher nicht die nasa-Jünger diese Forums... ::)

Internal NASA Studies Show Cheaper and Faster Alternatives to The Space Launch System

http://www.spaceref.com/news/viewnews.html?id=1577

tobi

  • Gast
Re: Schwerlastträger oder Mehrfachstarts mittlerer Träger?
« Antwort #38 am: 13. Oktober 2011, 01:26:18 »
Tja leider wird ja jetzt erstmal das SLS gebaut... und alternative Szenarien überhaupt nicht in Betracht gezogen bzw. unter den Tisch gekehrt. :(

Wenn das SLS die beste Lösung ist, ist es nicht nötig andere Studien unter den Tisch zu kehren. ;)

*

Offline tomtom

  • Raumcon Moderator
  • *****
  • 8057
Re: Schwerlastträger oder Mehrfachstarts mittlerer Träger?
« Antwort #39 am: 13. Oktober 2011, 10:26:23 »
Habt ihr auch die Studie gelesen oder nur die Überschrift?

Dort werden mehrere Varianten vor allem für "NEO-Missionen" verglichen mit einem Zeitraum bis 2029 und anhand der Budgetentwicklung am Ende die Gesamtkosten gezählt. Basis ist die Schätzung des HEFT1-Teams von Mitte letzten Jahres auf Basis eines Heavy Lift Vehicels.

Zumindestens verschafft man mit dem Depot-Ansatz der Falcon9 Heavy entsprechende Nutzlasten. (Also ganz ohne Heavy gehts nicht).

Ich finde gut, dass man solche Studien macht und man kann auch drüber diskutieren. Wenn man jedoch glaubt, ein Projekt für diesen Preis zu bekommen, liegt man falsch, für einen solchen Zeitraum fehlt jeglicher Verbindlichkeitsaspekt dazu. Hinter jeder Zahl stehen tausende von Annahmen. Ein solcher Zeitraum entspricht der Planung, wie sie Anfangs der Shuttle-Endwicklung oder in den 90er bzgl. Freedom Station angestellt wurden und wir wissen, was daraus geworden ist.

Man sollte vor allem erstmal die Folie 58 zur Kenntnis nehmen, da stehen die 4 Voraussetzungen, ohne die das ganze Konzept von vornherein fragwürdig ist (kurz gesagt, die Machbarkeit muß erst nachgewiesen werden).

Noch ein Detail: ich erkenne in den Scenarien nicht, dass Entwicklungskosten für eine Falcon9 Heavy (im Vergleich zum SLS-Scenario) berücksichtigt werden.
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

tobi

  • Gast
Re: Schwerlastträger oder Mehrfachstarts mittlerer Träger?
« Antwort #40 am: 13. Oktober 2011, 12:42:25 »
Es ist keine gute Idee sich bei der Studie zu sehr auf die Falcon Heavy zu stützen, wo man garnicht weiß wann sie verfügbar sein wird und was sie kosten wird. Besser wäre es gewesen sich auf Atlas & Delta zu konzentrieren, wo die Kosten besser bekannt sind. Weiter unten sind aber auch Planspiele mit Atlas & Delta.

*

Offline MR

  • *****
  • 2112
Re: Schwerlastträger oder Mehrfachstarts mittlerer Träger?
« Antwort #41 am: 13. Oktober 2011, 13:19:41 »
Die Studie stützt sich viel zu sehr auf die Falcon Heavy. Von diesem Träger ist außer großen Ankündigungen noch nichts bekannt, weder die Entwicklungskosten noch Startkosten, Nutzlast und Zuverlässigkeit lassen sich abschätzen. Zudem weiß keiner, ob die Falcon Heavy je fliegen wird. Aktuell fliegt ja noch nicht mal die Falcon 9 regelmäßig. Sollte die Falcon 9 bei einer der nächsten Missionen einen Fehlstart haben, so kann es ganz schnell passieren, das SpaceX am Ende ist, weil ihnen das Geld ausgeht. Selbst bei Sea Launch hat ein einziger Fehlstart ausgereicht, die Firma in die Insolvenz zu treiben, obwohl sie einen großen Kundenstamm hatten und einen eingefürten Träger verwendet haben.


*

Offline Schillrich

  • Moderator
  • *****
  • 19633
Re: Schwerlastträger oder Mehrfachstarts mittlerer Träger?
« Antwort #43 am: 19. Oktober 2011, 07:14:55 »
Hübsches Bild, aber sag doch was in der Meldung steht.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

*

Offline Klakow

  • *****
  • 6745
Re: Schwerlastträger oder Mehrfachstarts mittlerer Träger?
« Antwort #44 am: 21. Juni 2015, 15:41:55 »
Sehr interessant mal diese alten Beiträge zu lesen und mit heute zu vergleichen,die FH Fliegt zwar immer noch nicht, aber die F9 viel besser als dass was hier vermutet wurde

GalacticTraveler

  • Gast
Re: Schwerlastträger oder Mehrfachstarts mittlerer Träger?
« Antwort #45 am: 21. Juni 2015, 20:13:00 »
Sehr interessant mal diese alten Beiträge zu lesen und mit heute zu vergleichen,die FH Fliegt zwar immer noch nicht, aber die F9 viel besser als dass was hier vermutet wurde

Naja, die Beiträge (z.B. von MR) sind ja nun auch nicht gerade repräsentativ. Der Mittelwert ist wie bei so vielem oft das was zutrifft, und ich denke das trifft auch auf die (bisherige) SpaceX-Geschichte zu. Nicht alle Ankündigungen wurden eingehalten, aber (logischerweise) viel mehr als die Skeptiker unter den Pessimisten hier wahrhaben wollten.

*

Offline tomtom

  • Raumcon Moderator
  • *****
  • 8057
Re: Schwerlastträger oder Mehrfachstarts mittlerer Träger?
« Antwort #46 am: 11. November 2023, 12:06:08 »
Ich wollte diesen Thread nicht unbedingt nach vorne holen, ist aber vielleicht doch mal wieder ganz interessant. Jedenfalls hat Jeff Foust einen Artikel geschrieben, ob große Trägerraketen gut für große Wissenschaft sind.

Die These dabei ist, dass vieles einfacher zu entwickeln wäre, wenn es auf Masse und Größe nicht so ankommt. Andererseits löst das auch nicht alle Probleme.

Im letzten Teil berichtet er, dass bei der Überprüfung/Neukonzipierung von Mars Sample Return auch Schwerlastträger als Problemlöser (um im Kostenrahmen bleiben zu können) in Erwägung gezogen werden. (aber wahrscheinlich auch nicht die Lösung sind.)

https://www.thespacereview.com/article/4688/1

Das mit den Treibstoffdepots ist natürlich immer noch unklar.
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

*

Offline alepu

  • *****
  • 10471
Re: Schwerlastträger oder Mehrfachstarts mittlerer Träger?
« Antwort #47 am: 11. November 2023, 13:24:58 »
Es gibt hier halt kein "entweder oder".
Beide Kategorien werden (noch!) gebraucht.

Immer wieder sehr interessant zu lesen, wie da so vor 10, 15 Jahren gedacht wurde, und wo wir heute stehen.

Auch große Trägerraketen lösen natürlich nicht alle Probleme, aber wenn sie obendrein noch billig sind....

Und wenn es diese dann erstmal gibt, eröffnen sich halt ganz neue Möglichkeiten und es entsteht ein ganz neuer Markt.
(Schaut euch doch zum Vergleich nur mal die modernen Großraum-Containerschiffe an!)

Schwerlastträger für MSR könnten durchaus die Lösung sein, wenn es auf den Preis ankommt. Zeiteinsparung darf man sich davon aber wohl nicht erhoffen.
Da müßte das Starship erstmal tatsächlich auf dem Mars erfolgreich landen (denn um das Starship handelt es sich hier wohl bei diesem "Schwerlastträger") und noch ist es ja nicht mal erfolgreich von der Erde gestartet. Und dann müßte wohl das MSR-Konzept in vielen Teilen geändert werden.
(SLS wurde für die "große Wissenschaft" auch in Betracht gezogen, aber wäre: zu teuer, hätte ein zu kleines Fairing und stände auch gar nicht zur Verfügung, da die wenigen Exemplare pro Jahr für Artemis gebraucht werden)