Samstag 19. Dez.
Fahrt zum KosmodromDie Delegation aus MoskauUnser Пропуск (Propusk) (Ausweis) Nr. 213 als Sammelausweis für den Bus x 254 ELN weist uns als Delegation aus Moskau aus. Unsere Reiseleiterin hat die Liste mit unseren Namen, alle sind da. Nach dem Frühstück geht es gegen 08:00 Ortszeit mit dem Bus nach Norden. Am Ortsausgang gibt es wieder einen KPP, Ausweis-Kontroll-Punkt... Ausweiskontrolle. Unser Ausweis klebt in der Busscheibe, wir werden durchgewinkt.
Delegation aus Moskau KPPNr. 1 im Norden der Stadt
45.642711,63.322014Weiter fahren wir an der links von uns liegenden Siedlung und Bahnstation Tjuratam vorbei, der Bahnstation, auf der u. a. die Zulieferungen aus Moskau und Samara ankommen.
Karte mit der Bahnstation Tjuratam Im Hindergrund Tjuratam
45.651098,63.316441Nun biegen wir der Straße folgend nach NO ab und unterqueren die Bahnstrecke, die östlich weiter nach Taschkent führt.
45.654496,63.330345Danach geht es wieder fast nach Norden weiter. Nur noch durch die Brücke der Fernstraße M32 und wir kommen zum KPP des Kosmodroms.
45.677731,63.318554Aus dem Fenster sehen wir auf dem Hügel(chen) die Parabol-Antennen der Fernverbindungs-Komplexes "SATURN". Mit diesen Antennen werden die Funkverbindungen u.a. zur ISS während des Überflugs hergestellt und gehalten. Das sind Sprech- und Bild-, aber auch Funktionsdaten- und Bahnvermessungs-Verbindungen, über diese 2 großen sowie über eine Reihe kleinerer Antennen dort oben gehen.
Der KPP zum Kosmodrom... SATURN Der Schichtzug
45.699541,63.319563 45.705213,63.33866Links neben der Straße ist ein Bahndamm, auf dem kommt uns der Schichtzug vom Kosmodrom nach der etwa 20 km entfernten Stadt Baikonur entgegen.
Hinter dem Bahndamm liegen in einiger Entfernung einige kleine Siedlungen deren Kamele in der Morgendämmerung grasen, im Dezember. In der Ferne steht ein rot-weiss gestrichener hoher Stahlgittermast mit Warnleuchten für den Flugverkehr, dort wollen wir hin, wird uns bestätigt. Es ist einer der Türme von TsENKI (ZENKI), die den Funkverkehr auf der Erde sicherstellen.
Neben der Straße verläuft die Eisenbahnlinie, über die der Personen- und auch der Güterverkehr des Kosmodroms abgewickelt werden. Hier kommt uns der Schichtzug entgegen, der vom Kosmodrom wieder in die Stadt fährt.
Die nächste Bahnstation auf unserem Weg ist die Station "Druck" an den Fabriken zur Herstellung der Technischen Gase.
45.723169,63.319359Dann führt der Weg an einigen Bauten, Wegkreuzungen und Bahnüberwegen weiter nach Norden. Dort werden wir auch von den Kamelen neugierig gemustert, ob wir ihnen nicht etwa das schöne vereiste strohige Gras wegfressen wollen. Man warnt uns, diese Tiere können aggressiv werden. Doch, sie haben von uns nichts zu befürchten, wir fahren vorbei, die Tiere grasen weiter.
Stop - Bahnübergang Wüstenschiff
45.849534,63.326719Nach einer guten Stunde kommen wir an der Bahnstation "Ausweich" vorbei und sind nun schon sehr nahe am "echten" Eingang zum Kosmodrom.
Bahnübergang vor ... BAIKONUR
45.906771,63.313662Nach zirka 5 Minuten biegen wir nach rechts ab halten auf einem Parkplatz an. "Wir sind da, steigen Sie bitte alle aus!"
Das zwingt uns zu "unserem kleinen Schritt" und wir betreten historischem Boden. Es ist der Platz Nr. 2, hier war in einer Entfernung von ca. 2,5 km vom Startkomplex der Platz mit Unterkünften (Zelten), Fuhrpark, ... aber auch der erste Montage- und Vorbereitungs-Komplex entstanden.
Platz 2 - der erste Platz nach der Startrampe
45.908685,63.314461Das heutige Museum des Kosmodroms. Die Büste Gagarins, ein 1:5 Modell einer Sojus... hinter mir
45.909869,63.316237Die Sonne geruht sich gerade aus dem Dunstschleier am Horizont heraus zu erheben, als wir schräg über die Straße ein Gagarin-Denkmal sehen und dahinter durch die kahlen Bäume die gerettete BURAN. Die hatte einige Zeit etwa 400 -500 m weiter auf einem freien Platz gestanden, war aber dort etwas deplaziert und so hatte man sich entschlossen, sie dem Museums-Komplex des Kosmodroms zuzuordnen.
Sojus Gagarin - Buran
45.909831,63.318007!bei GE wird es immer noch rd. 500 m nördlich gezeigt(45.919666,63.310025), das ist aber
falsch!
Denn im Rahmen der 50-Jahrfeier von Baikonur wurde dieser BURAN (Schneesturm) OK-M nun auf dem Gelände neben dem ehemaligen Klubhaus, dem Museum des Kosmodrom Baikonur auf seinem Transportwagen aufgestellt.
Vielleicht sieht man auch auf den Bildern, dass der Flugkörper bei weitem nicht so abgerundet wie das Shuttle ist, jedenfalls ist mir das bei dem augenscheinlichen Vergleich im Zusammenhang mit der "Abkupfertheorie" in den Sinn gekommen. Die Funktion als Waffenträger ist gekupfert, als Gegenstück zu den Militär-Shuttles, die Konstruktion sicher nicht, nicht mehr, als dass es eine Kanzel, einen Laderaum, eine Hermetisierung, Flügel, das Fahrwerk, eine Heckflosse hat - doch keine Main Engines mit ET... sondern nur die Brems- und Korrekturtriebwerke.
Das Muster Buran OK-M Das Flugdeck
Nun geht es hinein... Über eine überdachte Gangway kommt man in die Ladebucht, dann zum Bug in den hermetisierten Teil. Hier im ehemaligen Geräte- und Mannschaftsraum sind (jetzt mehr Flugzeug-)Sitze eingebaut und eine Leiter führt ins Oberdeck.
...und da durfte das Kind aus dem Manne gelassen werden, einmal die Buran-Fähre "landen", kommentiert von den reichlich anwesenden "Trainern".
Vom Oberdeck aus kann man in die Ladebucht schauen, in der ganz hinten ein Satellit einge"laden" ist und an den Wänden etwas über die Geschichte der Energia und Buran zu sehen ist. ...und so ist der Blick aus dem Unterdeck in die Ladebucht.
Blick in die Ladebucht Einstiegsluke
Es gibt noch genug Junge und Veteranen, die gerne einmal mit dem Buran fliegen würden. Das verbindet Baikonur mit Speyer, doch nur in Baikonur auf dem Gelände des Kosmodrom kann man die Landung einmal "spielen". ... und den Satz: "Käpt'n, steuere uns nicht in den Untergang" von einem der temporären Mannschaft habe ich noch im Ohr (bzw. auf der SD-Karte).
Als ich das einmal als Anektode in MR erzählte, wurde mir zum Trost gesagt, dass auch die ISS in MR schon zum Absturz gebracht wurde, auch von einem hier bekannten Enthusiasten...
Am Durchgang aus dem hermetischen Teil in die Ladebucht ist der Kopplungsstutzen für das Andocken an einer Raumstation vorgesehen gewesen, ein auf dem Kopf stehendes
T. Nach Sigmund Jähn gab es 8 oder 9 Erprobungen im Orbit, die erfolgreich waren, natürlich nicht mit dem Buran sondern mit "Kosmos"-Satelliten.
Die Einstiegsluke mit den Verriegelungsteilen im unteren "Mannschaftsraum" wird nach innen geöffnet und durch das Bullauge sieht man die äussere Luke, ebenfalls mit Bullauge und nach aussen öffnet; im Gegensatz zu der Luke der russischen "Express"-Kapsel, die wir im Verlauf der Besuche an unvermuteter Stelle sehen werden.
Blick vom Unterdeck zum Oberdeck Blick vom Oberdeck in die Ladebucht
In dem Raum des Unterdecks sind jetzt einige Reihen Sitze eingebaut, doch er war als Stau-, Geräte- und Ruheraum vorgesehen. Hier standen beim ersten Flug ins All und der automatischen Landung eine Reihe Mess- und Steuergeräte sowie Computer, sicher auch die Luftumwälzung und Kühlung.
Diesen Blick hat man, wenn man sich im Unterdeck befindet und nach oben schaut.
Vom Oberdeck in die Ladebucht gesehen....
Antenne des Satelliten, zusammengefaltet Satellit in der Ladebucht
Der Satellit in der Ladebucht, ein Nachrichten-Satellit ... als Beispiel für die Beladung. Doch als erste Last ist ein Laboratoriums-Container 37?? (37KB) mit dem Buran geflogen. Ein Muster davon steht etwas abseits im Aussengelände.
Das Schild weist den Modul als лабораторный отсек орбиталъного кораблй буран" (Labor-Behälter des Raumschiffs Buran) aus und "служит для размещения научно-исследователъской аппаратуръ, устанавливается в отсеке полезного груза, соединяется с кабиной экипажо герметичним туннелем " (er dient zur Unterbrinung von wissenschaftlicher Forschungsapparatur und Gerätschaft im Behälter für die Nutzlast, die verbunden ist mit dem Cockpit über einen hermetisierten Tunnel).
Hier befand sich also der andere, größere Teil an Technik der bei der Durchführung und Auswertung des ersten und einzigen Fluges im Weltraum benötigten Geräte.
Die Form und die äusseren Abmessungen erinnern mich stark an das erste Quant-Modul, das ja auch einmalig von der Form her war. Nur dass hier im Gegensatz zum Quant nicht direkt ein Arbeitsplatz vorgesehen ist. Doch mit rund 30m³ "bewohnbarem" Raum ist der Container 37?? schon als Arbeits-(Laboratoriums-)Raum geeignet.
Labor Container Schema des Containers
(Für Intessenten hier der Link zur BURAN-seite:
http://www.buran-energia.com/bourane-buran/bourane-consti-37kb.php )
Es gibt auf dem Gelände noch vieles was man "begreifen" und ansehen kann, doch nach einer guten Stunde war das "Spielen auf dem Hof" zuende, wir mussten "rein"! Drin, das ist das Museum des Kosmodroms.
вселенная принадлежит человеку Das Universum gehört (zu) den MenschenDieser Satz von Ziolkowski steht über dem Eingang zu den Museumsräumen.
Der erste Pflock für das Startgelände wurde vor über 50 Jahren eingeschlagen...
Das Bild ist oft zu sehen gewesen und x-mal im IN zu finden. Wie es hier im Museum hängt, ist es sicher zum 50.Jahrestag nochmal nachgestellt worden. Es sieht einfach zu gut aus im Vergleich zu den anderen historischen Aufnahmen. Doch die Kostüme sind echt... Darüber findet man sehr viel im IN, auch über den Buran-Link oben).
Wüstenschiff und Raumschiff begegnen sich hier in Baikonur, vor über 30 Jahren.
Hierher kommen die Raumfahrer und setzen nach dem Rundgang durch die Museumsräume ihren Namen auf eine Wand mit dem Bild eines erfolgreichen Starts. Im Nu war die Wand umlagert und die Frage: Wo sind denn "unsere"? stand im Raum.
Bei dem Gedrängel habe ich nicht mitgemacht und mich für eine alte Zeichnung aus der Aufbauzeit interessiert. Es ist ein technologisches Schema, wie die Betonierung des Starttisches zu erfolgen hat. Man kann den Innenring erkennen auf dem das Karusell des gesamten Startgerüstes aufgesetzt wird. Nachdem ich mir das angeschaut hatte, war auch wieder Platz vor der Unterschriftenwand.
Die Unterschriftenwand Wie baue ich eine Startrampe
Zum Abschluss dann doch noch die Unterschriften der Startmannschaft, damals war die Tinte noch feucht, zumindest bei der neuen Unterschrift von Oleg Kotow (16.12.2009).
Das bunte Fensterbild des Museums, das vom nun schon hellen Tag erleuchtet wird, zeigt noch etwas mehr...
2 x KOTOW 1 x BURAN
Die ersten festen UnterkünfteZum Museumsbesuch gehört bei den Kosmonauten und Astronauten noch ein Besuch der beiden ersten festen Häuschen auf dem Startgelände.
Die zum Museum gehörenden Häuschen von Koroljow und von Gagrin und den Doubles, Instruktoren und Ärzten...
45.908652,63.315244Das Koroljow - Häuschen в этом доме жил и работал In diesem Haus wohnte und arbeitete
главный конструктор академик der Chef-Konstrukteur Professor
сергей павлович королёв Sergei Pawlowitsch KoroljowHäuschen des Chefs Zuerst wurde uns das Häuschen des Chefs aufgeschlossen. Ein kleiner Flur, links die Sanitärräume, rechts ein kleiner Raum mit Schreibtisch und davor einige Stühle, schön in einer Reihe aufgestellt.
Hier saßen also die "Mitarbeiter" zur "großen Wäsche" beim Chef. - Eine Anektode dazu: Der Chef "S.P." wie er genannt wurde, hatte gerade einen Mitarbeiter wegen einer Terminverzögerung gefeuert. Dieser arbeitete jedoch danach weiter und das Problem wurde gelöst. Doch, wie es so ist im Leben, das nächste Problem ist da und der Chef kocht, verweist denselben Mitarbeiter seines Platzes. Der arbeitet weiter, als wäre nichts gewesen. "S. P." poltert los: Ich habe sie ihres Platzes verwiesen, wieso sind sie noch hier!?!
Der Mitarbeiter: Sie sind nicht mehr mein Chef, sie haben mich schon heute früh entlassen! Der Chef klopft ihm auf die Schultern und raunt ihm zu: Schlauer Fuchs, mein Söhnchen, ...mach weiter!
Auf der Südseite des kleinen Hauses, gegenüber vom Eingang, liegt der Wohnbereich mit einer Schlafstelle. Hinter den Häuschen sind kleine Terassen zu sehen, doch viel Leute haben da keinen Platz. ... und oft war sie auch nicht benutzbar, entweder glühend heiß oder eisig kalt. Heute sind die Häuschen an die Fernwärme angeschlossen, dass das nicht immer so war verrät der relativ große Schornstein.
Das Gagarin - Häuschen Am Nachbarhäuschen zeigt uns eine Gedenktafel aus rotem Granit neben dem Eingang angebracht. In der untersten Zeile kann man den Namen гагарин Gagarin erkennen, der übrige Text ... muss von der Museumsführerin aufgesagt werden.
Was hat der Künstler sich dabei gedacht? Wenn jemand den Text lesen kann oder schon hat, schreibt in bitte. Das Basrelief Gagarins ist jedoch seiner würdig. Die Räume sind gleich wie im Nachbarhäuschen aufgeteilt, es gibt auch davon reichlich Bilder - hier verbrachte der erste Mensch im Weltall seine Zeit vor dem Start. ... und sein Double Titow und die Ärzte ...
Gedenktafel aus rotem Granit Das blaue Zimmer
Der medizinische Bereich war im blauen Zimmer untergebracht, man hatte hier verschiedene Medizinischen Geräte um den physischen Zustand der "Ersten" überwachen zu können. So wurde am Vorabend des Startes ein EKG von Gagarin gemacht, dessen Original hier im Museum zu sehen ist und das ihn zum Flug tauglich ausweist. Diese Untersuchungen liefen rund um die Uhr. Gagarin und Titow hatten die für die Untersuchungen notwendigen Elektroden auch über die Nacht vor dem Start am Körper.
Der Spruch an der Wand
- мир рукоплещет - Die Welt applaudiert - ist sicher erst nach der erfolgreichen Landung Gagarins angebracht worden, zeigt aber die Begeisterung über eine solche Leistung.
Mit dem Besuch der ersten Häuschen auf dem Kosmodrom, die vor jedem bemannten Start auch von den Startenden im Gedenken an den Koroljow und an Gagarin besucht werden, ist der Besuch des Museums des Kosmodroms beendet und wir gehen zum Bus. Über die Schulter sehe ich noch einmal in Richtung des "Klubhauses" und da lugt der Buran hinter dem "Museum des Kosmodrom" hervor.
Die Welt applaudiert Schulterblick ... sind alle da?
Ja, wir verlassen den Museums-Komplex, wir wandern weiter.......
(
in andere nicht lesbare Zeichen rück-gebügelt HausD 10.08.11)