Raumfahrt-Gegner

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astro112233

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Re: Raumfahrt-Gegner
« Antwort #25 am: 22. August 2007, 23:09:53 »
Raumfahrtbetrachtung eines Laien?
Grundsätzlich bin ich weder konsequenter Gegner noch glühender Befürworter der Raumfahrt. Wirklich "sinnvolle" Unternehmungen und Projekte wie Wettererkundung usw. sind vollkommen ok und in jeder Hinsicht förderungswürdig. Begrüßenswert wäre jedoch ein Zusammenschluss aller Raumfahrt betreibenden Staaten zu konzertierten Aktionen um die wahnwitzigen Kosten in einem vernünftigen, adäquaten Rahmen zu zwängen. Das allerdings sind Wunschvorstellungen. Lieber wird selbst geplant, entwickelt und gefertigt, dann sein eigenes Raketle ins All gesendet und wenn’s  klappt wird die wohlverdiente Selbstbeweihräucherung unter dem Motto – Wir gehören zum Club - durchgezogen. Das Unternehmen ISS ist da wohl absolut richtungsweisend.

Was sollen die Menschen auf dem Mars?
Das frage ich mich ab und zu und komme nicht zu einem nachvollziehbaren Ergebnis. Sehr zahlreiche Ergebnisse sind durch Sonden etc. bereits bekannt und publik. Und so berauschend ist der sagenumwobene Rote Planet für Otto Normalverbraucher nun auch nicht. Nichts mit grünen Oasen, blauen Meeren, Flora und Fauna. Aber vielleicht wird doch noch eine Mars-Mikrobe entdeckt.  

Dennoch die unstillbare Sehnsucht, einen Fuß auf den öden Planeten zu setzten. Aus wissenschaftlicher Neugier und Besessenheit  nachvollziehbar, vom laienhaften Menschenverstand allerdings nicht unbedingt. Andererseits, wo stünde die Menschheit ohne die Pioniere der Disziplinen Medizin, Chemie, Physik um nur einige zu nennen. Über tollkühne Versuche, Entberungen bis zu lebensgefährlichen Selbstversuchen ist in der Literatur zu lesen. Mit den Alchemisten fing alles an und wir sind noch lange nicht am Ziel der abenteuerlichen, faszinierenden Reise.      

Blauäugig, kritiklos- und bedenkenlos dürfen wir den Einsatz immenser Geldmittel für die Raumfahrt jedoch nicht hinnehmen. Nach all den niederschmetternden Erkenntnissen müssen wir die Priorität setzen, den überwiegenden Anteil der zur Verfügung stehenden Geldmittel dafür zu investieren, unseren eigenen Planeten wieder einigermaßen in Ordnung zu bringen und allen Menschen eine echte Chance zu bieten.

Wir schütteln heute verständnislos den Kopf, wenn wir z.B. die erschütternden Berichte über die Inquisition und Hexenverfolgung lesen. Wie waren denn unsere Vorfahren drauf?  In 300 Jahren schütteln ungläubig unsere Nachfahren den Kopf. Wie waren die denn drauf? In Ländern der Dritten Welt hatte die Bevölkerung nicht einmal frisches Trinkwasser zur Verfügung, keinen primitiven Brunnen mit Solarpumpenantrieb. Mussten 10 Kilometer gehen um an Wasser zu kommen. Trugen Schuhe aus alten Autoreifen und wurden als Müllkippe der Industriestaaten missbraucht. Vom permanenten, lebensbedrohenden Nahrungsmangel ganz zu schweigen. Einige Flugstunden entfernt der krasse Gegensatz. Die heile Welt. Nahrung und Konsumgüter im pervertierten Überfluss. Kein täglicher Kampf ums überleben, sondern der Kampf an der Ladenkasse. Und ich gehörte genau so dazu wie du.    

Vielleicht erfahren wir noch die große Erleuchtung und finden den Königsweg zur Verwendung unserer Mittel.  

Grüße sendet Konrad.   ;)
« Letzte Änderung: 22. August 2007, 23:52:44 von astro112233 »

Olli37

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Re: Raumfahrt-Gegner
« Antwort #26 am: 23. August 2007, 14:54:32 »
Hallo Konrad,

Grundsätzlich stimme ich mit Dir in allem zu, es ist die grösste Schwierigkeit, den goldenen Mittelweg zu finden. Zu sehen, welche Mittel in die Rüstung fliessen und in Afrika verhungern die Menschen, das erregt meinen Zorn am meisten.

In einem anderen Thread, ich glaube das war im Endeavour Thread, in die Runde geworfen, jedes Bugdet und Know How in eine zentale Organisation ( ähnlich der Uno ) zu zentrieren. (hierzu gibt es übrigens einen eigenen Thread). Ich halte die Idee für sehr sinnvoll wird aber wohl leider niemals realisiert werden. Man bedenke nur mal was an Kosten  gespart werden könnte, keine 6 fachen Kontrollzentren etc p.p.( ich habe jetzt nur die 6 sehr bekannten gewählt). Wenn man es ordentlich planen würde, liesse sich wahrscheinlich sogar die Bürokratie in Grenzen halten.

Nationale Interessen werden dass aber wohl immer verhindern, obwohl einige ganz gut Ansätze zu sehen sind, siehe die Zusammenarbeit zwischen Rokosmos und der ESA.

Gruss

Olli

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Offline tul

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Re: Raumfahrt-Gegner
« Antwort #27 am: 25. September 2007, 03:17:31 »
Meine Grundlegende Kritik an der Raumfahrt ist die mangelnde Bereitschaft in die Datenanalyse zu inverstieren. Bis jetzt sind z.B. erst 50 Prozent der Daten der ISO Mission analysiert. Im nächsten Jahr schicken wir Herschel auf die Reise ... .
Das Problem hier ist, dass man Physik zwar studieren kann, aber nachher nicht dauerhaft als Physiker arbeiten kann. Und Physik zu studieren und nachher als Programmierer zu arbeiten oder in ner ollen Unternehmensberatung zu landen ist Verschwendung. Bei den Chemikern siehts nicht besser aus. Ein Freund von mir hat in Chemie promoviert und ist jetzt bei einer Bank! Mit anderen Worten wir brauchen nicht mehr Naturwissenschaftler im Land sondern mehr Stellen für Naturwissenschafter. Dann hätte ich das Fach sogar vielleicht studiert.

Was Afrika angeht, so muss Afrika seine Probleme in erster Linie selbst lösen. Dass sind dehnen ihre Probleme. An Kapital hat es nie gemangelt! Bis jetzt wurden fast 600 Milliarden US-Dollar transferiert. Entwicklungshilfe hatte zur Folge, dass die Staaten oftmals kein Interesse hatten ein funktionierendes Steuersystem aufzubauen.Wenn Entwicklungshilfe, dann nur im Bereich der Ausbildung und Mikrokredite für die Landbevölkerung. Ein fehlendes Bankensystem ist nämlich auch so ein Hindernis.
« Letzte Änderung: 25. September 2007, 03:23:22 von tul »

MartinM

  • Gast
"Richtige" Raumfahrt-Gegner gibt es kaum noch
« Antwort #28 am: 03. März 2008, 11:43:24 »
Eine ziemlich steile These, das gebe ich zu. Aber Raumfahrtgegner in dem Sinne, dass sie jede Form von Raumfahrt abgelehnen, sind heute allenfalls Sektierer, Außenseiter. Das liegt in erster Linie an der praktischen Entwicklung der Raumfahrt.

In den Anfangstagen der Raumfahrt sah das noch anders aus.
Wenige Monate nach dem Start des ersten sowjetischen Sputniks am 4. Oktober 1957 schrieb der Nobelpreisträger Max Born, einer der Pioniere der Quantenphysik:
Zitat
Raumfahrt ist eine Ausübung der Lust nach Abenteuer, nach Befriedigung der Neugier, des Triebes, das Äußerste zu versuchen . . . Ich sehe nicht, daß außer für große Interessenten, die daran verdienen wollen, Weltraumfahrt zum materiellen Wohlstand der Menschen beitragen kann ... Ich gehöre zu der Generation, die noch zwischen Verstand und Vernunft unterscheidet. Von diesem Standpunkt ist die Raumfahrt ein Triumph des Verstandes, aber ein tragisches Versagen der Vernunft!

Bekanntlich irrte Max Born - was sich spätestens mit den ersten Nachrichten- und Wettersatelliten erwies. Er hätte es durchaus, als Physiker, schon vor 50 Jahren besser wissen können. Ich vermute, das er die Raumfahrt ablehnte, weil er, als Pazifist, den Rüstungswettlauf ablehnte - und wahrscheinlich auch den militärischen Denk- und Arbeitsstil.

Die letzten "strammen" Raumfahrtgegner, die ich persönlich traf, saßen im Jahr 1986 am Rande einer Ostermarsch-Demo hinter einem Tapeziertisch voller Flugblätter und Broschüren zum Thema SDI (dem damals viel diskutierten, ebenso kostspieligen wie ergebnisarmen Versuch einer raumgestützten Abwehr strategischer Atomraketen). Tenor: alles, was unter dem Namen "Raumfahrt" verkauft wird, diene der Entwicklung und Erprobung von Massenvernichtungswaffen, eine zivile Raumfahrt gäbe es nicht, außer in der Propaganda. Sie waren über die Challenger-Katastrophe froh, weil sich damit die Weltraumwaffen-Entwicklung verzögere - der Tod von ein paar "Raumsoldaten" sei, wie der Tod jedes Soldaten in jedem Krieg zwar sinnlos, aber "wenn SDI Realität wird, wird nichts mehr die sich dann sicher fühlenden USA vom Vernichtungskrieg gegen die UdSSR abhalten, dem auch die Verichtung des nur als "Kriegsschauplatzes" bedeutenden Europas billigendend in Kauf genommen werden wird."

Die letzten "Lebenszeiche" "richtiger" bzw. radikaler Raumfahrtgegner fand ich in Schriften der linksradikalen "Grünen"-Abspaltung "ÖkoLinx", in denen Gentechnik, Atomenergie und Raumfahrt in einem Satz und Gedanken als "lebensfeindliche Technologien" abglehnt worden.
Aber auch das ist schon fast 20 Jahre her.

Markus

  • Gast
Re: Raumfahrt-Gegner
« Antwort #29 am: 23. April 2008, 03:03:47 »
Feines Thema hier.
Jetzt will ich auch mal dazu meinen Senf ablassen.
Es stimmt: Die Raumfahrt ist ein Kind des Krieges und zu Zeiten Sputniks und Co war auch niemandem wirklich bewusst, dass sich auch zivile Projekte damit realisieren lassen. Aber die Zeiten haben sich zum Glück geändert. Allerdings ist Technik fast immer als dual-use brauchbar, also zivil als auch militärisch. Es geht also gar nicht darum, den technischen Stand tief zu halten um nicht gleichzeitig auch das Militär zu fördern, sondern darum zu lernen mit dieser Technik umzugehen. Ohne einen verantwortungsbewussten, friedlichen Umgang ist Technik tatsächlich sehr gefährlich. So, als wenn ein Kind mit Feuerwerkskörpern, Scheren und mit Feuer spielt. Allerdings muss man sich als Kind auch erstmal ordentlich die Finger an der Herdplatte verbrennen, bevor man da nicht mehr dranfasst.

Was das "mitnehmen der menschlichen Probleme ins Weltall" angeht habe ich einen anderen Ansatz wie die meisten hier. Menschliche Probleme reflektieren immer auch die Umgebung in der sie leben. Spricht man von einer Besiedlung des Mondes oder von mir aus auch des Mars, so mag es sein, dass ähnliche soziale und wissenschaftliche Probleme wie auch auf der Erde auftauchen. Doch macht man einen Schritt weiter, hinein in die SF, und stellt sich Reisen von Menschen über viele Jahre durch den leeren Raum zu noch unbekannten Sternensystem vor, deren Planeten man zu besiedeln sucht, dann hat diese Generation der Raumfahrer nichts mehr mit der Erde zu tun. Möglicherweise ist der Flug so lang, dass erst eine spätere Erbengeneration ankommen wird, die die Erde vielleicht noch aus alten Märchen aus dem Bordcomputer kennt, aber tatsächlich mit völlig veränderten Gesellschaftsstrukturen, Umweltbedingungen und physikalischen Standarts zu kämpfen hat wie wir. Folglich werden auch die Probleme anderer Natur sein, heute kaum vorhersehbar und lediglich in phantastischen Roman beschreibbar. Eine archaische Gesellschaftsform gepaart mit hohen technischen und wissenschaftlichen Standarts vielleicht. Überhaupt völlig neue Formen des Zusammenlebens. Schließlich ist die Verantwortung gigantisch, die getragen werden muss, wenn man das Überleben auf menschenfeindlichen Planeten sichern will.

Generell weiß ja jeder einzelne was getan werden muss, für eine schöne (irdische) Utopie: Verantwortung statt Gesetze, Gerechtigkeit statt Justiz, sozialer Fortschritt statt Waffen, Poesie statt Religion. Doch liegt die Verantwortung für eine bessere Welt zu streiten nun mal bei jedem einzelnen und kann nicht in die Hände eines Systems gelegt werden, dass nicht an Lösung sondern nur an Bereicherung interessiert ist. In diesem Sinne ist eine kapitalistische Demokratie (oder demokratischer Kapitalismus) vielleicht nicht mehr dem bereits fortgeschrittenen technischen Standart gewachsen den wir nun haben und wir sollten uns möglicherweise auch hier nach etwas neuem umsehen, alte Denkansätze neu diskutieren, versuchen eine Welt zu schaffen, die sich besser und rascher an die technischen und sozialen Flexionen anzupassen bereit ist und nicht mehr den gestiegenen Standarts hinterherhinkt.

slann303

  • Gast
Re: Raumfahrt-Gegner
« Antwort #30 am: 28. Mai 2008, 23:30:11 »
Ich muss feststellen, dass in der öffentlichen Diskussionen radikale Gegner der Raumfahrt eigentlich kaum mehr anzutreffen sind wie früher auch schon. Was mir aber wirklich "Sorgen" bereitet ist z.B. die Aussage Barack Obamas, bei einer möglichen Wahl zum Präsidenten das Constellation Programm der NASA um 5 Jahre zu verschieben, um die freigesetzten Mittel ins Bildungswesen zu stecken (Quelle: http://www.thespacereview.com/article/1100/1). Ich finde diese Art von Diskussionen ist viel verheerender für die aktive Raumfahrt, nämlich auf Kosten einer längfristigen Raumfahrt-Strategie kurzzeitig Wahlgewinne realisieren zu können. Mag sein dass dies alles Wahlkampfgetöse ist und nach der Wahl alles vergessen ist. Was passiert aber, wenn  hunderttausende Menschen (vielleicht sogar millionen), bei denen nun Erwartungen geschürt wurden, diese dann auch einfordern. Wer setzt sich dann für die Raumfahrt ein?

Das Worst-Case Szenario wäre aus meiner Sicht eine Situation wie nach dem Apollo Programm, wo niemand genau wusste wie es weitergehen soll und einfach draufhin gewuselt wurde. Die Ergebnisse sehen wir ja: Man kratzt knapp an der Wolkendecke rum und begnügt sich mit einer Raumstation, die aber, kaum fertiggestellt, schon abgerissen werden soll.

Was meint ihr?

Offline T.D.K.

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Re: Raumfahrt-Gegner
« Antwort #31 am: 29. Mai 2008, 19:27:15 »
Das Problem ist das Politiker immer nur maximal soweit denken, wie ihre mögliche Wahlperiode lang ist.
Und bei mir ist Raumfahrt eigentlich Bildung weil == Wissenschaft! (bis auf ein paar Space Touris :)
Er sollte lieber anstatt bei der Nasa zu sparen beim US Militär einsparen.
Schade das der Mann sowas gesagt hat, weil find den recht sympatisch als President.
« Letzte Änderung: 29. Mai 2008, 19:47:55 von T.D.K. »
Ist denn der Mond auch da wenn niemand hinsieht?