Wie werden Raumanzüge wieder "aufgeladen"?

Wenn bei den Aufbaumissionen mehrere EVAs hintereinander durchgeführt werden, müssen die Lebenerhaltungsysteme der Raumanzüge ja relativ schnell wieder "aufgeladen" werden.
Wie geschieht das?
Wird das Backpack getauscht? (kann ich mit erst mal nicht vorstellen)
Wird es in einer Dockingstation wieder schnell mit allem aufgeladen? Woher kommen Sauerstoff und Energie?

Hallo Schillrich,

Die Anzüge werden innerhalb des Air Lock wieder „aufgeladen“. Dazu werden sie an die HPGTs (High Pressure Gas Tanks), die um das Air Lock angeordnet sind, angeschlossen und wieder mit Sauerstoff befüllt. Ebenso füllt man die Wasser Vorräte der Anzüge mit den ISS Systemen auf.
Die elektrische Energie der Anzüge kommt aus Batterien, die nach der EVA ausgebaut und ebenfalls im ISS Air Lock aufgeladen werden.

Die HPGTs werden übrigens durch das Shuttle mit Sauerstoff versorgt der Sauerstoff vom Shuttle wird über die ORCAs (Oxygen recharge compressor assembly) der ISS unter Druck gesetzt und in die HPGTs verfüllt.
Daneben gibt es noch die ROOBA (Recharge Oxygen Orifice Bypass Assembly). Damit kann man das ISS Air Lock direkt mit der Sauerstoffversorgung des Shuttle verbinden, so dass durch das Ablassen des Drucks für eine EVA nicht der ISS Sauerstoff Vorrat verbraucht werden muss.
Damit kann man aber nur das Air Lock selber versorgen, zum befüllen der Anzüge braucht man Sauerstoff unter hohem Druck, also aus den HPGTs.

Gruß,
KSC

Da habe ich wieder jede Menge dazu gelernt. Sehr interessant.

Ich habe in Erinnerung, dass an der Außenseite des Quest-Moduls auch Stickstofftanks angebracht sind. Die sind dann wohl nur zur Versorgung der Module da, oder?

GG

Ja richtig GG, insbesondere zur Versorgung des Air Locks, bei der wieder Unter Drucksetzung nach der EVA.

Gruß,
KSC

Hallo,

wie viele komplette Anzüge gibt es denn auf der ISS? Doch mindestens 2 Amerikanische und 2 Russische. Wie viele nehmen die Shuttle immer mit?

Und noch eine Frage, die im ISS-Treat versunken ist:
Ich hab gelesen, dass Quest mal für ne Zeit ausfallen sein soll und man deshalb nur mit dem russ. Modul EVA's ausführen hat können. An was lag denn das? Hat wieder die Ausstiegeluke geklemmt?

Und noch eine dritte Frage: Gibt es ein redunantes Sauerstoffversorgungssystem, z.B. mit einer Art Schnorchel, wenn es aufgrund eines Loches zu einen Druckabfall im Anzug kommt?


Matthias

Mit dem Quest Airlock gab es schon eine ganze Reihe von Problemen: Fehlfunktion des Computers, klemmende Ventile, kontaminierte Rohrleitungen, defekte Kühlpumpe...
Eine weile waren (während die Shuttles nach Columbia nicht flogen) auch beide der US Anzüge defekt, so dass Quest nicht mehr genutzt werden konnte.
Wie du sagst Matthias von jedem Anzugtyp gibt es mindestens zwei, mindestens zwei weitere hat das Shuttle standardmäßig an Bord.
Für einen Notfall gibt es im US Anzug ein redundantes Notsauerstoffsystem, dass für 30 Minuten reicht, bei einem schlagartigen Druckabfall (Loch) nützt das aber auch nicht viel  

Gruß,
KSC

KSC war wieder schneller

Ich kann es jetzt nur mit einem Beispiel ergaenzen

Entnommen aus Bernd Leitenbergers Web Log

verlor die Kapsel innerhalb von 2-3 Minuten die Atmosphäre. Dobrowolski war nicht in seinem Sitz angeschnallt, eventuell versuchte er das Leck zu finden, was natürlich nahezu aussichtslos war, zumal er wahrscheinlich zuerst die Luke untersuchte die keine Fehlfunktion hatte. Ohne Atemluft erstickten die Kosmonauten innerhalb von 100 Sekunden

Ich habe eine Frage zu den Raumanzügen auf der ISS:

Bei den Shuttle Missionen werden ja immer Raumanzüge mitgebracht, die auf die jeweiligen Benutzer von der Größe her abgestimmt sind. Bei den 4 Raumanzügen auf der ISS wechseln ja die Benutzer, oder bringen die langzeit Besatzungen eigene Anzüge mit? Ist das kein Problem für die Astronauten wenn sie sich in Anzüge benutzen müssen die nicht auf sie abgestimmt sind? Ich stelle mir das so vor, das ich da auf einmal Schuhe oder Handschuhe anziehen müsste die mir nicht passen.

Zumindest der russische "Orlan" kann in erstaunlich großem Umfang an die Größe des Trägers angepasst werden - Roskosmos hatte mal demonstriert, dass er sowohl für eine zierlich gebaute Kosmonautin wie für einen bulligen Kosmonauten (der ohne weiteres für "Moskau Inkasso" arbeiten könnte ) passend gemacht werden kann. Nur bei sehr langen Menschen müsste selbst die neueste "Orlan"-Generation passen - aber da es ohnehin keine Astronauten/Kosmonauten über 1,90 m Körperlänge gibt, ist das kein Problem. Allerdings erfordert das einige Arbeit mit Laschen und Schnallen.
Was Handschuhe und (Über-)Schuhe dürften angeht: die sind nicht so sperrig, dass sie nicht in mehreren Größen vorgehalten werden könnten.