Europäische Explorationskonferenz in Prag

N° 26-2009:  Weltraumexploration: Europäische Minister erstellen in Prag einen Fahrplan für eine gemeinsame Vision
 
14 Oktober 2009
Die zuständigen Ressortminister der 29 Mitgliedstaaten der Europäischen Weltraumorganisation und der Europäischen Union kommen am 23. Oktober in Prag zur ersten von der EU und der ESA ausgerichteten Internationalen Konferenz über die bemannte Exploration des Weltraums zusammen, um einen Fahrplan zur Festlegung einer gemeinsamen Vision und strategischen Planung für die Weltraumexploration auszuarbeiten. Dieser erste Schritt auf dem Weg zu einer europäischen Vision auf diesem Gebiet geht auf die vom Weltraumrat* auf seiner 5. Tagung im September 2008 angenommene Entschließung zurück. Neben Ministern und Delegierten werden auch Parlamentsmitglieder und Vertreter der Industrie und der Hochschulen an dieser Konferenz teilnehmen.
 
Europa hat seit Beginn der 1980er Jahre durch die Entwicklung des vom amerikanischen Space Shuttle mitgeführten Spacelab-Labors und nun hauptsächlich mit der Internationalen Raumstation (ISS), zu der Europa wesentliche Beiträge leistet, erhebliche Erfahrung in der bemannten Raumfahrt gesammelt. Bisher sind mehr als 30 Männer und Frauen aus europäischen Ländern mit amerikanischen oder russischen Raumtransportsystemen in den Weltraum geflogen. Zu den europäischen Beiträgen zur ISS gehören das an ihrer Kernstruktur angedockte Columbus-Labor, das Automatische Transferfahrzeug (der größte je gebaute automatische Raumschlepper) und andere Bestandteile der Station. Zum ersten Mal führt zurzeit ein ESA-Astronaut – der Belgier Frank De Winne – das Kommando über die ISS.

Die ESA hat mit der erfolgreichen Mission Huygens zum Titan, dem größten Saturn-Mond, die bisher am weitesten entfernte Landung im Sonnensystem durchgeführt. Durch Flüge von Raumsonden zu mehreren Planeten wie zum Mars (Mars Express) und zur Venus (Venus Express) sowie zum Mond (Smart-1) hat sie ihre robotische Präsenz im Sonnensystem ausgeweitet. Der vor kurzem erfolgte gemeinsame Start von Herschel und Planck stellt einen neuen Schritt in unserem Streben nach einem besseren Verständnis des Ursprungs und der Entwicklung des Universums dar.

Die Konferenz in Prag wird eine Brainstorming-Sitzung auf hoher politischer Ebene sein, bei der die Minister die Gelegenheit haben werden, der ESA und der EU erste politische Leitlinien zur Ausarbeitung einer Politik auf dem Gebiet der Exploration unseres Sonnensystems mit Missionen zurück zum Mond und bis hin zum Mars zu geben.

Die Konferenz findet im Schloss Stirin (www.stirin.sz), 25 km südöstlich von Prag statt. Das vorläufige Programm für die Presse gestaltet sich wie folgt:

09.30–10.30

Eröffnungssitzung

10.30–12.30

Präsentationen über Explorationsvorhaben der EU und der Hochschulen im Presseraum

12.30–13.00

Pressekonferenz sowie Fragen und Antworten mit ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain, EU-Kommissionsvizepräsident Günter Verheugen und der tschechischen Ministerin Miroslava Kopicová

14.00–14.20

Live-Verbindung mit der ISS und dem ESA-Astronauten Frank De Winne

14.20–17.00

Nachmittagssitzung

17.00–17.30

Abschluss der Veranstaltung

Quelle:
http://www.esa.int/esaCP/Pr_26_2009_p_GE.html

Na was da wohl rauskommt. Es wäre sinnvoll, wenn der Augustinebericht bis dahin draußen ist, denn mehr als sich den Amerikanern anschließen, kann man sowieso nicht machen.

Hallo,

bitte etwas mehr Begeisterung, es geht hier immerhin um die Vision Europas

Auf den ESA-Seiten findet man zu dem Thema folgende Aussagen:

"The last Ministerial Council, held in November 2008, highlighted the strong interest in the area of space transportation and human exploration. The key elements of this programme are the Advanced Re-entry Vehicle and the Lunar Lander. ... Development of a lunar lander provides ESA with a great opportunity to play a key role in exploration activities in the future."
"In Exploration, the objectives are to make full use of the ISS for preparing exploration and providing astronaut flight opportunities;"

(Quelle: http://www.esa.int/SPECIALS/Space_Exploration_Strategy/SEMA9M0YUFF_0.html)

Eigentlich sollte die Konferenz ja schon im Juni stattfinden, man hat sie aber wegen der HSF-Diskussion verschoben. Aus meiner Sicht stellen sich aktuell folgende Fragen:

• Wenn das Schlüsselelement Lunar Lander nicht mehr gebraucht würde (falls die USA nicht mehr zum Mond wollen), macht es Europa dann trotzdem oder wird ARV um so stärker realisiert.
• Was passiert zwischen 2015-2020, insbesondere Crew-Transport, wenn nur noch Soyus verfügbar wäre?
• Hat Europa einen Willen zu LEO-Stationen für die Zeit nach 2020 ?
• Wie wird eine mögliche Vision als europäische Integrationsidee formuliert ?
• Würde man bei Flexible Path mitmachen oder ist einem das zu unverbindlich ?
• Welche Angebote macht Europa den USA zur Kooperation ?

tomtom

Naja das großes Interesse hat man daran gesehen, wie das Budget des ARV zusammengekürzt wurde.

Aber hier noch was interessantes:

The agency's director-general Jean-Jacques Dordain said at the International Astronautical Congress in Daejeon, South Korea: "It is the start of a process through which Europe will decide what to do. It is a political decision [to support exploration]. It's a process that will last about one year [leading] to a conference next year - it's a political conference."

Quelle:
http://www.flightglobal.com/articles/2009/10/14/333427/2010-to-see-european-union-human-spaceflight-decision.html

Laut Doradin soll es nächstes Jahr wieder eine politische Explorationskonferenz geben, wo dann vielleicht eine Entscheidung fallen wird? Wenn der neue EU Vertrag endlich mal unterzeichnet ist, soll die EU Kommission mehr Mitbestimmungsrecht in der Raumfahrt bekommen. Vielleicht gibts dann mehr Geld?

Die Konfenzenz hat hier eine Webseite, die aber total unspektakulär ist:
http://www.space-conference-prague.eu/

Es soll einen Webcast geben:
http://webcast.ec.europa.eu/eutv/portal/index.html?userlocale=de

Hier noch ein Video von der anderen Konferenz in Brüssel.
Immerhin erklärt der oberste Europäer, Barroso, dass Galileo auf einem guten Weg ist und das GMES von der Entwicklungs- in die Betriebsphase übergeleitet wird:
http://ec.europa.eu/avservices/player/streaming.cfm?type=ebs&sid=149044

Das mit dem Webcast klingt ja interessant. Ich bin schon gespannt, ob was bei der Konferenz herauskommt.

Wenn die USA sich jetzt demnächst entschieden haben, wohin es denn gehen soll in der bemannte Raumfahrt, könnte man eine europäische Version des HSF Komitees starten. Der Auftrag könnte z.B. lauten "Optionen für den europäischen Beitrag zur bemannten Exploration des Weltalls" zu entwickeln.

Es soll einen Webcast geben:
http://webcast.ec.europa.eu/eutv/portal/index.html?userlocale=de

Um 14:00 Uhr wird mit der ISS gesprochen und
ab 14:20 Uhr gibt es von den Vertretern F, UK und D die Ergebnisse der Konferenz.

Dordain hat ja schon vorgebaut und gesagt, dass das ein erster Schritt sei und ein Jahr dauert.

@tomtom: Ok da habe ich leider voraussichtlich keine Zeit. Ich hoffe also du berichtest fleißig, was gesagt wird.

Hab grad erst reingeschaltet. Dordain fast den Tag zusammen:

- Die Teilnehmer begrüßen die Konferenz als den Beginn der Entwicklung einer europäischen Vision

- Es soll eine Roadmap erstellt werden, wobei internationale Partner und vor allem die EU neben der ESA und den einzelnen Mitgliedsstaaten beteiligt sein sollen

- Nächstes Jahr wird es eine große Konferenz geben, auf der diese Roadmap vorgestellt werden soll

Dordain sagt, es sei sehr schwer gewesen diese Konferenz zu organisieren. Daher sei sie schon ein Schritt an sich. "Es ist nie einfach zu kooperieren, aber es ist noch schwerer etwas alleine zu unternehmen." Dordain hält das Treffen für einen Erfolg.

Jetzt darf Verheugen noch etwas sagen.

Er möchte einige eher persönliche Bemerkungen machen, da es aller Voraussicht sein letztes Treffen mit der Space Community sein wird. Sein Mandat endet.

Als Kind wollte er gerne zum Mond fliegen, aber damals ging das nicht. Jetzt sieht er aber eine Möglichkeit, wenn wir internationale Partner überzeugen können, dass die Erforschung des Weltraums ein Unterfangen der ganzen Menschheit sein muss.

Paraphrasiert: "Wenn wir Europäer nicht demonstrieren können, dass wir ein zuverlässiger Partner sind, wird uns niemand zuhören. ... Wenn wir es wirklich wollen können wir mehr, und wir können mehr. Ich weiß, dass es ein Problem sein wird unsere Bürgerinnen und Bürger zu überzeugen. ... Ich weiß dass es der einfachste Weg ist, den Bürgern von den praktischen Dingen zu erzählen, die die Weltraumfahrt bringt. Aber das sollten wir nicht tun. Wenn wir eine Teflonpfanne wollen, müssen wir nicht zum Mond fliegen. Vielmehr sollten wir vermitteln das die Erforschung des Weltraums unsere Köpfe öffnet, uns inspiriert und begeistert."

Verheugen: "Wir haben einen klaren Folgeprozess. Zum ersten Mal befinden wir uns wirklich in einem Prozess. ... Ich freue mich, dass Barosse klar gemacht hat, dass der Weltraum eine wichtige Rolle in der Arbeit der nächsten EU-Komission spielen soll."

"Ich möchte besonders Dordain danken. Er ist in den letzten Jahren ein echter Freund geworden, was ich nicht oft sage. In diesem Fall war die Kooperation zwischen unseren Institutionen ein Erfolg, weil wir es geschafft haben uns nicht im bürokratischen und rechtlichen Dickicht verstrickt haben."

So, nun ist das Treffen schon früher als gedacht zu Ende.

Wir dürfen also gespannt sein, wie es weiter geht. Dieses Treffen war wirklich nur der Beginn eines langen Weges. Nächstes Jahr wird es also unter belgischer EU-Ratspräsidentschaft und italienischem ESA-Vorsitz eine große Folgekonferenz geben. Bis dahin dürfte auch die US-Raumfahrpolitik in ihren Grundzügen feststehen. Belgien hat die Ratspräsidentschaft ab Juli 2010 inne, also findet die Konferenz wahrscheinlich ziemlich genau in einem Jahr statt.

Ich frage mich gerade, ob es ein Problem werden könnte, wenn Nicht-ESA Mitglieder die EU-Ratspräsidentschaft innehaben. 2011 werden es nämlich Polen und Ungarn sein - die dann hoffentlich nicht versuchen werden den Weltraum wieder von der Agenda zu schubsen. Aber das ist wohl eine unbegründete Befürchtung, da ja sowohl Polen als auch Ungarn inzwischen European Cooperating States sind.

puh, was für eine Konferenz, wirklich schwer, das Substantielle rauszufinden.

Also erstmal, Hintze war nicht da, in letzter Minute verhindert
Wörner war da, aber die deutsche Position hat ein anderer vertreten. Er lobte die ESA, wies auf Galileo und GMES hin, meinte, man müsse die politische Organisation fit machen, betonte die robotischen Aktivitäten, das die ISS ein großes Investment ist und jetzt angewendet werden müsse und schließlich, dass in beyond-Vorhaben nur investiert werde, wenn solide Planungen und Kostenschätzungen vorlägen.

So hat jeder seinen Standpunkt dargestellt.

Verheugen fand ich dann doch gut, dass er deutlich gemacht hat, es nicht darum geht, spin-offs und Teflon-Pfannen zu bekommen, sondern der wahre Wert in der Öffnung des menschlichen Geistes und des Horizons liegt.

Die Kritiker der Raumfahrt würden einwenden, dass dies die letzte Verteidigungsposition der Raumfahrt-Fans sei, nachdem alle bisherigen Versprechungen und Prognosen unerfüllt geblieben seien.

Hallo Ruhri,

dann hätten wir Mr. Verheugen als Raumfahrt-Fan kennengelernt (und vielleicht ist er es ja auch). Er dürfte auf jeden Fall Europa-Fan sein. Hinsischtlich Wissen und erweitertem Horizont hat die Raumfahrt in den letzten 40 Jahren ihre Versprechen eingehalten. Mit Anwendungsbereichen Nav, Kommunikation, Klima/Wetter, Sicherheit, etc. ist die Raumfahrt sowieso unverzichtbar.

Hier noch ein optischer Eindruck: (Frank unter Europa und ESA-Flagge; der "Stammtisch"; Mr. Germany (hab nicht mitbekommen, wer das war.)





und die Rede von Verheugen hier:
http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=SPEECH/09/496&format=HTML&aged=0&language=EN&guiLanguage=en
eine Presse-Echo:
http://www.euractiv.de/innovation-und-infrastruktur/artikel/schickt-europa-menschen-zum-mond-002285

tomtom

Oha! Was habe ich denn da gelesen:

The European Commission today spends less than 1 billion euros ($1.5 billion) per year on space projects. In the seven-year budget period that begins in 2014, commission officials hope to increase that to around 3 billion euros per year.

Eventuell gibt es ab 2014 drei Milliarden Euro pro Jahr von der EU Kommission für die Raumfahrt. Fragt sich nur in was das Geld gesteckt werden wird.....

Mehr dazu hier:
http://www.spacenews.com/policy/091023-reps-support-exploration.html

Zusammen mit ESA und nationalen Raumfahrtbudgets würde Europa dann die 10 Milliarden Euro pro Jahr in die Raumfahrt investieren.

In Gallileo, denk ich mal, wird viel, wenn nicht das meiste Geld fließen - da erhofft man sich künftig fette Umsätze.

dann hätten wir Mr. Verheugen als Raumfahrt-Fan kennengelernt (und vielleicht ist er es ja auch). Er dürfte auf jeden Fall Europa-Fan sein. Hinsischtlich Wissen und erweitertem Horizont hat die Raumfahrt in den letzten 40 Jahren ihre Versprechen eingehalten. Mit Anwendungsbereichen Nav, Kommunikation, Klima/Wetter, Sicherheit, etc. ist die Raumfahrt sowieso unverzichtbar.

Naja, alle Versprechungen bzw. Prognosen sind in der Tat nicht eingehalten worden. So ehrlich sollten wir schon sein. Wenn ich da nur an die in leuchtendsten Farben geschilderten "neuen Werkstoffe" denke...

Andererseits wurde natürlich vieles erreicht, und manches sogar, ohne dass es ursprünglich so geplant gewesen ist. GPS ist ja z.B. für rein militärische Zwecke entworfen worden. Wissenschaft, Luftfahrt und Straßenverkehr kommen heute nicht mehr ohne Satellitennavigation aus.

Es gibt aber auch Kritiker, die Fans der unbemannten Raumfahrt sind und die bemannte dafür verteufeln. Natürlich hängt die unbemannte lediglich an der bemannten dran, aber der Trugschluss ist es, dass frei werdende Gelder bei Einstellung der bemannten Raumfahrt 1:1 in die unbemannte fließen würden. Im besten Fall würde das Budget gleich bleiben - ich gehe in einem solchen Fall aber eher von sinkenden Mittelbereitstellungen aus. Grund: Viele unbemannte Missionen erscheinen Politikern wie den meisten uninteressierten Menschen als ebenso nutzlos wie bemannte Missionen, dafür aber mit wesentlich weniger Prestige behaftet.

hier gibts nochmal die Video-Aufzeichnungen der einzelnen Sprecher: http://webcast.ec.europa.eu/dgenttv/portal/_vi_wm_300_en/index.html?viewConference=7785

Allerdings wird der deutsche Beitrag "gemobbt" und ist nicht dabei. (?)

Wenn ihr eine Empfehlung von mir wollt, die Nr. 16 Evert Dudok, Eurospace.

Geschehen noch Wunder?

Glaubt man diesem Pressebericht, dann sind die 3 Milliarden von der EU Kommission ab 2014 wohl für die (un)bemannte Exploration des Weltalls vorgesehen, anfangs Mars Sample Return und bemannter Zugang zum Weltraum.

Allerdings gibt es dann ein neues Problem. Natürlich wird jedes Land wollen, dass die eigenen Firmen die entsprechenden Aufträge bekommen, sodass eine komplett freie Ausschreibung der Aufträge wohl nicht möglich sein wird......

Mehr dazu hier:
http://www.flightglobal.com/articles/2009/11/03/334293/european-union-plans-3-billion-a-year-human-exploration.html

Es bleibt spannend....