Woschod-Programm

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Re: Woschod-Programm
« Antwort #100 am: 18. März 2020, 09:13:16 »
Heute sind hier ganz viele Fotos der Wosschod-Mission eingestellt: https://www.roscosmos.ru/28201/
unbedingt anschauen!
"Die Gedanken sind frei" -Hoffmann von Fallersleben, 1842-

Re: Woschod-Programm
« Antwort #101 am: 20. März 2020, 19:15:51 »
Ergänzung: nicht nur Fotos, auch Dokumente. Es lohnt sich !

https://www.roscosmos.ru/28187/

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Offline roger50

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Re: Woschod-Programm
« Antwort #102 am: 18. November 2020, 00:43:00 »
Für mich als damals Jugendlicher war Woschod-1 immer die überraschendste Mission der russ. Raumfahrt. Kam aus den Nichts, es gab keine Bilder zum Aussehen des Raumschiffs, usw.

Heute habe ich zufällig ein wirklich gutes, und langes (55'!) Video bei YT gefunden  (eingestellt 2019), das jede Menge Informationen zu dieser Mission enthält, von technischen Einzelheiten des Aufbaus des Raumschiffs, der Integration, den vielen Tests, der Testmission Kosmos-43, dem Training der Kosmonauten, bis zur eigentlichen Mission.

Uns es gibt auch unerwartetes: Szenen der letzten Stufe der Trägerrakete unmittelbar nach dem Abtrennen, Innenaufnahmen während des Fluges, etc. Und man hört Sergey Koroljow mal sprechen!

&feature=emb_logo

Langes Video, aber es lohnt sich wirklich für alle, die sich für Woschod und frühe russ. Raumfahrt interessieren!

Freue mich auf eure Meinungen.

Gruß
roger50

Offline Rori

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Re: Woschod-Programm
« Antwort #103 am: 18. November 2020, 10:46:49 »
Hallo Roger 50,
danke, die Stunde habe ich mir genommen. Unter anderem wegen sowas empfinde ich Raumfahrer.net als echten Gewinn (gilt im Moment auch für den Lunochod-Thread). Da wird bei mir immer noch die ein oder andere mediale Raumfahrt-Lücke geschlossen. Irgendwie wollte ich aber auch nie glauben, dass die sowjetische Raumfahrt ohne enge filmische Begleitung dokumentiert wurde.
Grüße Rori

Offline dksk

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Re: Woschod-Programm
« Antwort #104 am: 18. November 2020, 11:12:12 »
Eine weitere Zusammenstellung von alten Filmdokumentationen gibt nochmal detaillierte Einblicke in das Woschod-2 Programm.
Insbesondere der Aufbau des Raumschiffs und dessen Subsysteme – einfach sehr viel Technik ist zu sehen.

&feature=emb_logo

Die Arbeit im OKB-1 stellt die wissenschaftlich-materielle Grundlage für die Woschod Missionen dar…
Das sieht mit dem historischen Abstand alles sehr einfach aus – war aber seinerzeit die hohe Kunst.

3 Lukenpositionen mit Funktion und Öffnungsschwenkbewegungsdarstellung werden am Zeichenbrett im Gesamtschnitt der Kabine dargestellt und deren Funktion diskutiert.
Ab 2.50 min. wird die Finalvariante detailliert vorgestellt.
Ab 5.20 min. Die Montage der Schleuße mit innerer Hülle und insbesondere die Montage der umgebenden Röhrenbalge wird dargestellt.
Anschließend Türöffnungsmechanismus mit elektrischem Aktuator und Steuerungspult bei 6.20 min.
Ab 6.47 min. Vakuumkammertest der Schleuseneinheit. Die freigetesteten Bauteile werden zur kompakten Flugeinheit montiert – 6.58 min.
Finaler Entfaltungstest mit Kranhilfe bei 7.23 min.
Das Steuerungspult für die Schleuseneinheit umfasst eine Vielzahl von Bedienelementen und Zustandsanzeigen – ab 8.02 min.
In der Schleuße befindet sich noch ein vereinfachtes Bedienpult – dieses ist gegen unbeabsichtigte Fehlbedienung mit einem einfachen Drahtgitter gesichert – 8.14 min.
Bei 8.42 min ist der Zentralschließmechanismus der Schleusenluke – mit innenliegendem Visorring zu sehen. – bei 8.46 min dann Detailaufnahme mit den Kegelrädern und Übertragungswellen. Elektrischer Antrieb und zusätzlich eine Handkurbel für die Bedienung von der Kabinenseite aus.
Luftversorgungs- und Filtereinrichtung für beide Insassen ab 9.50 min.
Bei 9.56 min. ein Anblick, der noch heute sehr vertraut wirkt – die Kontursitzschalen mit dem Hochstell- und Dämpfungssystem an der Kopfseite. Im Grunde 56 Jahre mit leichten Veränderungen im Einsatz.
Hochstellen des Sitzes vor der Landung bei 10.25 min.  Ab 11.00 min Darstellung der Test der pneumatischen Anlagen der Schleuse, die technische Funktionen umsetzen und auch zur Versorgung des Kosmonauten mit technischer Luft in unterschiedlichen Phasen des Fluges dienen.
Ab 11.30 min Testeinrichtung für die Raumanzugsversorgungs- und Überwachungssysteme mit Hilfe einen vereinfachten Raumanzug-Imitators. Ich musste bei diesem weißen Torso an
„Johnny Got His Gun“ denken…
Da liegt Einiges auf dem Fußboden herum!
Danach werden die Schleussentunnelteile vorsichtig kompaktiert und in Startposition verbracht. Thermoisolationsschichten hüllen Schleusensysteme, Kamera ein . bei 13.02 min …“der Wegwerfgriff“ der Kameraobjektivabdeckung. Bei 13.16 min. wird der Raumanzug-Imitator im Schleusenbereich positioniert. Sieht so aus, als ob er auf der Kabinenseite der Luke befestigt ist und quasi nach deren Öffnung in die Schleuse „aufgeblasen“ werden kann.
Danach Vorbereitungen für den unbemannten Testflug einer Woschod 2 Konfiguration.
Bei 13.36 sieht man den Visor in der Luke – wie bei Wostok positioniert für die Rückkehrorientierung und für Woschod als Sichtöffnung in die Schleuse.
13.46 min. Das Schleusenpaket wird auf die Kapsel aufgesetzt.
14.17 min. die spezielle Nutzlastverkleidung wird montiert – auf der Schleusenseite mit Zusatzöffnung und 14.24 mit Adapterringabdeckung.
14.34 Nutzlastverkleidungsabsprengtest – Normalbetrieb und 15.00 Havariebetrieb, bei dem die Schleuse auch gleich mit wegfliegt.
15.04 min Schleusenabsprengung – ist die Kapsel mit Zenit Luke und Fenster?
Danach Rakete Startvorbereitung und Testflug entsprechend dem Flug und Missionsprofil des geplanten bemannten Fluges.
Ab 18.25 Kameraübertragung Schleusenentfaltung.
Signal und Datenübertragung von der Bodenstation Nr. 6 auf Kamtschatka. Schleuse wird auf Kabinenseite geöffnet. Übergabe an Bodenstation Nr.-7 auf Kamtschatka und Schiff steht im Pazifik bereit.
20.05 min. großes Drehmoment wirkt auf das Raumschiff – die Bewegung wir mit Kamera übertragen – Havariesysteme werden aktiviert.
20.34 min. Bodentest Absprengung entfaltete Schleuse.
20.45 Begutachtung geborgene Kapsel Zenit2, an dem die Schleusenabtrennung getestet wurde.
21.03 min Testvorbereitung Schleuse entfaltet in Thermobarokammer. 21.24 Zuführung des Testkosmonauten mit Raumanzugtest in der Schleuse.
21.34 – das Lebendexperiment beginnt…-Verbinden des Raumanzugs mit den autonomen Schleusensystemen, Deckel zu …
22.07 Deckelöffnung in der evaktuierten Testkammer.
22.45 – das Ganze mit der Testkapsel und Schleuse in einer größeren Testkammer.
23. 25 Testprogramm für den Ausstieg unter realitätsnahen Bedingungen mit Gesamtbesatzung.
24.10 Darstellung der pneumatischen und Belüftungssysteme Systeme Raumanzug – Kapsel – Vergleich zu Wostok und Darstellung Schleusenbetrieb.
25.33 Vorbereitung für den Überstieg in die Schleuse – Druckausgleich und Lukenöffnung.
Danach Rückkehr und Herstellung Rückflugregime.
28.38 Übungen beim Parabelflug.
Danach viele eher allgemeinbeschreibende und eher schon bekannte Filmausschnitte zur Missionsvorbereitung und Durchführung.

dksk

McPhönix

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Re: Woschod-Programm
« Antwort #105 am: 18. November 2020, 12:38:30 »
Ausgerüstet mit Deiner umfangreichen minutiösen Übersetzung ( Danke :) ) machte das Freude, sich das Video reinzuziehen.
Wenn ich bedenke - diese ganze Bodentechnik, was Funk, TV und Telemetrie betrifft bzw. deren Entwicklung habe ich ja mit gemacht. Ich frage mich , welcher heutige Entwickler in der softwarebeseelten 3D Welt kann heute noch eine Technische Zeichnung lesen? Geschweige denn einen Lochstreifen direkt aus der Maschine laufend?
Erstaunlich auch wie unbekümmert die in normalen Klamotten mit flatternden Haaren lebenswichtige Sachen zusammengebaut haben. Und daß da ohne Spanabsaugung im Gerät gebohrt wurde, da rede ich mir mal ein, das war nur für den Film.
Jedenfalls - Ideen kamen, wurden umgesetzt und zum Funktionieren gebracht ! ! !
Mit Rückschlägen, aber nie soviele, daß man aufgeben mußte.

Rußland brauch die USA nicht überholen. Aber immer ebenbürtig bleiben, das wär schon schön und wichtig. Ein paar echte Spitzenleistungen sollten da nun auch mal wieder kommen...

Re: Woschod-Programm
« Antwort #106 am: 18. November 2020, 18:09:00 »
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Heute habe ich zufällig ein wirklich gutes, und langes (55'!) Video bei YT gefunden  (eingestellt 2019), das jede Menge Informationen zu dieser Mission enthält, von technischen Einzelheiten des Aufbaus des Raumschiffs, der Integration, den vielen Tests, der Testmission Kosmos-43, dem Training der Kosmonauten, bis zur eigentlichen Mission.
...


Darf ich mal den Besserwisser geben ?
Die Testmission war Kosmos 47.

Das Video ist auf alle Fälle interessant.
Hold on to your dreams !

Offline dksk

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Re: Woschod-Programm
« Antwort #107 am: 03. Februar 2021, 08:40:32 »
Hier noch ein paar Betrachtungen zum Inhalt des Videos lt. Beitrag 102:
Bisher habe ich den konzeptionellen Unterschied zwischen Wostok und Woschod nicht so groß gesehen. Beim Ansehen der letzten beiden Videos sind mir aber doch sehr viele Dinge aufgefallen, die meine Ansicht da stark verändert haben.

1.   bei Woschod ist in der Kapsel sehr viel um 90° versetzt und
2.   es sind sehr viele Sachen schon auf Sojus Niveau – will sagen, was bei Sojus dann Standard war

z.B.
•   Kontursitze mit Hochstellmechanismus und Aufprallkompensator
•   Schwimmanzüge (sehen schon aus wie die Forel Variante)
•   Fallschirm mit Ausdrückbalg

Bei Wostok ist eine Grundausrichtung, beginnend mit Einstiegsluke, Sitz-Blickrichtung und Visier(Fenster) zur Lageorientierung erkennbar und die weiteren Systeme sind jeweils seitlich dazu ausgelegt.
Bei Woschod ist die Hauptausrichtung Einstiegsluke-Visier vorhanden – aber die Sitzanordnung gegenüber Wostok um 90° im Uhrzeigersinn gedreht. Dieser Anordnung folgend ist im Fallschirmcontainer eine zusätzliche Öffnung zur Kabine, die als Notausstieg (optimal zur  Sitzposition) vorgesehen ist. Bei 1.26 min kann man die viereckige Öffnung mit Montageabdeckung gut erkennen. Links am Boden liegt die Luke mit dem optischen Visier.
Bei 1.36 min der „enge Schacht“ von Wostok mit vergleichsweiser geringer Innenausstattung und als Kontrast ab 1.50 min. Woschod Innenausstattung, wo schon am Kapselboden umfangreiche technische Installationen und Geräte zu erkennen sind.
Bei 1.52 min. erkennt man, dass diese Ausstattung bis zur Unterkante der Visierlukenöffnung reicht und darüber sind dann unmittelbar die Sitze befestigt. Bei 1.55 min die Sitze mit Aufprallkompensatoreinrichtung, quasi die direkten Vorgänger der Sojus Sitze.
Bei 2.07 min. die Sitze werden durch die Haupteinstiegsluke (größter Lukendurchmesser) in die Kapsel verbracht.
Ab 2.10 min. wird die Thematik Landefallschirm mit Bremsraketen und Ausdrückbalg dargestellt. Bei 2.12 min. der Audrückbalg, dessen Aufgabe u.a. auch eine Volumenverdrängung (gegen Wasser) bei einer Wasserlandung ist.
Der Fallschirmcontainer ist deutlich größer als bei Wostok und hat nicht nur der größeren Kapselbruttomasse folgend größere Fallschirmfläche (Doppelschirm) unterzubringen, sondern auch noch das Landebremstriebwerk mit verstärktem Trossensystem und ganz unten einen druckgasbetriebenen Aufblasbalg.

Der Aufblasbalg hat somit gleich mehrere Aufgaben gehabt.
•   Ausdrückhilfe für Fallschirm/Bremsraketenpaket
•   Auffüllen des freigewordenen Containervolumens – schätze mal deutlich über 100 Liter – um bei Wasserlandung Aufnahme von Ballastwasser zu verhindern (das wäre schon ein enormer Auftriebsverlust)

•   Überdeckung der Containeröffnung im Falle der Nutzung des Notausstieges durch die Kosmonauten

Bei  Wostok ist mir eine Aufblasvorrichtung nicht bekannt.
Zum Vergleich: zum Sojuskapsel Fallschirm-Ausdrücksack hatten wir schonmal ein Thema, wo vergleichende Abbildungen zum Verständnis zu finden sind
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=10017.msg422325#msg422325

Bei den Sojus Wasserlandungsübungen mit der Trainingskapsel kann man da keinen Balg erkennen – aber z.B. Sond-5 Bilder im Ozean zeigen das.

Eine Woschod Übung mit komplettem Ein- und Untertauchen der Kapsel im Wasser wird ab 7.47 min. dargestellt. Bei 7.55 min erfolgt dann der Crew-Ausstieg durch die 2. Lukenöffnung an der Innenwand des Fallschirmkontainers, wobei der
großvolumige Ausblasbalg auch als Überstiegshilfe und Kantenschutz für die Kosmonauten dient. Die Unterkante Luke/Oberkante Balg liegen so ca. 40 cm über der Wasseroberfläche.
Bei 8.14 min. zum Vergleich, die Haupteinstiegsluke wird geöffnet. Vorteil: größerer Durchmesser zum Ausstieg. Nachteil: Unterkante gleich über der Wasseroberfläche.

Zusammenfassend bin ich der Meinung, dass ganz klar erkennbar ist, das Maximale an Leistung und Sicherheit für die Besatzung zu erreichen. Natürlich nur innerhalb der systemischen Grenzen, die durch die Grundkonzeption einer „umgebauten“ Wostok Kapsel gegeben waren.

dksk

Offline R2-D2

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Re: Woschod-Programm
« Antwort #108 am: 14. Februar 2022, 12:32:15 »
Hier mal ein paar interessante Fotos von Separationstests des Woschod-Fairing:
https://twitter.com/Nick_Stevens_Gr/status/1492917604343812096
In der Antwort hat auch jemand die Bilder als animiertes GIF zusammengebaut:
https://twitter.com/pushpaw_ebooks/status/1493125361227366401

Die Quelle der Bilder ist aber schon etwas älter, war in den freigegebenen Dokumenten von 2019 (https://www.roscosmos.ru/26922/) enthalten:
https://www.roscosmos.ru/media/files/history/voshod/19.pdf (Größe: 190MB)

Stefan307

  • Gast
Re: Woschod-Programm
« Antwort #109 am: 22. Februar 2022, 17:10:57 »
Ich Frage mich gerade ob es historische Quellen gibt die über die Entscheidung eine Luftschleuse für Woschod zu verwenden Aufschluss geben. Der Aufwand von Entwicklung Konstruktion und Integration erscheint doch gerade unter dem Zeitdruck erheblich. War im Woschod Raumschiff kein Platz für zwei Kosmonauten in Raumanzügen?

tonthomas

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Re: Woschod-Programm
« Antwort #110 am: 22. Februar 2022, 20:01:22 »
Eine Frage wäre doch, ob die Kapseleinbauten überhaupt einen entthermisierten Betrieb zugelassen hätten.

Gruß   Pirx

Stefan307

  • Gast
Re: Woschod-Programm
« Antwort #111 am: 22. Februar 2022, 20:14:20 »
Eine Frage wäre doch, ob die Kapseleinbauten überhaupt einen entthermisierten Betrieb zugelassen hätten.

Gruß   Pirx

Das würde man doch zumindest für Wostok vermuten oder war der Orange Anzug etwa nicht in der Lage im falle eines Druckabfall die Kosmonauten zu schützen?

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Offline roger50

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Re: Woschod-Programm
« Antwort #112 am: 23. Februar 2022, 02:49:59 »
Doch, für einen Druckabfall war der orangene Anzug geeignet. Aber nicht für einen Ausstieg.

Wostok & Woschod wurden eigentlich vom Boden aus kommandiert, im Grunde brauchte der Kosmonaut nichts selber zu tun. Selbst wenn sein Druckanzug nach Druckabfall aufgebläht war.

Das galt/gilt aber nicht für einen Ausstieg, da muß sich ein Kosmonaut in allen Gelenken bewegen können. Das klappte bei Alexei Leonow, selbst mit einem neuen, für den Ausstieg konstruierten Anzug schlecht, sein Anzug blähte sich viel stärker als erwartet auf, deshalb seine Probleme beim Wiedereinstieg.

Man darf nie vergessen: damals befand man sich in einem Wettrennen, UdSSR -USA. Alles mußte schnell, schnell gehen. Wostok war ausgereizt, mehr als einfach ein paar Tage um die Erde zu kreisen war damit nicht möglich. Und das neue Raumschiff, Sojus, war noch längst nicht einsatzbereit.

Deshalb 'pimpte' man die Wostok, mit einem verbesserten Service-Module und anderen Verbesserungen, und mit Platz für 3 Kosmonauten. Aber die paßten da nur ohne Raumanzüge hinein, und sie hatten keinerlei Möglichkeit, im Falle eines Fehlstarts zu überleben (Wostok hatte wenigstens noch einen Schleudersitz). Und so flog Woschod-1 mit 3 Kosmonauten in Trainingsanzügen.

Mit einem EVA konnte man aber den Vorsprung vor den USA behalten, doch in entsprechenden Anzügen paßten nur 2 Kosmonauten in die Kapsel. Was dann mit Woschod-2 erfolgte. Und die außen befestigte, aufgeblasene und kaum versteifte Luftschleuse erlaubte dann den Ausstieg von Alexei Leonow mit seinem portablen Lebenserhaltungspacket. Und den bekannten Problemen.

"Verkauft" wurde das Woschod-Raumschiff als eine völlige Neuentwicklung mit tollen zukünftigen Fähigkeiten. Aber um zu verschleiern, daß es lediglich eine (gute) Weiterentwicklung von Wostok war, hielt man (für uns Normalbürger im Westen) Bilder geheim. Bis ca. 1991! Erst dann veröffentlichte NPO Energia erste Photos. Im Gegensatz zum Sojus-Raumschiff, von dem Bilder zeitnah verfügbar waren.

Ja, ja, das waren andere Zeiten, als es auch erste on-board Aufnahmen erst lange nach der Landung gab.

Gruß
roger50

Stefan307

  • Gast
Re: Woschod-Programm
« Antwort #113 am: 23. Februar 2022, 10:45:36 »
Das ist mir völlig klar Roger,
Aber gerade deswegen, Wenn du sagst
Mit einem EVA konnte man aber den Vorsprung vor den USA behalten, doch in entsprechenden Anzügen paßten nur 2 Kosmonauten in die Kapsel. Was dann mit Woschod-2 erfolgte.
Hätte man sich die Druckschläuse ja sparen können. Gerade um Zeit zu sparen und einen EVA Anzug brauchte es ja so oder so...
Versteht mich nicht falsch es gab dafür sicher einen mindestens guten, wenn nicht zwingenden Grund, deswegen Frage ich ja...

Offline dksk

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Re: Woschod-Programm
« Antwort #114 am: 23. Februar 2022, 13:13:45 »
Bei einer Schleuse besteht der Vorteil, dass man nur einen Teil der Kapselatmosphäre beim Ausstieg verliert und die Kapsel nach dem Schließen der inneren Schleusenluke in einem in sich stabilen getrennten Zustand bleibt.
Der 2. Kosmonaut hatte ja auch einen quasi gleichwertigen Raumanzug – allerdings ohne tragbare autonome Versorgung und hätte in Havariesituation räumlich begrenzt bis in den Schleuseneingang handeln können.. Die Schleuse hatte wohl auch eine eigene technische Gasversorgung, womit der Kosmonaut außerhalb der Kabine – also von-bis  Schleuse dort versorgt wurde, was ja dann auch in die Bruttoversorgung der Kapsel nicht mit rein muss.
Das ist dann systemisch alles externe Masse, die auch nicht mit „gelandet“ werden muss – also das Fallschirm und Landeraketensystem entlastet und somit die Restgeschwindigkeit für die beiden Kosmonauten auch weiter minimiert.
Wenn die Kabine komplett druckfrei gemacht würde, kämen dann ja zusätzliche Themen, wie Thermalhaushalt hinzu, die zu regeln gewesen wären. Mit einem definierten Druckgas, was umgewälzt wird ist das z.B. ja viel einfacher.
Für den schlechtesten Fall, war die Überlebenswahrscheinlichkeit für den Kosmonauten, der unterstützend in der Kapsel war, auch entsprechend höher. Diese Thematik als „Sachargument“ hat sicher auch eine Rolle gespielt.
Die aufgesetzte Lösung mit der Schleuse und deren Versorgungssysteme, die nach dem Ausstieg abgetrennt wurde, war wohl die Version mit den minimalsten technischen Komplikationen.

dksk