Tja, wer würde sich nicht gerne Mütterchen Erde von "oben" mal anschauen. Als Weltraumtourist müßte man schon so vier bis fünf Tage Reisezeit einplanen, um die ganze Sache wirklich genießen zu können, weil viele die ersten beiden Tage damit beschäftigt wären, die Station vollzukotzen. Bis auf wenige Ausnahmen (Waleri Bykowski beispielsweise) leidet jeder da oben erstmal unter der berüchtigten Raumkrankheit. Die legt sich dann meistens am dritten Tag.
1999 hatte ich die Gelegenheit, "unseren" ersten Kosmonauten, Sigmund Jähn, im Sternenstädtchen bei Moskau im Rahmen einer von ihm organisierten Reise zu besuchen. Er erzählte unter anderem, daß er beim Verlassen des Schwerefeldes der Erde große Probleme hatte unterscheiden zu können, was oben und unten, rechts oder links ist; alles drehte sich und er war in den ersten Minuten gar nicht in der Lage, auch nur ein Bordinstrument mit seiner Hand zu greifen, weil alles vor seinen Augen "wegschwamm". Der Gleichgewichtssinn brauch da schon eine Weile, bis er sich an die "Schwerelosigkeit" (ich weiß, falscher Begriff) gewöhnt hat. Und bei einigen dauert das ein paar Tage. Eine Ausnahme bildete Waleri Fjodorowitsch Bykowski, mit dem Sig Jähn seinerzeit 1978 mit "Sojus 31" zur Raumstation "Salut 6" flog. Waleri Fjodorowitsch gehörte zur ersten Generation der Kosmonauten (Erstflug 1963 mit "Wostok 5"), war aber ein Faszinosium: Er hatte nie an den Erscheinungen der Raumkrankheit gelitten und war sonst auch ein "Haudegen", wie man so schön sagt. Bedächtig, Zurückhaltend doch Energisch und jederzeit voll konzentriert, jede noch so komplizierte Situation mit Bravour meisternd. Hinzu kommt, daß Bykowski Kettenraucher ist, und das die einzige Belastung bei den Raumflügen darstellte. Sig Jähn wußte zu berichten, daß er sich - schon an der Startrampe stehend - immer noch eine Zigarette hatte zum Mund führen lassen. "Der letzte Zug, das Visier wurde zugeklappt und ab ging die Reise." Schon interessante Geschichten, die ich da zu hören bekam. Übrigens behauptete augenzwinkernd auch jeder sowjetische Kosmonaut, seine Datscha vom All aus erkannt zu haben.
Übrigens gibst ein wunderbares Buch von Sigmund Jähn, in dem er ausführlich und sehr nachvollziehbar seinen Kosmosflug beschrieben hat:
"Erlebnis Weltraum" (Militärverlag der DDR [VEB] Berlin, 1983). Übers Internet sicherlich erhältlich. Auch die Flug-Technik, die Experimente und der Bordalltag werden in diesem Buch eindrucksvoll nachgezeichnet. (Hier in Berlin ist dieses Buch auf fast jeden Flohmarkt oder Antiquariat zu haben.)
Mit diesem Buch können sich zukünftige Weltraumtouristen schon mal einen kleinen Überblick verschaffen, was da auf sie zukommt
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TITOW