Ein neues Space Race - Pro & Contra

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Offline Ruhri

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Re: Ein neues Space Race - Pro & Contra
« Antwort #25 am: 31. August 2013, 01:13:11 »
[...]
Ich will mich jetzt nicht zu wilden Spekulationen hinreißen lassen, aber es könnte durchaus möglich sein, dass innerhalb der nächsten zehn Jahren Technologien entwickelt werden, die es ermöglichen, im begrenzten Rahmen Weltraumbergbau zu betreiben. Bevor jetzt geschrieben wird, dass ich hier mit wilden Theorien um mich werfe, da mir die Argumente ausgehen, hier ein paar Eckpunkte als Anregung:
Die fehlende Technologie lässt sich im wesentlichen auf drei Punkte zusammenfassen. Erstens die ausreichende Verfügbarkeit von günstigen Transportsystemen, Zweitens die Verfügbarkeit von leistungsfähigen solarelektrischen, besser noch nuklearelektrischen Triebwerken sowie drittens die Werkzeuge, um das gewünschte Material abzubauen und für den Transport zur Erde zu verarbeiten. Wie von Planetary Ressources vorgeschlagen, Platin zu fördern, ist allerdings keine Option, da der Markt zu klein ist. Was ist jedoch mit anderen Edelmetallen, z.B. Gold, Silber oder die vielgenannten Seltenerden ? Gold kostet zum Beispiel an die 45.000 Dollar je Kilo. Bei einer Rückkehrmasse von 10 Tonnen Reinmetall demnach 450 Millionen. Und es würde den Markt nicht überfordern.
[...]

Du glaubst wirklich daran, dass es in absehbarer Zeit möglich sein könnte, Material von Asteroiden oder sonst woher für deutlich weniger als 45.000 Dollar je Kilo auf die Erde zu schaffen? Bei den heutzutage üblichen Kosten der Raumfahrt erscheint mir das doch sehr optimistisch. Außerdem ist es ja nun einmal so, dass wir Gold in unvorstellbaren Mengen auf der Erde haben. Es ist halt im Meerwasser nur sehr fein verteilt. Eine Gewinnung aus dem Wasser ist nicht wirtschaftlich, aber immer noch um einiges billiger als die Gewinnung im Weltraum.

Hendrik

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Re: Ein neues Space Race - Pro & Contra
« Antwort #26 am: 31. August 2013, 08:10:23 »
Das ist leider das Problem, dass sehr viele der vom Erfolg beschärten Manager nicht sehen. Die verstehen es einfach nicht, dass wenn man für sich selbst arbeitet, ist es deutlich weniger belastend, bzw. deutlich mehr erfühlender, als wenn man in einem Auftrag handelt: also für jemanden anderen tätig ist.

Dabei wird blind Druck gemacht und sehr fähige Leute einfach verheizt. Ich hatte erst vor kurzem eine Unterhaltung darüber mit einem Headhunter. Ein solches Bewustsein von einem Arbeitnehmer wird aber in den Personaletagen sehr ungerne gesehen.
Nicht nur in der Raumfahrt, sondern in jedem Beruf. Sehr wahre Worte!

tobi

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Re: Ein neues Space Race - Pro & Contra
« Antwort #27 am: 31. August 2013, 08:57:43 »
Zitat von: tobi
Eine 35 Stundenwoche reicht da nicht.

Ähm sorry, weisst du etwa wieviel die arbeiten?
Nee weiß ich nicht, und das ist das Problem. Wer nicht bereit ist als Unternehmer für seinen Lebenstraum mindestens eine 50 Stundenwoche hinzulegen, den kann ich nicht ernst nehmen. Die persönliche Motivation der Gründer ist einer der wichtigsten Punkte bei Firmengründungen (oder hier Stiftung). Wirft man bei den ersten Schwierigkeiten hin oder stockt man kurz auch mal auf 80 Stunden auf um die schwierige Anfangsphase zu überwinden? Da Sie Geld von mir haben wollen, ist die Beweispflicht auf ihrer Seite. ;)

Zitat von: tobi
Musk muss seit 10 Jahren eine 100 Stunden Woche arbeiten um da zu sein, wo er jetzt ist. Es gibt nur wenige Leute, die sowas durchhalten ohne Burnout.

Ist ja auch Blödsinn, weil es ist gar nicht nötig ist, man kann Arbeit auch aufteilen.
Ja man kann die Arbeit aufteilen und Musk ist natürlich auch der Chef von zwei Firmen, insofern könnte 50 Stunden pro Woche es auch tun. Aber können Sie die Arbeit groß aufteilen? Sie haben laut Webseite bisher 130.000 Dollar in 2 Jahren eingenommen haben. Davon kann man vielleicht gerade so das Gehalt des CEO bezahlen. Wer kein Geld bekommt, kann nich Vollzeit arbeiten, weil er seinen Lebensunterhalt anders verdienen muss. Daher ist die Priorität natürlich erstmal die andere Arbeit und MarsOne nur eine Sekundärpriorität. Das ist schonmal ganz schlecht.


Zitat von: TWiX
Hinterher heult man sowieso (auch in der ejermaligen Sovjetunion) um die Verlohrene "Kadren": Burnout, Alkohol, Familie kaput, oder einfach ins andere Mandat ausgewichen. Es gibt mehr Schaden als Gewinn auf die lange Sicht

Woher weisst du, dass Musk's Familie nicht kaputt ist? Wenn er 100h pro Woche arbeitet ist sie's sicher.

Er ist zweimal geschieden, ich würde nicht sagen, dass es eine Traumfamilie ist. Aber das ist der Preis, den er zahlen muss. Der Tag hat leider nur 24 Stunden, man kann nicht alles haben.

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Offline KSC

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Re: Ein neues Space Race - Pro & Contra
« Antwort #28 am: 31. August 2013, 10:20:00 »
Ach Leute, müssen wir nun auch diesen Thread wieder mit Betriebs- und Volkswirtschaftstheorie zukleistern  >:(

Gruß,
KSC

ilbus

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Re: Ein neues Space Race - Pro & Contra
« Antwort #29 am: 01. September 2013, 23:22:01 »
Es scheint nicht unerhelblich zu sein  ;)

Offline TWiX

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Re: Ein neues Space Race - Pro & Contra
« Antwort #30 am: 02. September 2013, 01:39:25 »
Zitat

Du glaubst wirklich daran, dass es in absehbarer Zeit möglich sein könnte, Material von Asteroiden oder sonst woher für deutlich weniger als 45.000 Dollar je Kilo auf die Erde zu schaffen? Bei den heutzutage üblichen Kosten der Raumfahrt erscheint mir das doch sehr optimistisch. Außerdem ist es ja nun einmal so, dass wir Gold in unvorstellbaren Mengen auf der Erde haben. Es ist halt im Meerwasser nur sehr fein verteilt. Eine Gewinnung aus dem Wasser ist nicht wirtschaftlich, aber immer noch um einiges billiger als die Gewinnung im Weltraum.
Mist, das stand auf meiner Liste der Dinge, an die ich glaube ganz weit vorne  :D
Nee, im Ernst: warum nicht ? In dreißig bis vierzig Jahren könnte das durchaus eine Alternative sein, sollten die Rohstoffpreise weiter wachsen (bzw. die Nachfrage das Angebot um Längen übersteigt, z.B. bei Seltenerden oder so) und es zur Verfügbarkeit von leistungsstarken elektrischen Antrieben samt Stromquelle kommen. Und bis dahin muss noch einiges an Vorarbeit geleistet werden. Sollte sich da jemand dran wagen, so ist das sicherlich ein hohes technologisches Risiko, ganz zu schweigen von den astronomischen Investitionskosten, doch sobald es funktioniert kann es ordentliche Profite abwerfen.
Zumal keiner weiß, was passieren könnte, wenn man in großen Mengen im Meer gelöste Mineralien aus den Ozeanen holt, ganz zu schweigen, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie das funktionieren sollte.
Aktuelle Meldungen aus Raumfahrt und Astronomie: www.raumfahrer.net

ilbus

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Re: Ein neues Space Race - Pro & Contra
« Antwort #31 am: 02. September 2013, 10:04:42 »
Ich wusste nicht das Gold ein Bestandteil von irgendwelchen Minerallen ist (Bitte um Aufklärung). Rohstoffabbau im Weltraum wird sich sehr wahrscheinlich schon lohnen, aber ausschließlich für den Weltraumeinsatz und ohne es auf der Erde verarbeiten zu müssen.

Offline Ruhri

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Re: Ein neues Space Race - Pro & Contra
« Antwort #32 am: 02. September 2013, 11:07:18 »
Mist, das stand auf meiner Liste der Dinge, an die ich glaube ganz weit vorne  :D
Nee, im Ernst: warum nicht ? In dreißig bis vierzig Jahren könnte das durchaus eine Alternative sein, sollten die Rohstoffpreise weiter wachsen (bzw. die Nachfrage das Angebot um Längen übersteigt, z.B. bei Seltenerden oder so) und es zur Verfügbarkeit von leistungsstarken elektrischen Antrieben samt Stromquelle kommen. Und bis dahin muss noch einiges an Vorarbeit geleistet werden. Sollte sich da jemand dran wagen, so ist das sicherlich ein hohes technologisches Risiko, ganz zu schweigen von den astronomischen Investitionskosten, doch sobald es funktioniert kann es ordentliche Profite abwerfen.
Zumal keiner weiß, was passieren könnte, wenn man in großen Mengen im Meer gelöste Mineralien aus den Ozeanen holt, ganz zu schweigen, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie das funktionieren sollte.

Ja, das Geschäft mit Prophezeiungen bleibt ein schwierig, vor allem, wenn sie sich mit der Zukunft beschäftigen. Man weiß ja auch nicht, ob ein verstärkter Startbetrieb nicht das Klima beeinflusst. Immerhin werden die Abgase der Raketen in sensiblen Höhen ausgesetzt. Das Filtrieren von Meerwasser ist, soweit ich das verstanden habe, technisch überhaupt kein Problem. Es erfordert aber große Mengen Energie und ist daher ziemlich teuer.

Aber weißt du was? Ich habe ja gar nichts gegen Asteroidenbergbau. Das Problem ist nur, dass viele das Pferd von hinten aufzäumen wollen. Du willst doch auch, dass es mit Raumfahrt vorwärts geht, nicht wahr? Also stürzt du dich auf eine Option, die mehr Starts bedeuten würden. Solche Dinge werden aber nicht gemacht, weil man es kann, sondern weil sie Sinn machen. Wenn es also keinen Sinn macht, weil es die benötigten Rohstoffe auf der Erde gibt und sie hier leichter und vor allem billiger (Es tut mir leid, KSC, aber das Geld spielt halt immer eine Rolle!) gefördert werden können, dann wird es diesen Asteroidenbergbau nicht geben. Eine mögliche Option wäre natürlich die Verwendung außerhalb der Erde, wie Ilbus gerade gesagt hatte, weil man sich dann den teuren Start von der Erde aus sparen könnte.

Übrigens: Die seltenen Erden heißen nur so, aber wirklich selten sind sie nicht. Laut Wikipedia kommen Cer, Yttrium und Neodym in der Erdkruste häufiger vor als beispielsweise Blei, Molybdän oder Arsen, und selbst das seltenste stabile Element Thulium kommt häufiger vor als Gold oder Platin. (Das wegen seiner Radioaktivität extrem seltene Promethium mit Halbwertszeiten von maximal 2-17 Jahren spielt wirtschaftlich keinerlei Rolle.) Es gibt zwar keine großen Lagerstätten, aber dafür kommen sie fast überall vor. Dass China zuletzt ein Monopol hatte und die Preise diktieren konnte, lag an der Kurzsichtigkeit von Politikern und Wirtschaftbossen, die sich wegen kurzfristigen Einsparungen in die Abhängigkeit Chinas begeben haben. Das wird aber bereits korrigiert.

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Offline KSC

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Re: Ein neues Space Race - Pro & Contra
« Antwort #33 am: 02. September 2013, 13:03:07 »
Es scheint nicht unerhelblich zu sein  ;)

Es tut mir leid, KSC, aber das Geld spielt halt immer eine Rolle!

Na klar, ich gebe euch absolut recht, Geld und  Wirtschaftliche Aspekte spielen auch und gerade bei der Raumfahrt eine Rolle, vielleicht auch sogar die Hauptrolle. Deswegen kann und soll hier auch darüber diskutiert werden. Wenn es dann aber nur noch um den Finanziellen Aspekt geht, langweilt das auf Dauer.

Definitiv  viel zu weit geht es mir dann, wenn wir hier jetzt anfangen darüber zu diskutieren, ob Raumfahrtmanger 35 oder 100 Stunden in der Woche arbeiten sollen und wie das mit der Life Work Balance bei denen ist.

Gruß,
KSC

Martin

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Re: Ein neues Space Race - Pro & Contra
« Antwort #34 am: 02. September 2013, 13:14:59 »
Ich wusste nicht das Gold ein Bestandteil von irgendwelchen Minerallen ist (Bitte um Aufklärung). Rohstoffabbau im Weltraum wird sich sehr wahrscheinlich schon lohnen, aber ausschließlich für den Weltraumeinsatz und ohne es auf der Erde verarbeiten zu müssen.

Hallo,

gediegen Gold an sich, welches in der Natur vorkommt (also der "Goldnugget" oder "Berggold"), ist schon ein Mineral mit Kristallstruktur und allem was dazugehoert. Daneben gibt es noch eine grosse Anzahl von Mineralien mit Gold als Bestandteil. Das koennen Legierungen sein (z.B. ist Elektrum eine natuerliche Gold-Silber Legierung mit der Zusammensetzung Au80Ag20 .... Au20Ag80), aber auch ander Verbindungen wie Teluride, Selenide, Sulphide etc.

Eine Liste gibt es hier: http://webmineral.com/chem/Chem-Au.shtml#.UiRuhT_5L0o

Um mal zu zeigen wie knapp Rohstoffe auf der Erde sind:
in Sued-Australien gibt es ein grosses Erzbergwerk, Olympic Dam, welches pro Jahr rund 10 Millionen Tonnen Erz foerdert (die Reserven liegen bei einigen Hundert Millionen Tonnen, die Gesamtressource bei etwa 9 Milliarden Tonnen Erz).
Aus den 10 Millionen Tonnen Erz werden jedes Jahr rund 180.000t Kupfer, 3.500t Uran, 100.000Unzen Gold und 800.000Unzen Silber gewonnen. Die restlichen rund 9.8 Millionen Tonnen sind Tailings, also Abfall. Dieser Abfall enthaellt rund 3 Millionen Tonnen Eisen, 50.000t Seltene Erden (v.a. Cer und Lanthan), rund 500.000 Fluss und Schwerspat, ueber 1,000t Uran und vieles mehr. Es ist schlicht zu teuer diese derzeit gewinnbringend zu gewinnen, und das obwohl das Erz bereit gefoerdert und aufgemahlen ist.

Ich selbe arbeite an einer Lagerstaette eines sogenannten kritischen strategischen Elementes. Die Lagerstaette ist richtig gut, steht an der Oberflaeche an, ordentliche Erzgehalte, gross fuer das Element, in einem Bergbauland mit allem noetigen Know-How und Personal, und es trotzdem eine Herauforderung sie in Betrieb zu nehmen. Das groesste Hindernis ist der benoetigte Stromanschluss (20km bis zur naechsten Trasse). Und wenn heute 20km fehlende Stromleitung im Weg stehen, um eine gute Lagerstaette eine High-Tech Elementes in Betrieb zu nehmen, werden wir morgen keine Rohstoffe auf dem Mond gewinnen.
« Letzte Änderung: 02. September 2013, 14:25:06 von Martin »