Verständnisfrage, Alter von Galaxien

  • 4 Antworten
  • 3463 Aufrufe

rod

  • Gast
Verständnisfrage, Alter von Galaxien
« am: 20. April 2013, 12:05:56 »
Salve,

ich komme nicht weiter :)

die ältesten Galaxien die entdeckt wurden, deren Licht war ca. 13,2 Milliarden Lichtjahre unterwegs bis es auf der Erde eingetroffen ist. Beispiel http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/sternsystem-forscher-entdecken-bisher-aelteste-galaxie-a-741753.html

Fragen:
ich gehe einmal davon aus, dass jede Galaxie irgendwann komplett erloschen ist, alle Sterne, alle Materie etc. ist verbraucht, diese Galaxie wird dunkel und leuchtet irgendwann nicht mehr, sie ist tot - sprich wir können sie dann "irgendwann" auch nicht mehr sehen. Von der Galaxie in dem Link oben empfangen wir noch das Licht, es wäre aber möglich, dass es diese Galaxie "heute - wenn wir uns dorthin beamen könnten" schon gar nicht mehr gibt, sie dunkel und erloschen ist?

Und lässt man den Urknall mal weg als gab es ihn in dieser Art nicht, wäre es nicht möglich, dass es viele weitere Milliarden Galaxien gibt, die vielleicht noch viel weiter entfernt sind, die wir aber einfach nicht mehr sehen oder nachweisen können, weil sie schon vor vielen Milliarden Jahren erloschen sind und das Licht nicht mehr bei uns sichtbar ist?

Danke vorab für die Antworten!

Sedna

  • Gast
Re: Verständnisfrage, Alter von Galaxien
« Antwort #1 am: 20. April 2013, 12:33:16 »
Selbst wenn eine Galaxie erlischen könnte, dauert das sehr sehr sehr lange. In jeder Galaxie gibt es so einige Riesensterne, und immer wenn einer von denen in einer Super- oder Hypernova hochgeht, wird ja augenblicklich eine Masse von Trilliarden Megatonnen an Materie freigesetzt, aus denen sich erneut Sterne bilden. Und dann sind da auch noch die planetaren Nebel, die selber riesige Sternenfabriken sind. Es gibt also genug Material, um eine Galaxie ewig am Leuchten zu halten, solange noch massive Sterne vorhanden sind, die neues Material nach ihrem Ende beisteuern.

Eine andere Möglichkeit wäre, dass Galaxien einfach auseinanderdriften. Das ist durch die supermassiven schwarzen Löcher von innen und der dunklen Energie/Materie von außen aber quasi ausgeschlossen. Die einfachste Möglichkeit, eine Galaxie zu eliminieren, ist die Kollision zweier mit anschließender Fusion zu einer neuen Galaxie. Das steht der Milchstraße mit Andromeda in einigen Milliarden Jahren auch noch bevor.

Wenn die Galaxien wirklich beginnen zu erlischen, dürfte das Universum schon so weit auseinandergedriftet sein, dass es so oder so langsam kalt wird da draußen. Nach allem, was ich weiß, soll sich das Universum nach jüngsten Berechnungen noch mindestens 300 Milliarden Jahre weiter ausdehnen, bevor der Treibstoff ansatzweise aufgebraucht ist. Bis dahin ist also noch ne Menge Zeit.

Re: Verständnisfrage, Alter von Galaxien
« Antwort #2 am: 20. April 2013, 13:04:09 »
Und lässt man den Urknall mal weg als gab es ihn in dieser Art nicht, wäre es nicht möglich, dass es viele weitere Milliarden Galaxien gibt, die vielleicht noch viel weiter entfernt sind, die wir aber einfach nicht mehr sehen oder nachweisen können, weil sie schon vor vielen Milliarden Jahren erloschen sind und das Licht nicht mehr bei uns sichtbar ist?

Danke vorab für die Antworten!

Es dauert schon sehr sehr lange, bis alle Sterne einer Galaxie erlöschen, es entstehen ja auch immer wieder neue. Selbst wenn kein freies Gas mehr vorhanden ist und die Sternentstehung stoppt dauert es noch, denn manche Sterne wie rote Zwerge werden wahrhaft uralt.

Dennoch dürfte es viele Milliarden Galaxien geben, die wir nicht sehen können. Das Universum ist nämlich geschätzte 78 Mrd LJ groß, wir können aber nur an die 14 Mrd LJ weit sehen, also nur einen Bruchteil des Ganzen. Was weiter weg ist bleibt unsichtbar, weil das Licht uns noch nicht erreicht hat. Da sich das Universum aber weiter ausdehnt und diese Ausdehnung am Rand des für uns sichtbaren Bereichs Lichtgeschwindigkeit hat, wird uns Licht von jenseits dieser Grenze nie erreichen. Im Gegenteil, der sichtbare Bereich wird im Lauf der Zeit sogar kleiner. Am Ende verschwinden selbst die benachbarten Galaxien, weil diese sich von uns aus gesehen schneller als das Licht bewegen.

Jetzt fragst du dich sicher, wie das sein kann, schneller als Licht bewegen geht doch gar nicht. Stimmt schon, nur dehnt sich der Raum an sich weiter aus. Die Wegstrecke für das Licht wächst also ständig - auch ohne Bewegung.
„Die Erde ist die Wiege der Menschheit, aber der Mensch kann nicht ewig in der Wiege bleiben. Das Sonnensystem wird unser Kindergarten.“ K. E. Ziolkowski

-

Stolzer Träger einer Raumconverwarnung wegen Schreibens unbequemer Wahrheiten.

rod

  • Gast
Re: Verständnisfrage, Alter von Galaxien
« Antwort #3 am: 20. April 2013, 20:11:25 »
Großartig, danke!


Mal angenommen es gab den Urknall vor 13-14 Milliarden Jahre, der einfach "irgendwo" begonnen hat. Seitdem dehnt sich alles aus, kann man sich das vorstellen wie ein Luftballon*, der unendlich aufgeblasen werden kann und sich mehr oder weniger gleich (schnell) in alle Richtungen ausdehnt? Und die Milchstraße schwirrt irgendwo da drinnen rum wie ein Atom im Ballon, das sich weiterhin bewegt in eine bestimmte Richtung, aber nicht am Rand, sondern einfach irgendwo in diesem Raum? Dann wäre es logisch, wenn sich unsere Milchstraße auf der einen Seite, die anderen Galaxien die sich weiter in die andere Richtung ausdehnen nicht sehen kann.

kommt das ganz grob so hin? ;)

*
Ich weiß, dass es wohl noch viele andere Theorien gibt, flaches Universum etc., aber mal angenommen es wäre kugelförmig.

Re: Verständnisfrage, Alter von Galaxien
« Antwort #4 am: 20. April 2013, 20:28:45 »
Gern geschehen.


kommt das ganz grob so hin? ;)


Grob. Es entsteht überall neuer Raum, das Universum dehnt sich nicht in eine bestimmte Richtung aus, alles entfernt sich voneinander. Nehmen wir eine andere Analogie, das macht es etwas einfacher. Bleiben wir beim aufgeblasenen Luftballon, aber wir sind zweidimensionale Lebewesen und sehen nur die Oberfläche des Ballons, oben und unten gibt es für uns nicht. Alles was hinter dem Horizont liegt, verschwindet für uns. Je weiter sich der Ballon ausdehnt, desto mehr ist weg.
„Die Erde ist die Wiege der Menschheit, aber der Mensch kann nicht ewig in der Wiege bleiben. Das Sonnensystem wird unser Kindergarten.“ K. E. Ziolkowski

-

Stolzer Träger einer Raumconverwarnung wegen Schreibens unbequemer Wahrheiten.