Raumcon
Raumfahrt => Bemannte Raumfahrt => Thema gestartet von: rakrak am 20. Juni 2011, 21:21:31
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Guten Abend,
erster Beitrag, erste Frage...
In welchem Zeitraum wäre es möglich, die ISS komplett zu evakuieren? Ich meine damit die Zeit zwischen einer, natürlich nur hypothetischen, aber dennoch akut lebensbedrohlichen Katastrophe (Feuer, Meteoritentreffer...) und dem notfallmäßigen Abdocken der Sojus-Kapseln bzw. des Shuttles.
Sicher könnte und müsste man in solch einem Fall die standardmäßigen, mehrstündigen Prozeduren erheblich verkürzen - aber kennt jemand die genauen oder ungefähren Zeiten?
Vielen Dank und beste Grüsse an dieses inhaltlich so hochklassige Forum
Ralph
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Hi,
Ich denke so 30-45min braucht man um die ISS dicht zu machen um diese dann zu verlassen. Dabei müssen eigentlich nur die ganzen Hatches geschlossen werden jedes Modul isoliert werden und die Station so konfigurieren damit sie komplett von dem Boden kontrolliert werden kann. Da die Bodenstationen eh schon den Großteil der Überwachung der ISS tätigen muss da nicht viel gemacht werden.
Wie lange es allgerdings vom Undocking der Sojus kapseln bis zu einer Notlandung dauert kann ich dir nicht sagen. Da müssen unsere Russlandexperten ran. ;)
Gruß Ian
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Das kommt darauf an, wann man wieder über das Landegebiet in Kasachstan fliegt. Bis dahin muss man warten. Minimal sollten 2 Stunden möglich sein, aber es kann auch auf 24 bis 48 Stunden hinauslaufen. Aber wenn man in der Sojus sitzt ist das auch kein großes Problem, die ist ja sicher und leckfrei (natürlich angenommen, der Treffer war nicht genau da)
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Also wenn die auf der ISS kurz vorm sterben sind, Ian, werden Sie sicher nicht 30-45min brauchen und die ISS noch umkonfigurieren oder irgendwelche Luken schließen. Da wird nur eine Luke geschlossen. Die zu Sojus...
Gruß, Klaus
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Hi,
Danke für Eure kompetenten Antworten.
Meine Frage bezieht sich nur auf den absoluten Notfall, d.h. eine akut lebensbedrohliche Situation. Da erscheint mir persönlich eine Zeit von 30 - 45 Minuten bis zum Abdocken etwas lange...
Beste Grüße aus DD
Ralph
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Im äußersten Notfall sollte man nur 1-2 Minuten in die Sojus brauchen. Eine ebenso gute Lösung kann es aber sein, einfach nur die Luke zum beschädigten Teil zu schließen. Dann kann eine Evakuierung eventuell sogar ausbleiben. Und dafür würde man auch nicht sehr lange brauchen (man hat aus einem solchen Fall auf der Mir gelernt und verlegt keine Leitungen mehr durch geöffnete Luken, man hat also nichts im Weg)
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woher soll man wissen, welches modul leckt? der druck fällt überall gleichmäßig ab... :-\
Gruß, Klaus
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Je nachdem was genau passiert bemerkt man aber die Entstehung des Lecks. Wenn da ein Frachtraumschiff reinknallt oder so weiß man ganz genau, wo das Leck ist ;)
Ist natürlich nicht immer so, kann aber auch sein, dass man das weiß
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Hallo und ein Willkommen auch von mir, rakrak.
Alles gut begründete Annahmen, aber am Ende wissen wir es hier nicht. Außer jemand hat irgendwelche Prozeduren aus Houston oder Moskau zur Hand ;).
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Noch eine kurze Ergänzungsfrage:
Angenommen die Luke zur Sojus bzw. zum Shuttle wäre geschlossen - wie lange dauert es dann noch bis zum Abdocken von der ISS. Genügt ein Knopfdruck und Federn trennen die Raumfahrzeuge von der ISS, auch wenn die Besatzung noch im T-Shirt ist... Der Raumanzug kann bei einem solchen Notfall sicher später angelegt werden. Aber wie ist es mit Lecktests u.ä., kann im Notfall auf diese verzichtet werden?
Ist sicher alles nur Theorie (und soll es auch bleiben), Eure Meinung würde mich aber interessieren.
Viele Grüsse
Ralph
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Für diesen Notfall, den "absoluten" kann man nicht nur in Baikonur und Umgebung landen.
Aus einem älteren Sojus-ISS-Dokument weiß ich, dass es auch in den USA Notlandegebiete gibt und auch die entsprechenden Prozeduren.
Wenn ihr euch an die Unterseite der gelandeten, liegenden Sojus erinnert, sind dort in "english" Aufschriften und Hinweise zu sehen.
(http://s1.directupload.net/images/110620/mofrpyuq.jpg)
Auf dem Schema sind an drei Orten der "KEY" mit dem die Kapsel geöffnet werden kann untergebracht, damit man mindestens einen zum Öffnen hat. Die Farben der Hinweis-Icons sind sogar festgelegt...
Begonnen hat diese "Zusammenarbeit" mit dem Sojus-Apollo-Test-Projekt, bei dem zum ersten Mal beide Nationen auch beide Sprachen gelernt haben und beim kürzlichen Treffen auch noch konnten...
Gruß HausD
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Ich habe da auch noch eine kleine Frage zu einem möglichen ( wenn auch noch so unwahrscheinlichen ) Horrorszenario.
Nehmen wir mal an, das die ISS von einem Stück Schrott, Meteorit o.ä. getroffen wird. :o Durch dieses entstandene Leck wird es unmöglich, eine der beiden Soyus-Kapseln zu erreichen. Die Station muß aber sofort Notevakuiert werden, da es unmöglich ist, durch den schnellen Druckverlust die Schotten zu den entsprechenden Modul zu schliessen. Es sind sechs Astronauten / Kosmonauten an Bord, aber nur drei Rettungsplätze in der einzigen vorhandenen Soyus vorhanden. Wie ist die vorgehensweise? Retten sich alle sechs ISS-Bewohner in die eine Soyus ( wenn auch unmöglich eng ), oder werden drei Besatzungsmitglieder zurück gelassen? Ist es überhaupt möglich sechs Raumfahrer in die Landekapsel der Soyus zu "quetschen"? Gibt es Evakuierungspläne für ein solches Worst-Case Szenario?
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Es ist leider nur möglich, 3 Personen in die Sojus zu packen. Für mehr ist einfach kein Platz.
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Und da haben die "passende"* drei auch schon ihre Konturensitze drin ...
*welch Wortspiel ...
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Also hätten die anderen drei die A****karte gezogen und dürften auf ihr sicheres Ende warten? :'(
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Nunja, ich will ja nicht sagen, dass es nicht möglich ist, aber seit dem es Raumstationen gibt ist noch nie ein Raumfahrer auf einer Station gestorben. Und unsicherer sind die auch nicht grade geworden. Toi Toi Toi.
Gruß, Klaus
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Also hätten die anderen drei die A****karte gezogen und dürften auf ihr sicheres Ende warten? :'(
Natürlich nicht!
Supermänn kommt vorbei und hält das Loch solange zu bis die drei sicher zum anderen Sojus-Raumschiff gelangt sind ...
:-X
Upps, wenn das jemand von den Supermänn-Machern liest kommt es bestimmt im nächsten Supermänn-Film "Superman to the LEO, Moon and Beyond"
::)
Gruß
Peter
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Nunja, ich will ja nicht sagen, dass es nicht möglich ist, aber seit dem es Raumstationen gibt ist noch nie ein Raumfahrer auf einer Station gestorben. Und unsicherer sind die auch nicht grade geworden. Toi Toi Toi.
Wollen wir mal hoffen, dass bis Orion, Dragon, CST-100 oder eine neue Russische Kapsel als Rettungsboot verfügbar sein werden, nichts dergleichen passieren wird. ::)
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Irgendwie kann ich die Frage sehr gut nachvollziehen. Aber wurde da nicht mal etwas von berichtet, das dort auch sowas wie Rettungskapseln vorhanden sein sollen? Bin mir da jetzt nicht sicher.
Doch ich schätze mal sollte jetzt wirklich so ein Notstand kommen (hoffentlich nicht in der nächsten zu zukünftigen Zeit), das die Astronauten irgend einen Weg finden werden, damit "alle" gerettet werden. ;)
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... Aber wurde da nicht mal etwas von berichtet, das dort auch sowas wie Rettungskapseln vorhanden sein sollen? ...
Ja, das sind die angedockten Raumschiffe. Darin sind immer mindestens soviel Sitzplätze vorhanden wie sich Personen in der ISS befinden.
Gruß
Peter
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Noch eine kurze Ergänzungsfrage:
Angenommen die Luke zur Sojus bzw. zum Shuttle wäre geschlossen - wie lange dauert es dann noch bis zum Abdocken von der ISS. Genügt ein Knopfdruck und Federn trennen die Raumfahrzeuge von der ISS, auch wenn die Besatzung noch im T-Shirt ist... Der Raumanzug kann bei einem solchen Notfall sicher später angelegt werden. Aber wie ist es mit Lecktests u.ä., kann im Notfall auf diese verzichtet werden?
Ist sicher alles nur Theorie (und soll es auch bleiben), Eure Meinung würde mich aber interessieren.
Guten Morgen,
hat zu dieser Frage noch jemand eine Idee?
Beste Grüße
Ralph
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zwei Sachen zum Thema:
1. Gab es hier nicht auch schon mal die Überschlagsrechnungen, dass selbst bei Handtellergroßem Leck noch ziemlich viel Zeit (bei der großen Station könnten das viele Minuten bis einige Stunden sein) bleibt, bis der Luftdruck auf ein lebensbedrohlich niedrigen Wert abgesunken ist.
Schließlich geht es doch zunächst um die Höhe des lebensnotwendigen Sauerstoffpartialdrucks, und der kann u.U. ja mit mobilen Geräten (gibt es da welche an Bord?) aufrechterhalten werden ... Da sind die Raumfahrer also wohl noch eine ganze Weile handlungsfähig. Da müsste auch der ungefähre Ort des Druckverlustes zu lokalisieren sein, so dass mit geeigneten Tür-zu-Manövern begonnen werden kann.
2. Im übrigen müssten die belegten Sojus sicher nach Luke-zu einen Lecktest machen, zumindest solange, bis alle ihre Anzüge anhaben - und die ihre Lecktests bestanden haben... sonst ist aus den kleinen Volumina die Luft doch zu schnell raus. Leider mussten das die drei Kosmonauten erfahren, die bei einer Landung starben, weil ein kleines Druckausgleichsventil zu früh öffnete und nicht mehr rechtzeitig mit einem Finger verstopft werden konnte...
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Auf einen Dichtheitstest wird man im Notfall verzichten. Es kommt nur selten vor, dass der Test negativ ausgeht, normalerweise ist eine Luke auch bei Schnellverschluss dicht.
Bei einem größeren Loch ist die Luft in wenigen Sekunden weg. Das unter Druck stehende Volumen in der ISS ist nur etwa so groß wie ein Klassenzimmer.
Wenn man nicht ohnehin in der Nähe seines Raumanzuges ist, hat man keine Chance. Auch das Reinschlüpfen und Verschließen des Anzugs dauert Minuten. Nur das schnelle Schließen einer Luke (dauert Sekunden) kann im Notfall helfen. Bei einem kleineren Leck wird man sich schnell in sein Raumschiff zurückziehen und auf dem Wege alle Luken schließen. Wenn man aus Messwerten anschließend schnell das getroffene Modul identifizieren kann, wird man nicht einmal abfliegen sondern Reparaturmaßnahmen besprechen. Wenn man Glück hat, ist es ein seitliches Modul. Ansonsten muss man danach entscheiden, ob man auch in den Segmenten eine funktionierende Luftversorgung hat.
Ein kleines Leck ist auch das wahrscheinlichste Szenario, da man die Umlaufbahnen ja ständig überwacht und alle größeren Teile bekannt sind. Bei sich nähernden Raumschiffen ist man vorsichtiger.
Der Unfall 1997 passierte, weil man OHNE Radar und OHNE Kamera ein Ankoppeln von Hand ausprobieren wollte (so kenne ich die Geschichte jedenfalls). Dabei hatte der Mann an den Sticks nicht einmal Sicht nach draußen. Er bekam nur Positionsschätzungen von seinem Sozius zugerufen. Das war einfach nur Schwachsinn, befohlen von irgendwelchen Leuten in der Bodenstation. Ich kann mich nur wundern, warum die Raumfahrer das mitgemacht haben. Ein solches Risiko würde heute niemand eingehen. Außerdem haben die Raumschiffe inzwischen Notabbruchsprogramme.
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Jetzt mal eine meiner (schwachsinnigen?) Ideen zum thema ein Sojus ist getroffen.
Können sich nicht die 3 Astronauten ohne Mitflugplatz im Orbitalmodul der Sojus sitzen, während diese Abkoppelt?
Ich weiß, die könnten nicht landen, aber das dürfte ihnen doch zeit geben, die Situation auf der Station einzuschätzen und evtl eine andere Sojus mit minimalbesetzung zu starten? nur so eine Idee...
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Das dürfte nicht funktionieren. Eine Sojus wird sechs Mann nicht sehr lange am Leben halten können. Zumal bedeutet "Minimalbesetzung" mindestens einen Kosmonauten bei der sich gerade im Test befindenden neuesten Generation und zwei bei der älteren. Da wären also ein bis zwei ISS-Crewmitglieder "über". Keine besonders angenehme Vorstellung, nicht wahr?
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Jetzt mal eine meiner (schwachsinnigen?) Ideen zum thema ein Sojus ist getroffen.
Können sich nicht die 3 Astronauten ohne Mitflugplatz im Orbitalmodul der Sojus sitzen, während diese Abkoppelt?
Ich weiß, die könnten nicht landen, aber das dürfte ihnen doch zeit geben, die Situation auf der Station einzuschätzen und evtl eine andere Sojus mit minimalbesetzung zu starten? nur so eine Idee...
Szenario 1:
Man weiß sofort, dass die Gefahr (Leck, Feuer, was auch immer) von der Sojus ausgeht. Dann macht man die Luke zum Raumschiff oder zum Andockmodul zu und eine Evakuierung der Station ist nicht mehr sofort notwendig. Gut, es fehlen jetzt drei Rettungsplätze, aber man könnte die Leute mit mehreren Flügen nach und nach von der Station holen.
Szenario 2:
Die Besatzung merkt erst, dass die Sojus das Problem ist, wenn sie dort ankommt. Dann haben die drei Astronauten dieses Raumschiffes entweder noch genügend Zeit zu reagieren, womit wir wieder bei Szenario 1 wären, oder sie ist tot. Dann braucht man keine zusätzlichen Rettungsplätze mehr.
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Guten Abend
dieses Forenthema ist inzwischen 11 Jahre und er ist für mich aktuell extrem interessant. Für meine Masterarbeit suche ich seit Tagen einen Nachweis, Zitat, eine Erwähnung, ... wie lang eine Evakuierung im Notfall dauern würde. Inzwischen haben ich in der Uni-Bibliothek geforscht und natürlich das Internet durchforstet. Auf der ESA-Seite gibt es eine Pressemeldung wie die Rückkehr von Alexander Gerst geplant ist (ca. 6 Stunden).
Kennt jemand ein Dokument, Pressemeldung wie lang es beispielsweise bei einem Unfall dauern würde?
Vor 11 Jahren waren viele Aussagen Spekulationen.
Vielen Dank
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Soweit ich das Thema bisher verfolgt habe, wurde im Gegensatz zu Flugzeugen (z. B. A380) dies noch nie praktisch bei der ISS mit dem Ablegen aller Raumschiffe getestet. Man war (s. МЙР) immer bestrebt, die jeweilige Raumstation zu erhalten. Natürlich erhält trotz allen Trainings am Boden, jeder Astronaut und Astronautin bzw. Kosmonaut und Kosmonautin nach der offiziellen Begrüßung noch einmal eine Sicherheitseinweisung vor Ort.
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Ich denke auch die Strategie ist eine andere, in (potenziellen) Gefahrensituationen sucht man im vorraus die Raumschiffe auf. Früher hat man das auch beim Andocken von anderen Fahrzeugen gemacht, da hat man heute offensichtlich mehr vertrauen...
In einer Station mit Zentralen Knoten gibt es aber natürlich keinen 2. Fluchtweg oder so etwas, wäre Theoretisch ein Argument für Strukturen die an ihren Enden geschlossen sind. Redundante Ramfahrzeuge hat man im Zusammenhang mit Kapseln nie für nötig gehalten, es ergäbe sich ja auch das Problem Rechzeitig zu erkennen welches Raumschiff evt. Beschädigt ist...
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Hallo Doc ...
...dieses Forenthema ... ist für mich aktuell extrem interessant. Für meine Masterarbeit suche ich seit Tagen einen Nachweis, Zitat, eine Erwähnung, ... wie lang eine Evakuierung im Notfall dauern würde. ...
1. Es gibt viele Gründe für eine Evakuierung bzw. Teilevakuierung und für diese unterschiedlichen Fälle gibt es auch unterschiedliche Vorgehensweisen.
Die Lit. in engl. wird dir sicher gut zugänglich sein, die Lit. dazu in russ. gibt es natürlich auch, nur wirst du sie nicht lesen können.
Ein Tipp zum russischen Teil ist der Verweis auf das «НИИ ЦПК имени Ю.А.Гагарина» was mit vollem Titel in deutsch
«Wiss Forsch.Institut ZPK (Zentrum der Vorbereitung der Kosmonauten namens J.А.Gagarin» heißt.
Auf der Seite des ZPK (engl. CTC - News) : http://www.gctc.ru/main.php?id=100.1 (http://www.gctc.ru/main.php?id=100.1) gibt es den Unterpunkt
Подготовка (deutsch Vorbereitung) : http://www.gctc.ru/main.php?id=338.1 (http://www.gctc.ru/main.php?id=338.1)
... und dort lohnt es sich zu blättern und zu suchen, denn es wird zu jeder Mission mit einem Sojus Raumschiff
eine oder mehrere Übungssessionen beschrieben, die sich mit den нештатные ситуации - das sind Zwischenfälle,
unvorhergesehenen Situationen befassen. Dazu gehören zB.:
Druckabfall, Feuer, Atemluftverschmutzung, ... auch Kloverstopfungen sowie vorsorglich :
das Evakuieren bei einer Umkopplung eines Frachtmoduls bis zum Herstellen seiner dichten Ankopplung ...
Es muss nicht immer alles evakuiert werden, wenn die Situation nur bestimmte Module betrifft. So haben auch schon Russen bei den Amerikanern, aber auch umgedreht, übernachtet, wenn eine unvorhergesehene Situation eingetreten ist...
Vor 11 Jahren waren viele Aussagen Spekulationen. ...
Vor drei Jahren war ich vorort, als beim Start der Sojus MS-10 120 Sekunden nach dem Start eine Not-Trennung des Raumschiffs von der Rakete eintrat und die Landeprozedur anlief, mit der die Gestarteten zu Wohlbehalten Gelandeten gemacht wurden.
Heute ist es aufgrund der Sanktionssituation schwierig an russische Quellen, die davon betroffen sind, heranzukommen.
Hoffentlich helfen dir die Suchbegriffe und eine Ü-Software (wie zB. deepl ...) dich etwas tiefer und zitierfähig in die Materie hineinzuarbeiten.
Noch ein Tipp: Es gibt auch in den Tiefen der ESA dazu Literatur (meist als pdf) die sich abschnittsweise, meist auf Englisch, aber auch Französisch, aber auch da gilt: Wer sucht, der findet ...
Gruß, HausD
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Angesichts der schrecklichen Lage in der Ukraine und dem Ende der Zusammenarbeit zwischen Russland und dem Rest der Welt hätte ich drei Fragen:
- Befinden sich derzeit (oder im besten Fall immer) genug Pläzte für Astronauten in Kapseln auf der ISS, so das man im Falle eines Notfalls alle Astronauten sicher evakuieren kann?
Ich gehe davon aus, dass man genug Zeit hat und alle Kapseln zugänglich und funktionsfähig sind.
- Sind die Kapseln komplett von innen zu kontrollieren oder können sie von außen gesteuert werden.
Rein hypothetisch: Könnten die Astronauten in eine russische Kapsel steigen und damit in den USA notlanden ohne das die russische Bodenstation sie umlenken kann?
- Wer würde wie die Flugbahn bestimmen?
Angenommen es kommt zu einem Notfall, die Astronauten steigen in die Kapsel und lösen die Kapsel von der ISS.
Dann ist die Kapsel ja erstmal noch auf der selben Umlaufbahn wie die ISS.
Könnte die amerikanische Bodenstation den Astronauten in der russischen Kapsel dann sagen: "Zum Zeitpunkt A müsst ihr Triebwerk B für C Sekunden mit einem Schub von D zünden. Zum Zeitpunkt E öffnet ihr dann den Fallschirm und ihr gleitet sanft runter in die Wüste von Texas."
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Aktuell ist die Situation so dass wir Soyuz MS-19 und die Dragon Crew-3 an der ISS angedockt haben. Es gibt an der ISS immer genug Plaetze in Kapseln um die gesamte Besatzung jederzeit zu evakuieren. Ein Notfall kann schliesslich jederzeit aufkommen, nicht erst seit der aktuellen Krise.
Beide Kapseln lassen sich auch komplett autonom von innen steuern. Die Dragon Besatzung besteht aktuell rein aus Astronauten. Bei Soyuz-19 ist derzeit geplant, dass der amerikanische Astronaut Mark Vande Hei mit der Kapsel die ISS diesen Monat verlaesst. Der Kommandant und zweite Mann der Besatzung sind beides russische Kosmonauten. Die Landung ist in Kazakhstan vorgesehen.
So wie es aktuell aussieht werden wohl in Zukunft nur Kosmonauten auf der Soyuz zur ISS starten und nur Astronauten auf der Dragon und dann in Zukunft auf CST-100. Urspruenglich war mal angedacht die Crews zu mixen, sodass im Falle des Ausfalls eines Systems zumindest immer ein russisches und ein amerikanisches Besatzungsmitglied an Bord ist. Ich denke das wird ab jetzt nicht mehr vertretbar sein.
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- Befinden sich (..) genug Pläzte für Astronauten (...) sicher evakuieren kann?
Ja. Jeder Astronaut fliegt mit einem Raumschiff hoch und wieder runter. Während ein Astronaut auf der ISS ist, ist somit immer das Raumschiff.
Ich gehe davon aus, dass man genug Zeit hat und alle Kapseln zugänglich und funktionsfähig sind.
Auch hier, definitiv ja.
- Sind die Kapseln komplett von innen zu kontrollieren oder können sie von außen gesteuert werden.
Oft geht beides. Zum einen sind die Systeme oft ähnlich für bemannte und unbemannte Starts, so dass man immer eine Fernsteuerung braucht, zum andern ist die Fernsteuerung auch immer ein Notfallsystem, falls der Pilot ausfällt.
- Wer würde wie die Flugbahn bestimmen?
Primär der Kommander. Er hat das Kommando. Er bestimmt die Flugbahn.
Sekundär der Pilot. Er fliegt.
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Danke für eure Antworten.
Bezüglich meiner letzten Frage:
Ich gebe zu das all mein Wissen über ungeplante Rückkehr aus dem Weltraum nach einem Unglück daraus besteht, das ich den Film Apollo 13 gesehen habe ::)
Heutige Computer sind viel besser als damals und wahrscheinlich gibt es an Bord Programme womit man bestimmen kann wie man die Kapsel steuern muss um wo auf der Erde zu landen.
Trotzdem kann ich mir vorstellen das man das von der Erde aus besser planen kann:
- Von der Erde aus kann man die aktuelle Position, Richtung und Geschwindigkeit der Kapsel genau bestimmen, von innen dürfte dies schwer sein.
- Auf der Erde kennt man die Wetterdaten und Vorhersagen für jeden Ort sehr genau.
- Man hat die Rechenpower um alle Möglichkeiten x mal zu simulieren
Wahrscheinlich gibt es noch ein paar Gründe mehr
Keine Ahnung wie gut die Datenverbindung zu einer Kapsel ist aber es dürfte einfacher sein wenn die Bodenstation funkt "Schalte zum Zeitpunkt x Das Triebwerk für y Sekunden an und dann bist du auf dem richtigen Weg zur Landung." als all diese Daten hochzuschicken und der Pilot berechnet das selbst.
Naja, im akuten Notfall ist es wohl besser irgentwo auf der Erde zu landen als im Weltraum zu bleiben.
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Hallo Madscientist ...
...Ich gebe zu das all mein Wissen über ungeplante Rückkehr aus dem Weltraum nach einem Unglück daraus besteht, das ich den Film Apollo 13 gesehen habe ::)...
Das eine ist halt Dramaturgie und das andere ist eben Navigation
Heutige Computer sind viel besser als damals und wahrscheinlich gibt es an Bord Programme womit man bestimmen kann wie man die Kapsel steuern muss um wo auf der Erde zu landen.
Unterschätze da nicht die Uhrengenauigkeit, die schon das Navigieren auf hoher See mit Segelschiffen möglich machte.
Auf Gagarins Wostok war eine solche Uhr, nur dass sie keine Zeiger hatte, sondern einen Globus, und ein Voreinstellregister, das es erlaubte, den Landeort einzustellen. Wenn dann auf "Lande dort" gedrückt wurde, fuhr er Globus zurück auf die Zeit, zu der das Bremsmanöver vom Insassen hätte ausgelöst werden müssen.
Ein Uhrmechanismus von (damals) Feinsten!
... - Von der Erde aus kann man die aktuelle Position, Richtung und Geschwindigkeit der Kapsel genau bestimmen, von innen dürfte dies schwer sein.
Von innen konnte Gagarin schon mit einem Sextanten, den er mithatte, seine Postion bestimmen ... durch das Bordfenster, das in dieser Kapsel war...
- Auf der Erde kennt man die Wetterdaten und Vorhersagen für jeden Ort sehr genau.
... und man hatte bereits zu Gagarins Zeiten Rundfunk , Funkverbindungen auf KW und UKW ...
- Man hat die Rechenpower um alle Möglichkeiten x mal zu simulieren ...
Diese Rechenpower steht im Grundsatz, also für das Problem einer nicht langfristig geplanten Landung, mittlerweile auch in jedem Raumschiffstyp zur Verfügung. Das muss man auch nicht x-mal machen, sondern das muss beim ersten Mal sitzen!
Wahrscheinlich gibt es noch ein paar Gründe mehr
Wie wahr ...
Keine Ahnung wie gut die Datenverbindung zu einer Kapsel ist aber es dürfte einfacher sein wenn die Bodenstation funkt "Schalte zum Zeitpunkt x Das Triebwerk für y Sekunden an und dann bist du auf dem richtigen Weg zur Landung." als all diese Daten hochzuschicken und der Pilot berechnet das selbst.
...1. ist die Datenverbindung noch da, man also nicht in der Plasmawolke beim Abstieg ohne ist, dann funktionieren auch die Fernsteuerbefehle von der Erdstation, dem Flugleitzentrum, aus. Der Pilot braucht nicht rechnen und eingreifen
...2. Während des Abstiegs ohne Funk arbeiten die Steuerungen automatisch und halten die Abstiegskapsel auf Kurs ...
Naja, im akuten Notfall ist es wohl besser irgentwo auf der Erde zu landen als im Weltraum zu bleiben.
...das ist der Fall 3: Es ist die Steuerung komplett ausgefallen, nichts geht mehr ... das heißt dann Ballistischer Abstieg ... und der führt nach Irgendwo, aber immer noch auf der ursprünglichen Bahn, man landet eher und ruppiger. Auch das ist schon passiert ...
Trotzdem üben die Astronauten und die Kosmonauten das Überleben bei einer solch verqueren Landung, sowohl im Ozean, in der Schneewüste der Taiga, einer Sumpflandschaft ... als auch der brütend heissen Wüste... und sie büffeln das Fach "Navigation", bis es sitzt!
Gruß, HausD
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Nochmal danke das ihr einem Idioten wir mir aushelft.
Als Astronaut wäre ich total ungeeignet.
Vor vielen Jahren ist mir beim Schulausflug auf der Achterbahn übel geworden, seitdem verzichte ich darauf, stark beschleunigt oder durchgeschüttelt zu werden.
Ich erinnere mich an ein Zitat aus Apollo 13 "Wenn ihr im falschen Winkel ankommt prallt ihr an der Erdatmosphäre ab" oder so ähnlich.
Nach etwas Nachdenken kam mir die Erkenntnis: Wir reden hier von der ISS, die ist in einer Umlaufbahn um die Erde und auch schon in der Atmosphäre.
So lange man nicht mit Vollgas Richtung Weltraum startet kommt man immer irgentwie zur Erde runter.
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Nochmal danke das ihr einem Idioten wir mir aushelft.
Gerne doch, ... und ein Idiot bist Du daher noch lange nicht!
Als Astronaut wäre ich total ungeeignet.
Vor vielen Jahren ist mir beim Schulausflug auf der Achterbahn übel geworden, seitdem verzichte ich darauf, stark beschleunigt oder durchgeschüttelt zu werden.
Die Nichteignung würde man sehr zeitig herausbekommen. Diese Erfahrung ist es wohl eher, die Dich so runterzieht, aber da bist du nicht der Einzige, der ein sensibles Vestibularsystem hast...
Ich erinnere mich an ein Zitat aus Apollo 13 "Wenn ihr im falschen Winkel ankommt prallt ihr an der Erdatmosphäre ab" oder so ähnlich.
Der Effekt ist der, den Kinder mit flachen Steinen an einem Teich ausprobieren - den Stein so werfen, dass er mehrfach über die Wasseroberfläche "tittschert"...
Nach etwas Nachdenken kam mir die Erkenntnis: Wir reden hier von der ISS, die ist in einer Umlaufbahn um die Erde und auch schon in der Atmosphäre.
Ganz so einfach ist es nicht, aber schon richtig: Dazu haben die Rückkehrkörper schon eine besondere Form, die , ähnlich einem Tropfen, eine Selbstausrichtung beim Herabfallen vom "Himmel" ermöglicht. Es geht immerhin auch von der ISS erst einmal durch eine sehr, sehr dünne Atmosphäre und erst ab ca. 80 km über Grund dann in die dichteren Schichten ...
So lange man nicht mit Vollgas Richtung Weltraum startet kommt man immer irgentwie zur Erde runter.
Die ISS fliegt rd. 400 km über der Erdoberfläche, in einer annähernden Kreisbahn, aber im Kreis um die Erde herum.
Gruß, HausD
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Ja, die ISS fliegt um die Erde mit ca. 28.000km/h.
Die höchste Geschwindigkeit eines Menschen war ca. 40.000km/h bei den Apollo Rückkehrern, glaube ich.
Daher dachte ich das selbt winzige Änderungen in der Flugbahn gigantische Auswirkungen auf den Ort der Landung haben.
In der Steppe/Wüste/Ozean hat man viel Platz. Da sind keine Bäume, Häuser oder Berge im Weg wenn man ein paar km neben der geplanten Stelle landet.
Deutschland (sehr dicht bebaut), alle Gebirge oder große Waldgebiete wären sicher keine guten Landeplätze.
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Da möchte ich mich auch einmal einklinken. Hätte der Starliner - wenn er denn endlich einsatzbereit ist, eine Reboost Funktion?