Raumcon

Raumfahrt => Unbemannte Raumfahrt => Thema gestartet von: tobi453 am 25. Februar 2010, 10:05:16

Titel: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: tobi453 am 25. Februar 2010, 10:05:16
DEOS ist eine deutsche geplante DLR Mission, wo zwei Satelliten in den Orbit starten, sich trennen, der erste an den zweiten wieder andockt und beide anschließend in der Erdatmospäre verglühen. Hauptauftragnehmer dafür ist OHB in Bremen. Das Projekt soll 200 Millionen Euro kosten, die Entscheidung zur Durchführung des Programms ist aber noch nicht gefallen.

Hier die Pressemitteilung von OHB:
Zitat
OHB-System AG erhält Auftrag zur Gesamtsystemführung der Definitionsphase zur deutschen Robotikmission DEOS

Die OHB-System AG ist von der Raumfahrt-Agentur des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit der Gesamtsystemführung für die Definitionsphase (Phase B) einer künftigen „Deutschen Orbitalen Servicing Mission (DEOS)" beauftragt worden. Das Bremer Raumfahrtunternehmen erhält damit den Zuschlag für die Systemverantwortung im Rahmen einer vorbereitende Missions- und Produktdefinition.

Berry Smutny, Vorstandsvorsitzender der OHB-System AG, sagte: „Die Mission DEOS ist ein hervorragendes Beispiel für deutsche Hochtechnologie im Weltraum. Sie verbindet Robotik, Satellitenbau, Antriebs- und Lageregelungstechnik mit dem Ziel, ausgediente Altsatelliten zu entsorgen. DEOS ist eine gute Möglichkeit, Deutschland mit diesen Technologien an die Weltspitze zu bringen. Wir danken dem DLR für das Vertrauen in OHB-System, dieses hochkomplexe System zu führen."

Mit dem Projekt DEOS sollen die Technologien für ein zukünftiges operationelles On-Orbit-Servicing -System zur unbemannten, robotergestützten Inspektion, Wartung und Montage von orbitalen Infrastrukturelementen sowie zum kontrollierten Bahnwechsel und der Rückführung zur Erde demonstriert werden. Neben der Inspektion und Wartung dient ein derartiges System also insbesondere zur Vermeidung von Weltraumschrott, indem Satelliten am Ende ihrer Lebensdauer kontrolliert entsorgt werden. DEOS soll die dafür erforderlichen Technologien und Fähigkeiten, vom Finden und Anfliegen eines Satelliten sowie das zerstörungsfreie Einfangen und Manipulieren bis hin zum kontrollierten Entsorgen unter realen Weltraumbedingungen demonstrieren. Dazu werden zwei Satelliten, ein sogenannter Servicer und ein Client, gemeinsam in einen niedrigen Erdorbit gestartet, voneinander separiert. Anschließend wird ein umfangreiches Demonstrations- und Verifikationsprogramm durchgeführt bevor der Satellitenverbund in der Erdatmosphäre eintaucht und verglüht.

DEOS wird von der Raumfahrt-Agentur des DLR mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi ) durchgeführt. Das Gesamtprojekt „DEOS Phase B" ist in fünf Lose unterteilt, die separat an jeweils einen verantwortlichen Systemführer für die Bereiche Gesamtsystem, Service-Satellitenplattform, Zielsatellitenplattform, Missionselement „Berthing, Docking & Wartung" und Missionselement „Satellitenanflug & -entsorgung" beauftragt wurden.

Die OHB-System AG übernimmt, mit Unterstützung des Phase-A Systemführers SpaceTech GmbH, mit Los 1 die „Systemführung Gesamtsystem" und ist somit für die Koordination und Überwachung des gesamten Vorhabens, die Zusammenführung aller Design-, Engineering- und Produktsicherungsaktivitäten sowie die Spezifikation der Mission und des Gesamtsystems inklusive Träger-, Raum- und Bodensegment verantwortlich. Eine besondere Herausforderung stellen hier alle losübergreifenden Koordinierungsmaßnahmen, Managementaktivitäten und Engineering-Arbeiten dar.

Für Los 2, „Service-Satellitenplattform" wurde die Astrium GmbH in Immenstaad beauftragt. Gegenstand des Loses 2 ist die Definition der Satellitenplattform des Service-Satelliten, der die Funktionen zum Finden, Anfliegen und Einfangen eines Zielsatelliten, dem sogenannten Client, ausführt.

Die SpaceTech GmbH aus Immenstaad übernimmt die Verantwortung für Los 3, die Definition der „Zielsatellitenplattform". Der kleinere von den zwei Satelliten stellt das Zielobjekt für den Anflug, das Einfangen und die Wartungsexperimente dar und führt zudem die Manöver zur Bahnabsenkung und zum Wiedereintritt durch.

Die Kayser-Threde GmbH aus München, ein Schwesterunternehmen der OHB-System AG, ist im Los 4 verantwortlich für die Definition des Robotiksystems und der Missionselemente „Berthing, Docking & Wartung". Dieses System stellt im Wesentlichen die robotische Nutzlast des Service-Satelliten dar und beinhaltet einen robotischen Arm, einen Andockmechanismus sowie alle robotischen Elemente inklusive der notwendigen Sensorik und Aktuatorik für die Manipulation als auch die erforderlichen Steuerungs- und Kontrolleinrichtungen für diese Elemente.

Für Los 5, „Satellitenanflug und Entsorgung" wurde die Astrium GmbH in Bremen beauftragt. Hier werden die Verfahren, Sensoren und Steuerungseinrichtungen konzipiert, die für den Anflug des Zielsatelliten sowie die Bahnmanöver bei der Entsorgung benötigt werden.

Mit DEOS führt Deutschland die lange und erfolgreiche Tradition innovative, deutsche Robotiktechnologien für den Weltraumeinsatz bereitzustellen fort. DEOS wird die anspruchsvollen Technologien für Inspektion, Wartung und Entsorgung von Satelliten in einem Systemdemonstrator umsetzen. Deutschland ist hiermit in der Lage, zukünftig einen wichtigen Beitrag zum effizienteren Betrieb von Satelliten sowie zur Vermeidung von Weltraumschrott leisten zu können.

Quelle inklusive Bilder:
http://www.ohb-system.de/archiv-2009-details/items/ohb-system-ag-erhaelt-auftrag-zur-gesamtsystemfuehrung-der-definitionsphase-zur-deutschen-robotikmission-deos.html

Bei Spacenews:
http://spacenews.com/civil/022410-dlr-takes-step-toward-in-orbit-servicing-demo.html
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: tobi453 am 09. März 2010, 12:32:39
Wer sich über das deutsche Robotikprogramm informieren will, der kann sich mal diese Präsentation anschauen:
http://www.irs.uni-stuttgart.de/skript/RaL/100204_Dittmann_RaumfahrtRobotik.pdf

Es gibt einige Gemeinsamkeiten zwischen dem deutschen Robotikprogramm und dem neuen geplanten NASA Programm von Obama, z.B. Autonomes Docking, Treibstofftransfer etc..
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: tobi453 am 20. Juni 2010, 12:31:26
Beim Spiegel hat man Angst, dass DEOS von "Fieslingen" für militärische Zwecke missbraucht werden könnte:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,700651,00.html

Absurd das ganze, wie ich finde.  ::)
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: websquid am 20. Juni 2010, 15:53:34
Absurd ist es eigentlich nicht, aber auch nichts neues. Fast jede Raumfahrtanwendung ist eine Dual-Use-Technologie. Das ist nicht auf dieses Projekt beschränkt und auch nichts, wovon wir uns sonst stören lassen. (Oder weigert sich jemand hier, GPS zu verwenden weil es ein militärisches System ist? Findet irgendjemand das Shuttle schlecht, nur weil die Air Force beteiligt war?)

mfg websquid
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: GlassMoon am 20. Juni 2010, 17:15:23
Was passiert wenn "Fieslinge" Atomraketen missbrauchen? Lächerlich, sowas passiert wohl, wenn dem Autor langweilig ist ::)
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: tobi am 21. Januar 2012, 19:04:18
Zur DEOS-Mission gibt es hier eine DLR Präsentation mit den groben Daten der beiden Satelliten auf Seite 20&21:
http://robotics.estec.esa.int/ASTRA/Astra2011/Presentations/Plenary%202/04_wolf.pdf (http://robotics.estec.esa.int/ASTRA/Astra2011/Presentations/Plenary%202/04_wolf.pdf)
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: Elatan am 21. Januar 2012, 19:10:38
Warum will mal eigentlich den Servicing Satteliten mit abstürzen lassen? Würde es nicht reichen, den anderen Satelliten zu bremsen, dann wieder abzukoppeln und etwas zu beschleunigen?

Wenn man für jeden Satelliten, den man aus dem LEO haben möchte, nen extra Start + nen extra Satelliten braucht... bischen teuer, oder?
Könnte mir vorstellen, dass es da billiger wäre, den Satelliten entsprechend größer zu bauen, also hauptsächlich mehr Tankvolumen, und dann ordentlich aufzuräumen ;)

Wo ist der Denkfehler? Die Ingenieure werden sich schon was dabei gedacht haben :)
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: tobi am 21. Januar 2012, 19:33:32
Das ist eine Testmission, da gehts um das Prinzip. Ich habe schonmal ein Bild von einem ATV-artigen Satelliten gesehen, der 16 Deorbit-Kits dabei hat und diese an den Satelliten anbringt. Die Kits sind kleine Feststoffmotoren, die in die Apogäumsmotoren der Satelliten gesteckt werden. Das war glaub ich eine CNES-Studie.

Das Weltraummüllproblem ist ja bereits außer Kontrolle. Selbst wenn wir die Raumfahrt jetzt einstellen, wird die Anzahl der Kollisionen weiter zunehmen und es werden mehr Trümmer produziert. In den nächsten Jahren müssen wir anfangen ca. 5-10 große Objekte aktiv zu deorbiten. Die Anzahl der Trümmer wächst nämlich exponentiell und bei 800-1000km siehts besonders schlimm aus.
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: Elatan am 21. Januar 2012, 20:06:09
Alles klar, danke :)

Das es nur eine Testmission sein soll, hab ich beim kurzen Überfliegen nicht gesehen.

Ist ja mal ne trübe Zukunft. Wie lange würde es denn ca. dauern, bis die Trümmer von selbst verglühen? Klar, ist dann eher ne Zukunftsvision, aber würd mich halt interessieren, wie lange die Menschheit dann auf der Erde festsitzten würde, weil sie sich selbst zugemüllt hat :'(
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: Elatan am 21. Januar 2012, 23:39:47
Ok, hab gerade mal auf Wikipedia unter Weltraummüll nachgeschlagen und hab da diese Grafik gefunden (mit wohl recht groben Werten). Antwort auf meine Frage: Einige tausend Jahre wären es wohl.

(https://images.raumfahrer.net/up021541.png)
Quelle: Wikipedia
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: Kryo am 23. Januar 2012, 13:27:44
Ok, hab gerade mal auf Wikipedia unter Weltraummüll nachgeschlagen und hab da diese Grafik gefunden (mit wohl recht groben Werten). Antwort auf meine Frage: Einige tausend Jahre wären es wohl.

(https://images.raumfahrer.net/up021541.png)
Quelle: Wikipedia

und das ist ja nur bis 1000km höhe ;)
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: ZiLi am 23. Januar 2012, 13:48:42
Naja, was Satelliten im GEO angeht, welche coplanar sind, macht ein Gerät welches ein Dutzend Treibladungen an verschiedenen toten Sats anbringen kann schon Sinn, um den dichtbesetzen GEO von vorzeitig gestorbenen Sats freizuräumen. Allerdings dürfte das nötige Delta-V vergleichsweise hoch sein, um ein Deorbit sicherzustellen. Somit wärs da möglicherweise sinnvoller (wenn man mit Feststofftriebwerken arbeitet), einen zweistufigen Einsatz zu montieren, um durch Abbrennen der zweiten Stufe nach einem halben Orbit einen stabilen Friedhofsorbit oberhalb der Hauptbahn zu erreichen - im Prinzip so, wie mans bei noch 'lebenden' Commsats kurz vor Ende des Manövriertreibstoffs heute schon macht.

Im LEO stellt sich das Problem anders dar, da es nur sehr wenige Satelliten gibt, welche hinreichend coplanar sind, um innerhalb einer Mission angeflogen werden zu können - also wieder das liebe Delta-V Problem. Da machen meines Erachtens Deorbiter-Missionen mit Geräten mehr Sinn, welche gerade ein Objekt deorbitieren können.

-ZiLi-
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: TillP am 23. Januar 2012, 17:17:34
Warum will mal eigentlich den Servicing Satteliten mit abstürzen lassen? Würde es nicht reichen, den anderen Satelliten zu bremsen, dann wieder abzukoppeln und etwas zu beschleunigen?
...
Wo ist der Denkfehler? Die Ingenieure werden sich schon was dabei gedacht haben :)

Zitat aus der DLR-Präsentation:
Zitat
3. De-orbit of the captured satellite within a pre-defined re-entry
corridor

Der Punkt lässt sich nur erfüllen, wenn man den Satelliten sehr tief bringt, so aus dem Bauch heraus würde ich sagen, 120km. Um dann wieder auf die Höhe zu kommen, braucht man sehr viel Treibstoff.

Dann noch eine andere Bahn erreichen dürfte schwierig sein.
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: Schillrich am 23. Januar 2012, 18:14:48
Hallo ZiLi,

Feststoffantriebe wurde ich im GEO nicht einsetzen. Es war ein Unding, dass die das in der Anfangzeit im GEO gemacht haben. Aus gutem Grund gibt es das heute nicht mehr. Der verbrannten Treibstoff bildet Klumpen aus Schlacke. Diese Geschosse kreisen da oben dann Ewigkeiten, unentdeckt und unbeherrschbar.
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: ZiLi am 23. Januar 2012, 20:18:06
OK, dann eben storable propellant, mindestens einmal wiederzündbar (bei hypergol ist das sowieso kein Problem), wenn man mittels Einsatz im Apogäumsmotor arbeiten will. Dann könnte man aber auch über ein Tug nachdenken, welches eben dort andockt, den Orbit um vielleicht 50-100km anhebt (2 Burns), sich selbst wieder absenkt, zum nächsten Sat driftet, und von Vorne beginnt. Man müsste halt ausrechnen, was energetisch besser ist - entweder den Tug, jedesmal mit anheben und wieder absenken, vs. limitierte Anzahl an Zielsatelliten - und last but not least, wenn man 'sein Pulver verschossen hat', beim letzten Sat andocken, und mit ihm in die Friedhofsbahn fliegen um dort zu verbleiben.

Aber auch bei den Single-Deorbit-Missionen für den LEO/MEO dürfte das, in abgespeckter Version, wohl brauchbar sein.

-ZiLi-
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: SteRo am 12. April 2012, 16:19:08
Man darf hier nicht zu viele verschiedene Servicemissionszenarien zusammenschmeißen, sonst kommt die einerlegende Wollmilchsau raus.

1. Szenario: LEO Einsatz zum reparieren und deorbiten. Das sind in der Regel Einzeleinsätze, da bei verschiedenen Inklinationen zwischen den Satellitenbbahnen das dV viel zu hoch ist. Einzige Ausnahme vielleich der SSO für EO Satelliten.

2. GEO: Hier geht es primär um Lifetime Extension bzw. Wegräumen auf den Friedhofsorbit (Keiner käme auf die Idee GEO Satelliten zum Widereintritt zu bringen, da sinnlos). Hier sind Langzeiteinsätze durchaus mit mehereren "Satellitenkunden" denkbar. Bzw. erst mal aufräumen (tote Satelliten) und dann Lifetimeextension für den Hauptkunden.
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: muzker am 13. September 2012, 14:38:14
Habe gerade einen intressanten Bericht über die Mission "Deos" com Spiegel gefunden:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/weltraumschrott-dlr-vergibt-studie-fuer-deos-satellit-an-astrium-a-855514.html (http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/weltraumschrott-dlr-vergibt-studie-fuer-deos-satellit-an-astrium-a-855514.html)
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: NCC1701 am 13. September 2012, 23:47:16
...DEOS in 2018 ???
Ach ja, und Fred Haise hat 1979 mit STS2 das Skylab gerettet.

Ich mag solche aus der Luft herausgegriffenen Ankündigungen einfach nicht.

Und:
Gefährlich sind nicht die dicken Satelliten in 550km Höhe (denen kann man ausweichen) sondern der Müll in der Größenordnung von wenigen Zentimetern und kleiner.
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: tobi am 13. September 2012, 23:52:09
Es geht darum das "Kesler-Syndrom" zu bekämpfen. Die Endstehung neuen Mülls muss verhindert werden. Und wenn ein großer Brocken wie die ISS oder Envisat getroffen wird, entsteht jede Menge Müll.

Gegen die kleinen Objekte kann man nichts machen.

Btw, aktuell ist Envisat die größte Gefahr für einen sauberen Weltraum. Sollte Envisat von Müll getroffen werden und zerlegt werden, wäre das eine Katastrophe.
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: NCC1701 am 14. September 2012, 00:07:50
Das Kesslersyndrom beschreibt eine Kettenreaktion, bei der mehr und mehr kleine Geschosse entstehen...

http://de.wikipedia.org/wiki/Kesslersyndrom (http://de.wikipedia.org/wiki/Kesslersyndrom)


Das Problem sind nicht die vielleicht 1000 großen Objekte, die kann man beobachten (auch wenn Iridium vor zwei Jahren da etwas fahrlässig war). Die "kleinen Geschosse" sind gefährlich!
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: roger50 am 14. September 2012, 02:21:08
N'abend,

Das Problem sind nicht die vielleicht 1000 großen Objekte, die kann man beobachten (auch wenn Iridium vor zwei Jahren da etwas fahrlässig war). Die "kleinen Geschosse" sind gefährlich!

Das ist so leider nicht ganz richtig. Gegen die "kleinen Geschosse" im cm-Bereich, bis runter zum mm-Bereich kann man leider nichts mehr unternehmen, nur hoffen, daß sie bald verglühen und große Objekte wie die ISS mit einem vernünftigen MDPS-System versehen.

Die 1000 großen Objekte (ohne jetzt die Zahl disklutieren zu wollen) ist das Problem, daß ca. 3/4 davon passiv sind und nicht mehr gesteuert werden, sondern dahintreiben. Und auch nur ein Zusammenstoß von zweien davon würde 10.000e neuer kleiner Geschosse erzeugen. Da würde es sich schon lohnen, sie gezielt zu de-orbiten, um genau das zu vermeiden.

Nur leider ist eben die Frage, wer das bezahlt, völlig ungeklärt. Und ich fürchte, daß es erst zu einer größeren Karambolage kommen muß, bevor man sich international einigt. Aber vielleicht wäre es ja gut, wenn Systeme wie DEOS erst einmal die ausgedienten europäischen Satelliten herunterholt. Vielleicht ziehen dann andere Organisationen nach und übernehmen die Verantwortung für IHRE ausgedienten Satelliten.  8)

Gruß
roger50
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: muzker am 15. September 2012, 11:19:27
Ich denke vor allem das China hier auch mal einen Schritt machen sollte, sie sollten sich nicht nur auf ihre eigene Raumfahrt kümmern sondern auch internationale Projekte unterstützen
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: Kryo am 19. September 2012, 12:22:34
Das Kesslersyndrom beschreibt eine Kettenreaktion, bei der mehr und mehr kleine Geschosse entstehen...

http://de.wikipedia.org/wiki/Kesslersyndrom (http://de.wikipedia.org/wiki/Kesslersyndrom)


Das Problem sind nicht die vielleicht 1000 großen Objekte, die kann man beobachten (auch wenn Iridium vor zwei Jahren da etwas fahrlässig war). Die "kleinen Geschosse" sind gefährlich!
Mann, zum Glück weißt du alles besser hier im Forum als alle anderen  :-X

Was passiert wohl wenn eins der 1000 großen Objekte von einem der unzähligen kleinen Objekte getroffen wird? naaaa?

Richtig, es entstehen weiter unzählige kleine Objekte. Also sollte man wohl die 1000 großen lieber runterholen.
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: NCC1701 am 20. September 2012, 00:37:24

Mann, zum Glück weißt du alles besser hier im Forum als alle anderen  :-X


OT:
Ich greife hier niemals jemanden persöhnlich an - aber manchmal bin ich sicherlich etwas ironisch.

Aber um zum Thema zurückzukehren:
Die 1000 Objekte da oben (und wenn es auch 10.000 sind) verteilen sich wie eine handvoll Sägespäne im Pazifik.
Und trotzdem kann man diese Objekte alle verfolgen und darauf reagieren!

Alles was kleiner ist und nicht beobachtet werden kann ist das Problem.

OT:
Wo ist eigentlich Marslady?
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: Kryo am 20. September 2012, 10:34:14
hast du nicht gelesen, was roger50 und ich geschrieben haben?

Die großen Objekte, die wir verfolgen können, können jeden Moment von einem kleineren Objekt, ob wir das verfolgen können oder nicht, spielt keine Rolle, verhindern können wir es kurzfristig dann eh nicht, getroffen werden. Dabei entstehen wieder unzählige neue Objekte, von denen wir die meisten dann nicht mehr verfolgen können.

Daher muss man die großen wegräumen!
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: muzker am 25. September 2012, 21:39:05
Stellt es euch doch einfach wie eine Kettenreaktion im Kernreaktor vor :D das eine Neutron spaltet das andere und das nächste und so weiter...
nich streiten :D
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: NCC1701 am 26. September 2012, 00:27:28
Stellt es euch doch einfach wie eine Kettenreaktion im Kernreaktor vor :D das eine Neutron spaltet das andere und das nächste und so weiter...
nich streiten :D

Hallo muzker,
ich will mich mit dir auch nicht streiten...

In einem Kernreaktor passiert das in einem Raum von wenigen Metern - aber DA OBEN ist deutlich mehr Platz.

Eine Analogie:
Flieg einfach mal durch den Asteroiden-Gürtel - Du wirst keinen Asteroiden sehen, geschweigen einen treffen.

DA OBEN ist einfach GROSS - ich kann das nicht besser beschreiben.

NCC1701
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: tonthomas am 26. September 2012, 04:09:12
...In einem Kernreaktor passiert das in einem Raum von wenigen Metern - aber DA OBEN ist deutlich mehr Platz.

Eine Analogie:  Flieg einfach mal durch den Asteroiden-Gürtel - Du wirst keinen Asteroiden sehen, geschweigen einen treffen. DA OBEN ist einfach GROSS - ich kann das nicht besser beschreiben.   NCC1701
Der Asteroidengürtel ist um Faktoren größer als der erdnahe Bereich um unseren Planeten. Und in letzterem Bereich findet ein Großteil der nutzbringenden Raumfahrt in einigen wenigen intensiv genutzten Höhenbereichen statt. Ich würde also eher sagen, die Bereiche, um die es geht, sind weder groß noch leer.

Wenn sie leer wären, müsste die ISS keine Ausweichmanöver fliegen.
Es wäre wurscht, wenn die Chinesen testweise eigene Wettersatelliten in Schrottwolken verwandeln und russische Ozeanbeobachtungssatelliten Reaktorkühlmittel verlieren. Und im GEO gar könnte man Kamikazesatelliten wie Galaxy 15 einfach ignorieren.

Imho sieht die Welt aber ganz anders aus. Es handelt sich meiner Meinung nach um ein höchst reales Problem, und ich gehe soweit zu sagen, dass es aus Sicht der Menschheit gerade in Anbetracht ihrer Abhängigkeit von funktionierender Hochtechnologie absolut unverantwortlich wäre, sich nicht umgehend mit der Müllwolke, die um die Erde wabert, zu beschäftigen.

Gruß   Pirx
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: Chewie am 26. September 2012, 14:21:06
Kennt jemand eine Quelle für die Anzahl der Satelliten die Tod im GEO hängen und die potenzielle Ziele für eine Mission wären? Reden wir hier über 10, 100 oder 1000 Satelliten die in einen Friedhofsorbit gebracht werden könnten?
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: muzker am 26. September 2012, 17:19:19
ja NCC1701 das stimmt schon, da muss ich dir Recht geben.
Das Problem ist aber, dass die meisten Sateliten auf ähnlichen Höhen sind, was den Raum da oben schonmal deutlich kleiner macht.
Die warscheinlichkeit, dassein größeres Objektabgeschossen wird ist nich sehr hoch, aber wenn es passiert dann ist die Gefahr, dasses zu einer Kettenreaktion kommt sehr groß.

Grüße
muzker
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: NCC1701 am 27. September 2012, 00:26:45
Pirx:
Die ISS fliegt Ausweichmanöver wenn größerer Schrott sich auch nur 50 Kilometer der Station nähern könnte.

Chewie:
Objekte im GEO sind heute immer so bemessen, dass sie am Ende ihres Lebens den Platz im GEO frei machen können.
Die gehen dann weiter nach "oben". Da ist die Luft dann wirklich schon sehr dünn.

muzker:
Du sprichst das Kessler Syndrom an.
Mir fehlt im Moment die Quelle, aber im LEO sind Zusammenstöße alle 30-50 Jahre schon Plausibel.

Aber:
30 Jahre Shuttle - einige Micro Einschläge...

Ich denke, dass die Spezialisten das Problem in den Griff bekommen.
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: Schillrich am 27. September 2012, 08:30:30
Hallo,

Noch mal eine andere Perspektive zum "einfachen" Ausweichen, wenn sich ein Brocken annähert:
So simpel ist das nicht. Die Datenbanken sind voll mit potentiellen Teilchen und der Datenbestand wächst. Diese Orbitdaten sind ungenau und ihre individuelle Qualität verbessert und verschlechtert sich schnell, je nachdem wann und wie gut zuletzt gemessen wurde. Damit sind diese Annäherungsanalysen pure Statistik mit größeren und kleineren Unsicherheiten. Das führt dazu, dass es bei der Analyse, ob es eine Gefahr gibt, immer wieder Fehler vom Typ 1 und Typ 2 gibt:
Diese Fehler sind quasi immanent und treten auf. Man entscheidet also alle paar Analysen falsch ...

So einfach "im Griff" hat man das nicht. Es ist zumindest nicht trivial. Stattdessen bekommt man durch den Müll neue Prozeduren mit weiteren Fehlerquellen in den Betrieb reingedrückt.
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: roger50 am 27. September 2012, 12:36:52
Moin,

ein kleines Beispiel, wie es mit kleinsten Schrottpartikeln schon vor vielen Jahren aussah: nachdem die europäische Experimentalplattform EURECA nach 9 Monaten im All zurückgebracht worden war, habe ich auf einem Schutzpanel aus lackiertem Alu, ca. 30x50 cm groß, alleine schon ein gutes Dutzend Impacts gezählt. Kein Einschlag so groß, daß das Blech durchschlagen worden wäre, aber immerhin gab es kleine Beulen.

Und seitdem hat sich in erdnahen Orbits die Situation nicht verbessert.  :(

Gruß
roger50
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: Chewie am 27. September 2012, 13:59:59
Chewie:
Objekte im GEO sind heute immer so bemessen, dass sie am Ende ihres Lebens den Platz im GEO frei machen können.
Die gehen dann weiter nach "oben". Da ist die Luft dann wirklich schon sehr dünn.

Satelliten die von sich aus den Friedhofsorbit erreichen können hatte ich nicht gemeint. Dafür braucht es auch keine DEOS Mission. Ich frage mich wie viel Tote Satelliten im GEO sind und es nicht mehr von sich aus in den Friedhofsorbit schaffen und somit eine DEOS Mission benötigen würden.
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: roger50 am 27. September 2012, 18:35:18
N'abend,

Ich frage mich wie viel Tote Satelliten im GEO sind und es nicht mehr von sich aus in den Friedhofsorbit schaffen und somit eine DEOS Mission benötigen würden.

Das dürften weit mehr als 100 sein. Alle GEO-Satelliten, die in den 1960-80ern plaziert wurden. Damals war ja noch genügend Platz im GEO und der Begriff "graveyard orbit" weitgehend unbekannt.

Diese Satelliten waren praktisch alle spinstabilisiert und mit einem Feststoffmotor zum GEO-Einschuß ausgerüstet. Also auch noch viele Satelliten, die mit dem Shuttle gestartet wurden.

Diese Satelliten hatten nur beschränkte Treibstoffvorräte für die Lageregelung, dazu Triebwerke mit geringem Schub. Und da die Lebensdauer auch noch viel geringer war als bei heutigen Modellen, versuchte man diese so lange wie möglich zu nutzen.

Da gäbe es für ein Gerät wie DEOS also genug zu tun.... ;)

Gruß
roger50
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: NCC1701 am 28. September 2012, 00:22:23

Da gäbe es für ein Gerät wie DEOS also genug zu tun.... ;)


Also sorry, ich kann mich mal wieder nicht zurückhalten:

Da werden Millionen (mehr dann doch nicht) in irgendwelche Studien verbrannt.
Da wird niemals ein Projekt entstehen.

DEOS wird NIE gebaut werden (wie so viel anderes auch nicht)

Herbert Grönemyer fragt: Was soll das?
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: Chewie am 28. September 2012, 12:02:33
Hier noch ein interessanter Fund:
 
Öffentliche Ausschreibung vom 19.9.2012:

Deutsche Orbitale Servicing Mission (DEOS), Phase B2, Spezifikation einer missionsvorbereitenden Preliminary Desgin Definition.
http://ausschreibungen-deutschland.de/75963_Deutsche_Orbitale_Servicing_Mission_DEOS_Phase_B2_Spezifikation_einer_2012_Bonn (http://ausschreibungen-deutschland.de/75963_Deutsche_Orbitale_Servicing_Mission_DEOS_Phase_B2_Spezifikation_einer_2012_Bonn)

Gesamtauftragswert Wert: 15.034.166,00 EUR

Kurze Beschreibung des Auftrags oder Beschaffungsvorhabens:
Im Rahmen des Vorhaben, DEOS Phase B2 soll die Spezifikation des technischen Systems für die DEOS-Mission erfolgen. Die Ziele der Phase B2 sind die vollständige Definition aller Raum- und Bodensystemanforderungen sowie die Erstellung des technischen Systems für die Mission, das Raum- und Bodensegment. Hierzu erarbeitet der Auftragnehmer zusammen mit seinen Unterauftragnehmern technische Lösungen, ein Verifikationsprogramm sowie die Pläne für Projektmanagent, Engineering und Qualtitätssicherung.
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: tobi am 25. August 2014, 21:43:49
Der letzte Post ist zwei Jahre her! Was ist denn der aktuelle Stand  bei DEOS. Gibts die Mission noch? ;)

Hier habe ich gerade eine relativ aktuelle Präsentation zu DEOS-Arbeiten gefunden:
http://spirit.as.utexas.edu/~fiso/telecon/Artigas_5-7-14/Artigas_5-07-14.pdf (http://spirit.as.utexas.edu/~fiso/telecon/Artigas_5-7-14/Artigas_5-07-14.pdf)

Der Zeitplan wird daran leider nicht erwähnt...
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: D.H. am 25. August 2014, 23:23:47
*Sarkasmus an: Durch die etwas missglückte Galileo-Mission gäbe es jetzt potentielle Ziele für eine DEOS-Mission. Sarkasmus aus*

So nebenbei, weiß jemand, für welchen maximalen Orbit DEOS verwendet werden kann? Nur LEO oder auch darüber hinaus?

Grüße,
David
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: Ruhri am 26. August 2014, 00:07:13
War nicht im Prinzip an den geostationären Orbit gedacht? Dort oben kreisen bekanntlich Satelliten, die nur wegen Treibstoffmangel außer Dienst gestellt werden mussten.
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: Schillrich am 26. August 2014, 05:35:28
Guten Morgen,

DEOS gibt es noch. Derzeit arbeitet man daran die laufenden Großprojekte im Raumfahrtprogramm so abzustimmen, dass sie in Budget und Zeitplan passen. Wie das gelingt, ist noch nicht sicher.

DEOS ist nur ein Demonstrator im LEO, noch kein operationelles System.
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: Ruhri am 26. August 2014, 10:35:50
Deswegen hatte ich auch "im Prinzip" geschrieben. Einsatzfähig ist natürlich keider noch gar nichts, noch nicht einmal ein LEO-Demonstrator.
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: tonthomas am 25. Oktober 2014, 08:27:27
Guten Morgen,

DEOS gibt es noch. ...
Beim DLR in Oberpfaffenhofen gibt es ein sehr reales Testsystem:

(https://media.raumfahrer.net/upload/2023/10/30/20231030150117-8c938581.jpg) (https://media.raumfahrer.net/upload/2023/10/30/20231030150119-d8ce84e5.jpg) (https://media.raumfahrer.net/upload/2023/10/30/20231030150121-22c35ea9.jpg) (https://media.raumfahrer.net/upload/2023/10/30/20231030150124-394ab2bc.jpg) (https://media.raumfahrer.net/upload/2023/10/30/20231030150122-9e46d2c7.jpg)
(Quelle: selbst, Oktober 2014)

Der Maßstab des Testsystems orientierte sich nach Angaben von vor Ort übrigens an der Größe des orangen Roboterarms. Faszinierend finde ich auch, dass man Bewegungen des Arms, die sich auf das Raumfahrzeug übertragen können, an dem der Arm hängt, für Anpassungen der eigenen Bahn bzw. Lage bzw. deren Änderungeen an die des Targets / Zielobjekts verwenden möchte. Das braucht Strom (den man hat), aber keinen Treibstoff für Lageregelungstriebwerke.

Gruß   Pirx
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: Schillrich am 25. Oktober 2014, 08:59:24
Guten Morgen Pirx

...
Beim DLR in Oberpfaffenhofen gibt es ein sehr reales Testsystem:
Ich bin mir nicht sicher, ob DEOS wirklich noch "so aussieht". Designt wird es ja nicht vom DLR, sondern bei Airbus. Das DLR steuert Technologien bei, im Unterauftrag. Aber für Funktionstests einzelner
Subsystem ist das konkrete Äußere eher nebensächlich.

Zitat
Faszinierend finde ich auch, dass man Bewegungen des Arms, die sich auf das Raumfahrzeug übertragen können, an dem der Arm hängt, für Anpassungen der eigenen Bahn bzw. Lage bzw. deren Änderungeen an die des Targets / Zielobjekts verwenden möchte. Das braucht Strom (den man hat), aber keinen Treibstoff für Lageregelungstriebwerke.

Jain. Mit so einem System (quasi das Wackeln mit einem Arm) verteile ich den Drehimpuls im Gesamtsystem nur um. Ich kann ihn aber nicht aus dem System abführen. Später muss ich das eben doch mit RCS-Triebwerken abführen, und das in der vollen Summe. Ich spare praktisch keinen Treibstoff.

Was man aber schaffen kann: Manöverperioden mit dem RCS zeitlich zu konzentrieren und bestimmte Betriebsphasen (irgendwelche Manipulationen zwischen Servicer und Client) ohne RCS durchzuführen ... das RCS muss dann halt später eingreifen.

Aber, solche gekoppelten System (Manipulator soll manipulieren und Lage regeln) haben ihre Grenzen. Die Funktionen sind dann nicht mehr klar getrennt und das kann zu Zuständen führen, die man ohne ein zusätzliches, getrenntes System nicht auflösen kann. So ein System in allen Zuständen zu erkennen und zu steuern, benötigt mehr Bordintelligenz.
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: tonthomas am 25. Oktober 2014, 09:12:51
Von Ende 2012 ist diese "Marketingvideo":

ws

Da kommt es von der Optik noch in etwa hin ....

Gruß   Pirx
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: Schillrich am 05. November 2014, 09:59:34
Guten Morgen,

DEOS ist im nationalen Budget nicht machbar. Man wird jetzt versuchen das Projekt im aktuellen Stand mit/in der ESA durchzuführen, praktisch an die ESA zu übergeben.
Ob das möglich ist, sehe ich kritisch bis sehr skeptisch. In der ESA müsste man erstmal ein passendes Programm samt Budget finden, wo das reinpasst. Wenn ESA dann die Führung übernimmt, wird sich so einiges ändern, sowohl in der technischen Baseline (welches Design nutzt man? welche Plattform?), im Projektmanagement (wie stark macht die Agentur das (shadow-)Engineering?) und in der Programm-Baseline (welche Partner machen mit und bekommen Aufträge?).

 :-\


Detail zur Architektur:
DEOS besteht in den letzten "Baselines" schon nicht mehr aus Servicer+Client, sondern nur noch aus dem Servicer. Client hätte TerraSAR-X werden sollen. Das war ein Ansatz, um die Kosten zu reduzieren. (Die hübschen PR-Bilder sind nicht aktuell)
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: tobi am 05. November 2014, 10:06:25
Uii. :o

Was ist denn mit dem Robotikschwerpunkt, der in der deutschen Raumfahrtstrategie so hochgelobt wird? :o Konkrete Resultate fehlen...

Ich zitiere mal:
Zitat
Einen besonderen Fokus setzen wir auf die technologische Weiterentwicklung robotischer Fähigkeiten, Mechatronik, künstlicher Intelligenz und autonomer Systeme, die als Querschnitts- und Zukunftstechnologien in ganz besonderem Maße geeignet erscheinen, raumfahrtspezifische Herausforderungen mit terrestrischem Nutzen und der Erschließung globaler Zukunftsmärkte zu verbinden. Hier hat Deutschland bereits heute eine exzellente Basis, die durch den neuen Forschungsschwerpunkt Robotik im Nationalen Weltraumprogramm und den Ausbau des DLR Robotik und Mechatronik Zentrums deutlich wird. Es gilt nunmehr, durch Bündelung und zielgerichtete Weiterentwicklung unserer nationalen Fähigkeiten Deutschland in der weltweiten Spitzengruppe voranzubringen. Zentrale Herausforderung wird dabei in den kommenden Jahren sein, Synergien zwischen Weltraumrobotik und „terrestrischer“ Robotik, zwischen verschiedenen Forschungseinrichtungen sowie verschiedenen Unternehmen zu generieren. On-Orbit-Servicing von Satelliten wird eine neue Dimension auch für die kommerzielle Raumfahrt eröffnen: Service-Roboter werden in Zukunft Satelliten im Erdorbit warten, reparieren oder kontrolliert entsorgen und Satellitenbetreibern ein Flottenmanagement ermöglichen. Auf diesem Wege kann auch dem zunehmenden Problem der Raumfahrtrück stände begegnet werden und die Nachhaltigkeit in der Raumfahrt gestärkt werden.

Aber am Freitag ist ja die Bundestagsdebatte, da wird da sicherlich etwas drüber zu Wort kommen...
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: -eumel- am 05. November 2014, 10:19:44
Wie so oft hast Du völlig recht, tobi!  :)
Im Zitat steht das eindeutig.

Mich würde es freuen, wenn Du bei Zitaten kurz dazu schreiben würdest, was Du zitierst und einen Link zur Quelle setzen.
Ich weiß, Dir fällt jedes Wort schwer... aber wenn Du die Seite einmal offen hast - einfach copy&paste... ;) :D
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: tobi am 05. November 2014, 10:21:19
Sorry, hier. ;)
http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/B/zukunftsfaehige-deutsche-raumfahrt,property=pdf,bereich=bmwi,sprache=de,rwb=true.pdf (http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/B/zukunftsfaehige-deutsche-raumfahrt,property=pdf,bereich=bmwi,sprache=de,rwb=true.pdf)
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: -eumel- am 05. November 2014, 10:22:31
Danke, lieber tobi! :D

Na dann sind wir mal gespannt, ob dieses Ministerium so belanglos vor sich hinbrabbelt und nur schöne PDFs produziert,
oder ob sie auch mal was von dem umsetzen. ;)
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: Schillrich am 06. November 2014, 08:37:42
Ich erwarte persönlich, dass es das mit DEOS war. Ein Projekt muss "sterben" ... aber niemand möchte es "so sagen". Wenn dann die ESA sagt: wir können/wollen nicht, dann kann man denen den letzten "grauen Peter" zuschieben. Gleichzeitig ist es aber so, dass nicht genug Geld für alle Großprojekte im deutschen Programm da ist. Das DEOS-Budget möchte/muss man in die anderen Vorhaben stecken.
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: Schillrich am 14. Juni 2015, 20:49:09
Ich habe diese Woche eine neue Vokabel gelernt: Esassination ... :D scheint sich eingebürgert zu haben, für nationale Projekte, die an die ESA übergeben werden.
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: tobi am 14. Juni 2015, 20:53:27
Ich habe diese Woche eine neue Vokabel gelernt: Esassination ... :D scheint sich eingebürgert zu haben, für nationale Projekte, die an die ESA übergeben werden.

Also DEOS lebt? Wird aus DEOS jetzt EOS  European Orbital Service mission?
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: spacecat am 14. Juni 2015, 20:58:16
Kommt Esassination von Assassine?  ::)
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: Schillrich am 14. Juni 2015, 20:59:56
Naja ... wird mit Ideen-Infusionen noch gehalten ... 

Derzeit schaut man auf Envisat als Ziel. Wobei bei dem Brocken? ... zumindest ist er dann wirklich "unkooperativ".
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: Schillrich am 14. Juni 2015, 21:00:27
Kommt Esassination von Assassine?  ::)

:)
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: Nakova am 02. Januar 2016, 16:21:47
Ich finde kein Post mit diesem Link - ich glaub es wurde noch nicht hier gepostet:
http://www.dlr.de/rd/desktopdefault.aspx/tabid-2266/3398_read-36724/ (http://www.dlr.de/rd/desktopdefault.aspx/tabid-2266/3398_read-36724/)
Dem entnehme ich - unter anderm - das in schlapp zwei Jahren damit zu rechnen ist; um Mal einen Licht am Ende des Tunnels ins Gespräch zu bringen.
Yoda sagt: Weiter verfolgen ich es werde. Nur die Zukunft es zeigen kann, ob es wahr und tatsächlich wird sein!
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: Schillrich am 02. Januar 2016, 16:25:35
DEOS gibt es nicht mehr im deutschen Raumfahrtprogramm. Bei der ESA soll daraus CAPTARE werden.
Titel: Re: DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission)
Beitrag von: Nakova am 02. Januar 2016, 17:04:56
Wahnsinn erst OLEV, dann DEOS und jetzt CAPTARE und über Letzteres findet man ja nicht viel im Netz.
Da mcht eine Pusteblume mehr Spaß: Das schaut wenigstens schön aus...