Exoplaneten in habitabler Zone

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Offline R2-D2

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Re: Exoplaneten in habitabler Zone
« Antwort #200 am: 18. April 2025, 11:42:21 »
Astronomen haben in der Atmosphäre von K2-18b die bisher vielversprechensten Anzeichen für eine mögliche Biosignatur außerhalb des Sonnensystems entdeckt.

(teilweise automatische Übersetzung)
"Mit Hilfe von Daten des James Webb Weltraumteleskops (JWST) wurden die chemischen Fingerabdrücke von Dimethylsulfid (DMS) und/oder Dimethyldisulfid (DMDS) in der Atmosphäre des Exoplaneten K2-18b nachgewiesen, der seinen Stern in der habitablen Zone umkreist.
Auf der Erde werden DMS und DMDS nur von Leben produziert, vor allem von mikrobiellem Leben wie marinem Phytoplankton. Während ein unbekannter chemischer Prozess die Quelle dieser Moleküle in der Atmosphäre von K2-18b sein könnte, sind die Ergebnisse der bisher stärkste Beweis dafür, dass Leben auf einem Planeten außerhalb unseres Sonnensystems existieren könnte.
K2-18b ist 8,6-mal so massereich und 2,6-mal so groß wie die Erde und liegt 124 Lichtjahre entfernt im Sternbild Löwe.
Die Konzentrationen von DMS und DMDS in der Atmosphäre von K2-18b unterscheiden sich jedoch stark von denen auf der Erde, wo sie im Allgemeinen unter einem Volumenteil pro Milliarde liegen. Auf K2-18b sind sie schätzungsweise tausendmal stärker - über zehn Teile pro Million."
Die Forscher sind aber vorsichtig mit einer endgültigen Schlussfolgerung: Bevor man behauptet, dass Leben auf einer anderen Welt gefunden wurde ist es aber wichtig ist, mehr Daten zu erhalten.
"Man ist zwar vorsichtig optimistisch, aber es könnten bisher unbekannte chemische Prozesse am Werk sein, die für die Beobachtungen verantwortlich sein könnten."

https://www.eurekalert.org/news-releases/1080558
https://www.newscientist.com/article/2477008-astronomers-claim-strongest-evidence-of-alien-life-yet/
https://www.n-tv.de/wissen/Vielversprechende-Hinweise-auf-ausserirdisches-Leben-entdeckt-article25710890.html

Re: Exoplaneten in habitabler Zone
« Antwort #201 am: 18. April 2025, 15:08:00 »
Der Durchschnitts-Mensch wäre in vielen Belangen mit 3-sigma zufrieden. Eine Frage an die Naturwissenschaftler, Mathematiker, Physiker...
Wie viel fehlt da ---> qualitativ <--- um auf 5-sigma zu kommen? 5-Sigma wäre ja schon ~ reziprok zu 6 Richtigen beim Lotto.

Widerspruch zur Bewertung "bisher stärkste Evidenzen für außerirdischer Leben" fand ich zu den neuen Daten nicht. Vor 2 Jahren gab es da ja wohl noch Skepsis.

Warum ist der Anteil in der irdischen Atmosphäre nur ein Tausendstel in Vergleich zu diesem Exoplaneten? Zerfällt DMS schnell in unserer Atmosphäre?

Edit:
Die Atmosphäre würde dann stark nach Meeresalgen, der "Gemeinen Stinkmorchel" und Schimmel stinken, wäre also keinesfalls ein Paradis für höher entwickeltes irdisches Leben.
Seit Apollo und Star Trek Classic Astronomie, Raumfahrt und SciFi-Fan.

TWR genügt als Anrede

Offline rok

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Re: Exoplaneten in habitabler Zone
« Antwort #202 am: 23. April 2025, 18:45:57 »
Bettina Wurche, eine sehr engagierte und kritische (Meeres-) Biologin und Wissenschaftsbloggerin hat sich mit dem Thema "potentielles Leben auf K2-18b" kompetent auseinandergesetzt und die Ergebnisse in der o. a. Publikation als "schlechte Wissenschaft" bezeichnet, u. a. wegen statistischer Mängel und der gepushten "kühnen Behauptungen". So sei es nicht einmal sicher, dass es sich bei dem Planeten wirklich um eine Hycean-Welt, also um einen wasserreichen Planeten handele, sondern evtl. um einen "felsigen Himmelskörper mit dichter, heisser Atmosphäre", was sie aus anderen Untersuchungen belegt zitiert.

Ihre Schlussfolgerung:
"Die Suche nach außerirdischem Leben ist offenbar ein menschliches Grundbedürfnis, gleichzeitig geht es um viel Prestige – darum sollten wir solche Meldungen mit großer Skepsis aufnehmen."

https://scilogs.spektrum.de/meertext/biosignatur-von-k2-18b/

Re: Exoplaneten in habitabler Zone
« Antwort #203 am: 23. April 2025, 21:23:54 »
Habe mir das mal durchgelesen. So ganz kann ich selbst aus diesem ausgesprochen kritischen  Beitrag nicht herauslesen, dass klare Fehler vorliegen. Im Gegenteil, man hat darauf hingewiesen, dass natürlich auch andere Prozesse verantwortlich sein könnten. Man könnte es doch einfach mal so stehen lassen. Wir werden immer bessere Erkenntnisse erlangen. Dafür braucht es auch mal eine Minisensation, das JWST sollte seinen Wert immer mal wieder unter Beweis stellen, gerade heute.
Ich finde derartige Kritik kleinlich, sofern sie nicht einfach nur mögliche Gegenpositionen aufzeigt.

Re: Exoplaneten in habitabler Zone
« Antwort #204 am: 24. April 2025, 16:50:20 »
Was ich hier überhaupt nicht verstehe, das Thema besteht jetzt seit 1 Jahr. Da wurde friedlich diskutiert, Wasserwelt, oder Minineptun. Vollkommen verständliche Diskussion. Nun hat eine Messung mit einem anderen JWST Messinstrument die Messung bestätigt. Da ich der Akademik ja nun auch nicht vollkommen fern bin, finde ich das doch schon mal bemerkenswert. Der Autor der Publikation, für mich durchaus verständlich, auch. Nach aktuellem Stand der Wissenschaft auch verständlich. Ich konnte nirgendwo lesen, Hurra, wir haben Ausserirdische Entdeckt. Im Gegenteil, man will jetzt ein drittes Messinstrument nutzen. Sollte auch dieses DMS und DMDS bestätigen, wird eine weitergehende Forschung gefordert, ob DMS auch abiotisch in größeren Mengen erzeugt werden kann. Hier spricht man davon, dass das Dekaden dauern kann. Klingt vernünftig und man könnte es dabei belassen. Aber was passiert? Einige Wissenschaftler springen an die Decke, als wäre sonstwas verkündet worden. Und dann wird wieder zurückgeschossen. Ich finde, die Wissenschaft gibt da aktuell kein glückliches Bild ab. Ich erinnere hier nochmal an das vermeintliche Phosphin in der Venusatmosphäre. Das wurde praktisch niedergeschrien und jetzt? Ist es wieder da. Mit 300ppb. Plötzlich ist es da ganz still geworden unter den Kritikern. Wer am lautesten schreit hat nicht Recht. Zumindest in der Wissenschaft, sollte man das noch verstehen können. Für mich persönlich hoffe ich, dass man das JWST nochmal dafür nutzt und man die Messergebnisse noch robuster gestalten kann.

Offline rok

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Re: Exoplaneten in habitabler Zone
« Antwort #205 am: 24. April 2025, 22:17:39 »
Wer am lautesten schreit hat nicht Recht.

 So ist es, wer allerdings in diesem Fall am lautesten geschrien hat, ist bspw. die Universität Cambridge, die aus dem Originaltitel „New Constraints on DMS and DMDS in the Atmosphere of K2-18 b from JWST MIRI“ die Pressemitteilung „Strongest hints yet of biological activity outside the solar system“ gemacht hat.

Ich habe den Beitrag von B. Wurche  hier zitiert, weil er einige Forschungsergebnisse der Gruppe um Madhusudhan kritisiert  – und zwar auch mit entsprechenden Belegen. Mir und (vermutlich) auch euch fehlt die Kompetenz, diese Aussagen abschließend zu bewerten, allerdings finde ich es in Zeiten zunehmender hysterischer Fake-News wichtig, möglichst frühzeitig gegenzusteuern und nicht noch Jahre mit romantischen Spekulationen zu vergeuden, die auf unsicheren Daten beruhen.
So wie ich andere Beiträge von W. interpretiere, hat sie keinerlei Vorbehalte, sondern findet die Annahme außerirdischen Lebens durchaus plausibel, erwartet aber auch klare und belegbare Fakten.
Da die Diskussion einen sinnlosen emotionalen Touch bekommen hat, möchte ich das Thema hier eigentlich nicht weiter diskutieren.

Re: Exoplaneten in habitabler Zone
« Antwort #206 am: 24. April 2025, 23:00:28 »
Das ist aber in der Tat dann dämlich geschrieben. Eigentlich, und so habe ich Herrn Madhusudhan im Interview do verstanden, dass er meinte, dass man zunächst erst einmal ein Sigma-5 als Nachweis benötigt, um überhaupt sicher davon sprechen zu können, DMS, DMDS gefunden zu haben. Erst dann könne man den nächsten Schritt machen und natürliche Prozesse untersuchen, bei denen DMS entsteht. Das könne seiner Ansicht nach auch Jahrzehnte dauern. Ich sehe da erst mal nur ne Art Vorfreude und keine Hysterie. Es gibt auch den Hinweis, dass es auf Asteroiden DMS gibt, das abiotisch entsteht. Da hab ich mal selber recherchiert. Tatsächlich gibt es Asteroiden, die alle Zutaten für DMS haben. Methanol, Schwefelwasserstoffe, einen Katalysator und die entsprechende Wärme. Versucht man das auf K18-2b zu übertragen, dann kann dieser Prozess in der Annahme, es sei ein Wasserplanet mit einer Durchschnittstemperatur von 284K nicht funktionieren. Schon gar nicht in tausendfacher Konzentration wie auf Asteroiden. Ich denke, hier sollten beide Seiten die Füsse stillhalten. Man hat die Venus „tot gequatscht“ und musste sich eingestehen, dass man zu voreilig kritisiert hat. Ich finde, hier sollte man einfach ergebnisoffen entschlossen dran bleiben und dann wird man sehen, was man dazu herausfindet. Irgendwann wird man sowieso Leben ausserhalb der Erde finden.

Re: Exoplaneten in habitabler Zone
« Antwort #207 am: 25. April 2025, 18:24:33 »
Da leben wir alle durch Zufall in dieser Zeitspanne, wo solche Entdeckungen möglich sind, und dann soll gegengesteuert werden? Hier sind doch wirklich geerdete Leute unterwegs. Vorfreude, genau. Die lass ich mir auch nicht von Sauertöpfen vergällen. Es ist richtig und normal, dass es andere Ansichten gibt, das sollte aber im Bereich der Wissenschaft entschieden werden, nicht im Wissenschaftsjournalismus.