Nach aktuellen Planungen soll im Jahr 2012 die europäische Forschungssonde GAIA in einen Lissajous-Orbit um den Lagrange-Punkt 2 des Sonne-Erde-Systems befördert werden. Wir haben hier bereits einen Thread zu Technik, Start und Startvorbereitungen:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=4029.0Hier soll es vor allem um die wissenschaftlichen Ziele, Fragestellungen und Erkenntnisse der Mission gehen.
GAIA ist in vielerlei Hinsicht die Nachfolgemission der höchst erfolgreichen
Hipparcos-Mission, welche den bisher umfangreichsten und genausten
Katalog der Sterne in unserer galaktischen Nachbarschaft erstellte. Hipparcos (1989-1993) vermaß die Position, Parallaxe und Eigenbewegung von 118.000 Sternen mit höchster Genauigkeit. Eine Million Sterne wurden mit geringerer Genauigkeit vermessen.
GAIA soll nun, rund 20 Jahre später, über
eine Milliarde Sterne katalogisieren und Hipparcos dabei in Sachen astrometrischer Präzision noch um einiges übertreffen.
Die so gewonnen Daten lassen sich in vielerlei Hinsicht nutzen. Ein Ziel der Mission ist die Erstellung eines dreidimensionalen Modells der Sternbewegung in der Galaxis, welches Erkenntnisse über Entstehung und Entwicklung der
dynamischen Struktur der Galaxis liefern soll. Ebenso liegen die Prozesse der Sternentstehung und -evolution im Fokus des Forschungsinteresses.
Nebenbei rechnet man durch die hochpräzisen astro- und photometrischen Messungen mit einer Vielzahl von zu entdeckenden
Exoplanten, möglicherweise mehrere Zehntausend (im Moment sind rund 430 Exoplaneten bekannt). Erläuterung: Während bei der Astrometrie die genaue Position des Sterns und mögliche periodische Variationen durch einen Planeten beobachtet werden, wird mit der photometrischen Methode nach Helligkeitsschwankungen des Sterns gesucht, welche auf den Transit eines Planeten hindeuten würden.
Ebenso wird mit der Entdeckung vieler kleinerer Körper (z.B. Asteroiden) innerhalb des Sonnensystems gerechnet und auch für die Kosmologie wird GAIA interessant werden. Es sollen bis zu einer halben Million
Quasare vermessen werden, sowie eine Vielzahl von Galaxien, was Erkenntnisse über die Entwicklung des Universums liefern wird und möglicherweise zur weiteren Klärung der unbekannten Natur der Dunklen Materie und Energie beitragen.
GAIA wird drei Hauptinstrumente besitzen: Eins für die Astrometrie, eins für die Photometrie und eins für spektrographische Radialgeschwindigkeitsmessungen. Die astrometrische Messgenauigkeit abhängig vom Sterntyp und der scheinbaren Helligkeit bei bis zu 7 Mikrobogensekunden liegen (Hipparcos: 200 Mikrobogensekunden).
Geschützt wird GAIA von einem mächtigen Sonnenschild (ca. 10 m Durchmesser) geschützt:
Credits: ESA - C. Carreau