Das die Delta 4 so teuer ist, liegt nicht am Einsatz von Wasserstoff, sondern an den Rahmenbedingungen. Dadurch, dass sich die USA mit den EELVs 2 Träger für den gleichen Nutzlastbereich leisten, ist eine wirtschaftlich lohnende Serienfertigung wegen der niedrigen Startfrequenz nicht möglich, da alle Fixkosten auf 3 - 4 Träger pro Jahr umgelegt werden müssen. Wäre die Delta 4 der einzige Träger und würde man sich auch um kommerzielle Nutzlasten bemühen, wären die Startkosten der Delta 4 deutlich niedriger und auch international konkurrenzfähig. Durch die Bevorzugung und die Wünsche des Militärs beim EELV Programm sind allerdings die hohen Startpreise nicht zu vermeiden. Das es auch anders geht, zeigt die Ariane 5, die mit einer ebenfalls Wasserstoff - getriebenen Hauptstufe der zurzeit günstigste westliche Träger ist.
Das man bei den Russen in Zukunft Wasserstoff in den Oberstufen nutzen will, macht Methan noch zweifelhafter. In einer Startstufe kommt es nicht auf jedes Kilo und die beste Effizienz der Triebwerke an. Methan würde zwar die Leistung einer Startstufe verbessern, aber der Nutzen ist eher gering. Hier habe ich begründete Zweifel, ob der geringe Zuwachs an Nutzlast die höheren Kosten im Vergleich zu Kerosin - Triebwerken aufwiegen kann. Immerhin fallen hier zum einen Kosten in der Entwicklung an als auch Kosten auf dem Startplatz, zum einen die Methan - Infrastruktur, zum anderen ist Methan gefährlicher als Kerosin, da es bei Normaltemperatur verdampft. Hier muss ähnlich wie bei Wasserstoff ein Fackelturm eingesetzt werden, um das ständig verdampfende Methan kontrolliert verbrennen zu können. Da kann man dann eigentlich auch gleich Wasserstoff nutzen. Das man in Russland am Anfang immer mit sehr niedrigen Kosten kalkuliert, ist ja nicht unbedingt neu. Auch die Entwicklungskosten von Kliper waren unrealistisch niedrig, das System hätte sich für diese geringe Summe nie entwickeln lassen.
Nach meiner Ansicht lohnt das nicht. Genau so zweifelhaft ist die Ablehnung von Feststoffboostern. Diese sind kostengünstig, zuverlässig und haben einen hohen Schub, der durch die Formgebung durchaus regelbar ist. Durch den Einsatz von Boostern kann man die Nutzlast eines Trägers (siehe EELVs) in weitem Bereich variieren und hat immer einen Träger, der genau so stark ist, wie er sein muss. Speziell für ein modulares Konzept sind Feststoffbooster praktisch ideal. In meinen Augen macht daher der Einsatz von Kerosin oder noch besser Wasserstoff + einer variablem Anzahl von Feststoffboostern mehr Sinn. Will man noch höhere Nutzlasten, verwendet man 3 oder 5 Startstufen zusammen. Ein entsprechender neuer Träger muss ja auch international vermarktbar sein. Mit Feststoffboostern hätte man auch das Angara - Konzept noch besser gestalten können, denn durch die hohe Anzahl von Triebwerken in den Versionen mit hoher Nutzlast ist schon absehbar, dass die Startkosten recht hoch liegen werden. Nur durch das völlig andere Preis - Lohn Gefüge in Russland wird dieser Träger international konkurrenzfähig bleiben. Immerhin setzt eine Angara A5 7 Triebwerke ein, die ähnlich starke Delta 4 Heavy nur 4, die Ariane 5 nur 2 plus 2 Feststoffbooster, die weitaus unkritischer sind. Wie zuverlässig sind, kann man prima am Beispiel der Delta 2 erkennen. Diese ist bis heute fast 150 mal gestartet und setzte zum Großteil 9 Feststoffbooster ein (nur wenige Flüge erfolgten mit 3 oder 4 Boostern). Dabei gab es lediglich 2 Fehlstarts.