Hallo Leute,
hier nun die Fortsetzung meines Beitrags über die Zeit der Apollo Missionen.
Es war also der frühe Abend des 20 Juli, die Sondersendung der ARD lief seit 17:10 Uhr.
Über die folgenden Stunden hinweg, baute sich langsam aber immer intensiver eine
unheimliche Spannung und Erwartung auf.
Meine Mutter, die bis dahin die verschiedenen Raumfahrt – Missionen eher aus der Ferne
verfolgt hatte, setzte sich nun auch vor den Fernseher. Sie begann zu verstehen, daß wir
in Begriff waren, Weltgeschichte zu erleben.
Kurz nach 21:00 Uhr startete ich wieder das Tonbandgerät. Das Triebwerk des LM wurde
wieder gezündet, und diesmal sollte es bis ganz nach unten gehen.
Die Funkverbindung zur Landefähre war schlecht, ich dachte an die ausser Kontrolle geratene
Landefähre von Apollo 10 und zweifelte mehr und mehr, daß die Landung gut gehen würde.
Dann kamen die Durchsagen von Houston: 60 seconds......30 seconds......was war das?
60 Sekunden bis zur Landung? Oder schlimmer, nur noch für 60 Sekunden Treibstoff?
Das LM befand sich schon unterhalb des Low Gate (70 m Höhe) und ein Durchstarten war
somit unmöglich. Der Zeitpunkt für die Landung war vorüber, wir hielten wirklich den Atem an, ich befürchtete das schlimmste. Einige Sekunden später sagte Armstrong: Triebwerk aus! Pause....dann etwas unverständliches...lange Pause....dann sagte er „der Adler ist gelandet.“ Meine Mutter und ich sprangen von unseren Sesseln auf, jubelten und umarmten uns.
Wir waren gelandet! Nicht nur die Amerikaner, nein, auch wir waren auf dem Mond gelandet! Es war eine Leistung der gesamten Menschheit und nichts würde wieder so sein wie vorher.
Meine Mutter lief in die Küche zum Kühlschrank und holte eine kleine Flasche Sekt (Piccolo) und dann feierten wir die Mondlandung. Ich war wie betäubt, nicht wegen des Sekts, ich konnte es nicht fassen, Menschen sind auf dem Mond gelandet, und wir sind dabei gewesen. Wie dramatisch die Landung wirklich verlief, stellte sich erst später heraus. Aufgrund mangelnder Englischkenntnisse haben wir vom Funkverkehr fast nichts verstehen können. Die Moderatoren im WDR Studio haben übrigens auch nichts von der tatsächlichen Dramatik des Landeanfluges mitbekommen. Zwei Computer Alarme und Eagle musste vor dem Aufsetzen noch einen Krater überfliegen. Die Astronauten waren buchstäblich mit dem
letzten Tropfen Treibstoff gelandet.
Nach einiger Zeit bekamen die Astronauten die Erlaubnis für ein „Stay“, also für den Verbleib
auf der Mondoberfäche.
Ich war total aufgedreht und euphorisch, die Astronauten anscheinend auch; sie sollten
nämlich schlafen gehen, aber daran war nicht zu denken. Der Ausstieg der Astronauten sollte
um etliche Stunden vorverlegt werden, aber ein genauer Termin war noch nicht festgelegt.
ARD und ZDF blieben auf Sendung und verkürzten den Zuschauern mit spannenden Filmen
die Wartezeit. Kurz nach einhalb vier Uhr morgens war es dann soweit: die Astronauten
begannen den Ausstieg. Ich fragte mich, ob überhaupt ein Fernsehbild empfangen werden
konnte, die technischen Schwierigkeiten schienen für mich unlösbar. Aber dann, etwa 03:50 Uhr, das erste Bild, es war zunächst nichts zu erkennen aber es wurde besser. Die nächsten
zweieinhalb Stunden waren die Sternstunden meines Lebens. (abgesehen von noch bedeutenderen familiären Ereignissen) Meine Mutter hatte ab 06:00 Uhr Frühdienst im Krankenhaus, ich fuhr mit meinem Mofa zu den Großeltern, um meine Begeisterung mit ihnen zu teilen. (wir hatten kein Telefon) Die Straßen waren leer, unser Bäcker hatte ein
Schild an der Tür, mit dem Hinweis, daß der Laden wegen der Mondlandung geschlossen
bliebe, also keine Brötchen. Kurz nach sechs Uhr kam ich bei den Großeltern an, sie waren
gerade im Begriff aufzustehen. Ich schaltete dort den Fernseher ein und erklärte meinem
Großvater was zu sehen sei. Nach kurzer Zeit kamen ihm die Tränen in die Augen und er
sagte, daß er nicht geglaubt hatte, das noch zu erleben.
Auf der Fahrt nach Hause (ca.08:00 Uhr): Lebensmittelgeschäft und Tankstelle geschlossen,
kaum Verkehr. Ich fühlte mich unheimlich beschwingt, nichts schien mehr unmöglich zu sein, die Zukunft sah ich in den rosigsten Farben. Die Sondersendungen dauerten an, die Aufzeichnungen des Mondspaziergangs wurden den ganzen Tag lang wiederholt. Dazwischen gab es immer wieder aktuelle Meldungen. Schätzungen ergaben, daß etwa 500 Millionen Menschen die TV-Übertragung vom Mond gesehen hatten. Große Teile der Weltbevölkerung waren allerdings ausgeschlossen, zB. die UdSSR, China, Nord-Vietnam, u.a. Ob die Übertragung vom DDR-Fernsehen gezeigt wurde, weiß ich nicht, vielleicht kann hier ein anderes Foren-Mitglied helfen. Nun ja, die meisten hatten ja sowieso West-Fernsehen.
Für den Abend des 21. Juli war der Rückstart vom Mond geplant.......
Fortsetzung folgt.......
Gruß:
spaceboy