Hallo zusammen,
Schön, dass sich so viele für die japanische Raumfahrt begeistern und dass ihr euch alle so gut auskennt.
at Tul: Hast recht, ich meinte die H-II A, sorry.
Das mit Hayabusa 2 hab ich aus einem Interview mit dem Chef der Jaxa.
Er sagt da eigentlich auch nur, man sollte sich das mal überlegen. Zitat: "I also think that we should prepare for a new asteroid explorer, Hayabusa 2, and a new lunar orbiter, KAGUYA 2, as well as a next-generation astronomy satellite, with international collaboration." (
http://www.jaxa.jp/article/interview/vol36/p3_e.html)
Das mit der Medientauglichkeit und der Unterstützung der Bevölkerung ist so eine Sache über die man natürlich streiten kann. Natürlich gibt es keinen Hype wie beispielsweise um das Appolloprogramm der 60er Jahre, aber ich finde doch, dass Raumfahrt in Japan durchaus stärker beachtet wird als bei uns in Europa. Neue Entwicklungen der Jaxa oder wie jetzt die drastische Kostensenkung der H-II A durch Mitsubishi HI kommen beispielsweise in der japanischen Keizai Shimbun (Wirtschaftszeitung) oft auf Seite 1. Der Erdaufgang von Selene war auch ein großes Event im Fernsehen, dazu kommt, dass viele Japaner durchaus das Programm aufmerksam verfolgen. Natürlich haben Radioastronomische Satelliten keinen so große Aufmerksamkeit, aber es gibt, vor allem in der japanischen Science Ausgabe oft seitenlange Berichte über Jaxa Themen, Interviews mit den Astronauten (und der einzigen Astronautin Naoko Yamazaki) usw. Am Bahnhof Tokyo gibt es sogar einen Jaxastand mit Infomaterial und viele Japaner kennen die Jaxa auch, weil sie sich auf anderen Gebieten auskennen, auf die die Jaxa positiven Einfluss nimmt. Schnelle Internetverbindungen, GPS und Mobilfunk zum Beispiel.
Ich glaube, dass kommt von einer allgemeinen Technikbegeisterung der Japaner, vor allem für Schnick-Schnack. Gegen japanische Handys ist der StarTrek Tricorder ein Dreck.
Zur Struktur der Jaxa habe ich folgendes herausgefunden:
Im Rahmen der am 6. Januar 2001 in Kraft getretenen Verwaltungsreform wurden nach der Ankündigung des Ministers für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie Atsuko Toyama die drei Organisationen ISAS, NASDA und NAL zur Jaxa zusammengefasst. Im September 2003 veröffentlichte die SAC einen Plan für die zukünftige Entwicklung der einen Monat später gegründeten Jaxa. Die ursprünglichen Organisationen wurden jedoch nicht aufgelöst, sondern beinahe identisch beibehalten, so dass nicht wirklich von einer tatsächlichen Reform, sondern eher von einer Umstrukturierung der Finanzierungs- und Führungsstruktur die Rede sein kann. Der Jaxa steht nun die oben bereits erwähnte Space Activities Commission (SAC) vor, deren ausführendes Organ sie ist. In der SAC sitzen vier Commissioners, denen der Minister für Wissenschaft und Technik vorsteht. Die SAC gibt regelmäßig Fünf- oder zehn Jahrespläne heraus. Der Letzte war das im September 2003 veröffentlichte The Long Term Program for Space Activities, das in etwa die nächsten zehn Jahre abdeckt. (Muss mal guggen, vielleicht gibts schon nen Neuen)
Alle drei Organisationen sind auch nach dem Zusammenschluss zur Jaxa mit kleinen Änderungen in der Zugehörigkeit verschiedener Bereiche in ihrer Struktur weitgehend identisch geblieben, aber als Einheit politisch greifbarer und regulierbarer geworden. Die Vereinigung zwang die drei Organisationen national und international zu einem geschlossenen Auftreten und führte zu einer besseren Koordination untereinander. Das darf allerdings nicht allein als Vorteil gewertet werden, da die bisherige Autarkie den einzelnen Organisationen eine gewisse kreative Narrenfreiheit gewährte, die der Eigendynamik des ganzen Systems zu Gute kam. Vor allem innerhalb der ISAS wurden Projekte nicht ausschließlich aus finanziellen Gründen gestartet, sondern waren auch sehr vom persönlichen Interessengebiet der Wissenschaftler abhängig, was zu teilweise herausragenden wissenschaftlichen Ergebnissen geführt hat.
Ja, soweit erstmal.
Gruss Markus