Historia

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Re: Historia
« Antwort #750 am: 05. Mai 2021, 10:22:13 »
Roskosmos erinnert heute an ein vor 35 Jahren erfolgtes erstmalig und bis heute einzigartigen Experiment. Flug von Raumlabor zu Raumlabor.

"Vor 35 Jahren, am 20. Februar 1986, wurde das erste Modul des Mir-Orbitalkomplexes in die erdnahe Umlaufbahn gebracht. Die erste Expedition erreichte die Station auf dem bemannten Raumschiff Sojus T-15 (Kosmonauten Leonid Kizim und Vladimir Soloviev) und arbeitete vom 13. März bis 16. Juli 1986 im Weltraum. Dies war die erste Langzeitexpedition zur Raumstation Mir und gleichzeitig der letzte Flug zum siebten Saljut.

Anfangs hatte Mir praktisch keine wissenschaftliche Ausrüstung, und unter den wenigen durchgeführten Experimenten befanden sich Pflanzen in Mikrogravitation und astronomischen Beobachtungen. Das meiste davon wurde später zusammen mit neuen Modulen geliefert. Die Hauptaufgabe der Kosmonauten in der ersten Flugphase bestand darin, den Betrieb der Station in allen Modi, ihren Computerkomplex und das Orientierungssystem zu überprüfen.

Während dieser Expedition wurde ein einzigartiges Experiment durchgeführt. Am 5. Mai 1986 um 16:12 Uhr löste sich das bemannte Transport-Raumschiff Sojus T-15 von der Mir-Station ab und der erste interorbitale Flug in der Geschichte der Kosmonautik begann zu einer anderen Station, Saljut-7, die zu diesem Zeitpunkt zusammen mit einer modifizierte unbemannte Version Das Transportversorgungsschiff Cosmos-1686 fliegt seit mehr als fünf Monaten im Automatikmodus. Zu diesem Zweck wurde die Umlaufbahnhöhe der Station um 13 km gesenkt, wodurch sich die Entfernung zwischen ihr und dem Saljut von etwa 4.000 km auf 2.500 km verringerte. Dieses Manöver sparte auch die extrem begrenzte Treibstoffversorgung des Raumfahrzeugs.

Die Kosmonauten führten eine Reihe von Arbeiten an der Station Salyut-7 durch und führten zwei Weltraumspaziergänge durch. Leonid Kizim und Vladimir Soloviev führten ein Experiment durch, um eine umwandelbare Farm "Mayak" einzusetzen. Experimente zum Einsatz großer Strukturen waren die wichtigsten unter den Arbeiten von NPO Energia (jetzt Rocket and Space Corporation Energia, Teil der State Corporation Roscosmos) und insbesondere der Mayak-Farm, einem solchen Experiment, das durchgeführt wurde zusammen mit dem EO Paton.

Dann wurden die Kosmonauten gebeten, den Flug um weitere 25 Tage zu verlängern, um nach Mir zurückzufliegen und von den alten wissenschaftlichen Geräten und Apparaten, die noch verwendet werden konnten, zur neuen Station zu transportieren. Wie sich herausstellte, legte Leonid Kizim so geschickt an, dass die verbleibende Treibstoffversorgung der Sojus T-15 für den Rückflug und die Landung ausreichte. Die Astronauten stimmten zu. Sie wurden mit Materialien der durchgeführten Forschung und Experimente, Teil der wissenschaftlichen Ausrüstung und verschiedener Ausrüstung in die Sojus-T-15-Container überführt.

Am 25. Juni wurde Sojus T-15 vom Salyut-7-Orbitalkomplex abgedockt. Der Flug von Leonid Kizim und Vladimir Solovyov dauerte 125 Tage. Am 16. Juli kehrten sie sicher zur Erde zurück. Bis heute sind diese Operationen die einzigen interorbitalen Flüge bemannter Raumfahrzeuge von einem Objekt zum anderen.
"

Quelle: https://www.roscosmos.ru/30963/

Es sind 11 Fotos dazu eingebunden.
"Die Gedanken sind frei" -Hoffmann von Fallersleben, 1842-

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Offline HausD

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Re: Historia
« Antwort #751 am: 05. Mai 2021, 17:47:17 »
Bilder zum Flug von Station zu Station


Die Kosmonauten Leonid Kisim und Wladimir Solowjew von Sojus T-15


Station "MIR" mit Sojus T-15


Station "SALJUT-7" mit Sojus T-15                                                         Fotos: Roskosmos

Gruß, HausD

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Offline roger50

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Re: Historia
« Antwort #752 am: 06. Mai 2021, 01:29:41 »
Für mich ist noch der 5.5.:

Heute vor 60 Jahren, am 5.Mai 1961, um 15:34 MEZ (Sommerzeit gab's nicht) startete Alan B.Shepard als 1.Amerikaner auf einer Redstone-Rakete mit der Mission MR-3 zum ersten amerikanischen Raumflug. Er dauerte nur 15:22 min und war ein rein ballistischer Flug, da die Atlas-Rakete für orbitale Missionen noch nicht verfügbar war. Der Flug erreichte eine Höhe von 187,4 km und führte 487,3 km weit. Alan Shepard nannte seine Kapsel "Freedom 7".


https://de.wikipedia.org/wiki/Mercury-Redstone_3

Dies war der 2.bemannte Raumflug der Geschichte, nachdem Juri Gagarin mit Wostok-1einen Monat zuvor den ersten durchgeführt und bereits eine Erdumrundung geschafft hatte.

Alan B.Shepard erhielt nach dieser Mission wegen einer Ohrerkrankung ein Flugverbot, nach der Genesung flog nach aber später noch einmal als Kommandant von Apollo-14, bei der er als erster Mensch einen Golfschlag auf dem Mond ausführte.

Gruß
roger50

Offline HAL 9000

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Re: Historia
« Antwort #753 am: 07. Mai 2021, 17:23:57 »
Hallo

Vor 50 Jahren war der Wettlauf der "Raumfahrtsupermächte" UdSSR und USA noch
in vollem Gange.
Die USA hatten das Rennen um den ersten Menschen auf dem Mond gewonnen,
aber auch die Sowjetunion hatte mit Luna-9 am 3. Februar 1966 einen großen
Triumph zu vermelden, die erste weiche Landung einer automatischen Sonde auf
einem anderen Himmelskörper.
Das Rennen bei der Planetenforschung ging auch nach der ersten bemannten
Mondlandung weiter.
Am 15. 12. 1970 gelang dem Landeteil der sowjetischen Sonde Venus-7 das
erstemal das Erreichen der Venusoberfläche und die Übermittlung von Meßdaten.
Im Mai 1971 konzentrierten sich die beiden Kontrahenten auf den Planeten Mars.
Es ging darum zum ersten Mal eine Marssonde in eine Umlaufbahn um den
"Roten Planeten" zu plazieren und weich auf seiner Oberfläche zu landen.
Um diese Ziele zu erreichen wurden 5 Marssonden in Ost und West zum Start
vorbereitet!
Den Anfang machte am 9 Mai 1971 die NASA-Sonde Mariner-8. Da die zweite
Stufe der Trägerrakete Atlas-Centaur nicht zündete, die Centaur Stufe, "landete"
Mariner-8 auf dem Grund des Atlantischen Ozeans.
Den nächsten Versuch unternahm die Sowjetunion am 10. Mai 1971 mit dem Start
einer Orbiter-Lander Kombination. Die 4stufige Proton-Rakete brachte die
Kombination aus Viertstufe und Marssonde in eine erdnahe Umlaufbahn um
unseren Planeten. Die Zündung der Viertstufe (Block-D) mißlang jedoch, so das
der Versuch mit der Bezeichnung Kosmos-419 verschleiert wurde.
Am 19. Mai 1971 starteten die Sowjets ihre zweite Sonde, diesmal klappte der
Start perfekt, und die Sonde erhielt die Bezeichnung Mars-2.
Das gleiche wiederholte sich am 28. Mai 1971, als die Orbiter-Lander-Kombination
Mars-3 auf den Weg zum Mars geschickt wurde.
Am 30. Mai 1971 schließlich gelang es auch den USA, mit Mariner-9,  ihre zweite
für das 1971er Startfenster vorbereitete Sonde auf den Kurs in Richtung Mars
zu bringen.
Somit waren 3 der ursprünglich 5 geplanten Sonden erfolgreich zum Mars unterwegs. Alle 3 erreichten in November und Dezember 1971 Umlaufbahnen
um ihr Ziel, Mariner-9 14. 11. 1971, Mars-2 27. 11. 1971 und Mars- 3 am
02. 12. 1971.
Der Lander von Mars-2 zerschellte am 27. 11. 71 auf der Marsoberfäche, ent-
weder hatte der Bremsfallschirm versagt oder die Feststoffbremsrakete kurz vor
dem Aufsetzen nicht gezündet.
Der Mars-3 Lander erreichte am 02. 12. 71 funktionsfähig die Marsoberfläche,
der Funkkontakt brach aber 20 Sekunden nach Beginn der Datenübertragung
zum Orbiter ab.
Seit Mai 1971 wurde, zumindest bis heute, nie wieder versucht 5 Raumflugkörper
innerhalb eines Startfensters zu einem anderen Planeten zu entsenden.

Gruß  HAL 9000

Re: Historia
« Antwort #754 am: 07. Mai 2021, 22:08:13 »
Ich kenne die aufgeführte Geschichte etwas anders!
Kosmos 419 war kein Orbiter/Lander sondern nur Orbiter. Er sollte eine schnellere Bahn fliegen, um vor Mariner-8 und -9 am Mars zu sein. Die 100 kg Lander weniger brachten die Beschleunigung eigentlich. Desweiteren war hier auch das erste französische Tiefraumexperiment eingebaut: Stereo. Das der Orbiter nicht aus der Erdumlaufbahn wegen eines falschen Timers kam, machte die Erstankunft in einen Orbit um den Mars gleich nach dem Starrt zunichte... :'(
"Die Gedanken sind frei" -Hoffmann von Fallersleben, 1842-

Offline HAL 9000

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Re: Historia
« Antwort #755 am: 08. Mai 2021, 14:44:28 »
Hallo

@8K82KM (-ex Rakete54-)

Ich habe die Ansicht, daß Kosmos 419 nur ein Marsorbiter  werden sollte auch
schon so gehört.
In den DDR-Medien wurde damals ja nur über Mars-2 und 3 berichtet. Den
Mißerfolg der dritten Sonde durfte es ja nicht geben!
Aber der Radiosender RIAS-II hatte 3 sehr informative Sendungen, die alle von
dem Raumfahrtjounalisten Harro Zimmer moderiert wurden, das Weltraumtagebuch, die Weltraumnotizen und Zeichen der Zeit.
Das war bis Ende der 80. Jahre eine sehr wichtige Informationsquelle, und in
einer Sendung hat Zimmer auch mal berichtet, das Kosmos 419 nur ein
Marsorbiter hätte sein sollen.
Vieleicht gibt es noch in diesem Monat oder diesem Jahr aber mal Klarheit zu
dieser Mission, falls Rußland bis jetzt geheimes Material aus Anlaß des 50. jährigen
Jubiläums veröffentlicht.

Gruß  HAL 9000

Re: Historia
« Antwort #756 am: 19. Mai 2021, 10:27:03 »
@HAL 9000

Heute ein Blick in die History von Mars-2. Ein paar Fotos sind dabei, aber nichts, was man nicht schon kennt.

https://www.roscosmos.ru/31088/
 
Der Fehlschlag mit Kosmos 419 wird natürlich nicht geklärt, warum auch. Und doch war er real, es gibt auch ein Foto von dieser Sonde. Und in der Zeitschrift Novosti Kosmonavtiki war schon in den 90er Jahren sehr umfangreich darüber berichtet worden, in einer Zeit, wo man noch schreiben durfte, wie man denkt und die Sache sieht. Die Rias-Nachrichte zur Raumfahrt habe ich dsamals auch immer reingezogen, es war die Möglichkeit, zeitnah etwas über westliche Projekte zu erfahren. Aber bei der Sowjetraumfahrt hat H. Zimmer auch nur spekuliert.
"Die Gedanken sind frei" -Hoffmann von Fallersleben, 1842-

Re: Historia
« Antwort #757 am: 19. Mai 2021, 11:35:52 »
Heute vor 60 Jahren:

Erster RFK in der Nähe der Venus.

Vor genau 60 Jahren, am 19. Mai 1961, passierte die sowjetische automatische interplanetare Sonde Venera-1 etwa 100.000 km vom Planeten Venus entfernt und trat in ihre heliozentrische Umlaufbahn ein. Zu dieser Zeit war es das erste interplanetare Raumschiff der Erdbewohner.

Das Raumschiff Venera-1 wurde mit der vierstufigen Trägerrakete Molniya gestartet. Es hatte zwei Sonnenkollektoren und eine hochgerichtete Parabolantenne, die zuerst zur Übertragung von Telemetrieinformationen verwendet wurde. Auf dem Weg zum Ziel führte Venera-1 mehrere wichtige Weltraumerkundungen durch. Das Vorhandensein von Sonnenwindplasma wurde bestätigt, und Daten zu seinen Parametern wurden in der Nähe der Erde und in einer Entfernung von 1,9 Millionen km von ihr erhalten.

Der letzte Teil der Strecke war nicht so erfolgreich. Nach 7 Tagen war der Kontakt zur Station unterbrochen. Am 19. und 20. Mai 1961 passierte Venera 1 ungefähr 100.000 km vom Planeten Venus entfernt.

Der Start der automatischen interplanetaren Station Venera-1 wurde zu einer wichtigen Etappe in der Entwicklung der Weltraumtechnologie. Es war das erste Raumschiff, das für die Erforschung des Planeten entwickelt wurde. An dieser Station wurde zum ersten Mal viel getestet, zum Beispiel wurde zum ersten Mal die Technik der dreiachsigen Orientierung eines Raumfahrzeugs im Orbitalkoordinatensystem entlang der Sonne und des Canopus-Sterns verwendet.


so hier gefunden: https://www.roscosmos.ru/31087/


Leider sind hier viele Unstimmigkeiten im Text. Wenn eine Sonde am 12. Februar 1961 gestartet wird und schon am 19. Feruar nach 7 Tagen ausfällt, am 19.05.1961 die Venusnähe erreicht, dann ist das wohl kaum ein Ausfall im letzten Teil der Strecke. Auch der Name der Trägerrakete wird erst viel später gnutzt. Wer gibt nur solche Pressemitteilungen heraus und unter das Volk? Liest das überhaupt einer vor der Herausgabe, der etwas von Raumfahrt versteht?

Es war damals eine hervorragende Leistung, überhaupt einen RFK exakt in die Bahn zu bringen.
"Die Gedanken sind frei" -Hoffmann von Fallersleben, 1842-

Re: Historia
« Antwort #758 am: 21. Mai 2021, 10:26:33 »
Heute vor 20 Jahren startete die erse  Sojus FG

Roscosmos erinnert heute daran, auch mit ein paar Fotos. Quelle: https://www.roscosmos.ru/31113/

Im Text heißt es u.a.

Die Sojus-FG-Trägerrakete gilt mit einem bestätigten Betriebszuverlässigkeitsindikator von 0,9855 als eine der zuverlässigsten der Welt. Von 2011 bis 2019 war die Trägerrakete Sojus-FG das einzige Fahrzeug, mit dem Besatzungen zur Internationalen Raumstation gebracht wurden. Sojus-FG war 18 Jahren in Betrieb. Der letzte, der 70. Start, fand am 25. September 2019 vom Kosmodrom Baikonur aus statt.
"Die Gedanken sind frei" -Hoffmann von Fallersleben, 1842-

Re: Historia
« Antwort #759 am: 28. Mai 2021, 12:27:52 »
Vor 50 Jahren startete Mars-3. Es war die erste Sonde, die eine (leider nur kurzzeitig) intakte Landesonde auf dem Mars brachte. Kurz nach der Landung verstummte der Lander, die Bildübertragung brach aprupt ab und bis heute wird an den übermittelten Daten untersucht, was sie uns zeigen. Ein Foto? Ob der mit einem Kabel verbundene Schreitroboter (PrOP-M) noch freigegeben wurde, ist ebenso unklar. Das sollte unmittelbar nach der Landung automatisch ablaufen.

Leider wurden keine neuen Archivmaterialien veröffentlicht, man tut sich schwer mit diesem Erbe.

Quelle hier: https://www.roscosmos.ru/31263/
"Die Gedanken sind frei" -Hoffmann von Fallersleben, 1842-

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Offline HausD

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Re: Historia
« Antwort #760 am: 02. Juni 2021, 21:56:14 »
Baikonur hat Geburtstag

Am 02.06.1955 wurde nahe der Bahnstation Tjuratam der Bau des Versuchsgeländes Nr. 5 genehmigt und es wurde mit dem Bau der ersten Anlagen auf dem Gelände des heutigen Kosmodroms begonnen.

Auf dem Platz 1 (Grundstück 1) begann der Bau einer Startanlage               Foto: HausD


Start bei Nacht, Eisregen und -18°C vom Pl. 1 Gagarins Start aus                Foto: HausD

Der Platz 2 (Grundstück 2) war zu Beginn der Arbeiten auf Kosmodrom die Baustelleneinrichtung, auf der dann das Baumaterial  für die Startanlage und die erste Montagehalle bereitgestellt wurde.
Jetzt befinden sich hier neben den allerersten Bauten noch einige, die vor dem ersten Flug Gagarins in der Steppe entstanden sind. Der Chefkonstrukteur Koroljow und die ersten Kosmonauten mit ihren Betreuern hatten ein festes Dach über dem Kopf.

Das Gartenhäuschen von Koroljow auf dem Platz 2                                     Foto: HausD
 
Es ist dieses Jahr der 66. Geburtstag der heutigen Stadt und des Kosmodroms Baikonur. Als Geburtsdatum für die Stadt wird der 05.05.1955 genannt, denn zu der Zeit entstand am Ufer des Syr Darja die erste Behausung der dortigen Arbeitstrupps - es war eine Reihe von Zelten ...

Erinnerungen an den Besuch 2018 kommen an diesem Tag auch auf: War es doch der Tag an dem der Start Sojus MS-10 ... und kurz darauf die Landung erfolgte ...

Kurz vor dem Startabbruch die Sicht der Aussenbordkamera                         Video-ZENKI/Roskosmos/ed.HausD

Beste Grüße an Baikonur! Glückwunsch zum Gebutstag Baikonurs!  HausD 1-3...

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Offline roger50

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Re: Historia
« Antwort #761 am: 04. Juni 2021, 00:11:39 »
Heute vor 25 Jahren, am Di., 4.06.1996, startete erstmals eine Ariane-5 Trägerrakete zur Mission A-501. Sie flog mit der EPS-Oberstufe (lagerfähige Treibstoffe) und sollte die 4 CLUSTER-Satelliten für die ESA in den Orbit bringen.

Zündung und Abheben sahen sehr gut aus, doch leider trat nach 43 sec ein Fehler ein, der zu einem 'belly-flop' führte und die Trägerkombination zerbrechen ließ. Ein dummer, überflüssiger Fehler, der darauf basierte, daß man die Flugsoftware von Ariane-4 eins-zu-eins übernommen hatte, man aber nicht berücksichtigte, daß Ariane-5 viel schneller beschleunigte und früher in die beabsichtigte Flugbahn einschwenkte, sodaß der Computer, um den für ihn offensichtlichen Fehler zu korrigieren, ein falsches Lenkkommando gab. Insgesamt ein Fehler des S/W-Entwicklerteams. Aber bitte berücksichtigen: dies war Computertechnik und Software mit dem Status von 1990. Damals waren die Programmiersprachen noch sehr aufwendig, die Microprozessoren langsam und die Speicher minimal.
Seither flog die Ariane-5 aber erfolgreich noch 108 mal mit nur einem kompletten Fehlschlag (Start 14, 2002) und 2 Teilerfolgen auf Grund kleinerer Probleme.

Eine persönliche Anmerkung:
der Erststart erfolgte an einem Wochentag kurz nach dem Mittagessen. Im Herstellerwerk der EPS-Oberstufe (heute: Airbus Space and Defence Bremen) konnte die gesamte Belegschaft den Start live  in einer großen Halle verfolgen, bei einigen Bierchen, etc. Alles jubelte, als die Ariane-5 abhob. 43 Sekunden später schlug die Stimmung dann natürlich total um. Und am meisten wurde bedauert, daß unser eigenes Produkt, die EPS, nicht hatte zeigen können, daß sie funktionierte. Die EPS hat bis heute niemals versagt!

Mich persönlich traf der Fehlschlag besonders wegen des Verlusts der 4 Cluster-Satelliten, da ich 2 Jahre an ihrer Definition und Auslegung mitgearbeitet hatte. Zum Glück ließ die ESA die Satelliten nochmals bauen, und sie gelangten dann später mit 4 Jahren Verspätung (2000) auf 2 Sojus-Trägern auf ihre Positionen.

Start der ersten Ariane-5, 1996

ESA

Gruß
roger50

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Offline fl67

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Re: Historia
« Antwort #762 am: 04. Juni 2021, 19:16:33 »
Während des Raumcon-Treffs 2016 in Darmstadt konnten wir beim ESOC die traurigen Überreste eines der Cluster-Satelliten besichtigen, die dort als mahnendes Beispiel in einer Vitrine ausgestellt sind:

   
Fotos: fl67

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Online RonB

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Re: Historia
« Antwort #763 am: 06. Juni 2021, 13:44:41 »
Heute vor 50 Jahren startete die Kapsel Sojus-11 mit den drei Kosmonauten Kommandant Georgy Timofeevich Dobrovolsky, Flugingenieur Vladislav Nikolaevich Volkov und Testingenieur Viktor Ivanovich Patsaev zur Raumstation Saljut-1. Nach einem Tag Alleinflug erfolgte die erste Kopplung einer Sojus Kapsel an die Raumstation. Die Ankopplung fand automatisch statt. Am 29. Juni stieg die Besatzung zur Rückkehr in die Sojus Kapsel um und legte von der Raumstation Saljut ab. Wenige Minuten vor der Zündung der Bremsraketen wurde das Orbital-/Servicemodul von der Rückkehrkapsel abgesprengt. Dabei öffnete sich ein Ausgleichsventil und die Atemluft strömte aus der Kapsel. Die Kosmonaten waren nach kurzer Zeit tot. Es war die bisher schwerste Katatrophe in der bemannten russischen (damals sowjetischen) Raumfahrt.

http://www.roscosmos.ru/31362/
Es recht zu machen Jedermann ist eine Kunst die keiner kann.

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Offline HausD

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Re: Historia
« Antwort #764 am: 13. Juni 2021, 09:26:38 »
             Grundsteinlegung vor 60 Jahren



        Juri Gagarin legt den Grundstein
      für das Kosmonautik-Museum Kaluga
Den Grundstein für das Kosmonautik-Museum Kaluga legt der Erste im All, Juri Gagarin vor 60 Jahren, am  13. Juni 1961.
Auf dem Mauerwerk wurde eine Platte mit der Inschrift angebracht: «Hier wird das Landesmuseum  "K.E. Ziolkowski" errichtet».

Vor der Grundsteinlegung legte Juri Gagarin Blumen am Fuße des Obelisken am Grab von Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski nieder. Dabei wurde er von den Bewohnern herzlich begrüßt.


Juri Gagarin gibt einer Bewohnerin ein Autogramm auf die Zeitungsmeldung zu seinem Flug

Die Bilder stammen vom 50. Jahrestag, 10 Jahre später erfolgte der Bau des zweiten Bauabschnitts des Ziolkowski-Museums in Kaluga.
                                                   Quelle, Fotos: Roskosmos
Gruß, HausD


Re: Historia
« Antwort #765 am: 01. Juli 2021, 14:30:04 »

NASA-Photo: AS15-88-11894
https://images.nasa.gov/details-as15-88-11894.html

Während der Apollo-15-Mission wurden von den Astronauten Dave Scott und Jim Irwin diese Gedenktafel auf der Mondoberfläche platziert. Sie ist zum Gedenken der vierzehn Menschen, die während oder bei der Vorbereitung eines Raumflugs ums Leben gekommen waren. Deren Namen sind in alphabetischer Reihenfolge auf der Tafel eingraviert.
Auf dieser Tafel findet man auch die Namen von Georgi Timofejewitsch Dobrowolski, Wiktor Iwanowitsch Pazajew und Wladislaw Nikolajewitsch Wolkow. Diese drei sowjetische Kosmonauten kamen bei der Landung von Sojus-11 Ende Juni 1971 ums Leben.

https://www.nasa.gov/feature/50-years-ago-remembering-the-crew-of-soyuz-11/

Re: Historia
« Antwort #766 am: 01. Juli 2021, 19:02:04 »
Gagarins Tod hat ja nichts mit Raumfahrt zu tun, er starb in einem Kampfflugzeug. War das damals im Westen nicht bekannt?

Re: Historia
« Antwort #767 am: 01. Juli 2021, 21:16:13 »
...
Sie ist zum Gedenken der vierzehn Menschen, die während oder bei der Vorbereitung eines Raumflugs ums Leben gekommen waren.
...

Durch die Raumfahrt sind nicht nur Astronauten oder Kosmonauten, sondern weitere Menschen ums Laben gekommen, dessen Namen man erst sehr viel später erfahren hat. Deshalb habe ich das so geschrieben.

Zitat
Moskau (dpa). Der erste Mensch im Weltraum, Kosmonaut Juri Gagarin, ist bei einem Flugzeugabsturz in der Sowjetunion ums Leben gekommen. Der 31jährige Oberst war ....
Fuldaer Zeitung vom 29. März 1968

In der Zeitungsmeldung wird kein Datum angegeben, dies wird erst einen Tag später genannt.

Re: Historia
« Antwort #768 am: 01. Juli 2021, 23:17:18 »
Fakt ist jedenfalls, daß Gagarin nicht im Zusammenhang mit der Raumfahrt sein Leben verloren hatte, sondern in einem für den Krieg bzw. dem Töten von Menschen bestimmten Kampfflugzeug. Daher ist die Angabe, daß auf dieser Tafel nur für im Zusammenhand mit der Raumfahrt verunglückte Menchen erwähnt werden, schlichtweg falsch. Oder stimmt das nicht?
Für mich macht der Eintrag auf dieser Tafel keinen Sinn. Mittlerweile sind noch viel mehr Astro-/Kosmonauten von damals gestorben, die meisten aber nicht weil das Raumschiff oder die Rakete damals versagt hatte.

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Offline errsu

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Re: Historia
« Antwort #769 am: 02. Juli 2021, 02:35:00 »
Ich glaube das ist ein Mißverständnis. Der Originaltext bei der NASA sagt nur, daß das die Astronauten und Kosmonauten sind, die bisher (also bis August 1971) verstorben sind.

/errsu

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Offline Sensei

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Re: Historia
« Antwort #770 am: 02. Juli 2021, 17:03:06 »
Ich hoffe 14 Jahre alt ist hier schon historisch genug:

Cover + Bildunterschrift der Wired. Nicht alles waren/sind reale Raketen.

Quelle: https://twitter.com/SciGuySpace/status/1410657384419278852

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Offline -eumel-

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Re: Historia
« Antwort #771 am: 18. Juli 2021, 02:21:55 »
Vor 10 Jahren ist das Space Shuttle zum letzten mal geflogen.

Startrampe LC-39A; Kennedy Space Center, Florida
STS-135 Atlantis kurz nach dem Roll Back der Rotating Service Structure (RSS):
Photo Credit: NASA/Bill Ingalls                                                                                              Foto vom 7. Juli 2011

Photo Credit: NASA/Bill Ingalls                                   Foto vom 7. Juli 2011 

Es war der letzte Start des Space Shuttles.
Photo Credit: NASA/Bill Ingalls                                           Foto vom 8. Juli 2011

Photo Credit: NASA                                                              Foto vom 8. Juli 2011

STS-135 Space Shuttle Atlantis kurz vor dem Andocken an die International Space Station >ISS.
Im Frachtraum das Mehrzweck-Logistikmodul Raffaello:
Photo Credit: NASA                                                                                                              Foto vom 10. Juli 2011

Die Landung erfolgte im Kennedy Space Center, Florida
Photo Credit: NASA/Bill Ingalls                                                                                             Foto vom 19. Juli 2011
Credit: NASA

Es war der letzte Flug des Space Shuttles. 

Besatzung:
Rex Walheim, Douglas Hurley, Christopher Ferguson und Sandra Magnus
Versorgungflug zur Raumstation mit Mehrzweck-Logistikmodul Raffaello.
Start: 8. Juli 2011
Landung: 19. Juli 2011

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Offline Sensei

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Re: Historia
« Antwort #772 am: 19. Juli 2021, 22:04:32 »
Scott Manley hat hier, mutmaßlich, ein kleines Schätzchen ausgegraben:

Ein 72 Sekunden Video zeigt einen kurzen Ausschnitt aus der frühen menschlichen Zentrifugenforschung in der UDSSR:

https://twitter.com/DJSnM/status/1417009985809129472

Zitat
This is from Horizon’s ‘Red Star In Orbit’ part 2, showing 3 people living and working in a centrifuge to test human adaptation to the rotation.

It’s worth a watch for Alexie Leonov’s reflections on the soviet program.

Re: Historia
« Antwort #773 am: 20. Juli 2021, 11:49:12 »

NASA ID: PIA00381

Das erste Foto von der Marsoberfläche wurde am 20. Juli 1976, also vor 45 Jahren, aufgenommen. Es entstand einige Minuten nach der erfolgreichen Landung des Viking 1 Landers in der Chryse Planitia auf dem Mars.
https://images.nasa.gov/details-PIA00381

Offline Steffen

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Re: Historia
« Antwort #774 am: 23. Juli 2021, 00:15:01 »
Hallo,

ich habe gerade einen Artikel gefunden, in dem ein Historiker namens Pawel Schubin die Ereignisse von Anfang der fünfziger Jahre beschreibt, als (erstmals am 22. Juli 1951) Hunde mit R1-RB Raketen auf suborbitalen Bahnen den Weltraum erreichten. Der Autor behauptet, diese Ereignisse, die lange Zeit streng geheim waren, erstmals seit 70 Jahren genau und wahrheitsgemäß darzustellen.

https://nplus1.ru/blog/2021/07/22/soviet-astrodogs

Der Artikel beruht zum einen auf den Memoiren von Professor Vladimir Yazdovsky vom Forschungsinstitut für Luftfahrtmedizin (der Professor schilderte z.B. sein erstes Zusammentreffen mit Koroljow) sowie außerdem auf folgenden Dokumenten von 1951 vom Russischen Staatsarchiv für wissenschaftliche und technische Dokumentation (RGANTD):
"Experimentelle Untersuchungen zur Gewährleistung physiologischer und hygienischer Bedingungen für Tiere in einer versiegelten Kabine mit geringem Volumen"
"Untersuchung der Überlebensmöglichkeit und lebenswichtiger Aktivität von Tieren während des Fluges mit der Rakete 1-RB"
"Untersuchung der Überlebensmöglichkeit und vitaler Aktivität von Tieren bei Flügen in die obere Atmosphäre"

Es ging im wesentlichen darum, herauszufinden, welchen Einfluss die Schwerelosigkeit und die kosmischen Strahlung auf die Tiere haben würde. Kosmische Teilchen hatte man schon auf Fotoplatten detektiert, man stellte sich vor, sie würden auf den lebenden Körper wie eine Injektion mit sehr dünnen Nadeln wirken. (was passiert dann im Gehirn?)

Das Programm begann offiziell am 30. Dezember 1949 mit einer Resolution des Ministerrates der UdSSR. Fünf Flug- und eine Reserverakete wurden dem Experiment zugewiesen. Die R1-RB Raketen waren modifizierte Nachbauten der deutschen A4 (V2) Weltkriegsraketen.


Rakete R1-RB
Bild:RGANTD

Als Tester wurden Mischlingshunde ausgewählt, das begründete man mit der russischen Tradition, beginnend mit dem Wissenschaftler Pavlov. Wichtig war das Gewicht der Tiere, das zwischen fünf und acht Kilogramm liegen sollte.

Man begann damit, die Kapsel mit einem Lebenserhaltungssystem und wissenschaftlicher Ausrüstung zu entwickeln, und die Hunde daran zu gewöhnen, in die Kapsel zu gehen und bis zu zwei Stunden darin auszuharren. Die Hunde verhielten sich dabei individuell sehr unterschiedlich. Beim "Angsttest" wurde eine vollausgestattete Kapsel mit Hunden auf die Rakete gesetzt, während ein Triebwerkstest ausgeführt wurde. Leztlich wurden die beiden am besten geeigneten Hunde für den ersten Flug ausgewählt.

In der Zeit von Juli bis August 1951 war geplant, sechs Starts der Rakete durchzuführen. Am 7. Juni wurden die letzten Tests des Kapselrettungssystems durchgeführt. Eine Kapsel mit zwei Hunden wurde aus 5100 Metern Höhe von einem TU-2 Bomber abgeworfen. Die gelandete Kapsel wurde mit Hilfe von Po-2 Flugzeugen geortet und von speziellen Suchteams geborgen. Die Hunde waren unverletzt und nahmen glücklich ihr Leckerli.
(im Grunde kann man sagen, die Hunde wurden so rund 1,5 Jahre lang ausgebildet wie richtige Kosmonauten, welche aber nach der Landung kein Leckerli bekommen  ;))

Der erste Flug war für den 22. Juli geplant. Eine Stunde vor dem Start wurden die Hunde noch einmal untersucht (Elektrokardiogramm, Gewicht, Atemfrequenz, Puls). Dann wurden sie in der Kapsel festgeschnallt.

Zum Ablauf des Fluges gibt es folgende Skizze:


Bild:RGANTD

Die erste, angetriebene Phase des Fluges dauerte 63 Sekunden mit einer Beschleunigung bis zu 5.45g. Die Geschwindigkeit nach dem Abschalten des Triebwerks betrug 1094 m/s, die Gipfelhöhe des ersten Fluges war 88,7 km. Der Flug wurde ein voller Erfolg, nach der Landung konnte man die beiden Hunde lebend bergen.

Bei einem späteren Flug, am 15. August 1951, erreichte man eine Höhe von 100,9 Kilometern. Welcher Flug jetzt als erster den Weltraum erreichte, hängt von der Definition der Weltraumhöhe ab (diese Diskussion hatten wir kürzlich in anderen Threads). Bis zum Schluß des Programms, am 3. September 1951, wurden sechs Raketen gestartet. Zwei der Missionen endeten tragisch für die Hunde, weil an ihren Kapseln die Fallschirme nicht richtig funktionierten. Die überlebenden Weltraumhunde wurden danach von den Wissenschaftlern adoptiert.

Das wissenschaftliche Ergebnis dieser Flüge war, das die Befürchtungen über die Schädlichkeit des Aufenthalts im Weltraum stark übertrieben waren. Das Programm, Tiere in den Weltraum zu bringen, zeigte, dass man auch Personen ins All bringen kann.


viele Grüße
Steffen