Unabhängig von EmDrive und Co muss aber auch bedacht werden, dass es nicht ausgeschlossen werden kann ein vermeintliches Naturgesetz revidieren zu müssen. Zu sagen, dass etwas nicht sein kann, weil es einen bisher vermeintlich festgeschriebenen physikalischen Gesetz widerspricht kann mitunter in der wissenschaftlichen Gemeinde das Gesicht des Dogmatismus annehmen. Es ist absolut nicht auszuschließen, dass einige Naturgesetzte etwas komplizierter sind, als wir es derzeit verstehen oder andere noch unbekannte physikalische Effekte diese Naturgesetze zumindest teilweise außer Kraft setzen. In nicht wenigen wissenschaftlichen Experimenten in denen es "seltsame Ergebnisse" gab, konnte man sich am Ende keinen wirklichen Reim aus den Ergebnissen machen, nachdem man andere Einflüsse soweit möglich ausgeschlossen hat. Die Problematik ist, dann für weitere - selten günstige - Forschung das Gehör zu finden um rauszufinden, ob an den "seltsamen Ergebnissen" wirklich etwas dran ist. Sobald ein Wissenschaftler sagt "Ich könnte etwas großes gefunden haben..." stürzt sch schon die halbe restliche Wissenschaftscommunity drauf und brandmarkt es als Esoterik, schlampige Forschung oder ähnliches - selbst wenn die kritisierenden Wissenschaftler sich kaum näher mit dem Experiment befassten. In diesem Shitstorm werden dann etliche Artikel mit Übertreibungen und Halbwahrheiten (weil die Autoren öfter falsch deuten) veröffentlicht, welche die Ablehnung nur noch weiter forcieren. Das sehen wir hier aktuell ja auch. Teilweise lassen Kritiker ja auch gewisse Merkmale, die für etwas neues sprechen und entsprechend die Möglichkeit der Entdeckung erhärten unter den Tisch fallen. Das ganze hat dann mit üblicher sachlicher Kritik mitunter nichts mehr zu tun... man muss auch bei kritischen Artikeln aufpassen, dass die Autoren da nicht bewusst weglassen und verdrehen. Mehr denn je muss man heutzutage das Gebot befolgen die ursprünglichen Quelle bzw. vom ursprünglichen Autor zu lesen.
Der Wissenschaftler mit mit "seltsamen Ergebnissen" an die Öffentlichkeit geht riskiert idR seine Karriere. Auch Wissenschaftler sind vor vorab-Verurteilungen durch Kollegen nicht gefeit. Mitunter bestürzt einem die mangelnde Bereitschaft von Wissenschaftlern etwas neues auch nur in Betracht ziehen zu können. Dabei ist es wahnwitzig, wenn man bedenkt, wie lange bei Naturgesetzen in der Vergangenheit falsche Annahmen auf Basis von Ergebnissen gemacht wurden und erst später rauskam, dass es doch anders funktioniert. Wer sagt, dass wir uns nicht heute auch manche Naturgesetze zu vereinfacht als gesetzt sehen?
Wenn nicht die NASA den EmDrive ausprobieren würde, dann würde ein noch extremer Shitstorm ausbrechen und das ganze im Bereich der Spinnereien landen. Ich sehe es als Glücksfall an, dass sie sich damit befasst und den seltsamen Ergebnissen weiter nachgehen kann. Wenn es bestätigt wird, so wird unsere Physik nicht zerschossen sondern bereichert. Wenn es widerlegt wird, dann wird halt die Physik bestätigt. Bevor wir ablehnend oder bestätigend sind, lasst uns doch erst weiter daran experimentieren und sehen was rauskommt. DAS ist doch wahre Wissenschaft!
Bei den Neutrinos hatte man wohl den Fehler gemacht, das zu früh bzw. falsch an die Öffentlichkeit zu geben. die Problematik ist, dass in Artikeln aus einem "möglichen Hinweis mit großem Vorbehalt" aus der Sicht der Wissenschaftlers schnell aus der Sicht des Journalisten ein Beweis wird... und so wird dann der Wissenschaftler für etwas kritisiert was er kaum gesagt hat...
Und für's Protokoll: Gehöre nicht zu der Esoterik-Gruppe die auf "freie Energie"-Kongressen rumtanzt oder sonst zwischen Science und Fiction nicht unterscheiden kann. Ich beschäftige mich aber damit, wie die Dynamik innerhalb der Wissenschaftscommunity manchmal nicht so schöne Züge annehmen kann.