ICE-T in Concordia

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H.J.Kemm

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ICE-T in Concordia
« am: 02. September 2009, 16:38:21 »
Moin,

von keinem Ort auf der Erde aus sind Himmelsbeobachtungen so gut möglich wie von der Antarktis aus. Der Himmel ist sehr klar und daher gibt es exzellente Sichtbedingungen. Wissenschaftler wollen daher 2012/2013 in der Antarktis ein großes Teleskop in Betrieb nehmen, mit dem sie nach erdähnlichen Planeten im Universum suchen wollen. Das Teleskop mit dem Namen *ICE-T* soll an der französisch-italienischen Forschungsstation *Concordia* errichtet werden, die vor zwei Jahren eingerichtet wurde. Sie befindet sich 3. 233 m ü.NHN auf dem Dome C, einer Kuppe inmitten des antarktischen Plateaus, ist das ganze Jahr über bemannt und wird mit Raupenfahrzeugen von der 1.400 km entfernten Küste am Indischen Ozean aus versorgt. Mit kleinen Teleskopen testen Astronomen schon heute die Bedingungen vor Ort, dann wollen die Wissenschaftler sich darauf einigen, welches Teleskopsystem für die künftigen Forschungsprojekte am besten geeignet sind. Stark diskutiert wird auch über die Größe und die sich daraus ergebenden Kosten des geplanten Systems, 10 bis 15 Mio € wird man wohl investieren müssen. Zur Energieversorgung stehen an der Station Dieselgeneratoren mit einer Leistung von etwa max. 100 Kw zur Verfügung, deshalb ist ein grosses Teleskop wegen des hohen Energieverbrauchs ausgeschlossen.

Die Astronomen hoffen, dass sie Exoplaneten entdecken können und dunkle Materie aufspüren. Außerdem planen die Wissenschaftler, Trümmerteile des Weltraummülls zu beobachten, die Atmosphären der Planeten Mars und Venus zu erforschen und Molekülwolken im All zu studieren.

Über *Concordia* gibt es im Portal einen Bericht >>>

Jerry

Offline trallala

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Re: ICE-T in Concordia
« Antwort #1 am: 02. September 2009, 17:02:34 »
Hm, wie ist das dann mit der Polarnacht? Ein halbes Jahr wird durchbeobachtet und dann hat man ein halbes Jahr um das Ding zu warten und neue Geräte einzubauen?

H.J.Kemm

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Re: ICE-T in Concordia
« Antwort #2 am: 02. September 2009, 17:10:40 »
Moin,

jau, man hat dann ~ 5 Monate dauernde, durchgehende antarktische Nacht und die zeichnet sich durch eine einzigartige Dunkelheit aus, die nicht einmal durch Polarlichter gestört wird.

Jerry

Offline trallala

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Re: ICE-T in Concordia
« Antwort #3 am: 02. September 2009, 17:13:33 »
Hm und da ja die meisten Objekte dauerhaft sichtbar sind könnte man Fotos mit 5 Monaten Belichtungszeit machen :D
DAS bekommt man wirklich nirgendwo sonst auf der Erde!

H.J.Kemm

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Re: ICE-T in Concordia
« Antwort #4 am: 02. September 2009, 17:30:02 »
Moin,

von diesem geplanten Observatorium sind Objekte mit einer Deklination kleiner –90°+φ (südliche Breite mit negativem Zahlenwert) zirkumpolar.

Da kann man dann diese zirkumpolaren Sternbilder betrachten:

Abk.   Latein   Deutsch
Aps   Apus   Paradiesvogel
Cha   Chamaeleon   Chamäleon
Cir   Circinus   Zirkel
Hyi   Hydrus   Kleine Wasserschlange
Mus   Musca   Fliege
Oct   Octans   Oktant
Ret   Reticulum   Netz
TrA   Triangulum Australis   Südliches Dreieck
Tuc   Tucana   Tukan
Vol   Volans   Fliegender Fisch

Jerry

H.J.Kemm

  • Gast
Re: ICE-T in Concordia
« Antwort #5 am: 02. September 2009, 18:13:49 »
Moin,

aber es gibt natürlich ein noch lohnenderes Ziel; nämlich *Rigil Kentaurus* (Toliman). Das ist ein etwa 4,34 Lj entferntes Doppelsternsystem im Sternbild *Centaurus*, das am südlichen Sternhimmel zu sehen ist. Es besteht aus dem gelben Stern *Alpha Centauri A* und dem orangefarbenen *Alpha Centauri B* und ist das der Sonne nächstgelegene Sternsystem. Ab 33° südlicher Breite ist ein Stern zirkumpolar und damit bleibt *Rigil Kentaurus* immer über dem Horizont.
Einmal in 79,9 Jahren umrunden sich das Sternduo auf stark elliptischen Bahnen mit einer Exzentrizität von 0,519 wobei der Abstand zwischen 11,5 und 36,3 AE liegt. Die größte Annäherung (Periastron) wird im Mai 2035 stattfinden.

Wenn dies Observatorium arbeitet, dann werden die Astronomen bestimmt intensiv prüfen, ob der nur 4,22 Lj entfernte Rote Zwerg *Proxima Centauri* auch zu diesem System gehört.

Na, da sind wir mal gespannt!

Jerry

Kreuzberga

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Re: ICE-T in Concordia
« Antwort #6 am: 02. September 2009, 19:11:51 »
Interessantes Projekt! Danke für's ausgraben Jerry.  :)

Nebenbei: Einen lustigen Namen haben sie sich einfallen lassen. Ob er hier als Taufpate bereitsteht? https://images.raumfahrer.net/up036890.jpg    ;)

Natürlich ist ICE-T in unserem Fall wie immer eine Abkürzung: International Concordia Explorer Telescope. Dabei handelt es sich um ein doppeltes Wynne-Schmidt-Teleskop mit einem 81cm-Spiegel. Exoplaneten sollen durch die Beobachtung von Transits entdeckt werden. Dazu sollen 20.000 G-, K- und M-Zwergsterne für die Dauer einer polaren Nacht von rund 100 Tagen kontinuierlich beobachtet werden. Eine zentrale Forschungsfrage ist es, ob eng umlaufende Exoplaneten die magnetische Aktivität ihrer Host-Sterne beeinflussen. Eine andere ist, ob variable Sterne in unserer Galaxie homogern verteilt sind, oder ob es bestimmte bevorzugte Orte gibt.

Der Preis von €15 Mio. erscheint recht günstig, wenn man die komplizierte logistische Lage betrachtet.

Hier ist ein Bild von der Concordia Station:


Die örtlichen Temperaturen steigen selbst im Sommer kaum über -25°C und können im Winter unter -80°C fallen. Durchschnittstemperatur: -54,5°C. Die Durchschnittstemperatur des Mars liegt übrigens bei -55°C.