Radioaktiver Müll

  • 6 Antworten
  • 4832 Aufrufe

Clemens

  • Gast
Radioaktiver Müll
« am: 19. November 2002, 15:58:32 »
Nach dem Castortransport nach Gorleben ist wieder mal die Frage nach "Wohin mit dem Müll?" aufgetaucht.
Einige sagen, man könnte die radioaktiven Abfallprodukte der Kernkraftewerke doch ins Weltall oder in die Sonne befördern.
Meiner Meinung nach gar keine so schlechte Idee, allerdings sollte vorher noch einiges an der Sicherheit der Raketen getan werden, sonst explodiert noch eine und verteilt viel verstrahlten Müll in die Atmosphäre und dann können wir auch nix mehr tun...

Ansonsten find ich die Protestanten bei solchen Transporten etwas übertrieben, wenn die nicht wären, würde für den Castor kaum Gefahr entstehen... Und wenn sie gegen Atomkraft protestieren wollen, sollten sie das lieber vor den Kraftwerken machen, denn den Müll müssen se ja nun mal irgendwo hin bringen.
[Passt zwar nicht mehr ganz zur Raumfahrt, aber egal  ;)]

MfG Clemens

*

Offline pikarl

  • Portal Redakteur
  • *****
  • 4887
    • AstroGeo Podcast
Re: Radioaktiver Müll
« Antwort #1 am: 19. November 2002, 16:23:27 »

Hallo Clemens,

da dein Posting einen Raumfahrt-Bezug hat ist es IMO nicht offtopic. Ich möchte trotzdem zuerst auf deine Auffassung zum Castor eingehen:

Zitat
Ansonsten find ich die Protestanten bei solchen Transporten etwas übertrieben, wenn die nicht wären, würde für den Castor kaum Gefahr entstehen... Und wenn sie gegen Atomkraft protestieren wollen, sollten sie das lieber vor den Kraftwerken machen, denn den Müll müssen se ja nun mal irgendwo hin bringen.


Ich denke, es geht den Anti-Castor-Demonstranten nicht nur darum, dass er rollt. Es geht ihnen auch darum, generell ihre Abneigung gegen Atomenergie zu äußern. Immerhin liegt die Halbwertzeit von Uran bei mehr als 20000 Jahren. Das ist etwa so lange, wie es menschliche Hochkulturen gibt. Und nach dieser Zeit ist erst die Hälfte von dem Zeug zerfallen!

Zitat
Nach dem Castortransport nach Gorleben ist wieder mal die Frage nach "Wohin mit dem Müll?" aufgetaucht.
Einige sagen, man könnte die radioaktiven Abfallprodukte der Kernkraftewerke doch ins Weltall oder in die Sonne befördern.
Meiner Meinung nach gar keine so schlechte Idee, allerdings sollte vorher noch einiges an der Sicherheit der Raketen getan werden, sonst explodiert noch eine und verteilt viel verstrahlten Müll in die Atmosphäre und dann können wir auch nix mehr tun...


Du denkst nicht weit genug. Die Rakete startet und gefährdet durch einen potentiellen Fehlstart die Umwelt: gut. Aber denken wir weiter - die Rakete erreicht einen Erdorbit. Wir wissen aber alle durch die ISS und Satelliten, dass auch in großen Höhen immer noch Restatmosphäre vorhanden ist, die sie abbremst und damit zwangsläufig auf niedrigere Höhen bringt. Selbst wenn wir an dem "Weltraum-Castor" Korrekturtriebwerke anbringen, die die Höhe regulieren: Was passiert, wenn die ausfallen - welcher Astronaut bastelt gern an einem Atommüllcontainer..?

Aber der IMO sehr viel wesentlichere Aspekt ist die Masse: Uran und Plutonium sind sehr schwere Elemente. Jährlich fallen tausende Tonnen Atommüll an - welche Trägerrakete kann das ist All schaffen..?

Es ist natürlich möglich, dass du eine Idee hast, die ganze Problematik zu lösen. Raus damit - weil es ließe sich damit mit Sicherheit eine Menge Geld verdienen.  ;D

Grüße
Karl

Spacelord

  • Gast
Re: Radioaktiver Müll
« Antwort #2 am: 19. November 2002, 18:53:51 »
Das Projekt wurde bereits in den siebziger Jahren von Prof. Harry O. Ruppe in seinem Buch "Grenzenlose Dimension Raumfahrt" (Band 2) detailliert geschildert. Er hat berechnet wie sich der Energieverbrauch der Menschheit entwickeln wird und wie er durch Kernkraft gedeckt werden kann. Er hat berücksichtigt was passiert, wenn eine Rakete abstürzt. Außerdem hat er sich Gedanken über einen "Weltall-Atommüll-Friedhof" gemacht, der nicht auf die Erde zurückfallen kann, sondern für spätere Generationen vielleicht wertvolle Rohstoffe erhalten kann. Falls das nicht erforderlich sein sollte, hat er auch darüber geschrieben wie mit einem Sonnensegel der Nuklearmüll in die Sonnen "gesegelt" werden kann. Offensichtlich ist der "Leidensdruck" der Atomindustrie noch nicht so hoch, dass sich dieses Projekt lohnen würde.

Apropos Leidensdruck. Demonstrationen vor einem Kernkraftwerk sind wohl ziemlich sinnlos, denn dadurch wird keine Kilowattstunde weniger produziert. Die Taktik der Kernkraftgegner ist es, die Entsorgung zu behindern, so dass z.B. Castortransporte so teuer werden, dass sie nicht mehr bezahlt werden können. Die KKWs könnten dann keine Entsorgung mehr nachweisen und müssten stillgelegt werden. Das ist auch der Hintergrund für die Planung von "Zwischenlagern" in den KKWs.

Re: Radioaktiver Müll
« Antwort #3 am: 19. November 2002, 19:32:46 »
Erst mal zu den Castoren: Demonstrationen meiner Meinung nach totaler Unsinn. Nach dem neuen Gesetz werden die AKWs abgeschaltet (das finde ich zwar auch nicht sonderlich gut, gehört aber wohl nicht hierher ;)) und die Transporte dienen nur dazu unseren Müll wieder aus dem Ausland zurückzuholen.

Jetzt also zur Entsorgung:
Selbst wenn es funktionieren sollte halte ich es für unverantwortlich.

1. Wissen wir nicht ob sich die Menschheit vielleicht nicht doch einmal der Raumfahrt zuwendet. Dann würde die Gefahr der Beschädigung von Raketen noch erhöht, da nun nicht nur die Hülle beschädigt werden kann, sondern auch alles verseucht wird. Selbst kleinste Teilchen können heute schon fatale Folgen haben.

2. Werden die Probleme damit nur verlagert, nicht aber beseitigt. Man würde die Lösung späteren Generationen aufzwingen. Es ist auch unklar wie lange die Menschheit existieren wird. Falls wir aussterben und einen neue Zivilisation, neue intelligente Lebensformen, entstehen, müssen sie sich damit abgeben.

Wenn man Abwässer ins Meer leitet sind sie auch "weg" und richten trotzdem einen enormen Schaden an. Wir wissen viel zu wenig über den Weltraum um das Ausmaß der Folgen enschätzen zu können.

Schöne Grüße

Dominik

Myrdin

  • Gast
Re: Radioaktiver Müll
« Antwort #4 am: 22. November 2002, 17:01:16 »
Zitat
Einige sagen, man könnte die radioaktiven Abfallprodukte der Kernkraftewerke doch ins Weltall oder in die Sonne befördern.


Also Atommüll in den den Weltraum zu schicken halte ich für Utopie. Wenn ich daran denke,wie groß die Empörung war,als Cassini mit ein paar kilo Plutoniumoxid an der Erde "vorbeigerauscht" ist, so stelle man sich die Hysterie der Menschen vor,wenn Tonnen von Kernbrennstäben ins all geschossen werden sollen!
Wobei ich die Doppelmoral der Menschen nicht verstehe. Auf der einen Seite wollen sie billigen Strom, auf der anderen Seite soll er möglichst aus dem Nichts kommen...naja,das gehört aber nicht hierher. ;)
Mal sehn,ob sich was ändert,wenn die kernfusion unter Kontrolle ist,oder ob manche Menschen auch daran was auszusetzen haben....

Re: Radioaktiver Müll
« Antwort #5 am: 22. November 2002, 18:20:01 »
Das gleiche wie mit den Handys: Jeder braucht eins aber niemand will die Sendemasten...

(gehört aber wohl auch nicht hierher)

sdf

  • Gast
Re: Radioaktiver Müll
« Antwort #6 am: 01. August 2003, 09:09:59 »
Atommüll gehört sowiso bald der Vergangenheit an.

Man kann radioaktive Stoffe mit Protonen beschießen so daß diese sich durch Protonenaufnahme in harmlose Stoffe verwandeln.

Das Verfahren hat nur ein paar Haken z.b. müßte der Wirkungsgrad verbessert werden wenn man es großtechnisch einsetzen möchte, aber es funktioniert.

Google sollte da helfen.