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  • CZ-5, Chang'e-6, WSLC, 11:27 MESZ: 03. Mai 2024

Chang'e 6 + 7 + 8 - Chinas unbemannte Mondstation

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Offline rok

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Re: Chang'e 6 + 7 + 8 - Chinas unbemannte Mondstation
« Antwort #75 am: 20. Mai 2024, 12:31:45 »
Vielleicht kann mir jemand das mal erklären, dass ein Satellit, der auf einer niedrigen äquatorialen retrogaden Bahn längere Zeit ("eingefroren") stabil fliegt.

Bei entfernten rückläufigen Bahnen läßt sich das noch verstehen, weil der Satellit in eine positive* Resonanz mit lunaren MasseKonzentrationen gesteuert werden kann, wo die wechselnden Einflüsse des Schwerefeldes den Orbit stabilisieren. Dadurch benötigt man wenig Treibstoff, um langfristig eine Station auf einer relativ stabilen Bahn zu halten.

Aber auf einer niedrigen Bahn, unter der die MassCons in Gegenrichtung durchrutschen, hat doch noch niemand einen stabilen lunaren Orbit hinbekommen, wenn die Bahn nicht durch den Einsatz von Triebwerken permanent korrigiert/angehoben wird.

......
*gestrichen, ist in dem Zusammenhang Unfug
« Letzte Änderung: 20. Mai 2024, 14:07:42 von rok »

Offline Regnart

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Re: Chang'e 6 + 7 + 8 - Chinas unbemannte Mondstation
« Antwort #76 am: 20. Mai 2024, 13:09:22 »
Um das zu erklären, fehlen mir die mathematischen Kenntnisse. Aber die Chinesen glauben fest daran. Hier ein ähnlicher Orbit, der bei der ersten bemannten Mondlandung verwendet werden soll:
https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2023.12.005&lang=zh

Um 171,04° zum Äquator geneigt, mit aufsteigendem Knoten bei 81,59° östlicher Länge. Für die Parkbahn der Fähre wird dort zunächst ein stark elliptischer Orbit verwendet, bei einem runden Orbit von 200 km Höhe werden Bahnanhebungsmanöver benötigt. Auch Chang'e 6 soll in den kommenden Tagen in einem um 43° zum Äquator geneigten rückläufigen Betriebsorbit von 200 km Höhe gebracht werden, wo sie bis zum 20. Juni bleiben soll:
https://weibo.com/6142289604/OcAPxdtiM

Das Geheimnis liegt möglicherweise in der Kombination aus Bahnneigung und aufsteigendem Knoten? Der Mond dreht sich ja schließlich nicht so schnell, dass bei einer Umlaufzeit von 2 Stunden ein wirklich bedeutender Unterschied zwischen rechtläufigem und rückläufigem Orbit bestehen würde.

Re: Chang'e 6 + 7 + 8 - Chinas unbemannte Mondstation
« Antwort #77 am: 20. Mai 2024, 14:22:48 »
Eine Erläuterung zu den retrograden Bahnen ist hier:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Entfernter_r%C3%BCckl%C3%A4ufiger_Orbit

Offline rok

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Re: Chang'e 6 + 7 + 8 - Chinas unbemannte Mondstation
« Antwort #78 am: 20. Mai 2024, 15:05:13 »
Der Hauptautor dieses Artikels ist Regnart (was zu erwarten war). ;-)

Aber auch da geht es um die entfernten retrograden Umläufe, die man so einrichten kann, dass eine Wechselwirkung mit der Erdgravitation und den Mond-MassCons einen quasistabilen Orbit ergibt. Die Bahnberechnung dafür ist aber so kompliziert, dass es vor Chang’e 5 noch niemand versucht hat.

Aber bei einem retrograden äquatorialen Orbit findet doch ständig eine Impulsübertragung statt, die den Bahnimpuls verringert, also die Sonde verlangsamt und bald zum Absturz bringt. Bei einer polaren Bahn ist es eher möglich, einen Orbit zu finden bei dem sich Abbremsung und Beschleunigung gegenseitig (jeweils auf der Gegenseite des Mondes) aufheben.

Das Beispiel Triton zeigt diesen Effekt; der Neptun-Mond wird auf seiner retrograden Bahn abgebremst und wird in einigen Mrd. Jahren den Orbit soweit abgesenkt haben, dass er durch die Neptun-Gezeitenkräfte zerlegt wird.

Offline Regnart

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Re: Chang'e 6 + 7 + 8 - Chinas unbemannte Mondstation
« Antwort #79 am: 20. Mai 2024, 16:54:42 »
Man muss hier in der Tat darauf achten, die verschiedenen Dinge nicht miteinander zu vermengen. Der entfernte rückläufige Orbit von 76.900 x 96.100 km, also schon jenseits der Lagrange-Punkte L1 und L2, wird derzeit primär (aber nicht ausschließlich) von der CMSA bearbeitet. Man will dort zunächst zwei DRO-Satelliten zur Technologieerprobung stationieren, dann eine ständig bemannte Rettungsstation für die Leute auf dem Mond, dann - wegen der Besonderheiten dieses Orbits in einer Karawanenreihe fliegende - unbemannte Begleitmodule für die Raumstation, wo aus Mondmaterial Dinge wie monokristallines Silicium hergestellt werden, für die Schwerelosigkeit günstiger ist:
https://www.yhxb.org.cn/thesisDetails#10.3873/j.issn.1000-1328.2024.04.014&lang=zh

Bei den Elsternbrücke-Satelliten geht es um einen mondnahen rückläufigen Orbit. Ich kann Dir hier nur sagen, dass die Information von der erhöhten relativen Geschwindigkeit zur Mondoberfläche und der dadurch stabileren Bahn von der China Aerospace Science and Technology Corporation stammt, dem Hauptauftragnehmer in der chinesischen Raumfahrt, und in der Hauspostille des Ministeriums für Wissenschaft und Technologie abgedruckt wurde. Auch bei der Live-Übertragung vom CE-6-Start wurde das von einem als Studioexperten geladenen CNSA-Beamten so gesagt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich hier um eine Fehlinformation handelt, ist gering.

Das Problem liegt wohl eher darin, dass uns Informationen fehlen. In der Versionsgeschichte "meines" Artikels zu retrograden Bahnen kannst Du sehen, dass ich am 31. Dezember die Sache mit den gefrorenen mondnahen Orbits bei 27°, 50°, 76° und 86° herausgenommen habe:
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Entfernter_r%C3%BCckl%C3%A4ufiger_Orbit&diff=prev&oldid=240705632

Das stammt aus einem von der NASA mittlerweile von ihrer Website entfernten Artikel. Mir wurde damals klar, dass diese bei früheren Sonden beobachteten Werte natürlich nur für Bahnen mit einem bestimmten aufsteigenden Knoten gelten (deswegen hat die NASA den Artikel wohl auch entfernt). Wenn der Schnittpunkt der Bahnebene mit dem Äquator nicht bei 90° östlicher/westlicher Länge liegt, sondern etwas versetzt, dann kann man den Mascons möglicherweise auch bei mondnahen Bahnen mit anderen Inklinationen weitgehend ausweichen bzw. über ihre Randgebiete rasch hinwegsausen.

Das Bild auf der vorherigen Seite ist eine symbolische Darstellung. Die Äquatorial-Elsternbrücken fliegen sicher nicht exakt horizontal. Der Mond hat eine Achsneigung von 6,7°, der Mondlandungsorbit ist um 9° zum Äquator geneigt - da gibt es sicher Spielraum für kluge Rechner :)

Offline rok

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Re: Chang'e 6 + 7 + 8 - Chinas unbemannte Mondstation
« Antwort #80 am: 20. Mai 2024, 18:05:23 »
Wer bin ich, dass ich Bahnberechnungen der CASC in Zeifel ziehen dürfte. ;-)

Indem sie den Chang’e 5-Transporter durch mehrere stabile Orbits gesteuert haben, haben sie bewiesen, dass sie auch die Navigation in ungewöhnlichen Bahnen beherrschen und darin weltweit führend sind.

Vermutlich ist das Bild mit den 6 Satelliten in einem äquatorialen LLO ein Symbolbild und wir werden die Details noch später (von dir) erfahren.

Offline Regnart

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Re: Chang'e 6 + 7 + 8 - Chinas unbemannte Mondstation
« Antwort #81 am: 20. Mai 2024, 18:37:46 »
Du darfst die Bahnberechnungen der CASC nicht nur in Zweifel ziehen, Du sollst sie sogar in Zweifel ziehen!

Auch auf die Gefahr hin, dass das wie ein Klischee klingt: der Chinese sagt zwar nicht immer alles was er meint, aber er meint, was er sagt, allein schon aus Angst, das Gesicht zu verlieren, wenn er bei einer Unwahrheit ertappt wird. Wir müssen als gegeben hinnehmen, dass die mondnahen rückläufigen Orbits von Chang'e 6 und der äquatorialen Elsternbrücke-Satelliten wenn nicht gefroren, dann doch sehr stabil sind. Das ist aber offensichtlich nicht die ganze Wahrheit. Falls die Mission Chang'e 6 trotz der derzeitigen Sonnenaktivität gelingen sollte, gibt es im Rahmen der medialen Nachbereitung durch CCTV etc. vielleicht noch mehr konkrete Informationen. Schon jetzt wird das mit dem mondnahen rückläufigen Orbit immer wieder als großer Durchbruch hervorgehoben.

Offline Regnart

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Re: Chang'e 6 + 7 + 8 - Chinas unbemannte Mondstation
« Antwort #82 am: 21. Mai 2024, 06:54:09 »
Hier der Grund, warum zusätzlich zu Elsternbrücke 3 noch die äquatorialen Relaissatelliten benötigt werden - die Zahl der datenliefernden Einheiten auf der Mondoberfläche nimmt unablässig zu.


Bild: CNSA

Chang’e 8 ist abgesehen von der 17 t schweren Lanyue-Fähre der bislang größte chinesische Mondlander, nicht nur von der Masse her (mit mehr als 8 t doppelt so schwer wie die Lander von Chang’e 5 und 6), sondern auch von den Ausmaßen. Die Chinesische Akademie für Trägerraketentechnologie entwickelt für Chang’e 8 eine auskragende Nutzlastverkleidung von 6,4 m Durchmesser, während Chang’e 5 und 6 in die reguläre 5,2-m-Nutzlastverkleidung der Changzheng 5 passten. Nichtsdestotrotz gilt Chang’e 8 noch als "Wegbereiter-Mission" (先导任务). Der hochklappbare Solarzellenflügel erzeugt eine Leistung von 1,4 kW (wie der Lander von Chang’e 5 und 6), davon 713 W für die Nutzlasten (das meiste davon die Ziegelei mit 200 W) und 500 W für die Aufladung des Bauroboters, der Rest ist für den Betrieb der Plattform:
https://www.cnsa.gov.cn/n6758823/n6758839/c10472022/content.html

In einem nächsten Schritt soll dann unweit der Landestelle von Chang’e 8 die eigentliche Mondforschungsstation errichtet werden. Das auf die Planung von ganzen Systemen spezialisierte Forschungsinstitut 805 der Shanghaier Akademie für Raumfahrttechnologie geht davon aus, dass Anfang der 2030er Jahre zunächst die Steuerzentrale der Station mit einem abnehmbaren "Kernkraftwerk" und einem weiteren Bauroboter gestartet werden soll, anschließend nacheinander vier weitere Einheiten für spezielle Aufgaben wie die Beobachtung der irdischen Magnetosphäre, die Gewinnung von Metallen aus Mondgestein etc., die sternförmig um die Steuerzentrale gruppiert sind, Hier eine Darstellung mit aus dem Internet heruntergeladenen Symbolbildern (die Einheiten sehen in Wirklichkeit anders aus):


Bild: SAST

Die sternförmige Anordnung ergibt sich aus der chinesischen Landemethode. Während der Lander zwischen 3 km und 100 m Höhe seine Geschwindigkeit reduziert, macht eine Kamera in 400 m Höhe verzerrungsfreie Orthofotos. In 100 m Höhe bleibt der Lander 10 Sekunden in der Schwebe und scannt mit 16 Laserstrahlen eine Fläche von 50 x 50 m mit einer Auflösung von 10 cm, woraus der Bordrechner ein digitales Höhenmodell erstellt. Auf der Basis dieses Modells sucht sich der Lander selbstständig eine sichere Stelle zum Aufsetzen. Anders gesagt, die Landegenauigkeit der chinesischen Sonden beträgt bei einem von den Missionsplanern vorgegebenen Zielpunkt 50 m. Ab 34:10 in diesem Video wird das genauer erläutert:


https://www.youtube.com/watch?v=Q0OlvuKKgDM

Sowohl die Orthofotos als auch das Höhenmodell werden an das Raumfahrtkontrollzentrum Peking gefunkt und dort für spätere Verwendung gespeichert. Wenn es dem Bauroboter von Chang’e 8 gelingt, gepflasterte Landestellen anzulegen, lässt sich die Landegenauigkeit bis in den Zentimeterbereich steigern, wie bei einem Koppelmanöver an der Raumstation. Die Shanghaier Ingenieure gehen aber davon aus, dass zunächst in unerschlossenem Terrain gelandet werden muss, was einen Abstand von bis zu 100 m zwischen den einzelnen Einheiten bedingt (wenn die Einheiten an entgegengesetzten Enden zweier nebeneinanderliegenden 50-m-Flächen landen).

Bei dem geplanten 100-V-Gleichstromnetz der Mondstation (das gleiche wie auf der Raumstation) wird bei einer Leitungslänge von 100 m  mit einem Übertragungsverlust von 10 % gerechnet. Die sternförmige Leitungsführung von der Steuerzentrale in der Mitte zu den auf einem Kreis von 200 m Durchmesser verteilten Einheiten hat jedoch den Vorteil, dass einzelne Einheiten bei einer Fehlfunktion oder Überalterung problemlos abgetrennt werden können, ähnlich wie die Module der Chinesischen Raumstation. Mit gepflasterten Landestellen können zwischen den ersten Einheiten später weitere dazugestellt werden, auch die zentrale Schaltstelle kann durch ein leistungsfähigeres Nachfolgemodell ersetzt werden (anders als die Raumstationmodule können die tonnenschweren Einheiten der Mondstation nach der Landung aber nicht mehr weggeräumt werden - irgendwann ist alles zugepflastert).

Der Trick bei der Mondstation ist, dass sich die einzelnen Einheiten gegenseitig Strom liefern. Um während des Anflugs von der Erde die Tanks, Ventile etc. warm zu halten, ist eine beträchtliche Leistung nötig, die nach der Landung nicht mehr gebraucht wird. Man geht davon aus, dass die Solarmodule der zentralen Schaltstelle 2250 W liefern, diejenigen der anderen Einheiten 1850 W, dazu noch 700 W von dem mit Radionuklid-Heizelementen betriebenen "Kernkraftwerk", um die Betriebssysteme und eventuelle Biosphärenexperimente während der Mondnacht am Laufen zu halten. Durch einen geschickten Zeitplan mit abwechselnd durchgeführten Experimenten kann man mit den real zur Verfügung stehenden 10 kW ein gutes Aufwand-Nutzen-Verhältnis beim Stationsbetrieb erzielen.

Offline Regnart

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Re: Chang'e 6 + 7 + 8 - Chinas unbemannte Mondstation
« Antwort #83 am: 21. Mai 2024, 08:34:08 »
Für die Umwandlung der im "Kernkraftwerk" der Station von den Radionuklid-Heizelementen erzeugten Wärme in elektrischen Strom hatten die Ingenieure beim Forschungsinstitut 805 ursprünglich zwei Methoden in Erwägung gezogen:

- Thermoelemente besitzen keine beweglichen Teile und haben eine lange Lebensdauer, der Wirkungsgrad liegt aber sehr niedrig. Die vom 18. Forschungsinstitut der China Electronics Technology Group Corporation und dem Chinesischen Forschungsinstitut für Atomenergie entwickelte Radionuklidbatterie für die 2018 gestartete Sonde Chang’e 4 hatte bei einer elektrischen Leistung von 2 W einen Wirkungsgrad von 3 %.

- Der auf der Chinesischen Raumstation getestete Stirling-Generator erreichte einen Wirkungsgrad von 24,7 %, besitzt aber bewegliche Teile und man befürchtet, dass über die Jahre das als Arbeitsgas verwendete Helium durch die Dichtungen entweichen könnte und ersetzt werden müsste.

Mittlerweile hat die Hauptentwicklungsabteilung der Chinesischen Akademie für Weltraumtechnologie zusammen mit der Fakultät für Nuklearwissenschaft und -technik der Lanzhou-Universität aber eine dritte Möglichkeit gefunden: thermovoltaische Energieumwandlung. Bei dem im März vorgestellten Prototyp liefert ein Radionuklid-Heizelement aus Plutoniumdioxid 250 W Wärme, aus der mittels auf Infrarotstrahlung ausgelegten Photozellen mit einem Wirkungsgrad von 15,2 % elektrischer Strom erzeugt wird. Bei dieser Methode gibt es keine beweglichen Teile, die Photozellen werden aber im Laufe der Zeit durch die radioaktive Strahlung beschädigt und liefern dann immer weniger Strom:
https://m.weibo.cn/detail/5035420283046430

Offline Regnart

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Re: Chang'e 6 + 7 + 8 - Chinas unbemannte Mondstation
« Antwort #84 am: 22. Mai 2024, 18:44:19 »
Gegenwärtig läuft am Zentrum für Monderkundungs- und Raumfahrt-Projekte der CNSA die Evaluierung der nach der Ausschreibung vom Februar eingereichten Nutzlastvorschläge für Chang'e 8. Kernkomponenten der Mission sind die Ziegelei und der Bauroboter. Die Fakultät für Bauingenieurwesen und Wasserbau der Universität für Wissenschaft und Technik Zentralchina in Wuhan hat sich diesbezüglich bereits 2022 mit der  Hauptentwicklungsabteilung der Chinesischen Akademie für Weltraumtechnologie zusammengetan, die die Sonde am Ende bauen wird. Dadurch ist sichergestellt, dass nicht nur im universitären Elfenbeinturm geforscht wird, sondern die Dinge auch ingenieurtechnisch umgesetzt werden können. Falls nicht noch irgendein Institut mit ganz genialen Ideen um die Ecke kommt, werden die Bauaktivitäten auf dem Mond wohl etwa so aussehen, wie in diesem Video dargestellt:


https://www.youtube.com/watch?v=jc_N4Bdak3w

Hier ist ein Transkript der Fernsehsendung, das man durch ein Übersetzungsprogramm laufen lassen kann:
https://www.ts.cn/xwzx/gnxw/202312/t20231217_17977755.shtml

Wie bereits erwähnt, soll der Bauroboter zunächst eine Landefläche pflastern; der hierfür verwendete Chinesische Ausdruck (着陆垫) bedeutet eigentlich "Hubschrauberlandeplatz". Ein interessantes Ergebnis der Versuche in Wuhan war, dass die Festigkeit der Ziegelplatten mit der Dicke nicht zunimmt, sondern ab 8 cm wieder abnimmt:
https://weibo.com/2645044133/MBvS5fVw9

In der Ausschreibung der CNSA war eine Druckfestigkeit von mindestens 10 MPa gefordert; bei diesen 3 cm dicken, bei 1050 °C gesinterten Ziegeln aus Regolith-Imitat wurde eine Druckfestigkeit von 60 MPa erreicht:


Bild: CCTV

Bei den geschwungenen Kanten links und rechts handelt es sich um eine sogenannte "topologische Verzahnung", mit der die Festigkeit der gesamten Landefläche erhöht werden kann. Hier eine weitere Form der Verzahnung:


Bild: HUST

Das oben erwähnte "Kernkraftwerk" soll mit einer Mauer von den anderen Komponenten der Station abgeschirmt werden, damit die radioaktive Strahlung der Heizelemente nicht die empfindlichen Messgeräte stört. Hier hat man zur Stabilisierung eine Zapfenverbindung wie bei der - relativ erdbebensicheren - chinesischen Holzständerbauweise im Sinn. Man kann das in obigem Video ab 8:41 sehen. Unsereiner würde das als "Legosteine" bezeichnen :D

Offline Regnart

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Re: Chang'e 6 + 7 + 8 - Chinas unbemannte Mondstation
« Antwort #85 am: 11. Juni 2024, 07:46:07 »
Soeben wurden die ausländischen Nutzlasten für die Mission Chang’e 7 bekanntgegeben:
https://weibo.com/5027345285/Obb0l7aEb

...

Auf dem Orbiter:

- Hyperspektral-Bildgeber zur geologischen Erkundung der Mondoberfläche. Hergestellt von der Ägyptischen Raumfahrtbehörde und der Nationalen Behörde für Weltraumwissenschaften Bahrains.

...

Ägypten und Bahrain haben sich bei der Entwicklung des Bildgebers mit dem Changchuner Institut für Optik, Feinmechanik und Physik zusammengetan. Am 5. Juni wurde der entsprechende Kooperationsvertrag unterzeichnet:
https://mp.weixin.qq.com/s/xwELMD4bxyPq_nVXhMO7Lw

Ayman Ahmed, der Leiter der Abteilung für weltraumbasierte Bildgebung bei der EgSA, hat bei dieser Gelegenheit zum Ausdruck gebracht, dass seine Behörde gerne auch in Zukunft mit China bei der Mond- und Tiefraumerkundung zusammenarbeiten würde. Mit dem Satellitenmontagezentrum am Stadtrand von Kairo hätte man bereits eine entsprechende Einrichtung.

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Offline alepu

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Re: Chang'e 6 + 7 + 8 - Chinas unbemannte Mondstation
« Antwort #86 am: 14. Juni 2024, 11:53:07 »
Zusammenfassender Überblick über die Chang'e 6 Mission bisher mit Bildern der Sonde und Farbfotos des braunen Mondes.


www.youtube.com/watch?v=bgUekHJUPAY