Tiangong (CSS) - Chinas modulare Raumstation

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Re: Tiangong (CSS) - Chinas modulare Raumstation
« Antwort #475 am: 12. Mai 2024, 09:47:26 »
Durch die derzeit verstärkte Sonnenaktivität, also die größere Energiemenge, die in die Atmosphäre gepumpt wird, hat sich die Atmosphäre erwärmt und ausgedehnt, ihre Dichte auf der Orbitalhöhe der Chinesischen Raumstation (derzeit ca. 375 bis 380 km) hat sich erhöht. Durch die verstärkte Reibung ist der Orbit der Station merklich abgesunken. Das ist einer der seltenen Fälle, wo nun zusätzlich zu den fast immer laufenden Ionentriebwerken am Heck des Kernmoduls Tianhe der hinten angedockte Raumfrachter Tianzhou 7 mit seinen Haupttriebwerken zur Aufrechterhaltung der Orbitalhöhe eingesetzt wird:
https://m.weibo.cn/status/OdVviq9BW

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Re: Tiangong (CSS) - Chinas modulare Raumstation
« Antwort #476 am: 15. Mai 2024, 08:20:19 »
Unter der Voraussetzung, dass alle Tests erfoglreich verlaufen, wäre das Xuntian-Teleskop nun am 21. Dezember 2026 startbereit.

"Startbereit" bedeutet nur, dass das Teleskop auf die Rakete montiert ist, nicht den tatsächlichen Starttermin. Im Dezember herrscht in Hainan aber optimales Flugwetter, also dürfte es vor Jahresende 2026 schon noch werden.

http://english.ciomp.cas.cn/News/News_son/202207/W020220721391004697741.jpg
Bild: CIOMP
« Letzte Änderung: 08. Oktober 2024, 08:24:25 von m.hecht »

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Re: Tiangong (CSS) - Chinas modulare Raumstation
« Antwort #477 am: 07. Oktober 2024, 15:49:59 »
Hier ist ein interessanter Artikel von Wang Xiang, dem Kommandanten (eine Art kaufmännischer Direktor) des Raumstation-Systems bei der CMSA zum Thema Weltraumschrott:
http://www.xinhuanet.com/sikepro/20240816/e9d03caccee244ec986d98c0b5c5ba12/c.html

Der Einschlag an einem Solarzellenflügel des Kernmoduls Tianhe im Sommer 2023 hat die Planungen ernsthaft aus der Bahn geworfen. Wang Xiang schreibt, dass es gefährlich und ineffizient ist, Raumfahrer nachträglich Splitterschutzplatten an der Station anbringen zu lassen, wie diesen Sommer die Mannschaft von Shenzhou 18. Man sollte davon abgehen, fertige Plug-and-Play-Module ins All zu bringen (wie bei den ersten drei Modulen der Raumstation), sondern stattdessen die maximale Tragkraft der Changzheng 5B von 25 t so nutzen, dass man weitgehend leere aber robust gepanzerte Module startet, die dann schrittweise mit von Tianzhou-Frachtern nachgelieferter Inneneinrichtung versehen werden.

Damit verdichten sich die Hinweise, dass das für 2027 geplante Erweiterungsmodul vorne sowie links und rechts mit quadratmetergroßen Luken ausgestattet wird, durch die International Standard Payload Racks mit 2,00 × 1,05 × 0,86 m hindurchbewegt werden können. Bisher sind alle Luken in der Raumstation rund und haben einen Durchmesser von 80 cm. Angedacht war das schon länger, nun wird's wohl umgesetzt.

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Offline Schillrich

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Re: Tiangong (CSS) - Chinas modulare Raumstation
« Antwort #478 am: 09. Oktober 2024, 08:41:44 »
Hier ist ein interessanter Artikel von Wang Xiang, dem Kommandanten (eine Art kaufmännischer Direktor) des Raumstation-Systems bei der CMSA zum Thema Weltraumschrott:
http://www.xinhuanet.com/sikepro/20240816/e9d03caccee244ec986d98c0b5c5ba12/c.html

Der Einschlag an einem Solarzellenflügel des Kernmoduls Tianhe im Sommer 2023 hat die Planungen ernsthaft aus der Bahn geworfen. ...

So, wie du das schreibst, sind sie erst "aufgewacht", nachdem es einen Einschlag gab? Das denke ich nicht. Dann wären sie ja bis dahin "blind"/unwissend unterwegs gewesen ... Umgekehrt: es gibt Modelle zur "Debris-Umgebung" im LEO. Wenn man damit eine Analyse fährt, bekommt man eine Statistik, welche Einschläge man zu erwarten hat. Daraus leitet man das passende Design ab ... nicht erst, wenn es einmal einen (erwartbaren) Einschlag gab.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

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Re: Tiangong (CSS) - Chinas modulare Raumstation
« Antwort #479 am: 09. Oktober 2024, 09:42:32 »
Man hat durchaus solche Berechnungen angestellt. In der Tabelle weit unten in diesem Artikel kannst Du sehen, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Durchlöcherung der Station (PP = probability of penetration) innerhalb eines Jahres bei etwa 3 Promille liegt:
https://spj.science.org/doi/full/10.34133/space.0022

Der Treffer war an dem hier oberen Flügel des Kernmoduls:


Bild: CMSA

Die Ingenieure in der Hauptentwicklungsabteilung von CAST haben sich sogar Gedanken darüber gemacht, aus welcher Richtung die Schrottpartikel (links) und Mikrometeoriten (rechts) kommen und inwiefern sich die Module gegenseitig abschirmen:


Bild: CAST

Nichtsdestotrotz muss man die Schilderung von Tang Hongbo in diesem Video ernst nehmen:



Der Kommandant von Shenzhou 17 sagt dort, dass sie eigentlich für andere Dinge trainiert haben und die Reparatur sehr kurzfristig angesetzt war. Noch als die Raumfahrer schon auf dem Kosmodrom Jiuquan in Quarantäne waren, wurde an dem Fräsbohrer zur Isolierung der betroffenen Stelle gearbeitet. Auf seinen Antrag hin haben die Raumfahrer ein Stück Solarzellenfolie mitbekommen, damit sie die Übungen mit dem finalen Exemplar des Werkzeugs im All durchführen können. Dass ein Treffer nur zwei Jahre nach dem Start des Moduls erfolgt, selbst an der in der Grafik oben rot gekennzeichneten Stelle, war absolut überraschend.

Und man muss auch den Grundsatzartikel von Wang Xiang, dem Chef der Raumstation, zur Kenntnis nehmen, der nun für eine Änderung der Designphilosophie eintritt. Das mit der für ISPRs geeigneten großen Frachterluke wird seit 2023 öffentlich diskutiert, dabei ging es aber mehr um die Auswechslung bereits eingebauter Laborschränke. Dass nun leere aber robust gebaute Module ins All gebracht werden sollen, ist völlig neu.

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Re: Tiangong (CSS) - Chinas modulare Raumstation
« Antwort #480 am: 29. Oktober 2024, 10:31:02 »
Bei der Ausschreibung für eine kostengünstige Versorgung der Raumstation haben nun die Innovationsakademie für Mikrosatelliten der Chinesischen Akademie der Wissenschaften mit ihrer Qingzhou-Kapsel (轻舟 bzw. "Leichter") und das Institut für Flugzeugkonstruktion Chengdu der Aviation Industry Corporation of China mit ihrem Haolong-Raumgleiter (昊龙 bzw. "Himmelsdrache", wohl so etwas wie der Dreamchaser) den Auftrag zum Bau von Prototypen für Flugtests im Weltraum erhalten:
https://www.stdaily.com/web/gdxw/2024-10/29/content_249834.html

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Re: Tiangong (CSS) - Chinas modulare Raumstation
« Antwort #481 am: 29. Oktober 2024, 16:50:27 »
Hier graphische Darstellungen des Haolong-Raumgleiters:




Bilder: AVIC

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Re: Tiangong (CSS) - Chinas modulare Raumstation
« Antwort #482 am: 29. Oktober 2024, 20:44:14 »
Wow...schickes Ding! So langsam geht es doch voran mit der Zukunft.

Re: Tiangong (CSS) - Chinas modulare Raumstation
« Antwort #483 am: 30. Oktober 2024, 08:09:21 »
Schick schaut es aus.
Ist der Haolong-Raumgleiter eine Art "Segelflugzeug / Lastengleiter" beim Landen?

Wenn der das Kopplungsmodul am Heck hat ist nicht mehr viel platz für Große Triebwerke.

Edit: Hat ein wenig aussehen von einem "War-Bird" mit seinem gebogenen Tragflächen.

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Re: Tiangong (CSS) - Chinas modulare Raumstation
« Antwort #484 am: 30. Oktober 2024, 09:01:05 »
Das ist in der Tat ein Segelflugzeug. Der Haolong wird - ähnlich wie der Dreamchaser - mit einer Rakete gestartet. Nach dem Entladen der Versorgungsgüter und dem Beladen mit Materialproben etc. steuert der Gleiter mit kleinen Triebwerken in die Atmosphäre und segelt dann sanft herab. Die Herstellerfirma betont die großen Tragflächen und die hohe Gleitzahl:
https://weibo.com/3061210763/ODOV4kjHK

In anderen Worten, der Raumgleiter legt in der Atmosphäre eine lange Strecke zurück und verliert dabei nur ganz allmählich an Höhe. Er soll auf normalen Verkehrsflughäfen landen. Während das Space-Shuttle-Analog der Chinesischen Akademie für Trägerraketentechnologie eine genau um 45° zum Äquator geneigte Landebahn von 5 km Länge benötigt, kann der Haolong während des langen Gleitflugs möglicherweise diverse Flughäfen ansteuern.

Auf der 15. Luft- und Raumfahrtausstellung in Zhuhai vom 12.-17. November soll ein Modell des Raumgleiters gezeigt werden:
https://weibo.com/3061210763/ODP9spIq5

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Re: Tiangong (CSS) - Chinas modulare Raumstation
« Antwort #485 am: 30. Oktober 2024, 16:05:58 »
Hier ist noch ein Bild von der Qingzhou-Kapsel:


Bild: Microsat

Die zusätzliche Schleuse(?) an der Raumstation wurde von der CMSA bisher nicht erwähnt. Die Luken der Kugelschleuse stehen üblicherweise alle offen - möglicherweise soll die neue Schleuse die Sicherheit erhöhen.

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Online alepu

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Re: Tiangong (CSS) - Chinas modulare Raumstation
« Antwort #486 am: 30. Oktober 2024, 18:10:13 »
Ein Bild sagt zwar mehr als viele Worte, aber ein paar Daten zu den beiden neuen Transportern wäre doch schön!
Oder ist da noch nichts weiter bekannt?

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Re: Tiangong (CSS) - Chinas modulare Raumstation
« Antwort #487 am: 30. Oktober 2024, 19:23:51 »
Beiden Transportsystemen gemeinsam ist, dass sie mindestens 1,8 t mit einem Volumen von 7 Kubikmetern zur Raumstation bringen und 2 t abtransportieren können, bei der Qingzhou-Kapsel zum Verglühen in der Atmosphäre, beim Haolong-Gleiter zur Entsorgung bzw. weiteren Untersuchung am Boden. Die Startvorbereitungen auf dem Kosmodrom dauern maximal 30 Tage (soviel wie im Nicht-Notfall bei den Shenzhou-Raumschiffen), die Transporter können im angedockten Zustand 3 Monate im All bleiben. Der der CMSA in Rechnung gestellte Frachtpreis beträgt 120 Millionen Yuan pro Tonne:
https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Raumstation#Versorgung

Welche Rakete für den Haolong-Raumgleiter vorgesehen ist, ist noch nicht bekannt. Für die Qingzhou-Kapsel will die Chinesische Akademie der Wissenschaften ihre in Entwicklung befindliche Lijian-2 verwenden:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=6408.msg564409#msg564409

Was im Internet über "private Transportdienste nach amerikanischem Vorbild" verbreitet wird, ist völliger Unsinn. Die Chinesische Akademie der Wissenschaften ist formaljuristisch ein Ministerium, AVIC ist ein Zentral Verwaltetes Unternehmen. Qingzhou und Haolong sind beides rein staatliche Projekte.

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Online alepu

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Re: Tiangong (CSS) - Chinas modulare Raumstation
« Antwort #488 am: 30. Oktober 2024, 21:17:30 »
Danke @Regnart für die von dir gewohnte schnelle und präzise Antwort.