Auf der ROSKOSMOS-Seite „Рассекреченные материалы“ (freigegebene Materialien) zum 50. Jahrestag der „Luna 16“-Mission (siehe:
www.roscosmos.ru/29219/ gibt es ein interessantes Dokument zur geplanten Fortsetzung des unbemannten Monderkundungsprogramms. Der „Vorschlag für die Verwendung von Objekten des Typs E8 zur Erforschung des Mondes und des mondnahen Raums in den Jahren 1977-1980“ vom 14.11.1975. Die Januar-Ausgabe der „Russ. Kosmos“ (Nr. 23) (siehe:
www.roscosmos.ru/29885/) enthält auch einen Beitrag dazu.
Danach hat Sergej Sergejewitsch Krjukow, der Hauptkonstrukteur der NPO (bis 1974 OKB) Lawotschkin o.g. Programm vorgeschlagen. Damit sollten – nach Luna 24 - weitere wissenschaftliche und technische Erkenntnisse, nun von der Mondrückseite, gesammelt werden. Dies hätte auch raumfahrtechnische Erst-/Prestigeleistungen verbunden. Die Nutzung des erprobten und inzwischen zuverlässigen Sondentyps E8 versprach überschaubare Kosten.
In der zweiten Hälfte des Jahres 1977 sollten modernisierten E8-5M-Sonden landen und Proben zur Erde zurückbringen. Für die erforderliche Kommunikation wären Mondorbiter vom Typ ISL (auf Basis des Typs E8-LS) zuständig gewesen. Weitere Aufgaben dieser Sonden sollten die Fotoerkundung und Gravitationsuntersuchungen sein.
In der nächste Etappe sollte "Lunochod 3" (E8 Nr. 205, auch als Typ E8-EL bezeichnet) auf der Mondrückseite landen. Anspruchsvoll wäre auch hier die Steuerung „Über-den-Horizont“ gewesen.
1979 sollte eine orbitale Mondstation vom Typ E8-LSK eine vollständige Kartierung des Nachtsterns mit der Übertragung hochauflösender Fotografien einzelner Regionen zur Erde durchführen. Die E8-LSK hätte eine große Wiedereintrittseinheit gehabt!
Für dieser Zielstellung wären - unter Berücksichtigung der erforderlichen Dopplung (Reserveeinheiten) - acht modifizierte Sonden des Typs E8 notwendig.
- 2 ISL-Relaissonden, inkl. Nutzung der vorhandenen Mondorbitalsonde E8-LS Nr. 221
- 2 E8-5M-Sonden, inkl. Nutzung von Reservebaugruppen der E8-5M Nr. 413 (Luna-24)
- 2 E8-Sonden mit Lunochod; inkl. Nutzung des vorhandenen E8 Nr. 205
- 2 E8-LSK-Sonden
Für die Erprobung auf der Erde wurden je Sondentyp 5 Testeinheiten benötigt; und für die Mondflüge dann 8 Proton K-Trägerraketen und die gleiche Anzahl von DM-Oberstufen.
Das Programm wurde als in hohem Maße realisierbar eingeschätzt. Das sowjetische Mondprogramm hatte aber aufgrund des verlorenen Wettlaufs zum Mond seine „Motivation“ verloren. Darüber hinaus konzentrierten sich die Spezialisten der NPO Lawotschkin auf ein prestigeträchtigeres und komplexeres Ziel - die Gewinnung von Bodenproben von der Marsoberfläche.