Moin,
Bild: Der *Kernschein* der Molekülwolke *CB 244* im Sternbild Cepheus. Info und Bild: MPIA 2010-09-23
Tief im Inneren von Gas- und Staubwolken, aus denen kein Licht nach außen dringt, beginnt Materie unter der eigenen Schwerkraft zu kollabieren. Jetzt hat eine Gruppe von Astronomen im Inneren solcher Wolken ein neues astronomisches Phänomen nachweisen können: den Umstand, dass Infrarotlicht an größeren Staubteilchen im Wolkeninneren gestreut wird. Dieser *Kernschein* liefert Informationen über die frühesten Phasen der Sternentstehung. Dabei handelt es sich um das die Milchstrasse durchflutendes Infrarotlicht, welches von Staubteilchen im Inneren solcher Molekülwolken gestreut wird. Das gestreute Licht liefert Hinweise auf die Grösse und Dichte der Staubteilchen, das Alter der Wolke, die räumliche Verteilung des Gases, die Entstehung des Rohmaterials für die spätere Bildung von Planeten und chemische Prozesse im Inneren der Wolke.
Die Entdeckung beruht auf Beobachtungen mit dem Weltraumteleskop SPITZER. Bereits im Februar dieses Jahres hatten Wissenschaftler bei Untersuchungen der Molekülwolke *L 183* im Sternbild Serpens Caput unerwartete Mittelinfrarotstrahlung nachgewiesen, die aus den dichtesten Regionen der Wolke zu stammen schien. Im Vergleich mit aufwändigen Simulationen konnten die Astronomen zeigen, dass es sich um die Streustrahlung größerer Staubteilchen (ø ~ 1 µm) handeln musste.
Beide Molekülwolken sind für sichtbares Licht undurchsichtig. Man sieht sie mit herkömmlichen optischen Teleskopen als dunkle Flächen, die dahinterliegende Sterne verdecken. Für Infrarotlicht dagegen sind die Wolken durchsichtig, und zwar umso besser, je länger die Wellenlänge des Infrarotlichts ist. Mit Nahinfrarotlicht (Infrarotlicht kürzester Wellenlänge) können z.B. junge Sterne innerhalb von Molekülwolken nachgewiesen werden. Mit Ferninfrarotlicht (Infrarotlicht längster Wellenlänge) und Submillimeterstrahlung (Wellenlänge noch größer als bei Ferninfrarot) lässt sich die Wärmestrahlung der Wolke nachweisen, was Rückschlüsse auf die physikalischen und chemischen Eigenschaften der Wolke erlaubt.
Jerry