Light Sail 2 von der Planetary Society

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Offline DF2MZ

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Re: Light Sail 2 von der Planetary Society
« Antwort #50 am: 13. Oktober 2019, 19:32:29 »
Entsprechende Simulationssoftware muss nicht entwickelt werden, die gibt es fertig und vermutlich würde die Planetary Society sogar kostenlose Lizenzen bekommen. Natürlich muss das dann jemand machen. In jedem anspruchsvollen Projekt wird heutzutage parallel simuliert und die Hardware entwickelt.
Ein schlechtes Design bleibt ein schlechtes Design gleich ob von einem Verein oder von der NASA. Da leuchtet mir nicht ein dass man vorsichtig sein müsste. Für ein solches Projekt muss man halt alle benötigten Kompetenzen drauf haben, sonst überlässt man es besser den Profis.
Ich bin mir sicher, dass nicht wenige Spender schwer enttäuscht sind. Zum Einen vom Resultat and zum Anderen von der mickrigen Öffentlichkeitsarbeit.

Offline Hugo

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Re: Light Sail 2 von der Planetary Society
« Antwort #51 am: 13. Oktober 2019, 20:13:03 »

Auf der Erde konnte man das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten nicht testen. Dazu hätte man eine Vakuumkammer mit einer Abschirmung gegen das Erdmagnetfeld und der Erzeugung von einem internen gerichteten homogenen Magnetfeld benötigt, in der die Sonde reibungsfrei gelagert wäre. Und das war bei den 7 Mio $ Entwicklungskosten nicht drin.

Übrigens sollte die Primärmission nur einen Monat dauern und es wurde damit gerechnet, dass das Solarsegel durch die Luftreibung nach etwa einem Jahr so stark abgebremst wäre, dass es in die Atmosphäre eintaucht.

Meine Hochachtung an das Team. Man hat alles richtig gemacht. Statt Unsummen an Geld und Zeit für Simulationen und Berechnungen auszugeben, hat man den Satellit gestartet und macht die Tests mit den Livedaten.

Wie gut so etwas funktioniert, sieht man bei SpaceX. Die Landungen der F9 wurden nach der Explosion vom Grasshopper so verbessert. Heute landet die F9 sicher.

Man muss immer beachten: Nichts ist wichtiger, wie praktische Erfahrung.

Daher: Macht weiter.

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Offline Enki

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Re: Light Sail 2 von der Planetary Society
« Antwort #52 am: 14. Oktober 2019, 09:07:03 »
Guten Morgen,

ich als "Softwarebastler" sehe das genauso! :) Früher war ich mal ein Ingenieur.
Harvard-Professor Avi Loeb: „Wissenschaft ist keine Glaubenssache, sondern eine Frage von Beweisen. Vor der Zeit zu entscheiden, was wahrscheinlich ist, begrenzt die Möglichkeiten. Es ist wert, Ideen auszusprechen und später die Daten richten zu lassen.“

Re: Light Sail 2 von der Planetary Society
« Antwort #53 am: 17. Oktober 2019, 04:51:06 »
... Ich bin mir sicher, dass nicht wenige Spender schwer enttäuscht sind. Zum Einen vom Resultat and zum Anderen von der mickrigen Öffentlichkeitsarbeit.

Das Resultat war IMHO letztlich OK. Mit der Ausrichtung hat es zwar nicht optimal geklappt, aber doch gut genug, um das Apogäum über einen Monat hinweg deutlich anzuheben. Somit konnte erfolgreich demonstriert werden, dass per Sonnensegel eine Beeinflussung des Orbits möglich ist. Die Öffentlichkeitsarbeit war, wie ich ja schon weiter oben beklagt habe, in der Tat mies. Was man sich dabei gedacht hat, entzieht sich meiner Vorstellungskraft... Ich werde aber trotzdem Mitglied bleiben.

Re: Light Sail 2 von der Planetary Society
« Antwort #54 am: 17. Oktober 2019, 05:40:29 »
Übrigens, ich habe mir mal die neuesten Orbit-Daten von der Mission-Control-Seite http://www.planetary.org/explore/projects/lightsail-solar-sailing/lightsail-mission-control.html geholt und Apogäum, Perigäum und große Halbachse geplottet:







Beim Apogäum sieht man gut, wie es während eines Monats nach Segelentfaltung um ca. 8 km ansteigt. Das ist trotz aller Probleme ein ordentlicher Erfolg. Ich vermute (man hört ja nix von der Planetary Society...), dass danach die Primärmission beendet wurde, und keine kontrollierte Ausrichtung von LightSail 2 mehr stattfindet. Jedenfalls geht es seitdem rapide abwärts. Warum das Perigäum gleichzeitig ansteigt (und sich der Orbit daher zirkularisiert), weiß ich nicht, tippe aber darauf, dass das 'von selbst' aufgrund diverser Störeinflüsse geschieht, somit keine kontrollierte Beeinflussung des Orbits per Sonnensegel mehr ist.

Dafür spricht auch die Veränderung der großen Halbachse, welche ein Maß für die Orbitalenergie ist. Diese hat zwar auch in dem Monat der Primärmission abgenommen (Verlust durch Restreibung der Atmosphäre war stärker als Gewinn durch das Sonnensegeln), seitdem nimmt sie aber deutlich schneller ab. Das Raumschiff ist daher vermutlich sich selbst überlassen. Demnächst wird sich der Trend beim Perigäum sicherlich umkehren, dann geht es endgültig abwärts.

Offline rok

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Re: Light Sail 2 von der Planetary Society
« Antwort #55 am: 20. Oktober 2019, 18:10:15 »
Tja ragger65, es sieht leider so aus, dass du mit deiner Einschätzung vollkommen recht hast.

Ich habe jedenfalls kein Anzeichen dafür gefunden, dass nach dem Ende der Primärmission noch irgendwelche Aktivitäten zu LightSail erfolgten. Und der letzte Blogbeitrag von Planetary.org ist anscheinend nichts anderes als ein Nachruf:

https://www.planetary.org/blogs/jason-davis/students-on-ls2-team.html

Ob es nun daran liegt, dass sie die Antennenkosten nicht mehr bezahlen konnten oder was auch immer.

Ich schließe jetzt auch P.O. in meine Kritik ein, dass viel gepostet wird, solange ein Projekt läuft. Sobald es nicht mehr funktioniert gibt es keinerlei Informationen mehr, da hüllt man sich komplett in Schweigen.

Dennoch hat das LightSail-Team viele gute und innovative Anstöße gegeben und jede Menge Erfahrungen während der Orbits gesammelt.

Es bleibt also nichts, als dem langsamen Absturz zuzuschauen, RIP LightSail!

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Online Klakow

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Re: Light Sail 2 von der Planetary Society
« Antwort #56 am: 20. Oktober 2019, 20:37:46 »
Ich hoffe dass das Thema weiterentwickelt wird.

Offline rok

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Re: Light Sail 2 von der Planetary Society
« Antwort #57 am: 21. Oktober 2019, 19:51:58 »
Ich hoffe auch, dass der Einsatz von Solarsegeln endlich mal mehr zum Thema wird. Ein limitierender Faktor ist die Luftreibung, die wohl unterhalb von ca. 1.000 km anfängt Probleme zu bereiten. Andererseits brauchen die Magnetspulen ("Magnettorquer"), die für die Lageregelung des Satelliten sorgen, ein ausreichendes Erdmagnetfeld, an dem sie sich "abstützen" können um die Ausrichtung der Sonde zu ermöglichen. Das Segel funktioniert also in einer größeren Entfernung zur Erde immer geringer.

Aber immerhin war LightSail-2 das erste funktionierende Versuchsmodell im Erdorbit und es gibt offensichtlich noch sehr viele Verbesserungsmöglichkeiten was die Hardware und auch die Flugsoftware angeht. Leider gibt es keine absehbar ökonomisch lohnende Anwendung und so wird es wohl erstmal eher ein Nischendasein fristen.

Aber ein Anfang ist gemacht ...



 

Re: Light Sail 2 von der Planetary Society
« Antwort #58 am: 21. Oktober 2019, 21:09:42 »
Nun ja ... böses Munkeln: Vielleicht sind Sonnensegel eine "nette Technologie", werden aber in der tatsächlichen Anwendung einer Mission (immer) von anderen Lösungen dominiert, haben nur einen marginalen oder unklaren Gewinn, sind aber aufwändig in Entwicklung und Qualifikation?

(wie SSTO ... wie Aerospike ... wie ... gut, Sonnensegel waren auf jeden Fall schon mal im All!)
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

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