Die Amöben....

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Speedster2000

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Die Amöben....
« am: 09. April 2018, 21:32:45 »
Hi! Sry, falls das hier der falsche Bereich ist, hab aber nichts wirklich Passendes gefunden. Für "Konzepte und Perspektiven" ist es meiner Meinung nach zu Off-Topic. Also dann...
Kürzlich hab ich gelesen, dass irgendjemand herausgefunden u. nachgewiesen hat, dass unsere Milchstraße wächst - also im Volumen. Was mich eigentlich nicht verwundert hat, find ich eher so logisch dass ich noch nie drüber nachgedacht hab. Und heute lese ich, dass überraschenderweise die Jets von Schwarzen Löchern ganz anders entstehen als bisher vermutet (eventuell). Wenn ich sowas lese - nicht von Normalmenschen, sondern von hochausgebildeten und wahrscheinlich auch hochintelligenten Wissenschaftlern, die dann wohl auch für ihre Forschung hochbezahlt werden, möchte ich immer meinen Kopf auf den Tisch hauen. Klar muss man Grundlagenforschung betreiben. Je mehr wir über alles da draußen wissen, umso weniger (böse) Überraschungen können uns begegnen. Aber ich denke, der ABSOLUTE Hauptaugenmerk für unsere derzeitige Weltraumforschung sollte die Art der Fortbewegung sein (ich schreibe extra nicht "Antrieb")!! Zu meinem Lieblingsbeispiel, den Amöben:
Man stelle sich eine Zivilisation aus Amöben vor, die im Ozean leben, in sagen wir mal 10 aneinanderhängenden Wassertropfen. Und die denselben Intellekt haben wie wir. Die werden feststellen, dass sich alle Tropfen um sie herum 2mal am Tag zur einen Seite und 2mal zur anderen Seite bewegen (Gezeiten!). Sie werden sich fragen warum das so ist. Und forschen...und forschen und forschen und forschen. Und irgendwelche Ergebnisse haben. Keine Ahnung welche das sind, aber dass die Bewegungen Gezeiten sind, die vom Mond kommen werden sie 100% nicht rausfinden können. Sie werden irgendeine plausible, aber falsche Erklärung "erfinden". Irgendwann werden sie evtl Rückstoßantriebe erfinden, natürlich mit Wasser als Antriebsmedium. Wie weit könnte so eine "Rakete" kommen? 2cm? Vielleicht 10cm? Vielleicht sind ihre 10 Tropfen sehr weit oben an der Wasseroberfläche, und die 10cm reichen, um kurz aus dem Wasser heraus an die Luft zu fliegen. Was sie völlig verwirren dürfte! Aber ganz egal, was sie da oben sehen könnten oder auch nicht - sie werden garantiert nie verstehen, dass sie auf einem Planeten sind, auf dem es Menschen, Löwen und Pinguine gibt, um den sich ein Mond dreht, der ihre Gezeiten erzeugt und der sich selbst um die Sonne dreht. Von noch größeren Maßstäben ganz zu schweigen. Ihr Intellekt würde dies alles zulassen - aber sie haben einfach keinen Zugriff auf diese Informationen, weil ihre Welt sie einschränkt.
Tjo, und dann gibt es uns. Wir sind mit vorsintflutlicher Technik auf dem Mond gelandet, nur um da ein wenig rumzuhüpfen, eine Fahne aufzustellen und nen Haufen Stein mit zurückzunehmen und wir können mehr oder weniger gut Sonden auf unseren Nachbarplaneten absetzen. Die Voyager-Sonden haben gerade erstmal das Sonnensystem verlassen! Und trotz dieser erschreckenden Unfähigkeit und Unkenntnis stellen wir die wildesten Theorien über das gesamte Weltall an. Urknall! Gut, ist plausibel - zumindest bis man fragt wo er eigentlich herkam, warum er zu dem Zeitpunkt stattgefunden hat als er stattgefunden hat und nicht 2 Std später, woher er kommt und in was er stattgefunden hat wenn es nichts gab. Dunkle Materie - rechnerisch "bewiesen" - nur sie ist halt nicht da. Muss aber da sein, und was muss, das muss halt. Das sind alles Theorien, die uns der Wahrheit VIELLEICHT einen Milliardstel-Prozent näherbringen - aber wenn wir für jedes Milliardstel-Prozent 2000 Jahre brauchen wollen wirds wohl noch ne Weile dauern, bis wir wirklich verstehen, was da draußen wie und warum passiert. Wir müssten HINFLIEGEN und es ANSEHEN und AUSPROBIEREN. Und dafür brauchen wir einen Antrieb. Und jede Art von Rückstoßantrieb (was der allgegenwärtige Warp ja auch letztlich wäre wenn es ihn gäbe) ist da Schwachsinn. Damit die Amöben ihr Gefährt auf eine Geschwindigkeit bringen, die sie in den Weltraum bringen könnte bräuchten sie so viel Energie, wie sie es sich in ihren kühnsten Träumen nicht ausdenken könnten. Und nochmal genauso viel Energie um wieder abzubremsen, und nochmal genauso viel um wieder zurückzukommen und nochmal so viel um erneut abzubremsen. Das ist utopisch. Man müsste den Ort wechseln ohne den Raum dafür zu durchqueren - sowas wie beamen, nur in realistisch. Und DAFÜR müssen Gelder ausgegeben werden. Zugegebenermaßen Unmengen von Geldern. Aber das ist das Einzige, was uns wirklich weiterbringen würde. Und nicht die 25. Theorie, was da aus einem Schwarzen Loch rauskommen könnte, die sich in 3 Jahren erneut als falsch herausstellen wird und der 26. Theorie platzmachen muss.

So...wollte ich nur mal loswerden :)

Re: Die Amöben....
« Antwort #1 am: 09. April 2018, 23:30:35 »
Ich fürchte das Universum ist kein Automat, wo du Geld rein stecken und Erkenntnis raus kriegen kannst. Vielleicht kann es eine revolutionäre Fortbewegungsweise gar nicht geben. Vielleicht fehlen auch nur noch zu viele kleine Erkenntnisse, um sie am Horizont erkennen zu können. Wir müssen wohl oder übel den harten Weg gehen und uns Schritt für Schritt an den Grenzen unserer Erklärungsmodelle voran tasten. Da wo sich mehr oder weniger kleine Risse auftun. Dort wo Leute konkrete Neugier und vielleicht Ideen haben, die sie motivieren Zeit und Mittel zu investieren. Was dahinter liegt ist nicht tabu, aber eher Stoff für Romane und Kurzgeschichten, als für Tagungsbände.

Offline websquid

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Re: Die Amöben....
« Antwort #2 am: 10. April 2018, 00:15:09 »
Um bei dem gewählten Bild zu bleiben: Es wäre schlecht, nach der 25. falschen Theorie aufzuhören, wenn die 45. Theorie zu dem Thema das gewünschte Ergebnis liefern würde.

Das ist nunmal der Nachteil, wenn man hier eine Revolution anzetteln will - man weiß ja gar nicht, wo sie herkommen könnte.

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Offline Terminus

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Re: Die Amöben....
« Antwort #3 am: 10. April 2018, 00:16:59 »
So...wollte ich nur mal loswerden :)

Danke dafür. Den Vergleich zwischen uns und den Amöben, die nichts vom Mond und den Gezeiten ahnen, fand ich toll, weil er die Dinge schön anschaulich ins rechte Verhältnis setzt :D . Ich denke auch oft, dass diese ganzen tollen kosmologischen Theorien, die wir da eine nach der anderen ausbrüten, zwar sicher sehr interessant und faszinierend sind, aber letztlich doch nur fruchtlose "Hirnwichserei", weil wir viel zu klein sind, um das Universum in seinen großen Zusammenhängen auch nur annähernd wahrzunehmen, geschweige denn zu verstehen. Wir sind gerade mal schlau genug, nachts zum Himmel aufsehen und diese Unzahl von Sternen vor einem schwarzen Hintergrund wahrnehmen und daraus unmittelbar intuitiv verstehen zu können, dass da eine unbegreiflich riesige, kalte, gleichgültige Unendlichkeit ist, die uns förmlich niederdrückt.

Warum nicht viel mehr Anstrengungen unternommen werden, uns im Universum weiter fortzubewegen? Ich glaube, wenn wir als Menschheit eine halbwegs realistische Chance sehen würden, in einem Lebensalter bis zum nächsten Stern zu gelangen, oder wenigstens Signale von unbemannten Sonden zurückzuerhalten, würde genau das passieren. So aber resignieren wir und stecken unsere Energie lieber in lebensnähere Projekte - darunter einige in den ehrenwerten, rührenden, aber letztlich doch vergeblichen Versuch, aus den paar Fitzelchen an verfügbarer Information Rückschlüsse auf das Große Ganze abzuleiten. Schließlich ist dies einfach nur menschlich: Wo wir zuwenig wissen, spekulieren wir eben, das ist auf allen Gebieten so. :)

Re: Die Amöben....
« Antwort #4 am: 10. April 2018, 01:09:56 »
Naja, ich finde den Vergleich nicht so gelungen, wenn man den aktuellen Wissensstand als Grundlage nimmt.
Mit den aktuellen Teleskopen können wir fast bis zum Urknall zurückschauen, also quasi schon fast "alles" überblicken. Überhaupt macht die Erforschung des Weltalls in den letzten Jahren immer wieder riesige Sprünge. Daß wir nicht mal eben zum nächsten Stern fliegen und dessen System untersuchen können ist leider der Relativitätstheorie geschuldet, die aber gut nachgewiesen ist und uns dummerweise diesen riesigen Stein in den Weg legt.
Die Menschheit ist aktuell auf einem guten Weg in Sachen Forschung, zumindest finde ich es beeindruckend, wie hier derzeit die Fortschritte weiterlaufen. Natürlich wünscht man sich ein (viel) höheres Tempo bei größeren Teleskopen und neuen Planetensonden, aber so weit und schlau wie heute waren wir halt noch nie :P

Offline Bermax

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Re: Die Amöben....
« Antwort #5 am: 10. April 2018, 16:48:41 »
Sollten wir (Menschen) tatsächlich eine ganz neue Art des Antriebs (irgendwann) entwickeln, dann basiert dieser sicher auf Erkenntnissen aus der Quantenphysik, Teilchenphysik, Stringtheorie oder einem anderen Bereich der sich aus den genannten ergibt.
Wenn wir nicht erforschen, was die Welt im Innersten zusammenhält, dann werden wir auch nicht lernen wie wir die endeckten Effekte nutzen können.
Meine Favoriten:
  • Zusätzliche (gerollte) Dimensionen in der Stringtheorie
  • Erkenntnisse zum Thema Ruhemasse bezüglich Higgs Feld
  • Besonders Aktuell: die nicht erwartete Masse bei Neutrinos, die anscheinend dem Higgs-Mechanismus widerspricht -> neuer Mechanismus für bestimmte Massen
  • Branen Theorie: Wir existieren auf einer 3Dimensionalen Membrane in einen n-Dimensionalen Bulk (n = unendlich)

Bezüglich dunkler Materie:
Unsere Beobachtung der Bewegungen in unserer Galaxie (und anderen Galaxien) entspricht nicht der von uns gemessenen (abgeschätzten) Masse. Und zwar um ein paar Größenordnungen.
Das heißt, dass da etwas sein muss, dass zwar viel Masse hat, unsichtbar bzw. durchsichtig ist, d.h. nicht elektromagnetisch aktiv, aber auch mit der existierenden Materie nicht interagiert (Außer gravitativ).
Ob das jetzt eine neue Art von Materie, Materie außerhalb unserer Brane oder ein neuer Mechanismus ist, ist nicht klar. Aber vielleicht eröffnet uns genau die Erkenntnis, was dunkle Materie ist,  den Weg zur interstellaren Raumfahrt oder vielleicht auch nicht.
Wenn wir keine Grundlagenforschung betreiben werden wir aber ganz sicher in diesem Sonnensystem sitzen bleiben.
« Letzte Änderung: 10. April 2018, 17:49:34 von Bermax »