Ausstellungen ''55 Jahre bemannter Raumflug'' zum Internationalen Tag der Raumfahrt 12. April 2016
12. April 2016 - 19. April 2016 im "Haus der Russischen Wissenschaft und Kultur" (Berlin)Durch einen Blog-Beitrag auf
der Website von Gerhard Kowalski wurde ich auf eine Gagarin-Ausstellung im "
Russischen Haus Wissenschaft und Kultur" in der berliner Friedrichstraße aufmerksam gemacht. Kowalski schwärmt in dem Beitrag von "einzigartigen Modelle von Raumfahrttechnik" die es dort zu sehen gäbe. Also habe ich die Chance genutzt und heute nach Feierabend einmal dort vorbeigeschaut.
Für Berliner ist der Ausstellungsort durch die zentrale Lage am U-Bahnhof "Französische Str." sehr einfach zu erreichen und für mich als Zugezogenen war es sowieso sehr reizvoll, da ich das Russische Haus selbst auch noch nie von innen gesehen habe. Die Ausstellung wurde anlässlich des 55. Jahrestages von Gagarins Raumflug am 12. April 2016 eröffnet und wird noch bis zum 19. April geöffnet bleiben. Der Eintritt ist frei.
Was ich hingegen vorgefunden habe ist absolut nicht das was ich erwartet habe, daher dachte ich mir, das ich mal einen kleinen Bericht hier reinstelle :-)
Wer die lebhafte und mit Touristen & gestressten Workoholics vollgestopfte Friedrichstr. kennt, hat nach dem Betreten des Russischen Hauses das Gefühl eine völlig andere Welt zu betreten. Das Gebäude hat eine schöne und sehr geräumige Empfangshalle die noch richtigen Ostcharme versprüht. Zudem ist man dort Mittags vollkommen allein und ungestört. Im übrigen kann ich die Kantine dort doch sehr empfehlen. Kulturell mal etwas anderes und okaye Preise.
Die Ausstellung selbst ist in einem eher kleinen Saal untergebracht und besteht zum überwiegenden Teil aus Briefmarken! Wer Briefmarken sammelt, wird dort definitiv auf seine Kosten kommen.. so eine große Anhäufung von Weltraumbezogenen Briefmarken habe ich noch nie gesehen :-)
Hinzu kommt noch eine ansehnliche Sammlung von originalen Zeitungstitelseiten aus der Zeit von Gargarins Erstflug. Darunter nicht nur die üblichen Zeitungen aus der ehemaligen DDR, sondern auch französische, britische und amerikanische sowie natürlich russische Titel. Als kleines Highlight gibt es eine Zeitungsseite mit originaler Unterschrift von Gagarin. Das ist alles sehr spannend aber auch wieder eher für Sammler. Tiefergehende Informationen zur Raumfahrt oder Raumfahrttechnik aus der Zeit Gagarins kriegt man dort leider nicht.
Daneben gibt es noch eine größere Wand von hübschen Kinderzeichnungen über Gagarin :-)
Den Abschluß bilden dann noch 4 Vitrinen die voll mit Souvenirs, Andenken und Raumschiff- bzw. Raketenmodellen sind. Allesamt sehr hübsch und oft aus Metall, aber überhaupt nicht detailliert und auch eher klein. Also eher Modelle von der Art wie man sie früher verdienten Mitarbeitern geschenkt hat, damit sie sich diese auf den Schreibtisch stellen können. Dazu noch jede Menge Andenken von diversen Konstruktionsbüros etc.
Ich habe mich beim Betrachten schon gefragt von welchem verdienten Würdenträger ich denn hier wohl gerade den Nachlass betrachte.
Genau da kam ich mit der wirklich sehr freundlichen Dame ins Gespräch die die Ausstellung beaufsichtigt. Wenn ich sie richtig verstanden habe, ist sie die Tochter von
Victor Mikhailovich Klyucharev (1917 - 1990) der erster Stellvertreter im
NPO Energija war und mit
Sergei Korolev zusammengearbeitet hat. Die Dame weiß wirklich viel zu erzählen. Vor allem wenn man nebenbei auch noch ein paar Brocken russisch versteht und sie nicht nur auf deutsch anspricht. Was ich noch vom Schulunterricht damals behalten habe, reicht allerdings nicht für viel mehr als "Hallo und Tschüss".
Die Weltraumsouvenirs in der Ausstellung stammen aus dem Nachlass von Klyucharev. Dazu gibt es noch eine Anzahl von Fotos, allerdings ohne Technikbezug. Eher so sowjetische Promis die Handshaking mit Gagarin, Jähn und Korolev machen.
Im Flur der Empfangshalle gibt es zudem noch einige Tafeln die einige allgemeine Fakten zur sowjetischen und russischen Raumfahrt darstellen, aber nichts weltbewegendes.
Mein Fazit: wenn man eine didaktisch ausgearbeitete Ausstellung zur Raumfahrtgeschichte oder Raumfahrttechnik erwartet, ist man dort falsch. Wenn man aber hingegen Spaß an Briefmarken hat, ein paar nostalgische Momente in schönem Ambiente verbringen möchte oder sich mit der Tochter von oben genannten Klyucharev unterhalten möchte, kann sich ein Besuch dort lohnen.
Da der Eintritt frei ist, verliert man ja auch nichts. Die Werbung auf der Website von Gerhard Kowalski ist allerdings durchaus irreführend, da Technikfreaks dort definitiv nicht auf ihre Kosten kommen.
Mir hat' s gefallen! :-)
