Kasachstan: Raketenstarts unter Vorbehalt

  • 14 Antworten
  • 4281 Aufrufe

Speedator

  • Gast
Kasachstan: Raketenstarts unter Vorbehalt
« am: 07. September 2007, 14:04:06 »
Kasachstan will sich Recht auf Verbot von Raketenstarts in Baikonur vorbehalten.

Der kasachische Präsident (aktuell Nursultan Nasarbajew) dürfe nicht im unmittelbaren Gefahrenbereich sein, wenn ein Start ansteht. Sollte das doch so sein, müsse der Start hintanstehen. Hintergrund dessen ist der missglückte Start von Proton M vom 5. September. Der Präsident hielt sich 80 km entfernt in Scheskasgan auf.Quelle
« Letzte Änderung: 07. September 2007, 14:04:41 von Speedator »

knt

  • Gast
Re: Kasachstan: Raketenstarts unter Vorbehalt
« Antwort #1 am: 07. September 2007, 21:41:47 »
*lach* Der hat wohl Sorge das ihm eine Rakete auf den Kopf fällt? Wie bezeichnend! Da zeigt sich alter Adel. *spuck* Es gibt wahrlich einige Gründe für "Startverbote", auf die persönliche Sicherheit des "Präsidenten" bin ich dabei aber nicht gekommen.
« Letzte Änderung: 07. September 2007, 21:48:36 von knt »

Re: Kasachstan: Raketenstarts unter Vorbehalt
« Antwort #2 am: 08. September 2007, 00:46:10 »
Was der Nasarbajew veranstalltet fällt unter die Rubrik: "Politik" Macht Zeigen!

Wohnte selber vor 17 Jahren in Kasachstan, seit 1990 ist es dort für die kleine Bürger sehr hart geworden, teilweise kommt kein Heißwasser bei den Leuten im Winter an . (bei -30Grad und mehr), z.b. für die Heizung. Jeder schaut dort, wie er durchkommt. (Was auch für die GUS gillt)

Wenn kein Geld hast, bist du als Bürger ein armer Schlucker dort.

Offline chris

  • *****
  • 708
Re: Kasachstan: Raketenstarts unter Vorbehalt
« Antwort #3 am: 08. September 2007, 22:55:07 »
Also ich weiß nicht. Russland zahlt für die Starts in Baikonur Millionen Dollar an Kasachstan.  Warum meckern die auf einmal rum?
Ein "so armes Land"  ist doch auf jeden Rubel angewiesen...
Aber vielleicht seh' ich das ja auch falsch?

ILBUS

  • Gast
Re: Kasachstan: Raketenstarts unter Vorbehalt
« Antwort #4 am: 17. September 2007, 21:25:33 »
Laut >>Novosti Kosmonavtiki<< verdichtet sich der Verdacht auf ein Deffekt der Pyroschraube. Die hat zu Problemen bei der Trennung der Stuffen geführt, weswegen als die zweite Stuffe gezündet wurde und die Flammen auf noch unter ihr sich befindete erste Stuffe prallten, wurden diese zurückgeshlagen und haben einige Verkabelung verschmort. Daraufhin sind die Steuertriebwerke funktionunfächig wurden.

So der momentanne Stand der Untersuchungen.

In dem Newsticket wird erwähnt, dass diese Art von Pyroschrauben auch in anderen Raketen Verwendung finden, und das schon seid langer Zeit, und wenn sich der Verdacht bestätigen würde, wäre es das erste Mal, dass diese Bauteile zu einer Havarie führten.

Jetzt meine Meineung.  Das letztere tu ich sehr anzweifeln. Ich erinere mich dunkel an einige Fehlstarts in Russland mit Problemen, bei einer Stuffentrennung.

knt

  • Gast
Re: Kasachstan: Raketenstarts unter Vorbehalt
« Antwort #5 am: 17. September 2007, 23:01:01 »
Zitat
Also ich weiß nicht. Russland zahlt für die Starts in Baikonur Millionen Dollar an Kasachstan.  Warum meckern die auf einmal rum?
Abgesehn von dem mehr oder weniger wertvollem Kopf des Präsidenten ist der extrem giftige Treibstoff der Proton meiner Meinung nach schon ein Startverbot bis zur Klärung der Probleme wert.

Weltraumschrott ist zudem auch keine Lappalie. Die russländische Republik Altai hat damit zum Beispiel große Probleme:

Zitat
Nach Angaben des Pressedienstes macht die Gesamtfläche, auf die Fragmente von Trägerraketen niedergefallen sind, ein Viertel des gesamten Territoriums der Republik aus. Auf dieser Fläche sind ungefähr 2000 Tonnen von Metallkonstruktionen von Weltraum-Raketentechnik konzentriert. In dieser Zone liegen über 30 Ortschaften.

Quelle:http://de.rian.ru/russia/20070219/60970394.html

Ich kann mir vorstellen, dass Kasachstan im gleichen Maße davon betroffen ist, aber weniger Probleme damit hat, da das Land einfach größer und wohl auch nicht so dicht besiedelt ist.

Allerdings ist es in Russland eh üblich, einen Raketen-Typ nach einem Fehlstart solange am Boden zu halten bis die Ursache geklärt und beseitigt wurde (siehe auch Fehlstart der Zenit SL).

Darum sind solche Aussagen der Kasachen meiner Meinung nach vorallem politisches Gehabe, das auf die Stimmung der Bevölkerung Kasachstans ausgerichtet ist.

Daran kann ich auch erstmal nichts schlechtes sehen, wer möchte schon auf einem Schrottplatz leben? Roskosmos soll den Dreck den sie anrichten gefälligst wegräumen!

Als armes Land würde ich Kasachstan auch nicht bezeichnen. Zinn, Uran, Blei, Zink, Bauxit, Eisen, Gold, Silber, Phosphor, Mangan, Erdöl, fruchtbares Land - Kasachstan ist reich, die Kasachen sind es die Arm sind - wobei für Europäer ja alles ärmlich ist was nicht mit IPods & Co zugemüllt ist. Bei einem Wirtschaftswachstum von ~9% besteht aber Hoffnung das sich das ändert.
« Letzte Änderung: 17. September 2007, 23:50:51 von knt »

Offline chris

  • *****
  • 708
Re: Kasachstan: Raketenstarts unter Vorbehalt
« Antwort #6 am: 18. September 2007, 00:10:45 »
Also ich würde vorschlagen, dass die Russen einen völlig neuen Kosmodrom auf eigenem Territorium schaffen, um den Streitigkeiten mit solchen "Pseudo-Schwellenländern" wie z.B. Kasachstan zu entgehen.

P.S.:
Nicht jeder hat das Glück und besitzt einen günstigen Startplatz in einer "ehemaligen Kolonie" (wie z.B.  Französisch Guayana).
Für die ESA ist das zweifellos ein Glücksfall der Geschichte.  
Andere Meinungen... ??

knt

  • Gast
Re: Kasachstan: Raketenstarts unter Vorbehalt
« Antwort #7 am: 18. September 2007, 01:23:42 »
Zitat
Also ich würde vorschlagen, dass die Russen einen völlig neuen Kosmodrom auf eigenem Territorium schaffen
Es wäre eine Schande wenn Baikonur jemals aufgegeben würde. Baikonur ist DAS Kosmodrom, eine der Wiegen der Raumfahrt und heute das wichtigste und größte Raumfahrt-Zentrum der Welt.

Sicher wird Russland seine anderen Kosmodrome ausbauen - vorallem im Hinblick auf Millitärische Nutzlasten. Ich kann mir aber nicht vorstellen, und will auch nicht hoffen das Baikonur jemals aufgegeben wird.

Zitat
Nicht jeder hat das Glück und besitzt einen günstigen Startplatz in einer "ehemaligen Kolonie" (wie z.B.  Französisch Guayana).Für die ESA ist das zweifellos ein Glücksfall der Geschichte. Andere Meinungen... ??
Das ist witzig! ;D Das "ehemalig" passt viel besser auf Kasachstan als auf Französisch Guayana, denn Französisch Guayana ist auch heute noch eine Kolonie von Frankreich - Kasachstan dagegen wieder selbstständig.

Es ist schon denkbar, wenn auch unwahrscheinlich, das die ESA einmal in der gleichen Lage sein wird wenn Französisch Guayana seine Unabhänigkeit wiedererlangt. ;D
« Letzte Änderung: 18. September 2007, 01:24:13 von knt »

ILBUS

  • Gast
Re: Kasachstan: Raketenstarts unter Vorbehalt
« Antwort #8 am: 18. September 2007, 03:50:24 »
Ich muss meine Aussage am Ende vorherigen Posts korregieren. Kann sein, dass ich es durcheinander gebracht habe, und es mit den die Zündundproblemen der zweiten Stuffe bei den ubotbasierten Starts verwechselt.
« Letzte Änderung: 18. September 2007, 03:59:40 von ILBUS »

MartinM

  • Gast
Re: Kasachstan: Raketenstarts unter Vorbehalt
« Antwort #9 am: 20. Oktober 2007, 22:54:53 »
Kleine Besserwisserei am Rande: Französisch Guyana ist keine Kolonie, sondern ein Département d'outre mer - d. h. Teil Frankreichs wie z. B. die Bretagne (nur etwas weiter weg). Die Übersee-Departements stellen einen vollständig gleichgestellten Bestandteil der Republik dar. So sind sie, wie die Departements des französischen Mutterlandes, mit Abgeordneten in der Nationalversammlung vertreten.

Übrigens gehört Französisch-Guyana als Teil Frankreichs zur Europäischen Union, dort bezahlt man mit Euros. Da Franz.-Guyana seinen Einwohnern einen für südamerikanische Verhältnisse sehr hohen Lebensstandard bietet, und über eine  bessere Infrastruktur, besseres Bildungswesen, besseres Gesundheitssystem usw. als die Nachbarländer verfügt, dürfte eine Unabhängigkeitsbewegung momentan wenig Chancen haben.

MartinM

H.J.Kemm

  • Gast
Re: Kasachstan: Raketenstarts unter Vorbehalt
« Antwort #10 am: 24. September 2009, 06:47:32 »
Moin,

Kasachstan sieht sich gezwungen, die meisten russischen Anträge auf die Ausweitung der Überfluggebiete bei Raketenstarts vom Weltraumbahnhofs Baikonur abzulehnen.

Somit wird es für Russland schwer, von Baikonur neue Startflugbahnen genehmigt zu bekommen. Kasachstan will in den Kreisen Kostanaj und Aktjubinsk keine abgebrannte Teile der gestarteten Raketen.

Jerry
« Letzte Änderung: 24. September 2009, 11:43:45 von H.J.Kemm »

H.J.Kemm

  • Gast
Re: Kasachstan: Raketenstarts unter Vorbehalt
« Antwort #11 am: 24. September 2009, 11:48:24 »
Moin,

dann sollten sie doch den *Baikal-Booster* weiterentwickeln und einsetzen. >>>

Jerry
« Letzte Änderung: 25. September 2009, 01:54:31 von H.J.Kemm »

Atomino

  • Gast
Re: Kasachstan: Raketenstarts unter Vorbehalt
« Antwort #12 am: 24. September 2009, 16:54:18 »
Hallo

Moin,

dann sollten sie doch den *Baikal-Booster* weiterentwickeln und einsetzen.

Hmm, keine schlechte Idee, ich fand das Ding war der Überflieger schlechthin. Aber war denn geplant, die Angara/Baikal auch von Baikonur aus starten zu lassen? Ich dachte das wäre nur für Plessezk vorgesehen gewesen, kann mich aber irren...

Baikonur sterben zu lassen wäre in der Tat ein unverzeihlicher Frevel, allein der Historie wegen!

H.J.Kemm

  • Gast
Re: Kasachstan: Raketenstarts unter Vorbehalt
« Antwort #13 am: 25. September 2009, 01:57:08 »
Moin,



und jetzt schreibt RIA:

Kasachstan will demnächst mit der Umsetzung eines neuen Großprojekts auf dem Weltraumbahnhof Baikonur beginnen, das Raketenstarts ökologisch unbedenklicher machen soll.

Die Errichtung der neuen Startanlage Baiterek beginne voraussichtlich im kommenden Jahr, teilte der Chef der kasachischen Raumfahrtbehörde, Talgat Mussabajew, am Donnerstag mit.

Das Programm gilt als größtes internationales Raumfahrtprojekt im postsowjetischen Raum. Der Weg dazu war 2004 geebnet worden, als die Staatschefs Russlands und Kasachstans ein Abkommen über weitere Kooperation auf Baikonur unterzeichnet hatten.

Demnach soll ein neues Start- und Wartungskomplex auf dem von Russland gepachteten Weltraumbahnhof entstehen. Er ist insbesondere für Starts neuer schwerer Trägerraketen des Typs Angara geeignet, die zurzeit in Russland entwickelt werden.


Das Programm soll unter anderem helfen, die Zahl der Raketenstarts mit altem toxischem Treibstoff zu reduzieren. Somit wird der ganze Betrieb auf Baikonur weniger die Umwelt belasten.

Jerry

Atomino

  • Gast
Re: Kasachstan: Raketenstarts unter Vorbehalt
« Antwort #14 am: 25. September 2009, 14:10:41 »
Aaaa - ha !!!

...
Demnach soll ein neues Start- und Wartungskomplex auf dem von Russland gepachteten Weltraumbahnhof entstehen. Er ist insbesondere für Starts neuer schwerer Trägerraketen des Typs Angara geeignet, die zurzeit in Russland entwickelt werden.

...

Dann erhöht die Situation dort natürlich den Druck auf die Entscheider, was die Entwicklung / den Einsatz der Angara-Flotte angeht. Die Dinger sollten ja längst im Einsatz sein...

Gibt es eigentlich schon einen "Termin" für das offizielle Ende der Proton-Träger? So wie beim Shuttle? Welche Träger wären sonst noch von der Ausmusterung betroffen?

Grüße aus Sachsen!