Dürfen Astronauten Weltraumflüge für religiöse Zwecke benutzen?

Hier ganz aktuell ein Artikel, ob Astronauten Shuttle bzw. Weltraumflüge allgemein für religiöse Zwecke benutzen dürfen auf den ich gerade gestoßen bin:
http://www.opposingviews.com/articles/opinion-should-nasa-flights-be-used-for-religious-proselytizing-r-1251752404

Konkret geht es um den NASA Astronauten Patrick G. Forrester an Bord von STS 128, der offenbar ein Stück eines Flugzeugs mitgebracht hat, dass christliche Missionare 1956 nach Ecuador gebracht hat. Diese Missionare wurden kurz nach der Ankunft von den Einheimischen umgebracht. Mehr Information dazu hier.

Hier die Mitteilung von "Mission Aviation Fellowship" (MAF):
http://www.maf.org/news/news2/mission-aviation-history-to-hitch-a-ride-on-the-space-shuttle#OlyiHUkQ4gTkUwL5p2p10g

Die Missionare werden im übrigen als "Märtyrer" in dem Artikel bezeichnet. Das Stück des Flugzeugs soll dann im MAF Hauptquartier ausgestellt werden und Forrester unterschreibt ein Zertifikat, dass es auch wirklich im All gewesen sind. Forrester möchte mit diesem Schritt...

“Bringing attention to and renewing interest in missions would be a great result of this experience,” said Forrester, who was born in El Paso, Texas, the year after the martyrdoms. “My deepest intent is to honor Nate Saint, the Saint family and all missionaries around the world.”

.. das Interesse an Missionierungen erhöhen.

Es gab 1968 ja schon einen Vorfall mit dem Verlesen der christlichen Schöpfungsgeschichte. Dabei gibt es in den USA doch eine Trennung von Staat und Religion. Was meint ihr dazu? Ist sowas zulässig?

Ich persönlich finde es töricht, wenn der Staat Religionswerbung für bestimmte Glaubensrichtungen unterstützt (und wenn es nur die Zurverfügungstellung von Ressourcen während einer staatlich finanzierten Shuttle-Mission einer staatlichen Behörde ist). Ich bin für eine rigorose Trennung von Kirche und Staat. Diesbezüglich sind nicht nur die Vereinigten Staaten keinesfalls ein Vorreiter, auch die Bundesrepublik Deutschand ist es nicht.

Gruß   Thomas

P.S.: Ich hätte im Prinzip nichts dagegen, wenn eine Religionsgemeinschaft von einem privaten Anbieter etwas, warum auch immer, in den Weltraum transportieren lassen würde. U.a. im Hinblick auf die Folgen für unsere Umwelt befürworte ich aber den Transport "religiöser Artefakte" in den Weltraum nicht. -- Hat die Welt nicht schwerwiegendere Probleme zu lösen?

Das gibt sicher Ärger.
Da gab’s auch mal ein Problem mit einem saudischen Prinzen (Weltraum Touri), der vom Shuttle aus den Beginn (oder Ende?) des Ramadan feststellen wollte.

Gruß,
KSC

Das muss doch vorher genehmigt worden sein, oder kann man einfach so im Persönlichen etwas "mitschmuggeln"?

Nein. Mitschmuggeln geht seit der Apollo 15 Briefmarken Affäre nicht mehr.
Möglichweise haben sie an einem Teil eines historischen Flugzeugs nichts problematisches gesehen und nicht weiter recherchiert.

Gruß,
KSC

@tobi453: DAS ist gruselig. (gru-selig?)
Ob es zulässig ist oder nicht: es ist moralisch falsch. Religion sollte doch bitte in den Köpfen der Leute verbleiben,die daran glauben möchten. Aber bitte außerhalb der Raumfahrt.
Sicher sind dem ein oder anderen schon mal gewisse Ikonen bzw ein Kreuz im ISS-Modul Swesda aufgefallen. Das ist soweit schon in Ordnung,aber weiter sollte es wirklich nicht gehen. Schließlich ist das ein Teil russischer Kultur,und die darf ja gerne mitfliegen (sollte sie auch!!).
Aber Missionieren aus dem Weltall ? Nein danke. Am Ende kommt so ein Metallteil in einen "Schrein",damit dann sehr schräge Menschen ein Stück Flugzeug anbeten können,wie eine neue Reliquie. Pfui Teufel.

schaudernd,HAL,der trotzdem jedem die Freiheit zugesteht zu glauben,was er will

Und schon geht es los. Die amerikanische Atheisten werfen der NASA vor die Trennung von Kirche und Staat zu missachten:
http://www.losangeleschronicle.com/articles/view/116973

Am Ende kommt so ein Metallteil in einen "Schrein",damit dann sehr schräge Menschen ein Stück Flugzeug anbeten können,wie eine neue Reliquie.

Hehe, jetzt wo ich das lese, erinnert mich das an den Raumcon Treff 2008. Da hatte jemand ein Stück Plastik oder Metall (genau weiß ich das nicht mehr) mitgebracht, dass schonmal im All war (von Spacelab glaub ich). Kaum haben wir davon erfahren, reißen wir uns darum das Teil einmal in die Hand zu nehmen, als hätte es etwas "heiliges".

Aber das nur als eine kleine Anekdote am Rande.

Forresters Astronautenkarriere dürfte damit beendet sein.
Er wird‘s verschmerzen können, er ist 52 und hat sowieso kaum Aussicht auf einen weiteren Shuttle Flug.

Gruß,
KSC

Moin Tobi,

erinnert mich das an den Raumcon Treff 2007. Zwinkernd Da hatte jemand ein Stück Plastik oder Metall (genau weiß ich das nicht mehr) mitgebracht, dass schonmal im All war

das war auf dem *RaumCon-Treff 2008* in Hannover >>>

 Darunter befand sich auch ein Teil eines Satelliten, der nach elfmonatigem Einsatz im All zur Erde zurückgebracht worden war.

Jerry

Ups, falsches Jahr, kann ja mal vorkommen.

Moin Tobi,

erinnert mich das an den Raumcon Treff 2007. Zwinkernd Da hatte jemand ein Stück Plastik oder Metall (genau weiß ich das nicht mehr) mitgebracht, dass schonmal im All war

das war auf dem *RaumCon-Treff 2008* in Hannover >>>

 Darunter befand sich auch ein Teil eines Satelliten, der nach elfmonatigem Einsatz im All zur Erde zurückgebracht worden war.

Jerry 

.... und ob man es glaubt oder nicht ein solches Material fühlt sich schon ganz interessant, ja fast besonders an - obwohl ich solche Dinge eher nüchtern betrachte....... - dieses unbeschreibliche Gefühl hätte ich nicht erwartet...

Also die Lesung aus dem Buch Genesis zu Weihnachten 1968 als "Vorfall" zu bezeichnen ist schon ein starkes Stück!

Was wäre in diesem Moment denn angemessen gewesen? Für mich war das einer der schönsten Momente des Apollo-Programms.

Auch die USA, wo Staat und Kirche getrennt sind, sind nunmal ein Land mit einer vorwiegend christlichen Bevölkerung, und das noch viel mehr als z.B. Staaten wie Deutschland. In den Sechzigern war so etwas sowieso überhaupt noch kein Thema. Ganz im Gegenteil, religiöse Bezüge waren etwas völlig Alltägliches. Der Präsident sagt ja auch "So help me God" in seinem Amtseid.

Und wenn Astronauten ein Kreuz, eine Reliquie oder sonstwas mit in den Weltraum nehmen möchten, dann sollen sie das doch tun. Man kann aus jeder Mücke einen Elefanten machen.

Mitnehmen darf er das schon. Aber seine Absicht dahinter (s. obiges Zitat seiner Worte) ist wohl eher das Problem. Er macht es eben nicht "nur für sich", sondern quasi in missionarischem Auftrag. Und dafür möchte/darf die NASA nicht das Vehikel sein.

Das DLR bei uns missioniert auch nicht.

Hallo und willkommen zurück im Forum Basileios  

Ich sehe das so wie Schillrich.
Ich gebe dir aber absolut recht, dass ein Astronaut nicht auf seinen Glauben und seine Überzeugungen verzichten muss, nur weil er auf Staatskosten in den Weltraum fliegt.
Ich fand die Art wie das Buzz Aldrin gemacht hat sehr angemessen.
Zweieinhalb Stunden nach der ersten Landung auf dem Mond hat er sich per funk so gemeldet:
„Hier spricht der LM Pilot. Ich möchte diese Gelegenheit wahrnehmen und bitte jeden der zuhört, wer immer er ist und wo immer er sein mögen, für einen Moment inne zu halten, sich die Ereignisse der vergangenen Stunden vor Augen zu halten und in seiner oder ihrer eigenen Weise dank zu sagen.“
Aldrin hat dann in der Mondfähre Kommunion gefeiert.
Ohne seinen eigen persönlichen Glauben nach außen zu tragen hat er damit auch die spirituelle Seite der bemannten Raumfahrt, die da durchaus ihren Platz hat,  angesprochen.

Gruß,
KSC