Meuterei an der Uni Hamburg

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tobi453

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Meuterei an der Uni Hamburg
« am: 11. Juni 2009, 21:52:07 »
Ich habe gerade auf Spiegel Online gelesen, dass Professoren und Studierende mit der Uni Präsidentin Monika Auweter Kurtz an der Uni Hamburg äußerst unzufrieden sind. Auweter Kurtz war vorher Professorin an der Universität Stuttgart und hat dort z.B. erfolgreich an Lichtbogentriebwerken geforscht, wie sie zum Beispiel auf bemannten Flügen zum Mars eingesetzt werden könnten. Sie kam auch schon in diversen Fernsehsendungen zu Wort. Die Professoren beklagen ihren autoritären Führungsstil und Studenten werfen ihr Arbeit für die Rüstungsindustrie und die Befürwortung von Studiengebühren vor.

Mehr dazu hier:
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,629936,00.html

Ich frage mich sowieso was an einem Job als Unipräsidentin interessanter ist als Forschung für die Raumfahrt....  ;)
« Letzte Änderung: 11. Juni 2009, 22:48:24 von tobi453 »

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Offline redmoon

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Re: Meuterei an der Uni Hamburg
« Antwort #1 am: 11. Juni 2009, 23:26:09 »
Hallo,

Frau Auwerter-Kurtz ist an der Uni Hamburg allerdings wirklich nicht "sehr beliebt". Ich kenne einigen Studierende und Mitarbeiter der Universität Hamburg persönlich und deren Meinungen sind durchweg negativ. Frau Auwerter-Kurtz scheint einen extrem autoritären Führungsstil durchsetzten zu wollen.

http://archiv.mopo.de/archiv/2009/20090611/hamburg/politik/kritik_an_uni_praesidentin.html 
http://archiv.mopo.de/archiv/2009/20090611/hamburg/politik/raketen_moni_unter_beschuss.html 

Ich kenne die Leute nicht, welche die Kommentare zu den beiden Artikeln geschrieben haben. Aber aufgrund der Vielfalt der in die selben Kerbe geschriebenen Meinungen gehe ich jetzt einmal davon aus, dass diese Kommentare zutreffend sind.
Frau Auwerter-Kurtz ist bestimmt eine hervorragende Wissenschaftlerin, deren Arbeiten, speziell in Bezug auf die elektrischen Raumfahrtantriebe, wahrscheinlich bahnbrechend sind. Aber es ist eine Sache, ein spezielles Themengebiet in Theorie und Praxis "in der Hand zu haben" und eine zweite Sache, eine komplexe Institution wie eine Universität themenübergreifend zu führen. Wenn bei dieser Führungsarbeit dann auch noch ein autoritärer Führungsstil dazukommt, dann kann das eigentlich nur "nach hinten losgehen"...Und das, wohlgemerkt, für beide Seiten.

Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko
Nicht ewig bleibt die Menschheit auf der Erde - Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski

Re: Meuterei an der Uni Hamburg
« Antwort #2 am: 12. Juni 2009, 22:04:50 »
@tobi453, @redmoon,

ist Hochschulpolitik neuerdings das Anliegen von Raumcon?  ::)

Ob Frau Monika Auweter Kurtz für oder gegen Studiengebühren ist, sollte hier im Forum keine Rolle spielen.  >:(

Und, Entschuldigung, das Märchen, dass man Raumfahrt ohne den Staat machen kann, sollten wir uns nicht erst erzählen.   8)

Ich wäre dankbar, wenn die Diskurssion in einem geeigneten Forum fortgesetzt wird.  :-X
"Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen."
Immanuel Kant

klausd

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Re: Meuterei an der Uni Hamburg
« Antwort #3 am: 13. Juni 2009, 01:41:51 »
erfolgreich an Lichtbogentriebwerken geforscht, wie sie zum Beispiel auf bemannten Flügen zum Mars eingesetzt werden könnten.

Aber daran wird doch weiter geforscht oder?

tobi453

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Re: Meuterei an der Uni Hamburg
« Antwort #4 am: 13. Juni 2009, 12:03:56 »
@Ingo: Es ging nur darum, dass Auweter-Kurtz sicher eine der bekanntesten Forscherinnen in Deutschland im Raumfahrtbereich ist und dass der Wechsel nach Hamburg offensichtlich ein Fehler war.

Zitat
Und, Entschuldigung, das Märchen, dass man Raumfahrt ohne den Staat machen kann, sollten wir uns nicht erst erzählen.    8)
Was hat das mit diesem Thread hier zu tun. ??? 

Abgesehen davon, wurde das Märchen schon 2004 durch SpaceShipOne bewiesen, siehe hier:SpaceShipOne

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Offline Nitro

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Re: Meuterei an der Uni Hamburg
« Antwort #5 am: 13. Juni 2009, 12:05:51 »
Und das bezieht sich nur auf bemannte Raumfahrt. Kommerzielle Raumfahrt ohne staatliche beteiligung ist doch schon lange gang und gebe.
Bevor man einen Beitrag letztendlich abschickt sollte man ihn sich noch ein letztes Mal durchlesen und sich dabei überlegen ob man ihn genau in diesem Wortlaut auch Abends seinem Partner und/oder Kindern ohne Bedenken vorlesen würde.

Crest

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Re: Meuterei an der Uni Hamburg
« Antwort #6 am: 15. Juni 2009, 17:02:00 »
Beispiele?

Mir fällt im Augenblick keine einzige Firma ein, die kommerzielle Raumfahrt betreibt, und die
a) ihre Raketen komplett mit nicht-staatlichen Mitteln entwickelt hat.
b) ohne Aufträge von Regierungsagenturen oder garantierten staatlichen Startbuchungen zur Subventionierung auskommt.

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Offline Nitro

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Re: Meuterei an der Uni Hamburg
« Antwort #7 am: 15. Juni 2009, 17:11:05 »
Ich bezog meinen Kommentar unter anderem auf Satellitenbetreiber, denn das ist auch Raumfahrt. Ich denke da an Firmen wie Iridium, Globalstar oder OrbComm. Auf der anderen Seite haben wir noch raumfahrtindustrielle Firmen wie Rockwell, MT Aerospace oder OHB. Alles Raumfahrt.

Aber klar, auf Launch Provider Seite sieht das natuerlich anders aus. Es waere an dieser Stelle interessant zu wissen, wie sich SpaceX ohne NASA COTS geschlagen haette. Das waere dann ein Beispiel.

Mir wuerde noch Sealaunch einfallen, aber auch die nutzen Raketen, welche in der Vergangenheit vom staatlichen russischen Raumfahrtprogramm entwickelt wurden.
Bevor man einen Beitrag letztendlich abschickt sollte man ihn sich noch ein letztes Mal durchlesen und sich dabei überlegen ob man ihn genau in diesem Wortlaut auch Abends seinem Partner und/oder Kindern ohne Bedenken vorlesen würde.

Crest

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Re: Meuterei an der Uni Hamburg
« Antwort #8 am: 15. Juni 2009, 17:13:11 »
Du hast völlig recht. Ich hatte den Begriff 'Raumfahrtindustrie' zu eng gefast, und mich nur auf Raketenhersteller und Launch Provider bezogen.

René

tobi453

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Re: Meuterei an der Uni Hamburg
« Antwort #9 am: 15. Juni 2009, 17:15:43 »
Beispiele?

Mir fällt im Augenblick keine einzige Firma ein, die kommerzielle Raumfahrt betreibt, und die
a) ihre Raketen komplett mit nicht-staatlichen Mitteln entwickelt hat.
b) ohne Aufträge von Regierungsagenturen oder garantierten staatlichen Startbuchungen zur Subventionierung auskommt.

SpaceShipOne erfüllte beide Kriterien. SpaceShipTwo wird ebenfalls beide Kriterien erfüllen. Ja jetzt kommt wieder das Argument: ist ja nur suborbital. Aber im Angesicht des europäischen Beiträgs zum bemannten Raumtransports (welcher nicht existent ist) ist, ist das doch schon ganz ansehnlich. Nur NASA, Roskomos und CNSA haben bisher mehr geschafft.

Crest

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Re: Meuterei an der Uni Hamburg
« Antwort #10 am: 15. Juni 2009, 17:19:57 »
Nein, das Argument kommt nicht. :-) Für mich ist das auch Raumfahrt. Man zählt ja auch den ersten suborbitalen Hopser der Amerikaner zur Raumfahrt dazu.

Ich hatte Virgin Galactic nur deshalb nicht aufgeführt, weil sich Nitros erster Post speziell auf unbemannte Raumfahrt bezog, und diese Firma bereits genannt war.

tobi453

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Re: Meuterei an der Uni Hamburg
« Antwort #11 am: 15. Juni 2009, 17:47:24 »
Achso, alles klar. ;) Wie schön, dass ich nicht der einzige hier bin, der suborbitale Raumfahrt auch als Raumfahrt ansieht. ;)

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Offline tul

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Re: Meuterei an der Uni Hamburg
« Antwort #12 am: 15. Juni 2009, 19:28:07 »
Wobei SpaceX nicht nur durch COTS gefördert wird. SpaceX hat vom Staat mit FalconSat-2, PreSat etc. Startaufträge zu einem Zeitpunkt bekommen, wo es streng genommen noch keinen Sinn machte. Ich meine bevor SpaceX nicht einen erfolgreichen Start verbuchte, war das Risiko extrem hoch.

Das Beispiel Iridium ist kritisch. Die Firma ging 1999 in Konkurs.  Der Wert der Hardware sank innerhalb von 9 Monaten von 6 Mrd. US-Dollar auf 25 Millionen. Am Leben gehalten wird die Firma vor allem vom US Militär. Den anderen Firmen erging es genauso.  Wenn man überlegt wieviel Cash investiert worden ist, und wie wenig dabei rauskommt, so  muss man hier von einem Scheitern sprechen.

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Offline pikarl

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Re: Meuterei an der Uni Hamburg
« Antwort #13 am: 26. Juni 2009, 21:26:51 »
Die taz schreibt Raketen-Moni kurz vor Abschuss. Mittlerweile findet die ganze Uniführung ihren Führungsstil nicht mehr so toll. Es ist wohl alles zu spät:

Zitat
Auweter-Kurtz lud die 120 Professoren zu einem Gespräch ein und schaltete einen Psychologen als Moderator ein, der Kleingruppengespräche ansetzte. "Dadurch kriegt die Sache einen falschen Zungenschlag", sagt Professor Bruno Reudenbach, der zusammen mit den Hochschullehrern Michael Friedrich und Hans-Werner Goetz die Unterschriftensammlung für die Abwahl initiierte. "Es geht hier nicht um Kommunikationsprobleme, die man mit Psychomechanismen beruhigen kann."