Hi chris,
Die ZENIT war ja ursprünglich (Booster des ENERGIJA-Trägers) als wiederverwendbare Komponente geplant.
Gibt es eigentlich diesbezüglich heute noch Überlegungen?
Eine Bergung der Raketenstufe im Meer wäre doch (ähnlich wie bei den
Shuttleboostern) theoretisch möglich und vielleicht auch sinnvoll.
Jo, es war vorgesehen, die Zenit-Boosters später einmal zu bergen. Dazu gab es bei beiden Flügen der ENERGIJA bereits die Fallschirm-Container auf den Boostern (je 2 Stück, oben und unten). Es waren aber keine Fallschirme an Bord.
Die Booster sollten dann horizontal auf festem Boden landen, wo man sie leicht hätte bergen können.
Jetzt zu ZENITH-Trägerrakete: theoretisch wäre natürlich auch eine Bergung aus dem Meer möglich. Man wird dies aber aus den beiden folgenden Gründen nicht machen:
1) die Anbringung des Fallschirmsystems würde zu Lasten der transportierbaren Satellitenmasse gehen. Würde das Fallschirmsystem etwa 200 kg wiegen, könnte die ZENITH (nach meiner überschlägigen Kalkulation) etwa eine halbe Tonne weniger Nutzlast transportieren.
2) die Bergung der Stufe, vor allem aber die anschließenden, intensiven Reinigungen, Überprüfungen und Tests wären SEHR teuer. Salzwasser ist aggressiv, man müßte von vornherein alle elektrischen Systeme verkapseln, die Kabel schützen, und und und.
Selbst wenn alle Komponenten heil bleiben, kostet das alles sehr viele Arbeitsstunden. Und die sind nun mal teuer.
Daher ist es tatsächlich billiger, die Stufe neu zu bauen, als sie zu bergen und zu refurbishen. Klingt vielleicht komisch, ist aber so.
Es war ja auch mal geplant, die im Vergleich zu einer Flüssigkeitsrakete simplen Feststoffbooster der ARIANE-5 wieder zu verwenden. Man hat auch einige Booster geborgen und inspiziert, die Idee dann aber schnell fallengelassen. Grund: siehe oben.
Warum man es beim Shuttle gemacht hat und immer noch macht, ist mir immer ein Rätsel geblieben. Vielleicht nur deshalb, weil die NASA kein kommerzielles Untenehmen ist, wo es auf die Kosten ankommt. :-/