So, ich halte den Schmöker mittlerweile in Händen und kann eines sagen:
Die Abbildungen und Grafiken sind noch umwerfender als ursprünglich angenommen. Das spottet jeder Beschreibung. Ich bin hin und weg......
Eine Sache muss man Anatoly Zak außerdem lassen: Er nimmt kein Blatt vor den Mund und kommentiert nüchtern und sachlich auch die Probleme in der Post-Sowjet-Ära, bzw. sagt auch mal, wenn er ein amerikanisches Pendant zu einer Entwicklung für besser geeignet hält. Auch die personellen Hintergründe hinter Entscheidungen werden oft beschrieben. Letztlich ist man ob der Vielfalt sowjetischer/russischer Projekte und Entwicklungen einfach vollkommen überwältigt, auch wenn man dachte schon viel gesehen zu haben.
Sehr interessant wird der Werdegang der ISS über die US-Wurzeln hin zur Kooperation mit Russland erzählt (Stichwort MIR-2). Auch über nie verwirklichte sowjetische Stationspläne wie die MKBS und darüber wie der russische ISS-Teil zusammengestrichen wurde bzw. welche Teile redesignt wurden, wird berichtet. Die ersten 73 Seiten dürften bereits selbst Hardcore-ISS-Fans begeistern. Die folgenden Seiten widmen sich sehr ausführlich den Klipper-Plänen, um danach zu PTK-NP zu gelangen.
Ich höre an dieser Stelle jedoch damit auf, den Faden durch das Buch zu beschreiben, denn es wird so ziemlich alles beschrieben was das Herz begehrt. Das Kosmodrom Wostotschny, die Angara-Familie, RUS-M, Energia-K, Sojus-2-3v, das auf Wiederverwendbarkeit abzielende MRKS-Projekt, unzählige Weltraumschlepperkonzepte und viele, viele Konzepte von denen ich noch nie etwas gehört habe, usw, usw......alles traumhaft bebildert. Da nicht selten die amerikanischen Unternehmungen als Anreiz für die eigenen Projekte dienten, werden auch diese stets erwähnt. Auch hier wurde ich letztlich überrascht, da ich noch nie von Orbitals Prometheus-Raumflugzeug gehört hatte.
Die Seiten 185-316 befassen sich schließlich mit der Zukunft (Mond, Mars)....beleuchten aber insbesondere auch, wie man sich das alles in den 70ern, 80ern und 90ern (in eigenen Abschnitten) so alles vorgestellt hatte. Auch das Thema Nukleartechnik kommt dabei nicht zu kurz.
Bis ich das alles gelesen und verdaut habe, wird wohl einiges an Zeit vergehen, aber ich bin schon jetzt der felsenfesten Überzeugung, dass es sich hier um ein Buch handelt, dass nicht nur ein Fan der russischen Raumfahrt in Händen halten sollte, sondern jeder (!) Raumfahrtfan....
....schon wegen der Illustrationen.
Das Buch legt einen eindeutigen Schwerpunkt auf die bemannte Raumfahrt. Berichte über interplanetare Sonden sucht man eigentlich vergeblich, was dem Buch jedoch absolut nicht schadet. Allzu viele technische Details sollte man außerdem nicht erwarten. Zwar sind unheimlich viele Daten zu geplanten und durchgeführten Projekten zu finden, aber der schiere Themenumfang verbietet ein allzutiefes Eintauchen in die Materie.
Fazit: Ein Raumfahrtbuch wie ich es bisher noch nicht in Händen gehalten habe. Einfach selbst ein Bild davon machen und unter Umständen Feedback geben, falls ich übertrieben habe.