Um das Ganze etwas näher auszuführen, der nun ins Auge gefasste Primärlandeort heißt
Shackleton-de-Gerlache-Kamm, er liegt bei 89,7° südlicher Breite und 196,7° östlicher Länge. Es sind die drei dicht nebeneinander liegenden gelben Punkte auf dem 150. Grad
westlicher Länge links unterhalb des Südpols hier:
Bild: Dan Moriarty
Auf diesem Bild kann man die relative Höhe sehen. 极点 ist der Südpol, der Landeort ist der Bergkamm, der nach links unten weggeht.
Bild:
CASTAm Südpol selbst steht die Sonne selbst im Polarsommer maximal 1,54° über dem Horizont, auf dem Shackleton-de-Gerlache-Kamm teilweise fast 3°:
Bild: CAST
Wie auf der Grafik zu sehen ist, beginnt der Polarsommer dort etwa am 1. November. Das ist der angestrebte Landezeitpunkt. Durch den flachen Einstrahlwinkel der Sonne werfen 1 m hohe Erhebungen, Felsbrocken etc. abhängig von der Tageszeit einen Schatten von mehreren Metern bis zu mehreren dutzend Metern Länge. Da die Sonne den Landeort in Polnähe innerhalb eines
siderischen Monats (27,3 Tage) einmal um 360° umkreist, wandern diese Schatten relativ schnell. Der Rover und die kleine Flugsonde müssen daher ständig und vorausschauend dem Licht hinterherjagen. Beide besitzen zur Stromversorgung nur Solarmodule und können, wenn sie von einem Schatten eingeholt werden, nur in den Schlafmodus übergehen und warten, bis der Schatten weitergewandert ist.
Da das Gelände sehr uneben ist (die durchschnittliche Neigung beträgt 9,9°) und außerdem mit Felsbrocken übersät ist, kann insbesondere der Rover nicht einfach in gerader Richtung davonfahren. Sorgfältige Routenplanung ist nötig - Rover und Flugsonde müssen zu ganz bestimmten Zeiten an ganz bestimmten Orten sein. Daher wird der Landeort vor der Landung vom Orbiter zwei Monate lang mit einer hochauflösenden Kamera genauestens dokumentiert. Zur Einordnung: der zivile Erdbeobachtungssatellit
Gaofen 11 besitzt - aus einer Höhe von 500 km quer durch die Atmosphäre fotografierend - eine Auflösung von 10 cm. Die zwei Monate sind nötig, weil sich die Besonnungssituation ständig ändert und daher dieselben Stellen immer wieder, aber zu verschiedenen Tageszeiten fotografiert werden müssen.
Bei einer angestrebten Landung am 1. November ergibt das einen Start Mitte August 2026. Der Orbiter trennt sich gleich nach dem Einschwenken in den Mondorbit vom Lander mit Rover und Flugsonde, die zunächst weiterhin den Mond umkreisen, während der Orbiter seinen Dokumentationspflichten nachgeht. Erst wenn man die finale Landestelle, die mit einer Präzision von unter 100 m (wie bei SLIM) angeflogen werden muss, endgültig bestimmt hat, findet die Landung und das Aussetzen des Rovers, später auch der Flugsonde statt. Während Rover und Flugsonde auf dem Mond unterwegs sind, werden sie ständig vom Orbiter fotografiert und ihre Position über vorher dokumentierte besondere Steinen etc. exakt bestimmt. Rover und Flugsonde navigieren anhand der ihnen übermittelten Landkarte autonom; der Rover besitzt Autoscheinwerfer und eine Zweiaugen-Stereokamera, um in beschattete Gebiete sehen zu können, die Flugsonde einen dreidimensional abbildenden
Laserscanner und ein Mikrowellen-Radar.
Quelle:
http://jdse.bit.edu.cn/sktcxb/en/article/doi/10.15982/j.issn.2096-9287.2023.20230119